Bestes barockes Sampleset

  • Hallo,

    Ganz recht, Ebi, was Deine Aussage zur Rosales-Orgel in Portland betrifft.

    Ich gehe noch einen Schritt weiter: Die Ausgangsfrage von vpo ist im Grunde nicht beantwortbar, weil es die ideale Barockorgel nicht gibt, auf der das gesamte Spektrum der Musik von ca. 1600 bis 1700 in gleicher Weise darstellbar wäre. Denn es haben sich innerhalb der Orgellandschaften Europas in einer Wechselwirkung zwischen Komponisten und Orgelbauern verschiedene Bautypen entwickelt. Die norddeutsche Orgelschule von Sweelinck über Scheidemann bis Buxtehude und Bruhns hat ein anderes Orgelideal als wieder Mitteldeutschland mit Gottfried Silbermann, Zacharias Hildebrandt oder Trost. Für den Norden ist das Sample der Klapmeyer-Orgel in Altenbruch mein Favorit. Und wieder der süddeutsche Raum (zu dem im weiteren Sinne auch Böhmen und Österreich zählt): da klingen bei Musik von G. Muffat oder Froberger etwa die Orgel der Tayn-Kirche Prag oder Holzhey-Weissenau am besten. Für die Interpretation der älteren französischen Orgelmusik verwende ich das Set der Silbermann-Orgel von Wasselone. Arlesheim war mir bisher zu teuer; aber wahrscheinlich sind die größeren Instrumente von Johann Andreas Silbermann wie Arlesheim oder (mit Einschränkungen) Ebersmünster stilistisch am breitesten verwendbar, wie etwa die Zehnder-Aufnahmen von Arlesheim zeigen. Und wer Gefallen an barocker Orgelmusik aus Spanien oder Portugal hat, kommt an sepziellen Sets von Orgeln dieser Zeit nicht vorbei; ich verwende dafür die Orgeln von Frechilla und Palme de Mallorca, St. Auguste. Fur die italienische Musik vom 17. bis zum 19. Jahrhundert liebe ich die Antegnati-Orgel in Brescia, das Set Greccio oder - ein besonderer Tip - das von Tarcisio Ferrari gesampelte Instrument von Bellinzona:

    http://antegnati.com/

    Ich setze daher mehr auf verschiedene Sets mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis; mehr als 300 € pro Set habe ich noch nicht ausgegeben.

    Wer alles einigermaßen gleich gut spielen will, greift am besten zu einer recht neuen großen Universalorgel, wie sie bei Sonusparadise etwa Billerbeck oder Casavant - oder eben Rosales - zu haben sind.

    Einen guten Überblick über die Landschaft geben die folgenden beiden Links:

    http://www.johnboersma.nl/

    http://g.lefranc.pagesperso-orange.fr/WANADOO.WEB/orgues/orgues.html

    Beste Grüße und gute Entscheidungen,

    Willi

    • Offizieller Beitrag

    Ich lade mir zum Test das Set und die ODF von der Orgel Strassburg von Piotr Grabowski herunter.

    Mal hören, wie die klingt. Vielleicht reicht das bis zur größeren Barockorgel. Hat jemand von euch Erfahrungen mit den Sets von Silbermannorgeln aus Rötha und Großhartmansdorf?

    Sind zwar klein. Ich kenne den Klang von den 21 Schallplatten Silbermannorgel.

    Gruß Rainer

  • Um noch Mal auf "altbarocke" Sets zurückzukommen, ich mag ja die Holzhey von Prospectum sehr gern. Mit ein paar Tweaks nicht nur für Deutsch-Barock geeignet, sondern auch für Französisch-Barock. Ich hatte diesen Bericht http://www.contrebombarde.com/concerthall/ho…dified/limit/10 samt Musikbeispielen "verschlungen" und habe den Kauf nie bereut.

    Aber auch das beste Set kann nicht alles perfekt, bei italienischen und spanischen Stücken nehme ich doch lieber landestypische Sample Sets. Das ist ja das schöne an HW, statt einer großen Universalorgel, die man sich als Dienstorgel im echten Leben wünschen würde, kann man viele kleine maßgeschneiderte Sets einsetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke auch, dass es nicht die Eine Barockorgel gibt. Würde selbst auch Äpfel und Birnen essen und mich dann für eine Geschmacksrichtung entscheiden.

    Es gibt mitunter schon markante Unterschiede, die sich durch das Stilempfinden einiger Landkreise unterscheiden.

    Z.B. G. Silbermann in Sachsen und Andreas Silbermann, der schon viel französischen Charakter mit eingebaut hat.

    Wenn hier jedes Mitglied, dass eine Barockorgel besitzt, die eigenen Erfahrungen mit dem Set beschreibt, kann man diese mit den eigenen Erfahrungen und Vorlieben abgleichen, sich Klangbeispiele gezielt anhören und sich dann zunächst ein Set in der Hoffnung auf Erfüllung eigener Ansprüche anschaffen.

    Im Forum existieren ja auch schon Hinweise darauf.

    Gruß vom Barocksucher Rainer

  • Jetzt sind wir schon wieder mal vom Thema abgekommen...:thumbdown:

    Ich möchte das Set der Orgel von Weissenau etwas in Schutz nehmen. Ich habe es zwar (noch) nicht auf meinem Rechner, aber die verschiedenen Demos abgehört und beim Einsatz der Mixturen keine nennenswerten Verstimmungen gehört. Der Höreindruck mag vielleicht zurückzuführen sein auf das verwendete historische Stimmungssystem. Es lohnt sich, die folgenden Webseiten nachzulesen und die Demos insbesondere auf Contrebombarde anzuhören:

    https://www.prospectum.com/index.php?lang=en&id1=2&id2=9

    https://www.prospectum.com/media/organs/w…au/infofile.pdf

    http://www.contrebombarde.com/concerthall/ho…dified/limit/10

    http://g.lefranc.pagesperso-orange.fr/WANADOO.WEB/or….html#Weissenau

    Besten Gruß,

    regerfan

  • Ich verfüge von den barocken Sets nur über das Trost Set, mag aber den sehr detaillierten Klang der OAM Sets sehr gerne.

    Die Arp Schnitger Orgel in Steinkirchen verfügt auch über eine variable Hörperspektive, wenn das ein Kriterium ist...

    Für den Fall, dass man es braucht gibt es auch eine Kurze Oktave, wie sie bei Schnitger üblich ist. Die Hauptwerkintern einstellbare Kurze Oktave ist im Pedal leider ohne Fis und Gis, Bzw gleich wie in den Manualen.

    Schnitger ist vor Allem für frühbarocke Musik, wie Buxtehude, Scheidemann, Sweelinck ideal.

    Auch eine Überschaubare Disposition bietet da schon einige Möglichkeiten, da die Register sehr schön intoniert sind und man daher auch gut 4´oder auch 2´Register Solistisch einsetzen kann.

    Man muss allerdings auch anders registrieren. In Hauptwerk ist es wahrscheinlich nicht so, aber bei manchen Schnitgerorgeln kann man z.B. kein Subbass zusammen mit einer Posaune ziehen, da die Zunge sonst nicht richtig schwingt. Dafür ist die Posaune aber auch Bombastisch genug, um alleine mit einem 8´dazu das gesamte Plenum zu tragen.

    Durch den Erweiterten Compass ist Bach denke ich auch Perfekt.

    Auf contrebombarde gibt es eine Einspielung der g Moll Fantasie und Fuge von Bach, die mich davon überzeugt hat

    https://www.contrebombarde.com/concerthall/music/23579

    Das Stück lässt sich auf eine realen Schnitger Orgel (mit kurzer Oktave) nicht spielen.
    Die Demos finde ich absolut überzeugend. Den Vergleich kann ich gut machen, da ich bereits in Norden und mehrfach in Ganderkesee habe spielen können.

    Die Trost Orgel hat ein komplett anderes Klangideal.

    Ist dem orgininalen Bach Klang wahrscheinlich ziemlich nahe.

    Die Register sind Klanglich ziemlich Kammermusikalisch. (Perfekt für Triosonaten)

    Es klingt für mich wie ein Barock Enselmble, dass mit historischer Aufführngspraxis spielt.

    Die Streicher und auch viele Prinzipale sind sehr eng mensuriert.

    Der Klang ist Obertonreich und teilweise Herb

    Die Flöten hingegen sind etwas zurückhaltender als bei Schnitger.

    Auch die Zungen sind hier ziemlich zurückhaltend, lassen sich aber dementsprechend auch ganz gut mischen und dominieren nicht den gesamten Klang.

    Die Register sind sehr gut Mischbar. Man kann zum Beispiel die Doppelflöte mit der Hohlflöte und dem Vagarr im Oberwerk kombinieren und erhält den Sound einer Flute Harmonique, wie sie in deutsch-romantischen Orgeln klingt.

    Von Silbermann kenne ich bisher leider kein Instrument. Nur eins von einem seiner Schüler. Fand ich klanglich auch sehr schön.

    Wahrscheinlich ist man damit am breitesten aufgestellt, da sich auch französischer Barock ganz gut darstellen lässt.

    Allgemein kommt es mir bei barocken Orgeln wenig auf den Umfang der Disposition an.

    Daher würde ich gucken, was dich vom Klangideal, Stil der Orgel am meisten anspricht.

    Dazu würde ich auch nach Hersteller aussuchen, da diese ja auch sehr unterschiedlich Sampeln. Das ist sicher auch Geschmackssache.

    Grüße

  • Verrätst Du noch, wo man diese ODF für Go findet?

    Einen Hinweis will ich noch geben auf die J. A. Silbermann-Orgel von Guebwiller/Wasselone: 30 Register, dreimanualig:

    https://www.jeuxdorgues.com/jeux-d-orgues-…ermann/?lang=en

    http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/wasselon.htm

    im Unterschied zu G. Silbermanns Zöblitz sind die Mindestanforderungen unseres vpo-organisten damit erfüllt, aber leider kein surround...

    Darauf kann man das meiste von Bach gut darstellen neben dem französchen Repertoire der Barockzeit. Dazu gibt es auch noch eine Extended-Version von Christoph Schmitz, die aber klanglich nichts ändert und eine Darstellung auf zwei Monitoren hinzufügt:

    https://hauptwerk-organ.com/wasselonne/

    Danke und besten Gruß,

    regerfan

  • Ich weiß nicht mit welchem Temperament gespielt wurde, wenn's gleichstufig ist, dann sind da verdammt viele Missstimmungen drin.

    Mich überzeugt die Orgel leider nicht so sehr.

    Ich weiss nicht, mit welcher Stimmung das eingespielt wurde. Denke Werckmeister oder sowas.

    aufjedenfall nicht gleichstufig. Missstimmungen sind mir in der Hinsicht also nicht aufgefallen.

    Jede nichtgleichstufige Stimmung hört man natürlich bei diesem Stück besonders gut. Bzw die Auswirkungen sind stark hörbar.

    Für mich klingt es authentisch in der Hinsicht, das es den Schnitgerklang wirklich sehr originalgetreu darstellt.

    Für Bach gibt es sicherlich besseres, aber bin halt von Schnitgerorgeln umgeben und fühle mich daher zu diesen Insrumenten besonders verbunden.

  • Wow! In Norden war ich vor Jahren schon im Orgelkonzert mit T. Janssen. Eine sehr schöne Orgel. Die wird man wohl nicht sampeln dürfen :(

    Ist wirklich sehr außergewöhnlich, aber auch sehr schwer sich da zurechtzufinden. Kurze Oktave, gebrochene Oktave im HW, die Register zu den Werken ziemlich zerstreut. Man muss auch die Ventile für die Werke einzeln zuschalten. Da muss man erst herausfinden, was wozu gehört. Bzw liegen auf der Empore Zettel für Gastorganisten aus, wo alles erklärt ist. Hab den auch irgendwo zuhause noch rumliegen.

    Es gibt doch von Johannus LIVE die Norden Schnitger gesampelt. Wüsste insofern nicht, was dagegen spricht, dass in Zukunft auch ein Samplesethersteller von Hauptwerk auf die Idee kommt es zu samplen. Bei der Johannus LIVE fehlen aber meines Wissens der Zimbelstern und die Nachtigall. Habe diese auch schon bei Kisselbach gespielt. Am Original klang aber alles viel direkter und klarer. Vielleicht liegt es auch an der Eigenakustik des Kisselbach Gebäudes.

    Ich denke, am schwierigsten ist es in Norden die Räumlichkeit, und auch die verteilung der Werke darzustellen.

    Allein das Obere Manual kann 2 Werke ansteuern.

    Und was die Zuhörerperspektive angeht ist diese komplett anders, jenachdem, wo man sich im Raum befindet.

    Den Raum real zu erleben ist da denke ich ziemlich wichtig.

    Kann mir zum Beispiel auch nicht vorstellen, dass ein Fernwerk, oder Reflektor wie in der Elbphilarmonie, oder St Michaelis in Hamburg sich in einem Sampleset gut realisieren lässt. ;)

    Also mit Mehrkanalabstrahlung in einem wirklich großem Raum vielleicht, aber ansonsten kann ich mir das nur schwer vorstellen.

  • Da macht Sonus eine 12 Channel Version, in der man sich die Perspektive aussuchen kann ;)

    Da geht doch bestimmt was mit VR - und dann nicht als 12 Channel Version sondern mit IRs! Wenn man sowieso schon mal da ist kann man ja bestimmt mal den Raum mit ein paar Mikrofonen ausrüsten und für jeden Platz und diverse andere Orte ein IR aufnehmen. Die braucht man dann nur noch interpolieren, überblenden und mit einem 3D-Modell der Kirche verknüpfen. Und schon kann man sich virtuell in der Kirche bewegen.

    Als Prototypen empfehle ich dazu die Klosterkirche St. Buchardi in Halberstadt. Nur mit den Release-Samples wird es da etwas schwierig :S

  • Wow klingt wirklich interessant.

    Das mag ich auch an der Trost Orgel. So viele Möglichkeiten gibt es selten an Barock Orgeln.

    Allein schon die Vielzahl an 8´Registern.

    Ist glaube ich vom Klangideal auch ähnlich.

    Insofern brauche ich es nicht unbedingt,

    aber Prospectum ist ja auch für sehr gute Qualität bekannt. Wird also sicher ein hochwertiges Set.

    Ich bin gerade eher am überlegen mir eine Schnitger Orgel zuzulegen, wie man vielleicht schon gemerkt hat ;)

  • There is a beautiful VPO of the Norden Schnitger organ available. It is a jOrgan disposition, made by John Reimer and published early this year. It is free and the download details can be found at the Reimer Organs website at the end of the Recorded Samples page.