Olivers Composite Organs (OCO) - 3x France

  • Hallo,

    da vor kurzem ein Forumsgast hier nach den o.g. ODF gefragt hat: Bis auf die kleine CC ist keines mehr im Download-Center verfügbar. Zum einem liegt das am Umzug des Forums, wo der Download-Bereich nicht vollständig migriert wurde, zum Anderen daran, dass ich mit den alten Sets nicht mehr voll zufrieden bin. Es gibt für einige schon fertige Nachfolger (wie die amerikanische Composit-Orgel oder die Menesterol), andere sind nur auf dem Konzeptpapier (wie eine Composite-Orgel aus Zwolle/Rotterdam). Nachdem es so schöne Sets von PG für GO gab (kurz nach meinen Basteleien wurden u.a. die Friesach, Giubiasco und Strassburg veröffentlicht), habe ich kaum noch eigene Sets gemacht oder die bestehenden weiterentwickelt. Vielleicht habe ich über Weihnachten Zeit, zumindest ein paar ODF wieder hochzuladen.

    Oliver

  • Lieber Oliver


    Ich bin erst seit kurzer Zeit im Bereich VPO, mit GO und hier im Forum unterwegs. Bin nicht mehr der Jüngste (und auch nicht der PC- oder Mac-Virtuose), habe mich aber damals als Schüler und dann zu Beginn meines Berufslebens intensiv mit dem realen Orgelbau befasst und viele Jahre mit "Orgelpflege" verbracht. Die letzten Jahre lag aus beruflichen Gründen nur noch das Musizieren auf den Orignalen drin. Zur Zeit (auch wegen des Corona-Zwangshalbarrestes in der Schweiz ) versuche ich mich in GO einzuarbeiten und den "virutellen Orgelbau" nachzuvollziehen. Inzwischen glaube ich, dass ich das "organologische Baukasten-Prinzip" für die ODF-Files so halbwegs durchschaut habe. Und ich habe in deiner OCO-Datei ausführlich Parameter "studiert". Grosses Lob für deine Arbeit. Es gab früher - wohl noch vor den grossen Midi-Zeiten aus Spargründen ja die sog. Multiplex-Orgeln, die waren aus mehreren durchgehenden Registerreihen aufgebaut bis hinauf in den 1'-Bereich und dann wurden die über elektromagnetische Ladenventile einzeln ansteuerbaren Pfeifen über einen elektromechanischen Algorithmus ("Schaltkästen") angesteuert. Und so konnte man jeweils die einzelnen Fusslagen aus der Pfeifenreihe selektiv extrahieren, allerdings zum Preis, dass es bei Doppelaufrufen der selben Pfeife wie im Koppelmodus halt "Löcher" gibt, da dann nicht zwei Pfeifen gleichzeitig angesteuert werden ... Du machst das ja mit deinen Registerdefinitionen genau nach diesem Prinzip (und fügst am Ende wenn die hohen Lagen fehlen einfach inherent logisch eine Oktav-Pitch-Verschiebung dazu). Danke für deine Inspiration. Man sieht natürlich auch mit einem Augenzwinkern, dass du neue Register "intonierst", indem du sie über den AmplitudeLevel ein wenig "in die Ferne rückst" - schmunzel :)

    Orgelbauer oder auch Restauratoren verwenden ja oft auch "Recycling-Register" entweder aus abgebauten oder als historischen Teilbestand bei Neubauten. So findet man ja oft noch z. B. einige einigermassen original erhaltene Walcker-Orgel-Register in grossen Orgeln (wie z. B. die in St. Michael in Schwäbisch Hall, wo die erhaltenen Registerreste der ursprünglichen Orgel bewusst wieder weiterverwendet wurden.

    Ich freue mich also über deine Arbeit, die man erst richtig wertschätzen kann, wenn man selbst an und mit den ODFs gearbeitet hat ... Gleichzeitig bedauere ich aber auch, dass die oben erwähnten anderen ODFs nicht mehr im Download-Bereich des Forums verfügbar sind. Daher erlaube ich mir die Frage, ob man auf die auf kollegialer Ebene (zumindest als Studier-Referenzen) noch irgendwie zugreifen könnte. Das Giga-Set von Michael erscheint mir dabei in der Handhabung fast zu gigantisch. Es ist zwar eine tolle Sammlung, wenn man alle Samples auf einem Tableau hat, aber die "Intonation" (siehe oben, Lautstärke und teils die Stimmung könnten darin noch etwas mehr eingepflegt werden. Das ist aber jetzt auf keinen Fall ein Vorwurf - sondern eher ein Angebot, ob man da in Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung nicht noch etwas auf die Beine stellen wollte. Das "Programmieren" erscheint ja nicht so kompliziert, erfordert (genau wie im realen Orgelbau) einfach sture repetitive Präzision und Eselsgeduld oder "Schablonen" (digital vielleicht "Parameter-Tools" ?) als Hilfsmittel. Du erwähnst Excel als Hilfsmittel. Ich bin da ganz offen neugierig und würde da durchaus von dir gerne als bereits nachgewiesenermassen erfahrenem OCO-Bauer noch mehr lernen ... Z. B. ob es eine Art Handbuch (also "Manual" also Infoquelle) gibt, in dem die GO-Befehle bzw. Parameterdefinitionen oder deren Syntax erläutert ist bzw. alle, die es gibt als Katalog aufgeführt sind (die meisten sind zwar fast selbsterklärend, aber manchmal gibt es noch schlaue Tricks dazu im Hintergrund, die man übersieht.)

    Also nochmals ein Kompliment und vielen Dank für die bisher geleistete Entwicklungs- und Vernetzungsarbeit auf eurem MPS-Forum. Als Newcomer im Feld und als Novize wertschätze ich dies ausdrücklich!

    LG Matthias

  • Gleichzeitig bedauere ich aber auch, dass die oben erwähnten anderen ODFs nicht mehr im Download-Bereich des Forums verfügbar sind. Daher erlaube ich mir die Frage, ob man auf die auf kollegialer Ebene (zumindest als Studier-Referenzen) noch irgendwie zugreifen könnte.

    Hallo Matthias,

    danke für deine freundliche Anfrage. Ich kann gern noch ein paar ODFs hochladen, allerdings wirklich nicht mehr die allerersten Gehversuche, die damals in der Euphorie, die grundlegende Technik verstanden zu haben, entstanden waren. Zwischenzeitlich sind bei mir auf dem Orgel-PC ein paar gekaufte Sets und viele deutlich in sich stimmigere Sets von PG dazugekommen, daher spiele ich die Sets "der ersten Stunde" (mit Ausname der Caen) nicht mehr und weiß auch nicht, ob die noch laufen würden. Aber ich hätte da als Studienobjekte für dich und ggf. weitere Interessierte vier andere ODF im Sinn: Je eine Erweiterung der Dom Bedos und St. Omer Demo, eine Kombi aus Zwolle/Rotterdam und eine Kombi aus Casavant/Rosales/Reuters. Schaffe ich vielleicht noch vor Ostern...

    Du erwähnst Excel als Hilfsmittel. Ich bin da ganz offen neugierig und würde da durchaus von dir gerne als bereits nachgewiesenermassen erfahrenem OCO-Bauer noch mehr lernen ... Z. B. ob es eine Art Handbuch (also "Manual" also Infoquelle) gibt, in dem die GO-Befehle bzw. Parameterdefinitionen oder deren Syntax erläutert ist bzw. alle, die es gibt als Katalog aufgeführt sind (die meisten sind zwar fast selbsterklärend, aber manchmal gibt es noch schlaue Tricks dazu im Hintergrund, die man übersieht.)

    Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich meine Arbeitsweise und Werkzeuge darstellen kann. Die oben genannten Sets basieren ja alle auf dem gleichen Grundmodell. Seit der AVO Aeolian habe ich das Modell und die zugehörigen Excel-Werkzeuge erweitert. Ich kann das schon hochladen, ich befürchte nur, dass das nicht wirklich selbsterklärend ist - ich müsste also sinnvollerweise noch eine Anleitung schreiben.

    Hinzu kommt dass ich vor einiger Zeit mal das Tool jMakeODF von Sourceforge.net runtergeladen habe und das gern zu Laufen kriegen würde, weil mit die größte Schwierigkeit darin besteht, die wav-Dateien richtig abzubilden. Linux legt Wert auf Groß-/Kleinschreibung und Jiri Zurek von SP ist leider auch bei neuen Sets sehr kreativ Groß- und Kleinbuchstaben selbst beim selben Register durcheinanderzuschmeißen. Es wäre so einfach, die Dateinamen umzubenennen, aber das ist eine meiner (von Mike) übernommenen ehernen Regeln, an den Ausgangsdateien nichts zu verändern.

    So, lange Rede kurzer Sinn: Ich werde demnächst einen Thread eröffnen, in dem ich eine Kurzbeschreibung meiner Methodik gebe und meine Excel-Dateien für ein möglichst durchgängiges Beispiel beifüge (wahrscheinlich eines der o.g. Sets). Es würde mich wirlich freuen, wenn hier im Forum mehr GO-ODFs erscheinen würden, die über die reine 1:1 Abbildung eines Demo-Sets hinausgingen. Ich spiele zwar auch (Hauptwerk-)Demos z. B. von LA, aber da muss man mit den (Standard Hauptwerk-)Koppeln manchmal schon sehr tricksen, um da einen vernünftigen Sound hinzubekommen. Ein paar Registerdopplungen hier, ein paar Tonextensionen da, dann wäre das gleich viel einfacher.

    Und ich habe auch nichts dagegen, wenn ich Optimierungen meiner angefangenen Sets sehen würde. Gerade die Intonation ist nicht leicht, bei mir klingt das über Lautsprecher anders als über Kopfhörer und von daher stecke ich nicht mehr Arbeit in die ODF rein als nötig (genau wie in die Oberflächen), da wäre sicher noch manches rauszuholen.

    Deine Frage nach Literatur ist aber schnell beantwortet. Es gibt das GO-Manual auf https://sourceforge.net/projects/ourorgan/files/GrandOrgue/ , wo alle Parameter einer ODF genau beschrieben werden und einen kleinen Guide für Beginner (kann den irgendwie nicht verlinken, suche in Google mal nach "GrandOrgue Architecture for Sample-set Designers"). Mehr habe ich außer an den diversen Stellen hier in den Forumsdiskussionen nie gesehen.

    Gruß, Oliver

  • Super, Oliver und danke für Dein Verständnis. Ich mag mich erinnern, als wir vor etwa 40 Jahren den wissenschaftlichen Textsatz mit LaTeX mit den zeilenweisen Formatierbefehlen exerziert haben, um vor allem die Formeln und Integrale für Physiker (und Akustiker :) ) in den Griff zu kriegen. Damals musste man dann immer das ganze Dokument kompilieren, um auf dem Bildschirm das Ergebnis sichtbar zu machen (und das Fehler-Log präsentiert zu kriegen ...) Teilweise brauchte das mehr als eine Kaffepausenlänge. Heute gibt es dazu schöne Makros mit Graphikinterfaces wo alles mehr oder weniger intuitiv gehandhabt werden kann.

    Irgendwie träume auch für GO ich von einer Art Editor wo man die GO-ODFs drin "portionenweise" bearbeiten können würde, also z. B. die Console designen (ohne dass man dann jeweils das komplette Set aufladen muss... und das alles dann sektionsweise ins Master-Dokument einbinden. Der Forman-Organ-Builder gibt ja da wenigstens ein Minimum an Struktur, ist aber in der Praxis insbesondere dann beim Importieren von Registersets mit Reverb oder Mehrkanal-Wiedergabe einfach zu wenig flexibel.

    Man operiert im original ODF ja praktisch "am offenen Herzen" ein einziges falsches Zeichen im txt-Editor und man braucht erst mal ganz viiieel Selbsttoleranz ...

    Wir sind in der Szene halt vielleicht (zu) viele Musiker und Orgel-/Kunstliebhaber und evtl. zu wenige "Software-Ingenieure", die die Bedürfnisse für den Digitalen Orgelbau für die nicht ganz so IT-affine Klientel in praktische Tools umsetzen könnten. Die Aufgabenstellung wäre ja (nach meiner bescheidenen Einschätzung) noch überschaubar um eine etwas mehr interaktive GUI für eine n x m Matrix (Spieltisch + "Mechanik") auf dem GO-Code in Makros zu bündeln (kann mich täuschen, aber auch ein Heuss-Setzerkasten für eine 5-Manualige funktioniert nach einer irgendwie doch überschaubaren inneren Logik ...)

    Freue mich, wenn wir uns dann noch etwas näher kennenlernen können und unsere allenfalls komplementären Erfahrungen zusammenführen können.

    Bis demnächst wieder, muss/darf heute arbeiten...

    Passst auf euch auf, LG Matthias

  • und einen kleinen Guide für Beginner (kann den irgendwie nicht verlinken, suche in Google mal nach "GrandOrgue Architecture for Sample-set Designers").

    VIELEN DANK! Zuletzt entlich! Ich verstehe nicht warum ich dieses Dokument nur jetzt hier finde... (und auch jetzt nicht ohne umweg über Google). Was kunnen wir machen um dieses Dokument mehr bekannt zu machen? Vielleicht ein Kopie im Filebase?

    Oder wenigstens fest im Forum, einfach (nein, nicht) so:

    https://sourceforge.net/p/ourorgan/wik…gningSamplesets

    [Funktioniert leider nicht... %20 sollte Leerzeichen sein, wie macht man dass?]

    Vielleicht könnte man dieses Dokument als wiki zugänglich machen? Ich möchte z.B. Info für macOS Benützer hinzufügen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sjoerd (6. April 2020 um 23:11)

  • Ja, auch von mir einen Dank an Oliver für die Quellenangabe! Für Einsteiger sind beide Dokumente nützliche Arbeitshilfen und eine Basisreferenz, die man mit ein wenig Erfahrung bzw. Übung im Lesen und Editieren aber dann bald nicht mehr für jeden Handgriff braucht... Für die Novizen ist der sourceforge-Info-Urwald halt am Anfang doch etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wir bleiben dran, auch mit der Suche von programmierbegabten Orgel-Enthusiasten, die uns mit ihren Fähigkeiten unterstützen.


    Viele Grüsse in diese Karwoche, Matthias