Ladegast, Wernigerode

    • Offizieller Beitrag

    Das Sampleset ist bereits seit einiger Zeit zum Einführungspreis bestellbar gewesen. Seit Beginn der Auslieferung in dieser Woche ist es nur noch zum regulären Preis zu erhalten.

    Die Bestellung bei OrganArtMedia ist nur via E-Mail bzw. Kontaktformular per Vorauskasse möglich. Wie bisher auch, erfolgt nach wie vor keine Lieferung über Online-Download, sondern nur per Postversand. Die Auftragsabwicklung erfolgt ausschließlich manuell. Dafür erhält der OAM-Kunde aber auch eine persönliche Bearbeitung und ggf. Beratung, sowie eine DVD in der Box mit einem umfangreichen, aufwändigen Booklet. Außerdem ist es möglich, das Set bei Nichtgefallen innerhalb einer bestimmten Frist zurückzugeben.

    Weiterhin, soll es zu einem noch nicht näher bestimmten Zeitpunkt eine Erweiterung für Surround-Klang mit höherem Hall-Anteil geben, welcher dann offenbar auch über einen integrierten Perspektivenmixer auf einem reinen Stereo-Setup genutzt werden kann. Der Preis dafür ist allerdings bisher noch unklar.

    • Offizieller Beitrag

    Gestern habe ich nun von OAM das Set auf dem Postweg erhalten und die Onlineregistrierung für den HW-Dongle wurde auch innerhalb weniger Stunden von MDA freigeschaltet.

    Die Box mit den beiden DVDs und das farbige Hochglanz-Booklet machen wieder einen sehr professionellen Eindruck. Das macht dann Spaß es in den Händen zu halten und die vielen interessanten Informationen über den Orgelbauer und die Orgel zu lesen und die Bilder anzuschauen. Ein wenig entschädigt das dann wieder für die Wartezeit gegenüber einer Onlinebestellung mit sofortigem Download.

    Die Installation geht auf einem System, das auch für Samplesets von deutlich größeren Orgeln ausgelegt ist, fast erschreckend schnell über die Bühne. Ich habe das Set mit allen maximalen Optionen und unkomprimiert installiert, dabei benötigt es ca. 10 GB RAM.

    Die Grafik ist wieder sehr gelungen mit einigen individuellen Highlights, wie z.B. die grafische Umsetzung der Fußpistons und des Schwellers.

    Zu beachten ist, dass gemäß dem Konzept von Ladegast, das Hauptmanual, welches mit Manual I bezeichnet ist, das mittlere der drei Manuale ist. Manual II ist dann das unterste und Manual III das oberste !!

    Der erste Klangeindruck ist dann ein ganz anderer, als ich ihn von der A. Silbermann Ebersmünster z.B. kannte. Ebersmünster ist extrem rund und mild im Klang. Die Ladegast wirkt dagegen eher rauh und kantig. Das hätte ich bei einer romantischen Orgel eigentlich nicht so erwartet - aber ich bin auch kein Romantik-Experte.

    Zur Abstrahlung habe ich vorerst nur meinen Kopfhörer AKG K701 benutzt, da OAM auch offenbar auf so einen Typus hin abmischt. Die Pedalregister sind allesamt recht kräftig und es war mir nicht möglich, ein geeignetes Pedalregister zu finden, das ein Trio mit zarten Solostimmen ermöglicht hätte - da bleibt wohl nur der Einsatz der Pedalkoppel ohne Verwendung eines Pedalregisters. Vor allem der Subbass ist leider wohl recht kräftig intoniert und stiehlt dem Prinzipalbass 16´ ein wenig die Show. Auch der Violon 16` hat recht kräftige Vorläufertöne und ist damit für dezenten Klangeindruck wenig geeignet.

    Die Flötenstimmen und Manual-Streicher machen allesamt einen ganz guten Eindruck, lassen aber für meine Begriffe etwas luftige Brillianz vermissen. Die Mixtur-Register empfinde ich schon etwas als aufdringlich scharf und rau, aber das kann auch mit der direkten, kurzen Aufnahmedistanz zusammenhängen und später in der Surround-Version durchaus milder herüber kommen.

    Die Clarinette 8´ mit ihren durchschlagenden Zungen ist sicher ein wesentliches Highlight dieser Orgel.

    Die 4 Register des 3. Manuals sind sehr sehr leise gehalten, was aber sicher ebenfalls zum Klangkonzept von Ladegast gehört, um den großen Dynamikumfang der romantischen Musik zu ermöglichen. Es eignet sich daher weniger z.B. als eigenständiges Werk für Triospiel.
    Die Vox Celestis erzeugt hier meiner Meinung nach zu wenig fühlbare Schwebung und die Traversflöte ist leider auch nicht allzu sehr überblasend wahrnehmbar.

    Das Plenum findet dann im Pedal auf jeden Fall genügend Gegengewicht, ist aber auch nicht mit der Strahlkraft einer guten Barockorgel zu vergleichen. Dafür lässt es sich durch die Fülle der 8-Füßer aber in vielen verschiedenen Schattierungen färben.

    Gerade der Reichtum an 8´-Registern macht natürlich eine romantische Orgel aus - und hier hat man trotz der nicht allzu großen Disposition doch viele Möglichkeiten neue Klangvariationen zu erkunden.

    Qualitativ liegt das Set sicher wieder im Qualitätsstandard von OAM und die Orgel wurde bestimmt sehr authentisch wiedergegeben - ob die Auswahl speziell dieser Ladegast-Orgel dafür die optimale war, bin ich mir im Moment nicht so ganz sicher - ich bin aber zugegebenermaßen auch kein Romantik-Orgel-Experte.

    Dies sind jetzt nur meine spontanen Eindrücke vom ersten Spiel mit dem Set. Ich werde meine Eindrücke in den kommenden Tagen versuchen zu verifizieren und ggf. zu berichtigen.

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von Mikelectric
    Zur Abstrahlung habe ich vorerst nur meinen Kopfhörer AKG K701 benutzt,....

    ...es war mir nicht möglich, ein geeignetes Pedalregister zu finden, das ein Trio mit zarten Solostimmen ermöglicht hätte - da bleibt wohl nur der Einsatz der Pedalkoppel ohne Verwendung eines Pedalregisters. Vor allem der Subbass ist leider wohl recht kräftig intoniert...

    Wenn man schon mit Kopfhörer spielt, dann sollte man doch wenigstens auch den Subwoofer ausschalten und nicht nur die Lautsprecherboxen :D
    Insofern etwas "Entwarnung" im Pedal. Verstärkt wird der Eindruck natürlich noch, wenn man das extrem leise 3. Manual versucht mit dem Pedal zu begleiten. Also auf Manual 1 und 2 und Pedal lassen sich durchaus doch auch leisere Trios darstellen.

  • Hallo Michael,

    ich wäre jetzt wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, Triospiel an der Ladegast zu betreiben - was für Stücke hast du da denn probiert?
    Mir ist nur bekannt, dass sich in der frühen Orgelbewegung Zeitgenossen Max Regers abschätzig über das deutsch-romantische Klangkonzept geäußert haben, weil eben dieses Triospiel durch die drei abgestuften Manuale ja nicht möglich ist, eingeschränkt wohl mit Ped + I + II&III-gekoppelt, aber das geht auf der Ladegast auch nicht. :/
    Ich habe die Ladegast noch nicht mit viel Literatur bespielt, ein wenig Karg-Elert (Nun danket all, Machs mit mir) und eine Reger-Romanze (op 80) sind mein derzeitiges Programm, die funktionieren ganz ok damit. Geplant hab ich noch ein Stück von Brahms, das Schmidt-Halleluja und vllt noch einen jener Engländer, die Bombarde auf contrebombarde (:D) hochgeladen hat.

    Irgendwo las ich mal, dass die Ladegast eine romantische Disposition mit einer Barocken Intonations- und Bauweise (mechanische Spieltraktur) verbindet, ist also ein Brückeninstrument, das teilweise, auch im Plenum, auch etwas rauer, durch die Nahaufnahme schärfer klingen wird als eine Sauer oder Walcker - Daher freue ich mich schon auf Doesburg :) (da kommt dann neues Motherboard+Intel 3930er + 64GB zum Werkeln im Herbst)

    Die Clarinette 8' genieße ich sehr, nur muss ich mich immer ob der Ansprache sehr ins Zeug legen, dass das rechtzeitig erklingt - da manche Pfeifen eine Spur später ansprechen als andere innerhalb der Clarinette ist das nicht so leicht.

    Grüße,
    Florian

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Florian,

    Zitat

    Original geschrieben von florianf
    ...ich wäre jetzt wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, Triospiel an der Ladegast zu betreiben - was für Stücke hast du da denn probiert?

    Ich gehe davon aus, dass wohl auch diese Orgel nicht ausschließlich nur zum Literaturspiel verwendet wird, sondern ebenso der Gemeindebegleitung dient. Deshalb habe ich einfach mal ein paar Choräle triomäßig darauf gespielt. Also für meinen Bedarf finde ich schon, dass das damit ganz gut geht. Das erste und zweite Manual sind Lautstärkemäßig nicht so weit auseinander, als dass man nicht passende Registerkombinationen für ein Trio finden könnte. Der c.f. kann ja z.B. auf dem stärkeren 1. Manual solo registriert werden und im 2. Manual die Stimme durch Hinzuziehen mehrerer Register auch noch verstärkt werden.

    Zitat

    Irgendwo las ich mal, dass die Ladegast eine romantische Disposition mit einer Barocken Intonations- und Bauweise (mechanische Spieltraktur) verbindet

    So kommt es mir auch vor - ein wenig wie nicht Fisch und nicht Fleisch. Sind eigentlich alle Ladegast-Orgeln solcher Natur? Ich weiß nach wie vor nicht so recht, was ich eigentlich auf dieser Orgel spielen soll. Für die schwierigen romantischen Literaturstücke bin ich nicht genug Profiorganist. Leichtere Stücke habe ich bisher wenig gefunden. Aber ich habe allmählich den Eindruck, dass fast jedes Stück dass ich auf dieser Ladegast spiele, ob romantisch oder barock, dann doch mit einem anderen Sampleset letztlich angenehmer klingt.

    Die Einzelregister klingen sehr schön, aber eben wirklich eher Barock. Aber über die Registermischungen bin ich irgendwie doch nicht so recht glücklich. Zunächst klingen Mischungen zwar sehr interessant, aber wenn ich dann damit wirklich ein Stück spielen will, dann geht die Natürlichkeit des Klanges irgendwie flöten. Das klingt dann im Original einfach doch ganz anders - da bin ich mir fast sicher, ohne die Orgel jemals live gespielt zu haben. Ich fürchte, dass bei einem romantischen Windladensystem Hauptwerk deutlich an die Grenzen seiner Simulationsfähigkeiten kommt. Eine Windlade mit Registerkanzellen verhält sich eben ganz anders, als eine Windlade mit Tonkanzellen - Hauptwerk kennt diesen Unterschied vermutlich nicht. Und diese Ladegast besitzt ja offenbar Kegelladen - also Registerkanzellen.

    Am Besten kommen für mich, vielleicht aufgrund der barocken Intonation, nach wie vor gerade die Trios mit Soloregistern oder nur spärlichen Mischungen herüber. Aber meinen Hilfeschrei nach Literatur zu dieser Orgel hatte ich ja schon im Unterforum "Musikalisches" losgelassen :D siehe hier

    Gruß Michael

  • Verzeih, ich dachte bei Triospiel jetzt vorrangig an die Trios wie Bach sie komponiert hat - im Prinzip müsste man den Gedanken Begleitung + Solostimme auf 2 Manualen und Pedalbass aber auf der Ladegast sehr gut umsetzen können, zum Gesangsführen beispielsweise für die Sopranstimme die Clarinette 8 nutzen, am Hauptwerk mit Fonds-Registrierung die Begleitung + Pedal; Intonation kann man ja am 3. Man säuseln :D

    Ich kenne leider als Südösterreicher keine Ladegast-Orgeln in Natura, da ich noch nie in seiner Gegend bzw. überhaupt in Deutschland war, kann also zur Intonation nichts sagen, glaube(!) es aber nicht, dass alle so waren.

    Also ich finde man sollte sich mal was von Brahms ansehen, da wurde ja auf contrebombarde schon was gepostet - das müsste ja ganz gut passen. Alternativ ein kleines, ruhiges Stück von Mendelssohn, Finale der 6. Sinfonie oder sowas, das ist nicht so schwer. Oder so Sätze wie das Andante religioso.

    Ich werde demnächst mal Regers op. 80,10 Romanze ausprobieren, die ist auch wirklich nicht schwer (vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein, weil ich sie so gerne spielen mag :D ), und klingt auf der 1904 Sauer auf contrebombarde wunderschön - mal probieren, wie man das mit der Ladegast angehen könnte..

    • Offizieller Beitrag

    Danke für Deine Literaturtipps - einige Reger und Karg-Elert Stückchen habe ich jetzt ausfindig gemacht, die mir einigermaßen spielbar sind. Darunter auch Choralbearbeitungen. So langsam manifestiert sich damit aber mein Eindruck, dass die Register Mixtur, Cornett und Rauschpfeife im 1. Manual einfach kaum zu ertragen sind. Unter Musik stelle ich mir etwas liebliches vor und die sind einfach zu schrill - vor allem fehlt mir absolut das romantische daran - die sind auch für eine Barockorgel noch viel zu schrill.

    Ob das nun wirklich nur mit dem geringen Hall zu tun hat bin ich mir unsicher. Aber ich benutze diese Register automatisch nicht und verwende im Zweifel lieber ein anderes Sampleset - schade eigentlich. Auch das eigentlich sehr schöne Register Clarinette 8 ist aufgrund der ungleichmäßigen schlechten Ansprache doch eigentlich kaum als Soloregister einzusetzen - eher nur in Kombination. Wenn ich es mit den realen durchschlagenden Zungen meiner verschiedenen Harmonien vergleiche liegen da auch klanglich und von der Spielbarkeit noch Welten dazwischen.

    Da bereue ich schon beinahe das Set gekauft zu haben - der Preis war eben verlockend - vielleicht war er auch deshalb so niedrig angesetzt für ein OAM-Set. :/

    Ich bin mal gespannt, ob die Walcker Doesburg eher den Klangvorstellungen entspricht die ich von einer Deutschromantischen Orgel habe.