• Hallo liebes Forum,

    ich bin neu angemeldet, aber doch schon eine Weile in diesem Forum als Gast unterwegs. Ich spiele seit ca. 25 Jahre Orgel und mache jetzt auch eine C-Ausbildung. Für ein paar Jahre nannte ich eine Ahlborn DS26 mein Eigen. Mein Bruder kam schon vor vielen Jahren auf die Idee vorhandene Spieltische zu midifizieren. Wir sind beide als Elektroingenieure unterwegs, nur leider ist bis heute mit besagtem Spieltisch nichts passiert. Auch wohnen wir jetzt ganz woanders als früher :) Als ich nun meine Üborgel abgeben musste, kam die Idee selbst eine Midi - Variante umzusetzen. Durch so einige Anschaffungen war natürlich nie viel Geld dafür da. Daher erfolgte alles Staffelweise und in kleinen Bauabschnitten.

    Begonnen habe ich mit einem gebrauchten 61 Tasten Midikeyboard und GrandOrgue. Schnell wurde klar, dass dies völlig unzureichend ist, um die C-Ausbildung zu bestehen und ordentlich zu wüben- fehlte doch völlig das Pedal.

    Ich besorgte mir also einen Manualblock





    Wie man also sehen kann, ist der Block vollkommen nackt und keinerlei Elektronik war vorhanden und es galt nun sich ordentlich Gedanken zum Midifizieren zu machen.

    Eigentlich gab es nur eine Variante, die mir gefallen hat:
    Magnet + Hallsensoren + Midicontroller

    Man mag nun glauben, dass man als Ingenieur wohl so einiges können möge. Aber leider habe ich außer meinem Studium keinen Handwerklichen Beruf erlernt und muss, wie in vielen Dingen auch (Autoschrauben, Möbelbau, uvm.) erst lernen das gestellte Ziel zu erreichen. Manchmal fehlte schlicht das Werkzeug oder die Erfahrung, welches denn gut sei.

    Wie es also weiter geht, schreibe ich im nächsten Post.


    Grüße
    Gert

  • Hallo Gert,
    das ist ja wieder mal ein schönes Projekt wo es spannend wird, mitzulesen. Ich selbst habe damals so ein Projekt begonnen. Meisterschule und der Umstand daß wir bald zu dritt sein würden ließen aber kaum noch Zeit sodaß ich den Beginn meines Projektes an Dulzian weitergegeben habe.

    Ich freue mich auf deine Geschichte...

    LG
    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gert,

    Herzlich :-welcome: im MPS-Forum. Hier bist Du genau richtig. Hier gibt es so einige Schrauber und Säger mit zwei rechten und auch mit zwei linken Händen. :D
    Einige Ingenieure sind auch dabei (inkl. mir) und sogar einige die richtig gut Orgel spielen (außer ich) :D

    Also jedenfalls sind wir alle an Deinem Projekt interessiert und wollen Dir helfen.

    Gruß Michael

  • Hallo liebes Forum,

    Zunächst einmal möchte ich gleich sagen, dass ich aus der Vergangenheit heraus schreibe. Der Spieltisch an sich steht bereits und kann auch schon in großen Teilen bespielt werden. Ich dachte aber, ich schreibe einfach mal in mehreren Artikeln, wie mit viel Mühe und Arbeit (auch für jemanden ohne viel Ahnung) vielleicht ein vernünftiges Ergebnis herauskommen kann. Doch der Reihe nach.

    Nachdem ich den Block erhielt, habe ich natürlich erstmal hier im Forum gelesen. Da mein Block noch überhaupt keine druckpunktsimulation hatte, entschied ich mich auch dafür, die Magnet Variante bei mir zu probieren. Vorher bestellte ich allerdings noch die MIDI Elektronik. Das tat ich bei Günther Pausch. Er stellte mir einfach Hall Sensoren und auch einige Magnete bei, von denen einige in Größe und Formen denen ähnelten, welche hier im Forum für die Druckpunktsimulation beschrieben worden sind. Diese erschienen mir jedoch bei ersten Tests als viel zu schwach und ich bestellte in der Bucht stärkere. Das sollte sich noch auf mehrere Art und Weise rächen.

    Ich begann also damit den Spieltisch auseinanderzunehmen, jede Taste an zu bohren und mit einem Magneten auszustatten. Diesen positionierte ich im hinteren Bereich. Als Gegenstück Günther eine Holzleiste, welche ich unter dass man nur eingeschraubt habe. Und jede Position eines Magneten montierte ich eine Einstellschraube als Gegenstück. Der resultierende maximale Druckpunkt war so stark, dass man meinen könnte man hätte drei Manuale und super koppeln auf ein Manuale gelegt. Ein positiver Nebeneffekt ist allerdings, dass man den Druckpunkt relativ genau einstellen kann. Ein weiterer Nachteil allerdings ist auch, das wenn nicht auf die Ausrichtung geachtet wurde, sich die Tasten gegenseitig beeinflussten. Bei einem C dur Akkord in Grundstellung gefolgt von einem quartsextakkord F-Dur und wieder zurück, lieben schon mal einige Tasten liegen. Das fiel natürlich nicht sofort auf und bewirkte extreme nach Arbeit Wochen später. An vielen Stellen musste ich Betroffene Tasten wieder rausnehmen, den Magnet entfernen und drehen.

    Nachdem du das erste Manualen mit der Druckpunkt Simulation ausgestattet war, begann ich mit der midifizierung. Auch da stieß ich auf viele Probleme, die das Projekt für viele Monate zum Erliegen brachten. Bei Günter Pausch bestellte ich auch die vorgefertigten Platinen für die Magnetfeldsensoren. Natürlich hatte ich auch einen Lötkolben. Dieser war aber eher schlechter Qualität und war bereits nach 10 bis 20 Vorgänger nicht mehr zu gebrauchen. Das Resultat waren schlechte Lötverbindungen, kaputte Sensoren und vieles mehr. Hier lohnt sich wirklich ein professionelles Gerät von Weller.

    Natürlich positionierte ich die Sensoren zunächst so wie von Pausch und einigen Foren Mitgliedern hier angegeben. Der Sensorkopf hatte ca 1,5 cm Abstand zur Platine. Das sollte sich noch als Fehler herausstellen. Ich für meinen Teil kam zumindest nicht mit der Positionierung der Sensoren zurecht. Auch das abkanten der Beine gelang mir überhaupt nicht. Letztlich erhielt ich ein Manual, bei dem keine Taste vernünftig funktioniert. Entweder prellen die Tasten extrem stark oder es wurden mehrere Tasten ausgelöst. Das ganze Manual war im Prinzip überhaupt nicht nutzbar. In vielen Arbeitsstunden versuchte ich einen Fehler nach dem Anderen zu beheben, gab aber letztlich völlig entnervt auf. Das Projekt ruhte im Prinzip bis August.

    In der Zwischenzeit bin ich auch Vater geworden und hatte überhaupt keine Gedanken an die Orgel. Ich konnte alles im Zirkus irgendwie bewältigen kam aber mit dem Üben nicht wirklich voran.


    Viele Grüße
    Gert

  • Hallo liebes Forum.

    Ich konnte irgendwie meinen letzten Artikel nicht so stehen lassen und möchte daher doch noch schreiben, wie es weiterging. In der Zwischenzeit übte ich ja nur mit einem simplen Midi Keyboard. Auch meine Tochter fand daran gefallen.


    Helena an der "Orgel" :)

    Irgendwann kam mir der glorreiche Einfall, die Sensoren nicht mit Beinchen zu positionieren, sondern die Position fix auf einer neuen Platine zu halten. Diese Platine sollte dann als Ganzes an die Tasten heran gebracht werden. Jetzt stand ich vor der Wahl wieder neue Hall Platinen zu kaufen oder mir etwas anderes auszudenken. Wie bereits eingangs erwähnt habe ich leider keine Elektroniker Ausbildung vor dem Studium genossen und so etwas wie Raster Platinen war mir völlig unbekannt. Als mir dann jemand den Tipp gehabt doch diese zu verwenden, war mein Schrauber Geist wieder geweckt.

    Das Montageprinzip fiel mir nun wie Schuppen von den Augen. Es müssten sich doch problemlos mehrere Raster Platinen anfertigen lassen. Diese wollte ich dann miteinander verbinden und auf eine Holzschiene montieren. Dazu suchte ich mir noch die geeignete Verbindungstechnik. Ein Tag nach Bestellung trudelten die Platinen dann auch bei mir ein. Mit einem Platinen Schneider von der Arbeit fertigte ich mir die Stückchen maßgerecht an. Die Rasterplatinen hatten einseitig durchkontaktierte Linien, so dass ich nur bei den Signal Kontakten auftrennen musste. Jede Platine bekam noch mehrere 3 Millimeter Löcher zur Montage auf der Holzleiste.


    rechte Seite des Manuals

    <img src="https://image.ibb.co/fqvhkm/IMG_20170919_WA0012.jpg" alt="IMG 20170919 WA0012" border="0" />

    Manual komplett

    Mit dem Filzstift markierte ich mir nun die Mitte der Tasten auf den Platinen und begann die Sensoren zu positionieren. Diese lagen nun direkt auf der rasterplatine auf und waren nicht mehr verschiebbar. Das war auch überhaupt kein Problem, da es mir am Ende einfacher erschien, die Position des Signal Magneten an der Taste zu verändern. Für das Fertigen alle Platinen, das komplette Verlöten, das Auftrennen, Abschneiden und letztlich auch für das gesamte Testen brauchte ich insgesamt ca 50 Stunden. Diese Technik funktioniert aber wirklich gut und man erhält ein wirklich gutes Ergebnis.

    In dieser Zeit rechne ich natürlich auch noch mit ein, wie ich die MIDI Elektronik positionieren wollte. Ich entschied mich dazu, diese immer mit an das Manual zu montieren. Erstens hatte ich keine langen Verbindungskabel und auch der untere Aufbau im Spieltisch war noch nicht völlig klar. Eine wesentliche Zielstellung war es aber immer, das der Block komplett entnehmbar sein sollte. Hätte ich die midi Elektronik also in einem separaten Schaltschrank, wäre das nicht ganz so einfach zu realisieren.

    Auf jeden Fall habe ich eine ganze Menge gelernt und mit der Zeit kam auch einiges an Routine in der Fertigung hinzu. An der Stelle möchte ich wirklich noch einmal betonen, wie sinnvoll ein ordentlicher Lötkolben ist. Ich hatte mir einen von der Arbeit ausgeliehen. Ich denke aber dass ich mir noch einen neuen von Weller kaufen werde.

    Vielleicht zum Abschluss noch ein ganz anderes Thema. Was nützt ein Manuale Block mit drei Manualen, wenn nichts für die Füße da ist? Im August bin ich durch Zufall über eine Anzeige gestolpert, in der ein midifiziertes Pedal angeboten wurde. Für nur 290 € erhielt ich ein für meine Begriffe ordentliches Pedal und eine Bank. Die Tast Signale wurden hier aber nicht über Hall-Sensoren sondern tatsächlich über angeschraubte Taster hergestellt. Die MIDI Elektronik stammte von der Firma Doepfer Musikelektronik. Nach kurzer Zeit stellte sich aber schon ein entscheidender Nachteil heraus. Die Kontakt Fahnen waren bereits nach wenigen Spielen schon so weit unten, dass man die Pedal Taste komplett durchdrücken musste, um einen Ton zu erzeugen. Das Problem habe ich aber kurzerhand gelöst, indem ich kleine Holzplättchen unter die Taste geklebt habe.

    Anbei noch einige Fotos und ein erstes Testvideo.


    Testvideo


    Ich hoffe ich habe bald wieder Zeit, weitere Artikel zu schreiben.

    Viele Grüße Gert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Gert,

    Zitat

    Original geschrieben von gert2230

    Wie kann man eigentlich ordentlich Bilder einfügen?

    Der BBCode funktioniert bei einigen und bei einigen Bilder wieder nicht ?! Bin verwirrt.


    Die Bilder sollten nicht breiter als 600 Pixel und nicht höher als 1100 Pixel sein. Eigentlich sollte die Forensoftware das automatisch verkleinern, aber das klappt irgendwie oft nicht. Die URL des Bildes sollte nur innerhalb des IMG Tags eingetragen sein und nicht zusätzlich in einem URL-Tag.


    Aber alle Achtung - da hast Du ja was ganz Schönes hin bekommen nach all den Schwierigkeiten die dabei aufgetreten sind. Dass es bei der Midifizierung eines Manuals so viele Stolperfallen gibt, war mir auch nicht so bewusst. Bisher habe ich nur ein Pedal mittels Reed-Kontakten midifiziert. Dass ging durch die großen Tastenabstände doch recht problemlos. Ich habe noch einen Manualblock rumliegen, an dem ich das auch irgendwann durchexerzieren will, wenn ich mehr Zeit habe. Im Moment kann ich aber mir den Fatar-Klaviaturen leben.

    Da bin ich mal gespannt, wie Deine Geschichte noch weiter ging.

    Viele Grüße Michael