Erfahrungen mit UHT-Tastaturen

  • Da ich mir in diesem Jahr eine neue Hauptwerkorgel zulegen will, braucht es auch eine anständige Tastatur. Hierzu hätte ich einige Fragen an die Experten.

    - auf der UHT Hompage gibt es zwei Modelle Serie 40 und Renatus - wo liegt genau der Unterschied und welche der beiden Serien sind zu empfehlen

    - bei UHT gibt es anscheinend 5 verschiedene Parameter der Einstellung - kann man diese Einstellungen selber vornehmen oder muss das ab Werk gemacht werden. Kann ja sein, dass mit den Jahren eine andere Einstellung gewünscht wird.

    - ist der Unterschied zu Fatar Holztasten wirklich so groß wie der Preis? ich weiß schon, dass das wahrscheinlich jeder selber erfühlen und ertasten muss

    - gibt es noch andere Tastaturen und Alternativen, die erwähnenswert wären?

    LG Roglu

  • Lieber Eberhard!

    Das wäre genau mein Ding. Du hast mir ja schon einmal, nicht unlängst, einen guten Tipp bezüglich UHT gegeben. Der Aufpreis bei 3 Manualen beträgt über 9000.- Euro. Kennst du die beiden Serien von UHT? Da ich ja noch auf der Suche nach einem Gesamtpaket bin, könntest du mir - wenn es hier erlaubt ist - einen Herstellertipp geben. Nach meinen Berechnungen bin ich schon jenseits meiner Schmerzgrenze von 20000.- Euro angelangt.

    LG Roglu

  • Lieber Erberhard,

    ich befinde mich in der frühen Planungsphase einer Hauptwerk-Orgel, und zwar weniger, um möglichst schöne Orgelklänge zu produzieren (natürlich auch), sondern um zu Hause (ohne Fahrt zur Kirche, Frieren und Zeitlimit) richtig zu üben. Bei einem Freund habe ich Fatar gespielt und die Mechanik hat mich nicht überzeugt. Ich habe moderne und historische Pfeifenorgeln gespielt und kann mit dem verwaschenen Druckpunkt von FATAR nicht arbeiten.

    Nun liegt pausch-e bei mir geografisch in der Nähe, so dass ich wohl dort fertigen lassen werde. Sie würden mir UHT-Tastaturen einbauen, haben aber auch eine eigene Doppelmagnet-Tastatur im Programm. Weißt Du zufällig, wo der technische Unterschied zu den UHT liegt? Und könntest Du nochmal was zu den unterschiedlichen Serien von UHT sagen?

    Herzlichen Dank und Grüße!

    Franz

  • Hallo Franz! Vielleicht sollten wir uns einmal zusammentun um Planungsfortschritte zu vergleichen. Vielleicht könnten wir uns mit unseren Hauptwerkvorstellungen erfahrungsmäßig ergänzen. Wie weit bist du schon in deiner Planung?

    LG Roglu

  • Der Unterschied sind die längen der Tastenhebel. (Ich weiss aktuell allerdings nicht, welche welche sind.)

    Auch, wenn Tastengewichtung, Tiefgang, Druckpunkt usw gleich eingestellt sind, ist das Spielgefühl ein anderes.

    Die längeren (bei mir Manual 2) fühlen sich eher wie ein Hauptwerk an und die kürzeren (bei mir 1 und 3) etwas direkter, wie z.B. ein Positiv, Brustwerk usw.

  • UHT-Tastaturen sind unglaublich viel besser als FATAR. In meiner Gloria Excellent sind welche drin, die sind auch nach vielen Jahren immer noch perfekt.

    Was Pausch da genau hat, würde mich auch interessieren. Sehr gute Klaviaturen bietet auch Heuss an, die sind aber noch deutlich teurer als UHT, wie viel teuer weiß ich nicht, Heuss sagte aber, deutlich teurer. Die Heuss-Dinger sind auch wirklich super gut vom Spielgefühl.

    Dann gibt es noch Schwindler bzw. AWK, wo mir bislang niemand sagen kann, ob die identisch sind oder ähnlich, oder nur nach dem gleichen Prinzip.

    Meine Planung läuft eher in Richtung UHT, mal sehen.

  • - auf der UHT Hompage gibt es zwei Modelle Serie 40 und Renatus - wo liegt genau der Unterschied und welche der beiden Serien sind zu empfehlen

    - bei UHT gibt es anscheinend 5 verschiedene Parameter der Einstellung - kann man diese Einstellungen selber vornehmen oder muss das ab Werk gemacht werden. Kann ja sein, dass mit den Jahren eine andere Einstellung gewünscht wird.

    - ist der Unterschied zu Fatar Holztasten wirklich so groß wie der Preis? ich weiß schon, dass das wahrscheinlich jeder selber erfühlen und ertasten muss

    - gibt es noch andere Tastaturen und Alternativen, die erwähnenswert wären?

    Der Unterschied der Modelle Serie 40 und Renatus ist die Länge des Hebels. Je länger der Hebel, desto geringer der Unterschied des Kraftaufwandes, den man vorne und weiter hinten an der Taste aufbringen muss.

    Die Länge des Hebels ist übrigens ein erheblich Unterschied zwischen Fatar und UHT. Der Fatar-Hebel ist deutlich kürzer als der UHT-Hebel. Dazu kommt ein weiterer Effekt: die Länge der Feder. Die senkrecht eingebaute Fatar-Feder ist extrem kurz, ca. 1-2 cm. Die waagerecht angebrachte Felder der UHT-Tastaturen ist um ein Vielfaches länger (10 cm?). Das heißt, dass Längenänderungen an der Feder vollkommen andere Auswirkungen haben. Die Fatar-Feder wird beim Herunterdrücken der Taste um einen erheblich höheren Prozentsatz verlängert als die UHT-Feder. Damit ist die Druckkurve ein wenig progressiv.

    Dann der Unterschied der Kontakte. Fatar-Tastaturen funktionieren mechanisch wie einfache Fernbedienungen mit einem kleinen Graphitkern, der auf den darunter liegenden Leiterbahnen einen Kurzschluss erzeugt. Der Druckpunkt wird ebenfalls über eine kleine Gummi-Haube erzeugt. UHT-Tastaturen verwenden Hall-Sensoren, die berührungslos arbeiten und damit praktisch verschleißfrei sind. Ich musste bei meiner Fatar-Tastatur vor einiger Zeit eine Platine austauschen, weil die Kontakte nicht mehr funktionierten -- und dass obwohl ich dieses Instrument fast nie spiele. Das war eine ziemliche Fummelei.

    Zuletzt möchte ich noch einen weiteren kleinen Unterschied hinweisen: die Größe der Tasten. Eine Klaviatur mit 61 Tasten ist bei Fatar etwa 83 cm, bei UHT etwa 84 cm breit. Diesen kleinen Unterschied spüre ich bei weiten Griffen tatsächlich. Außerdem sind die (weißen) UHT-Tasten etwa 1 cm länger (13 vs. 14 cm). Die schwarzen Tasten sind ebenfalls entsprechend kürzer.

    Die beiden Tastaturen sind nur sehr schwer miteinander vergleichbar. Von außen sieht man nur eine Ansammlung von Tasten. Darunter sind die Unterschiede jedoch erheblich. Ich habe zwei Konsolen, eine mit Fatar-Tastaturen, die andere mit UHT-Tastaturen. Für mich ist die Entscheidung selbst nach vielen Jahren klar: der Aufpreis für die UHT-Tastaturen war jeden Euro wert!

    Ich möchte allerdings nicht einen Nachteil verschweigen, der manche Organisten ein wenig stört. Da der Druckpunkt bei UHT berührungslos mit Magneten erzeugt wird, hat man diesen auch auf dem "Rückweg". Mich stört's nicht, aber es gibt Leute, die das stört. Andererseits kann man den Druckpunkt durch eine andere Positionierung der Magnete einstellen (lassen).

    Ich habe keine persönliche Erfahrung mit Laukhuff-Tastaturen, die ebenfalls sehr hochwertig sein sollen und auch preislich in der UHT-Liga spielen.

    Wenn es Dir irgendwie möglich ist, solltest Du beide Versionen einmal im direkten Vergleich ausprobieren. Solltest Du in der Nähe von Berlin wohnen, bist Du bei mir herzlich willkommen.

  • Zunächst einmal möchte ich mich bei euch beiden sehr herzlich für diese, meineserachtens sehr professionelle, Beratung bedanken. Ich würde euer Angebot ja gerne in Anspruch nehmen, aber einerseits die Pandemie und andererseits die Entfernung es leider nicht zulassen. Wären die längeren (also Renatus) Tasten dann wohl die bessere Empfehlung?

    Roglu aus Österreich

  • Das scheint Standard zu sein. Habe bei meiner noch "Ahlborn Hymnus IV" auch interessenhalber nachgemessen und bin genau auf das selbe Maß von 849 mm gekommen.

    Auch Beste Grüße aus Österreich

    • Offizieller Beitrag

    Je nach Tastaturumfang sind in der BDO unterschiedliche Oktavbreiten als Norm (Empfehlung) festgesetzt:

    49 Tasten > 162 mm Oktavbreite

    51 Tasten > 163 mm Oktavbreite

    54 Tasten > 164 mm Oktavbreite

    56 Tasten > 156,36 mm Oktavbreite

    61 Tasten > 155,36 mm Oktavbreite

    Oder auch jedes andere Maß.

    Oder auch unterschiedliche Ganztonbreite zwischen C, D, E. F, G, A, H möglich

    Die Tafelbreite ergibt sich aus den jeweiligen Oktavbreiten des Tastaturumfangs des gesamten Manuals.

    Die Abgangsteilung beträgt 1/12 der jeweiligen Oktavbreite.

    Beschrieben bei Eisenschmid Orgelbau / Spieltische / Manualklaviatur

  • Sehr interessant.

    Ist die einzige Messung, die ich finden konnte. Scheint mir aber nicht ganz perfekt, da nur in 1 mm Stufen gemessen wurde und wahrscheinlich manuell. Wer das mal selber probiert, wird feststellen, dass man da ziemlich streuende Werte erhält.

    Auch ist nur eine Pfeifenorgel vermessen worden und die passt dann zufällig mit dem angebotenen Produkt am besten. Das kann natürlich stimmen, aber wir werden das mal systematisch nachmessen, wenn unsere Vorrichtung dazu fertig und validiert ist.

  • Wo und wie wir das veröffentlichen, entscheiden wir, wenn wir die Ergebnisse für abgesichert halten. Zum Glück forschen wir ja nicht an Viren und müssen jeden Tag einen neuen Status basierend auf eher mehr Unsicherheit als Erkenntnissen veröffentlichen.

    Ggf. versuche ich auch nach Vorliegen erster wissenschaftlich belastbarer Ergebnisse ein Forschungsprojekt zu beantragen, in dem dann systematisch auch echte Pfeifenorgeln untersucht werden.

  • Zur Frage Schwindler vs. AWK: die sind meines Wissens sehr ähnlich bzw. identisch und funktionieren nach dem Doppelmagnetsystem, d.h. ohne Federn - das muss man mögen. Ich kam damit nicht so gut zurecht, weil es zu knackig im Ansprechverhalten ist. Die UHT gibt es als Feder plus Magnetdruckpunkt Ausführung. Für mich das beste, was ich bisher gespielt habe. Definitiv eine andere Liga im Vergleich zu Fatar und verschleißfrei. Aber auch zu einem entsprechenden Preis.

  • Weißt du, wie das Doppelmagnetsystem funktioniert? Ein Magnet für den Druckpunkt und wo ist der andere Magnet zu finden?

    Wenn die keine Federn haben, stellt der zweite Magnet ggf. die Taste zurück? Würde mich auch sehr interessieren, allerdings bekommt man keinerlei Information und mir ist es bislang auch nicht gelungen Zugang zu diesen Tastaturen für eine Messung zu bekommen. In Italien habe ich jetzt auch nicht nachgefragt.

    Ggf. hat ja doch jemand privat nicht allzuweit von Krefeld entfernt eine solche Tastatur.

    • Offizieller Beitrag

    Fällt die ausgebaute Taste, wenn man sie am Dreh/Kipp-Punkt auf eine Kante setzt vorn herunter? Dann kann man sich vorstellen, dass der Magnet am Drehpunkt - der sich ja kaum bewegt - die Taste zurück zieht. Der äußere Magnet hält zunächst stark. Man muß ihn bei Betätigung der Taste überwinden. Anschließend lässt sie sich leichter nach unten drücken. Dann simuliert er den Druckpunkt.

    Diese Bauart hat theoretisch keinen Tastenleerlauf bis zum Einsetzen des Druckpunktes. Hier ist die komfortable Tastatur von Heuss besser. ( Ich würde sie mir wegen der komplizierten Mechanik dennoch nicht kaufen)