Organteq ist auf dem Markt

  • Hallo,

    es kommt ein neuer Spieler aufs Feld der virtuellen Orgel: mit der eben erschienenen Version 1.0 hat Organteq kurz vor dem vermuteten Launch von Hauptwerk V die musikalische Bühne betreten. Ich habe mir eben mal die Testversion geladen und bin wirklich beeindruckt, was aus der eher bescheiden klingenden Alpha-Version für eine ausgewachsenen Orgel geworden ist. In Anlehnung an Cavailleé-Col gestaltet, präsentiert sich ein Instrument, das in Version 1.0 20 Register auf drei Manualen und Pedal anbietet.

    Klanglich finde ich wirklich erstaunlich, was Modartt d auf die Beine gestellt hat. Ich bin gespannt, wie sich die Software weiterentwickelt. Wenn es sich an die Software Pianoteq anlehnt, gibt es ja vielleicht einmal eine Silbermann oder eine Arp-Schnitger :).

    Ich finde es lohnt sich, die Entwicklung im Auge zu behalten. Und wenn man sich die Preise für Hauptwerk und die Samplesets ansieht (ich weiß, der Vergleich hinkt), dann dürfte einem Testlauf eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

    Ich bin gespannt, von Euren Erfahrungen und Eindrücken zu hören. Ist Organteq für Euch eine Alternative zu GrandOrgue oder Hauptwerk?

    Herzliche Grüße

    Orgelfex

  • Also ich habe mir heute Abend mal die Demo heruntergeladen. War schnell installiert, auch ohne Anleitung zu lesen bekam ich es schnell zum Laufen und war wirklich überrascht, wie gut das Ding klingt. Der Demo-Orgel fehlen ein paar schwarze Tasten und nach 20 min. soll man restarten, aber alles andere läuft. Für eine erste Version ist erstaunlich viel dabei, man kann z.B. ein anderes Temperament einstellen (was bei einer CC-ähnlichen Orgel wohl nicht viel Sinn macht), Hall ist vielseitig einstellbar, allerdings habe ich den Tremulanten nicht gefunden. Auch nicht gefunden habe ich, wie man die Register anpassen kann, da scheint nur Lautstärke und Verstimmung möglich zu sein, aber analog zum Physis-Editor kann man da derzeit wohl nicht rumschrauben. Kann aber auch sein, dass ich beim Klicken durch die Fenster etwas übersehen habe.

    Auf jeden Fall werde ich mir das noch näher anschauen. Bis zum Wochenende gibt's 10% Rabatt auf den in meinen Augen ohnehin fairen Preis. Vielleicht sogar eine echte Alternative zu einem neuen Sample Set für HW?

  • Ich habe mir auch die Testversion geladen und installiert. Mein erster Eindruck:

    Ja, es ist erstaunlich, was man in läppischen 15 MB unterbringt. Optisch und konzeptionell recht gelungen. Bedienung intuitiv und einfach. Gelungene Umsetzung "out of the box". Ganz angenehm ist, dass man -anders als bei HW- durch dortige extreme Limitationen die SW überhaupt nicht richtig testen kann. Hier fehlen nur ein paar Töne, und nach 20 min. muss man neu starten. Sinnvolles Konzept.

    Sehr schön auch, dass das Fenster nahezu beliebig vergrößert werden kann, da kann sich gerade GO eine Scheibe von abschneiden. Wie man allerdings die Konsole "verstecken" kann und nur die Registerzüge (dafür mit voll ausgeschriebenen Namen) sieht, habe ich in der Kürze der Zeit nicht herausgefunden. Wenn es überhaupt geht. Auch suche ich noch nach dem Tremulanten.

    Klanglich kann mich das Programm aber überhaupt nicht überzeugen. Selbst die Prinzipale klingen grell und übertönt, die Mixturen unausgewogen und die Zungen sind ein Graus. Was da nach CC klingen soll, bleibt mir ein Rätsel.

    Für einen "Synthesizer" nicht schlecht, aber wer von gesampelten Klängen verwöhnt ist, der kann daran nichts Gutes finden.

    Auch wenn auf der Homepage das Produkt so beworben wird, als ob es die natürliche Evolution wäre, dass nach samples nun synthetische Klänge die neueste Entwicklung darstellen,

    Zitat

    ("New generation of physically modelled pipe organs")

    das Ergebnis kann nicht überzeugen.

    Da lade ich mir lieber Tonnen von Samples herunter (heutzutage kostet ja Downloadvolumen praktisch nichts mehr), habe dafür aber viel mehr Möglichkeiten als diese mit 20 Registern ziemlich limitierte Version.

    Fazit: insgesamt eine unausgewogene, unfertige Version, die eher Beta-Status erreicht. Einige nette Features rechtfertigen nicht den doch stolzen Preis von 249 €.

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Mach ich etwas falsch, oder ist es wirklich wahr, was meine schmerzerfüllten Ohren da hören?
    Hört sich bei mir irgendwie nach Bontempi-Orgel an. Wenn das wirklich so klingt, dann wäre es vielleicht in einem APP-Store für 1,99 besser aufgehoben.
    Aber vielleicht liegt es ja auch nur an meinem kleinen AMD-Kabini-Rechner.
    Wobei - die Demostücke sagen eigentlich schon alles aus. Hätte ich mir die Installation sparen können, auch wenn die wirklich sehr einfach geht.
    Die einfache, übersichtliche Bedienung wurde ja oben schon gelobt.
    Ich warte mal ab, ob da vielleicht noch mehr kommt.

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    Der spieltechnische Vortrag mag beim einen oder anderen Demostück beeindruckend sein, aber es kommt mir insgesamt eher so vor, als ob da Midi-Files durchrattern. Wenn ich mich aber jenseits der Orgelmusik auf den Klang der Pfeifen und eine orgelmäßige Intonation des Instruments konzentriere, dann graust es mich. So hören sich doch keine Orgelpfeifen an. Und die Intonation gleicht einem Synthesizer aus den 80er Jahren. Da hat jeder Ton den exakt selben Klangcharakter und Pegel, nur höher oder tiefer abgespielt. Auch die einzelnen Registerfarben haben kaum eine Entsprechung zum Original. Irgendwie klingt auch alles immer gleich blechern, wenn man mal mehrere Stücke mit unterschiedlicher Registrierung direkt nacheinander hört.

    Ich beziehe mich dabei auf die Demos auf der Herstellerseite und auf die Testversion, die man dort aktuell runterladen kann. Bei der Testversion fällt es dann erst mal so richtig auf, was man bei den Demos vermutet. Keine Ahnung was das für eine Versionsnummer ist. Schön finde ich es nicht, vielleicht bin ich aber auch zu sehr verwöhnt von HW/GO und guten Samplesets. Es ist halt das, was ich auch am Klang aller Digitalorgeln bisher bemängele.

    • Offizieller Beitrag

    Also wenn HW1 und die St. Annes damals so geklungen hätten, dann wäre Hauptwerk bei mir nie zum Dauerbrenner geworden. Es war gerade der große Durchbruch, dass sich das plötzlich auf dem eigenen PC als "richtige Orgel" angehört hat. Was in den folgenden Jahren dann bei HW kam, war ja nichts grundsätzlich Neues mehr, sondern nur noch weitere Verfeinerungen wie Multiloop, Multirelease, Windmodell usw.

    Sicher ist diese neue Software hier wert, weiter beobachtet zu werden. Wenn jemand die Möglichkeit findet, wo man selbst an den Klangparametern schrauben kann, dann bitte melden. Ich fürchte nur, dass es so laufen könnte wie bei allen mir bekannten modellierten Orgelklängen. Erst wird vollmundig versprochen wie realistisch alles klingen soll. Wenn dann die euphorische Phase vorbei ist und man die nüchternen Tatsachen des gleichförmigen Klangs dann hinreichend "genossen" hat, kehrt das Prinzip Hoffnung ein, dass eben nur die optimalen Klangparameter noch nicht gefunden sind, es aber keineswegs an der eingesetzten Technik liegen kann. Da die optimalen Klangparameter aber nie gefunden werden, kommt irgendwann eine neue "technische Revolution" mit einem "völlig neuen"," absolut authentischen" Syntheseverfahren und vom alten redet keiner mehr.

    Für mich ist es dann eine Konkurrenz für HW/GO, wenn es zumindest annähernd nach echter Pfeifenorgel klingt. Da sind wir hier aber noch meilenweit davon entfernt. Im Moment ein Klangbild wie es vor Jahrzehnten üblich war. Bontempi-Keyboard - allenfalls professionell gespielt. :evil:

    Gruß Michael

  • gerade diese Beispiele klingen doch grässlich! Selbst die sog. Streicher klingen so, wie man sich vor 30 Jahren eine elektronische Orgel vorgestellt hat. Kein einziges Register kann wirklich überzeugen. Natürlich ist das ein großer Fortschritt (aus dem Blickpunkt der damaligen Zeit), aber wir sind nun mal 30 Jahre weiter, und die sample-Technik ist weitaus überlegen.

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Es ist natürlich wie immer alles eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Einsatzzwecks. Wenn Organteq den Anspruch angemeldet hätte, eine Digitalorgel simulieren zu wollen, dann hätte ich gesagt, es ist schon ganz gut gelungen. Aber das Produkt wird ja auf der Webseite klanglich als Simulation einer Pfeifenorgel präsentiert. Dafür überzeugt es mich persönlich überhaupt nicht. Es mit Hauptwerk und der aktuellen Sampletechnik vergleichen zu wollen, finde ich dann schon etwas vermessen. Aber wie gesagt, was nicht ist kann ja vielleicht noch werden.

    Einige hochpreisige Digitalorgeln zeigen ja, dass in der synthetischen Modellierung von Orgelklängen mit Sicherheit noch viel Potenzial steckt. Die derzeitige Sampletechnik ist ja bei weitem auch noch nicht das Gelbe vom Ei, besonders wenn solche großen Samplesets im Tutti gespielt werden, dann graust es mich auch meistens. Das liegt wohl an der Aufsummierung der Hallfahnen der einzelnen Pfeifensamples. Trockene Samples mit gutem Faltungshall abgespielt klingen in dem Punkt viel transparenter. Kleine Samplesets klingen da einfach bisher viel authentischer, sogar auf iPad und Co.

    Wer weiß, vielleicht liegt ja der goldene Wurf irgendwann auch in einer Mischform aus Sampletechnik und Modellierung. Die reale Pfeifenorgel ist für mich derzeit noch nicht wirklich ersetzbar. Aber muss man das überhaupt?

  • Aber muss man das überhaupt?

    Nö. Im Gegenteil, ich finde die klanglichen Möglichkeiten - egal ob nun gesampelt oder synthetisiert - einfach gut. Ich sehe die Digitale Orgel da auch eher wie E-Piano oder Hammond Orgel, die mit ihrem eigenen, charakteristischen Sound herausstechen. Mal sehen, wann es die ersten Musikstücke für Digitalorgel gibt. Und, ääh, wann der erste Organist mal den Verzerrer hinter die Digitalorgel klemmt :D

    Ansonsten ist es natürlich auch - für Organist wie Publikum - eine interessante Erfahrung mal ein Konzert in einem Raum zu erleben, der gerade mal so groß ist wie die Orgel, die da aus dem Tablet kommt.

    • Offizieller Beitrag

    ... wann der erste Organist mal den Verzerrer hinter die Digitalorgel klemmt :D

    :):S:) warum gibt es eigentlich noch keinen Verzerrer für die Pfeifenorgel? :S:):S
    Oder doch?
    Da bin ich zufällig erst gestern drübergestolpert:


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  • Die reale Pfeifenorgel ist für mich derzeit noch nicht wirklich ersetzbar. Aber muss man das überhaupt?

    Muss man wohl nicht.

    So wie ich die Sache einschätze, und wie diese Art der Orgel auch im Wesentlichen verwendet wird, ist es doch für die meisten von uns ein Ersatz. Um eben (mehrere/beliebige) Orgeln im heimischen Wohnzimmer spielen zu können.

    Oder gibt es viele hier, die sich so ein Ding tatsächlich in die Kirche stellen würden. Ich meine jetzt eine richtige Kirche und nicht eine Friedhofskapelle.

    Hierunda male in george liste in evoltat