• Hat jemand zufällig schon mal in dieses Heft reingeschaut?

    Michel-Ostertun, Christiane (1964)
    Grundlagen der Orgelimprovisation (Textteil und Lösungsteil)

    http://www.bodensee-musikversand.de/product_info.p…ducts_id=165767

    Zu dem Hauptwerk gibt es dann noch Arbeitsblätter für Barock, Klassik und deutsche Romantik, zB

    http://www.bodensee-musikversand.de/product_info.p…ducts_id=200018

    Auf den ersten Blick und von aussen macht mir das Werk einen guten Eindruck.

  • Von daher - zumindest ich bin, ehrlich gesagt, zu faul, um die "Grundlagen der Orgelimprovisation" von M-Ostertun konsequent durchzuackern, ebenso was die Heftchen "Orgelimprovisationen mit Pfiff" angeht. Ein Buch, was verschiedene praxisrelevante Arten von Liedintonationen anwendet, auf gottesdienstbezogene Länge (also max. vielleicht Länge einer oder zweier Liedstrophen, aber besser eigentlich kürzer) erörtert, habe ich bisher noch nicht gefunden - vielleicht gibt es hier ja Tipps dafür.

    Das dicke Buch von CMO ist meiner Frau und mir auch zu kompliziert. Allerdings hat sie auch ein deutlich einfacher zugängliches Werk "Intonationen: Anleitung und Tips..." (https://www.stretta-music.com/michel-ostertu…-nr-182976.html).

    Ähnlich angelegt ist von Andreas Ostheimer das Heft "Einfache Intonationen zum neuapostolischen Gesangbuch", auch hier kann man Intonationsmodelle und fertige Beispiele dazu studieren (http://edition-punctum-saliens.de/index.php?page…emart&Itemid=26).

    Dann habe ich noch von Markus Nickel einen kostenlos herunterladbaren Beitrag"differenzierte Choralbegleitung" im Sinn (https://www.markusnickel.online/downloads/p%C3…sche-literatur/ ), auch für Intonationen geeignet.

    Wieder mit höherem Anspruch an den eigenen Lernbeitrag ist das Werk von F.J. Stoiber (https://www.stretta-music.com/stoiber-faszin…-nr-674936.html), ist wegen deutsch/englischer Ausgabe verhältnismäßig wenig Text, dafür aber recht knackig im erwarteten Lernfortschritt von Stufe zu Stufe :(

  • Ich habe gute Erfahrungen gemacht mit Peter Ewers "Einfach spielen!".

    Das geht wirklich von absoluten Anfänger bis zum Profi.

    Aber wie immer gilt auch hier: es gibt nicht den einfachen Kniff oder Trick, mit dem man -oh Wunder- plötzlich wie ein Profi klingt. Es hilft nur: übern, üben, üben...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Würdest Du das Buch nochmal kaufen? Bringt das einen wirkllich weiter? Ich habe es vor Jahren auch kaufen wollen. Aber das Buch wurde nie geliefert. Dank PayPal habe ich mein Geld zurückbekommen. Gibt es die Online-Version noch irgendwo?

    meintest Du damit mich mit dem Buch Peter Ewers "Einfach spielen!"?

    ja, ich würde es wieder kaufen. Eine online Version ist mir nicht bekannt...

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Jaja, aber das ist ein Thema, welches nie veraltet :/

    ...

    Aber je mehr man liest, desto schneller wächst es einem über den Kopf - man braucht genug Zeit um all das und mehr zu verinnerlichen und anzuwenden...

    Ja, danke, dass Du das Thema nochmal hervorgekramt hast! Damit hast Du mich wieder richtig wachgerüttelt. ^^

    Rückblickend muss ich sagen, dass ich die Bücher dann irgendwann links liegen gelassen habe, da mir der Frust-Faktor einfach zu groß wurde. Ich kam damit nicht wirklich weiter. Theorie und Praxis kamen bei mir irgendwie nicht auf den Punkt. Wahrscheinlich ist das Improvisieren den Autoren der meisten Bücher eben schon so verinnerlicht, dass sie nur noch aus ihrer eigenen Perspektive schreiben können, die sich dann in den Theorien der Musiklehre erschöpft. Es ist sicher auch schwer, oder vielleicht unmöglich, "Inspiration" in Worte zu fassen, die jemand anderem weiter helfen. Man hat sie - oder man hat sie nicht. Oder man bekommt sie vielleicht. Vielleicht beim einen oder anderen durch die Beschäftigung mit diesen Büchern. Besser wahrscheinlich, wenn einen jemand an die Hand nimmt, so wie es Dulzian in seiner C-Ausbildung widerfahren ist, als er die beiden bekannten Buchautoren persönlich kennen lernen konnte.

    Aber immerhin sehr beruhigend, dass es anderen auch nicht viel anders geht als mir, und der eine oder andere das gleiche Problem mit diesen Büchern hat. Jeder ist halt auch verschieden und hat andere Wege zu lernen. Ein bisschen neidisch blicke ich dann schon auf diejenigen, denen das Orgelspiel "einfach so in den Schoss fällt". Aber ich bin eben musikalischer Späteinsteiger und von Natur aus eher technisch-naturwissenschaftlich veranlagt. Aber gerade das ist für mich auch die große Herausforderung am Orgelspiel. Etwas mühsam zu lernen, was einen begeistert, auch wenn es einem nicht in die Wiege gelegt ist. Es macht jedenfalls ungebremste Freude. :)


    Was mich tatsächlich am meisten weiter gebracht hatte, war das Buch von Peter Ewers. Allerdings habe ich es auch nicht als Buch, sondern es gab in der Tat dieses Buch, oder waren es auch nur Teile davon, online im Internet. Soweit ich mich jetzt noch daran erinnere, hat er versucht, von einer ganz anderen Seite an die Sache heranzugehen. Es war diese intuitive, praktische Seite, mit der ich zunächst viel mehr anfangen konnte, als mit trockenen Kadenzen und Dominaten. Leider konnte man sich das nicht abspeichern und irgendwann habe ich es dann nicht mehr gefunden, bzw. aus den Augen verloren. Damit würde ich gerne nochmal einen Versuch starten.

    Die vergangenen Jahre habe ich mich dann hauptsächlich bemüht, erstmal mein Prima-Vista-Spiel zu verbessern. Also direkt von möglichst unbekannten Noten vom Blatt weg in Töne umzusetzen. Das macht mir als Laie auch mehr Freude, als das stupide Einstudieren von Fingersätzen und wiederholen von Stücken bis zum Erbrechen. Das klappt bei einfacheren Sätzen in Tonarten mit wenig Vorzeichen schon einigermaßen, aber bei den großen Werken dann natürlich eher weniger. Heute Morgen habe ich mich dann, inspiriert von dieser Diskussion hier, mal wieder an die VPO gesetzt und das Friesach-Set geladen. Das Set ist einfach Klasse und inspiriert mich immer wieder, obwohl ich auch viele kommerzielle Sets habe. Und siehe da - es schwirrte mir sogleich ein Fantasiethema im Kopf herum, dass ich dann dreistimmig improvisierte, so wie es mir gerade in den Sinn kam. Das wurde dann auch zum "Spaghettithema" oder "Organistenzwirn" wie man so schön sagt. Ich habe mich dann an die ersten Beiträge in diesem Thread hier erinnert und versucht punktuelle Spannungsbögen zu erzeugen, indem immer neue Tonartwechsel mit "krummen" Akkorden eingebaut wurden. Wenn es verunglückt ist, einfach weiter spielen und ggf. auch das Unglück zum neuen Thema ausbauen. Hat richtig Spaß gemacht. Aber ich hätte mir wahrscheinlich nicht länger als 3 Minuten zuhören wollen. :D

    Mal sehen ob das reproduzierbar ist oder wieder eine einmalige Eingebung.

    Gruß Michael

  • Das ist doch sehr schön, wie Du das beschreibst. Genauso soll es ja sein. Ganz nebenbei, und wie schon mehrfach erwähnt, ist Improvisation auch und gerade viel ÜBEN.

    Man könnte es auch etwas gefälliger ausdrücken und SPIELEN nennen, Das klingt doch schon viel besser.

    Und genau hier knüpft auch das Buch von Peter Ewers an. Auch mich hat dieses Buch noch am weitesten gebracht. Kadenzen abzuleiern ist hingegen öde!

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Der Knabe kocht auch nur mit Wasser ;)

    1. Das Problem der kleinen Auswahl.

    Das, was wir da sehen, sind die guten Versionen. Ich gehe jetzt mal sehr stark davon aus, dass die Videos nicht alle den ersten Versuch zeigen. Würdest Du ja auch nicht, 'ne Impro aufnehmen und hochladen, wenn Du nicht hundertprozentig zufrieden wärst. Andererseits steht da nicht dabei, ob das jetzt "perfekt" war - dir gefällt es, mir auch. Aber da leuchtet keine rote Lampe auf, wenn da jetzt eine Note "falsch" (oder besser bei Improvisationen: "ungeplant") war.

    2. Das Problem des langfristigen Übens.

    Dieser Thread hier ist von 2013, neu aufgewärmt Anfang 2020. Und da fängt man so irgendwie an, am Improvisieren zu üben, und dann guckt man da bei Youtube rum, findet einen jungen Kerl der improvisiert wie ein junger Bach und möchte die Orgel am liebsten in die Ecke schmeißen. Verständlich. Dummerweise sehen wir den Knaben improvisieren, nachdem er den Kram geübt hat. Also, das Improvisieren so generell. Ich möchte ja als Vergleich gerne mal die Improvisationen hören, als er noch gelernt hat. Dann sieht die Sache natürlich anders aus. Mit seinen 20 Jahren wird er wahrscheinlich ca. 15 Jahre ans Orgel lernen verschwendet haben und so die letzten 5 bis 10 fürs Improvisieren. Und das vermutlich auch noch verhältnismäßig intensiv. Also, übe mal fleißig 5 Jahre improvisieren, dann reden wir nochmal ;)

    3. Das Problem des hohen Ziels.

    Siehe auch 2. Auf dem Niveau hat keiner angefangen. Ich hab damals Improvisieren über den Weg des Jazzpianos gelernt. Und das hieß erstmal ein paar Wochen lang Jazztonleitern üben. Und dann diese Jazztonleitern triolisch üben. Solange, bis die Finger nicht mehr nachdachten, beim Spielen. Und dann mal einen gaaanz einfachen Rhythmus dazu, und mal mit 4 Tönen improvisieren. Nur 4 Töne, damit Melodien bilden. Bis zum Erbrechen. Solange, bis das Gehirn ein Gefühl entwickelt, was gut klingt, und was nicht. Und was wozu führt. Und dann mal mit 5 Tönen, dann mit einer Oktave, und dann mal frei. Da war ich so ca. 12, da war das reichlich nervig, Tonleitern zu üben. Und dann wurde ich mit 14 an meinem Gymnasium Chorpianist. Und wenn mir da jemand gezeigt hätte, wie ich dann zum Abi den Chor begleite, ääh, ja neeee is klar. Aber ich musste plötzlich da einen Chor begleiten, bitte auch gerne frei, und ach übrigens, wie singen das einen halben Ton höher. Spielst Du uns mal bitte die Stimmen vor? Kaltes Wasser halt, aber war am Ende ziemlich lustig.

    4. Das Problem des eigenen Anspruchs.

    Was will ich denn eigentlich? Will ich auf Krampf so improvisieren, wie XY? Will ich mir nur den Stil anschauen? Will ich meinen eigenen Stil entwickeln? Ich habe mich schon vor sehr, sehr langer Zeit davon verabschiedet, in größerem Umfang "klassische" Orgelwerke zu spielen. Und dazu zählt auch das Orgelbuch zum Gesangbuch. Mein Kopf ist nicht dafür gemacht, dass Füße und 10 Finger massiv unterschiedliche Dinge tun. Bewirf mich mit Fugen, ich werf sie dir zurück. Sowas wie die Bachschen D-Moll-Toccaten und Fugen (Also, die eine, die angeblich nicht von ihm ist, und die andere, die in Dorisch notiert ist, obwohl sie moll ist :D) gehen gerade so, an anderen Orgelstücken verzweifle ich. Ich hab ein recht interessantes Heft mit keltischen Orgelpräludien erworben, aber da machen Pedal, rechte Hand und linke Hand immer irgendwie getrennte Dinge. Was, bedingt durchs Jazzpiano, viel leichter geht, ist Begleitung mit Pedal. Also ins Pedal den Bass, gerne auch als Walking Bass mit Blue Notes, in die linke Hand auf dem Oberwerk (unbedingt 4', sonst gehts aufs Handgelenk!) die Begleitung, zackig auf 2 & 4 und was sonst noch gerade passt, und dann auf der rechten Hand im Hauptwerk die Melodie, fließend von 1 bis fünfstimmig, was hat die Finger so hergeben. Und ganz wichtig: Unterm Hauptwerk muss noch ein Manual sein, damit der Daumen bei Gelegenheit die dritte Stimme spielen kann. Und was soll ich sagen? Das macht verdammt viel Freude - sowohl mir, als auch dem Konzertpublikum und meiner Gemeinde. Jetzt zu Weihnachten gab es keine Stehplätze mehr.

    5. Das Problem dessen, was andere sagen.

    Ich wurde neulich gebeten, bei einer Beerdigung mal für den Weg vom Grab in die Kirche einen Organistenzwirn über "Christ ist erstanden" zu spielen. Was mir niemand mitteilte: Es waren knapp 100 Leute, und die verabschiedeten sich alle einzeln... sodass es gute 20 Minuten dauerte, bis dann endlich alle in der Kirche waren. IMPROVISIER MAL 20 MINUTEN ÜBER 10 TAKTE CHORAL :pinch: Aber, am Ende wurde mir gesagt, dass vielen vor allem die schöne Eingangsimprovisation gefallen hat. Und ich hatte schon Befürchtungen... Also, natürlich musst zuallerst mal Du selber mit deiner Improvisation zufrieden sein. Wenn es dann noch anderen gefällt, umso besser. Und wenn es vielen anderen gefällt kann man ja mal überlegen, ob das, mit dem man da unzufrieden ist, vielleicht doch gar nicht soooo schlecht ist. Meine Choralbegleitungen sind nicht ausgefeilt mehrstimmig wie in diversen Begleitbüchern. Ich arbeite mich lieber an den Akkorden ab, da hab ich beim Jazzpiano auch lange genug dran geübt, und meiner Gemeinde gefällts. Und schlimmer noch, die freuen sich zwar wahnsinnig über so einen Bach, einen ganzen Gottesdienst Karl Jenkins oder die quasi schon obligatorische Toccata am Ostersonntag, aber zum normalen Gottesdienst darf es bei meinen alten Damen gerne was kurzes zum Ausgang sein (da warten nämlich noch die Klöße für den Sonntagsbraten zu Hause!), und noch besser ist es, wenn es was jazziges ist. Und so haben alle gewonnen - vor allem ich, der sich nicht jede Woche durch 'ne neue Fuge quälen muss ;)

    6. Das Problem der richtigen Technik.

    Wie improvisiert man richtig? Gut, die Theorie ist ja klar. Und wenn man dann Kadenzen und Modulationen übt wie Tonleitern, dann machen die Finger das auch irgendwann ohne den Kopf. Aber wie gehts dann weiter? Setze ich mich an die Orgel, schlage das Gesangbuch auf und hau da 4 Minuten YT-reife Impro raus? Eher selten. Da gibt es noch einen guten Teil Vorbereitung, auch eine gute Improvisation will geplant sein, durchdacht sein. Wie bau ich die Stimmen auf? Wie registriere ich? Welchen Stil nehme ich? Da gibt es eine Vorbereitung, die sieht man im Video halt nicht. Und die Vorbereitung kann entweder eher allgemein sein, so ein Generalrezept für die Impro. Das muss ich aber vorher üben. Oder ich nehme mir das Stück und mache mir ein paar Gedanken, wie ich dazu passend die Impro aufbaue. Ich hab auch schon ein paar Mal über Choräle improvisiert, aber niemals absolut spontan. Die letzte "Nacht der offenen Dorkirchen" habe ich mit einer Impro über "Der Mond ist aufgegangen" abgeschlossen, die hab ich vorher auch geübt und mir Gedanken gemacht, über welche Tonarten ich wandern will. Und als dann danach aus dem Publikum der Wunsch nach einer Zugabe kam, vielleicht "Noch eine Impro über einen Choral, bitte?" hab ich mich für "Abide with me" entschieden. Nicht nur, weil ich die Melodie schön finde, sondern auch, weil ich da schon wusste, wie ich die Impro gestalte. Hatte ich nämlich erst neulich mal in einem Gottesdienst gemacht... Und was hat das jetzt mit Technik zu tun? Theorie ist halt gut und schön, aber um diese in die Praxis umzusetzen bedarf es bisweilen noch ein paar zusätzlichen Informationen. Oder, um den Satz ganz oben zu nutzen: Ich habe Wasser, ich habe einen Wasserkocher, und ich habe mein Wissen aus dem Physikunterricht. Theoretisch kann ich also Wasser kochen. Praktisch ist es ganz gut, wenn mir noch jemand den Sicherungskasten zeigt, an dem die Küche hängt, und auch, wie der Deckel vom Wasserkocher aufgeht. Wer die richtige Technik nicht kennt, für den wirkt es dann wie ein Wunder. Wer die Technik kennt, für den ist es das normalste der Welt.

    Fazit

    Das ist natürlich beeindruckend, die Improvisationen in dem verlinkten YT-Kanal. Aber sie sind - neben einem sicher nicht zu leugnenden Talent - auch Ergebnis von viel Übezeit. Wenn Du die gleiche Übezeit ins Improvisieren steckst und danach immer noch bei I-IV-V-I steckst, reden wir weiter :)

    Einmal editiert, zuletzt von -RF- (31. März 2020 um 00:18)

  • Lieber Rico, da hast Du mir jetzt wirklich viele Infos gegeben. Vielen Dank, dass du einem geistig am Boden liegendenden, hilflosen Impro-Möchte-Endlich-Können-Mensch wieder auf die Beine hilfst ;)

    Aber gerne doch :) Wobei ich hier gleich sage: Ich bin an vielen Stellen Autodidakt, ich hab meinen D-Organisten und an der Uni als Nebenfach 4 Semester Tonsatz belegt. Der Rest ist "gucken, wie es geht und dann probieren, ob es gefällt". Mal noch den C zu machen schiebe ich jetzt seit 10 Jahren vor mir her.

    War der Weg steinig, wie alle anderen Wege auch, oder würdest du sagen, das ist der optimale (kürzeste) Weg das zu lernen?

    Jazz hat in meinen Augen den Vorteil, dass man den Respekt verliert - und das meine ich positiv. Vom Gefühl her legt der jazzorientierte Unterricht auch viel mehr Wert auf das freie Spielen und Improvisieren als klassisch orientierter Unterricht, der wohl erst sehr spät damit anfängt, mal nicht das zu spielen, was da auf dem Blatt steht. Und Jazz hat eine ganz eigene Harmonik, die auch viel mit enharmonischen Alternativen arbeitet. Das macht Spaß, sowas mal in einen Choralsatz einzustreuen...

    Jazz verstehe ich musikalisch nicht. Eine Welt, die sich mir trotz gutem Willen nicht erschließen will. Es gefällt mir nicht. So wie B. Dennerlein im einem Video sagt: Die Leute hören da "irgendein Gedudel" und können damit nichts anfangen. So geht's mir auch.

    Die Dennerlein fasziniert mit ihrem technischen Können. Aber wie kann man an so was Spaß haben? Ist mir ein Rätsel, ehrlich.

    Jazz kann man, oder Jazz kann man nicht. Ist beides voll ok. Mit Blick auf das wunderbare "Singt von Hoffnung" können die meisten Komponisten von NGLs Jazz nicht, versuchen es aber trotzdem. Und ich breche mir dann an der Orgel einen ab weil die Synkopen dermaßen weit weg vom Takt sind, dass es mir die Fußnägel hochzieht. Aber ich schweife ab.

    Nein. Ich möchte einen Choral auf unterschiedliche Art und Weise spielen/interpretieren können:

    Eigener Choralsatz, c.f. in den verschiedeen Stimmen oder Trio o.ä. Soweit das Können / Wissen eben reicht. Wenn's nur auf eine Art gelingt - auch gut.

    Ich kann da gerne meine Methoden und Erfahrungen teilen, gebe aber keine Garantie für Richtigkeit. Einen Choralsatz korrekt vierstimmig improvisieren kann ich nicht, das wird meistens so zwischen drei- und sechsstimmig, je nach Bedarf. Und natürlich mit Quint- und Oktavparallelen, aber dazu siehe oben, als "oller Jazzer" gefällt mir das sogar.

    Ich improvisiere üblicherweise einen Generalbass mit der linken Hand und dreistimmig mit der rechten Hand. Das liegt einfach an den letzten 10 Jahren als Organist, ich hab hier 7 Kirchen, in 4 davon behelfen wir uns mit einem Viscount Cantorum (3 Kirchen haben von Haus aus keine Orgel, die vierte - eine Jehmlich an der sich noch niemand vergriffen hat - ist noch so gut wie im Originalzustand, also... ohne Reparaturen), eine Kirche hat nur ein Positiv mit angehängtem Pedal und nur in 2 Kirchen hab ich wirklich 2 Manuale und Pedal.

    Versorge mich mit Schnipselchen, gib mir Ideen auf den Weg, für unterschiedlichste Anwendungen. wie ich von einer bestimmten Tonart in eine andere komme, erkläre mir was einen barocken Stil ausmacht - es gibt Software, die nach Bach oder Reger eine Melodie vierstimmig ergänzt. Was sind das für Regeln?

    Welche Theorie steckt dahinter? Sind das ein paar einfache "Geheimnisse", die mich weiterbringen können? Ohne dass ich hunderte Buchseiten studieren/lesen muss? Dann verrate sich mir bitte!

    Für den Barocken Stil gibt es den Generalbass. Der enthält auch alle Regeln die Du brauchst. Du musst sie nur lernen ;)

    Ich bekomme immer das große Kotzen, wenn ich eine Anleitung sehe, wo fast leere Notensysteme mit ein paar Anfangsakkorden beginnen, die man dann fortführen soll. Oder eine Melodie, die ich vierstimmig vervollständigen soll. Damit bin ich zeitlich überfordert! Das macht keinen Spass und solche Hefte lege ich direkt wieder weg. Zu anstrengend. Zu aufwendig. Ich will keine Anleitungen, die für Studenten geeignet sind, die ihr ganzes Leben Zeit haben, ihr Können zu vervollständigen.

    Guck mal, ob Du irgendwie an "Herrmann Grabner - Generalbaßübungen" herankommst. Das haben wir damals im Studium genutzt - im Fach "Tonsatz" aus dem Studiengang "Musikwissenschaften". Wir hatten da einige Musiker, aber das war so 'ne generelle Veranstaltung in der sich ganz unterschiedliche Typen sammelten - das ging bei denen los, die gerade so die Aufnahmeprüfung bestanden hatten und jetzt nochmal lernen mussten, was eine Note ist bis hin zu den Leuten, die quasi seit Geburt Musik machten, aber nicht davon leben wollten. Und dann war da ich, der Informatikstudent, der sich seinen Notendurchschnitt mit einer leicht verdienten 1 aufbessern wollte.

    Als zusätzliches Heft hatten wir noch "Diether de la Motte: Harmonielehre". Da findest Du die ganzen Regeln nochmal ausführlicher, bis hin zu den romantischen Akkorden und der Zwölftonmusik. Das Heft ist nicht dick, da musst Du keine hundert Jahre studieren, aber am Ende kennst Du die Regeln, die aus einer Melodie einen Bach- oder eben einen Regersatz machen.

    Grabner stellt in dem Heft (recht knapp...) die Generalbassregeln vor, und fängt dann an mit den üblichen Schlusswendungen. Kurz: Wie beende ich so ein (barockes) Stück. Angefangen von dem ganz einfachen I-IV-V-I-Schluss in Dur und Moll bis hin zu ausgefalleneren Schlusswendungen mit Vorhalten. Und dann geht es schon los mit einfachen Chorälen, da hast Du Bass und Melodie und sollst Alt und Tenor ergänzen.

    Das ist übrigens vielleicht schon das erste, wichtige Rezept: Ausgangspunkt ist die Melodie. Dann wird der Bass dazu gesetzt. Dann die anderen Stimmen ergänzt. Bass und Melodie ergeben auch schon eine passable Gemeindebegleitung, vor allem wenn mal wieder alle 20 Strophen von Paul-Gerhardt gesungen werden sollen und so langsam alle Variationsmöglichkeiten durch sind.

    Und da kommen wir schon zum Bass und zum ersten Geheimnis... besorg dir mal ein Gesangbuch mit Akkorden. Ich hab so eine Ausgabe, bei der über der Liedzeile noch Akkorde stehen. Nennt sich bisweilen auch "LeadSheet-Ausgabe" oder "Gitarrenausgabe". Mit den Akkorden hast Du schon mal einen guten Anhaltspunkt für den Bass. Der wird zwar später noch mit Durchgängen, Terz- und Quintbass und anderen Raffinessen ergänzt, aber wir wollen ja erstmal anfangen. Also, Gesangbuch, mit Akkorden, und schon hast Du deinen Bass. Und darauf bauen wir jetzt mal einen Generalbass auf.

    Choralsatz.jpg

    Ja, der Scan ist grottig. Das ist die Nummer 1 aus dem Grabner, ich hab mal angefangen. Das ist nämlich gar nicht schwer, denn was musst Du tun? Folgendes:

    0) Steht da eine Zahl unter der Note? Nein! Also...

    1) Welcher Akkord gehört harmonisch zu dieser Note?

    2) Welche Töne fehlen noch?

    Also mal frisch ans Werk, von ganz vorne.

    1) F, also F-Dur. --> 2) A und C fehlen noch, F haben wir in Bass und Melodie.

    Also ergänzen wir C im Alt und A im Tenor.

    1) D, also d-moll. --> 2) A fehlt noch, F haben wir in der Melodie, D im Bass.

    Also ergänzen wir A. Jetzt haben wir aber nur eine Note ergänzt, was machen wir da? Wir könnten jetzt noch ein D oder ein F ergänzen, aber wir ergänzen D, denn sonst hätten wir die Terz des Akkordes verdoppelt, das dürfen wir nicht (sagen die barocken(!) Generalbassregeln). Deshalb: A in den Tenor, D in den Alt.

    Dann nochmal D, da passiert das gleiche, dann weiter.

    1) C, also C-Dur. --> 2) Es fehlt noch E, C haben wir im Bass, G in der Melodie.

    Also ergänzen wir erstmal das E im Alt, und dann noch das C im Tenor.

    1) F, also F-Dur. --> 2) Es fehlt noch das C, F haben wir im Bass, A haben wir in der Melodie.

    Also, ergänzen wir C im Tenor, und F im Alt.

    Und so weiter, ich hoffe, Du kannst hier meinen Ausführungen folgen.

    Dieser Prozess muss bei dir im Kopf irgendwann so ablaufen, dass deine Hände das automatisch machen.

    Ich begebe mich jetzt mal auf gefährliches Terrain, denn _ich_ improvisiere nicht barock oder romantisch, sondern relativ frei Schnauze. Aber ich kann dir trotzdem erzählen, dass ich vor allem nach den Akkorden des Gesangbuchs improvisiere. Und ich denke, über den Weg könntest Du auch Erfolg haben, was die Denkprozesse des Improvisierens betrifft. Nimm mal aus https://dev.musikpiraten-ev.de/singen-im-adve…-_Auflage_3.pdf das Lied "Als ich bei meinen Schafen wacht", da stehen ganz viele Akkorde drüber. Und jetzt spiel mal die Melodie und improvisiere den Bass dazu. Wie? Indem Du ganz einfach das spielst, was da steht. Also B, C, D, B, Es, F, B, G D S B Es F B. Undsoweiter. Zack, schon hast Du - ja, nach Vorlage - einen Bass improvisiert. Und jetzt geht es weiter, jetzt spiel mal den Bass, und zu jedem Basston den zugehörigen Akkord. Also B, c, d, B, Es, F, B, g, c, d, B, Es, F, B. Undsoweiter. Jetzt musst Du nur noch die passende Umkehrung spielen, mit Daumen, Zeige und Mittelfinger die Akkorde greifen und mit Mittel, Ring und kleinem Finger die Melodie spielen. Fertig, Generalbass in enger Lage.

  • So sechs gängige Tonarten kann man ja mal durchackern, 3 Moll, 3 Dur, aber wie gesagt, versaue mir bloß nicht den Spaß an der Sache!

    Ein paar Dinge wirst Du üben müssen, aber ich denke, die meisten kannst Du schon. Wenn da "G" steht, G im Bass und G, H, D im Diskant spielen. Kurz, Akkorde kennen, das ist ganz wichtig. Da solltest Du nicht mehr viel Nachdenken müssen. Umkehrungen genauso. Dann Vorhalte üben, also so ein kleiner Quartvorhalt C 4-3 G. Noten findest Du bei den Generalbassregeln ;) Das mal üben, und zwar in der Form "Ich will am Ende bei C sein, welchen Akkord muss ich als Vorhalt spielen?" Während Du dich bei den Septimakkorden im Quintenzirkel in die eine Richtung bewegst, machst Du das mit solchen Vorhalten in die andere Richtung. Und ja, auch Septimakkorde mal üben. Also, ja, ganz ohne stupides durchackern wird es nicht gehen, aber das kann man ja in Grenzen halten. Wir werden uns ja auch kaum in Schessmoll wiederfinden.

    Um nochmal auf den Choral da oben zurückzukommen, hier mal noch wie ich die ersten Takte unter Missachtung der vorgegebenen Basslinie intonieren würde:

    Choralsatz2.jpg

    Dort habe ich stundenlang gespielt und improvisiert. Das war wirklich aus dem Nichts heraus, keiner Melodie folgend, einfach die Tasten spielen lassen.

    Diese Fähigkeit musst Du jetzt nur noch in ein bisschen Theorie gießen, und fertig.

    Und zum Abschluss noch ein Geständnis zu den Fähigkeiten... es passiert mir mindestens einmal im Monat, dass ich beim Improvisieren des Vorspiels nicht dort ankomme, wo ich ankommen wollte. Meistens lässt sich das durch eine elegant eingefügte Tonleiter noch retten, manchmal muss ich dann noch eine Improvisationsrunde drehen...

    In diesem Sinne, viel Spaß beim Improvisieren. Und wie schon der letzte Text ist dieser hier ohne viel Planung frei improvisiert entstanden...

    P.S.: Wer hat sich denn das mit der Beschränkung auf 10000 Zeichen einfallen lassen? :P

  • Wer vielleicht auch noch etwas Anregungen möchte (muss mal etwas Eigenwerbung machen :))

    Da gibt es sonderbarerweise einen gleichnamigen YouTube-Kanal. Dort ist komplett alles improvisiert. Vom kurzen Vorspiel, über die Liedbegleitung und die freie (meist aber dennoch choral-gebundene) Improvisation. Es gibt sogar eine Rubrik "Pleiten, Pech und Pannen" in der man gut den harten Alltag eines Organisten erleben kann. Denn was schiefgehen kann, geht auch schief (Murphy's law)...

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Da kommt ne Sicherheitswarnung vom Browser...

    ja, die ist prinzipiell berechtigt, die kannst Du aber an der Stelle ignorieren, bzw. "ich kenne das Risiko, mach mal" klicken.

    Bezgl. Generalbaß - vielleicht ein notwendiges Übel auf dem Weg des Improvisieren Lernens, aber ein gangbarer Weg, seine theoretischen Grundkenntnisse über die praktische Anwendung ins Hirn zu bekommen. Mal sehen, wieviel Geduld ich dazu aufbringen kann

    Sammel dir mal ein bisschen Geduld, das lohnt sich durchaus :) Du musst ja gar nicht zu tief einsteigen.

    • Offizieller Beitrag

    Wow, da sind ja nun die letzte Zeit viele interessante Gedankengänge diskutiert worden, wie ich soeben erst bemerke. Als ich den Thread 2013 gestartet habe, war ich auch gerade noch so unter 50. Nun gehe ich langsam stramm auf die 60. :rolleyes: Wie vpo-organist auch schon sagte, stellt man sich da langsam die Sinnfrage, wie viel Zeit man noch in etwas investieren will, was einem offenbar nicht in die Wiege gelegt wurde und wohl nur noch "unter Qualen" mit viel Aufwand erreicht werden kann.

    Per "Zufall" bin ich kürzlich beim Bodensee-Musikversand über das schon genannte Buch gestolpert:

    Peter Ewers, Einfach spielen! Anstiftung zur Improvisation

    Das habe ich mir jetzt dieser Tage selbst zu meinem 56. Geburtstag geschenkt. Erwartet hatte ich eine mehrseitige Broschüre über einfache Improvisation mit einer Fülle von "Schnipselchen" zum gleich Loslegen. Gekommen ist nun ein Wälzer im DIN A4 Format mit 334 Seiten. :wacko:
    Beim spontanen Durchblättern habe ich mir die Frage gestellt: "Was war das, was ich damals auszugsweise im Internet aus dem Buch lesen konnte?" Es waren wohl nur die ersten Einführungsseiten. Alles was danach kommt, wirkt auf mich zunächst genauso erschlagend wie die bisherigen Bücher. Aber natürlich habe ich den Inhalt jetzt noch nicht gelesen...

    ...aber ich habe mir ein System ausgedacht, wie ich damit vorgehen will:

    Ich lege es mir 6 Wochen lang unters Kopfkissen und lasse es auf mich wirken...
    ...klappt das nicht, dann muss ich mir was anderes damit ausdenken. :D

    Aber ich verfolge jetzt mal hier gespannt die Tipps der Praktiker und werde die vorgeschlagenen Übungen mitmachen.

    Gruß und Danke

    Michael

  • Der meisten Leid, des Organisten Freud ist im Moment das Singeverbot im Gottesdienst. Da darf ich mich bei den Chorälen mal richtig austoben - sehr zur Freude von Pfarrer und Gemeinde :)

    Und die sind mir auch überhaupt nicht böse, wenn ich anfange zu jazzen, so entstand am 2. Feiertag u.a. diese Impro:

    Externer Inhalt soundcloud.com
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  • Es beeindruckt mich auch immer sehr, wenn Musiker das Improvisieren anfangen. Und wenn man es kann, hat es auch den Vorteil, dass man irgendwie weiterspielen kann, wenn man in den Noten mal den Faden verloren hat.

    Ich habe meinen Orgellehrer gefragt, ob er es mir beibringen kann. Er verneinte das mit der Bemerkung, dass er es selbst auch nicht könne. Man muss allerdings dazu sagen, dass er ein Seiteneinsteiger als Kirchenmusiker ist (promovierter Chemiker) und "nur" den C-Schein hat.

    Zwischendurch hatte ich zusätzlich ein paar Stunden Klavierunterricht bei einem Konzertpianisten. Er sagte mir allerdings, dass Improvisieren ohne Kenntnisse der Harmonielehre nicht möglich ist. Ein Freund von mir, der Konzertgitarrist ist, sagte das auch.

    Also ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass man improvisieren kann, ohne zu wissen, in welcher Tonart man gerade spielt und wie man diese während des Spielens wechseln kann. Man muss also zumindest die Tonleitern kennen (außer man spielt nur in c-dur). Oder sehe ich das falsch?

    Nur mal als Wasserstandsmeldung betreffend meine eigenen Kenntnisse in Harmonielehre:

    Iris Rieg spricht am Anfang ihres ersten Videos von "Quarten". Ist das eine Hautkrankheit?

    Einmal editiert, zuletzt von Joachim Schuster (29. Dezember 2020 um 09:54)

  • Also ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass man improvisieren kann, ohne zu wissen, in welcher Tonart man gerade spielt und wie man diese während des Spielens wechseln kann. Man muss also zumindest die Tonleitern kennen (außer man spielt nur in c-dur). Oder sehe ich das falsch?

    Da bin ich mir tatsächlich nicht so ganz sicher.

    Gibt man zum Beispiel einem Kind die Aufgabe, nur mit den schwarzen Tasten am Klavier zu spielen, dann könnte man das schon Improvisation nennen, frei von jeglicher Ahnung einer Tonart. Manchmal kommen dann vielleicht sogar Wohlklänge zufällig zustande. Das spielende Kind weiß weder von einer Tonart etwas, noch hat eine Vorstellung von Pentatonik. Warum sollte es also nicht gehen, nur weil wir (oder zumindest die meisten von uns), die wir improvisieren, von einer klassischen Tonalität ausgehen? Wäre mal ein spannendes Forschungsfeld...

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin auch der Meinung, dass man die Harmonielehre aus dem ff wissen und umsetzen können muss. Sonst passieren einem die Fehler paralleler Quinten und Oktaven in der Stimmführung. Parallel-Führung ist in der klassischen Harmonielehre verboten.

    Melodiestimme und Baß sind gegenläufig zu führen.

    Wird in neueren sog. Improvisationen teilweise außer Acht gelassen. Bevor man aber mit Parallelen Akkorden (Quarten oder verschobene Septimenetc) wie in einem der Videos gezeigt arbeitet sollte man Harmonielehre draufhaben. Sonst klingt eine Improvisation wie die andere und wird langweilig.

    Anfangs haben viele Menschen z.B. den C-Dur Akkord in der Hand eingestellt und in dieser Grundeinstellung Lieder gespielt. Wie das klingt kann man ja ausprobieren. So klingen manche "Harmonisierungen". Auch die der im Video über Improvisationen gezeigten Frau.

    Ähnliche Videos gibt es viele.

    In meinen Augen der Versuch ohne große Vorkenntnisse etwas einigermaßen Anhörbares zu Wege zu bringen

  • Also ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass man improvisieren kann, ohne zu wissen, in welcher Tonart man gerade spielt und wie man diese während des Spielens wechseln kann. Man muss also zumindest die Tonleitern kennen (außer man spielt nur in c-dur). Oder sehe ich das falsch?

    Man kann schon ohne Tonarten improvisieren, ist natürlich eine Frage, wie es am Ende klingen soll... Es wird auch immer wieder angeführt, dass die Beatles kaum Ahnung von Musiktheorie hatten, z. B.

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    - Aber selbst sie kannten Akkorde und wussten wie man sie auf der Gitarre spielt, und kannten somit auch Tonarten.

    Aber grundsätzlich gebe ich dir recht, dass man ohnen Grundlagen der Harmonielehre, zu denen ich auch die Frage nach Tonarten zähle, einfach unumgänglich. zumindest für meine Ohren klingt es auch besser, wenn eine Improvisation einem Stil folgt, den ich auch als Interpret auskomponierter Musik mag, sei es nun Barock, Romantik, oder auch mal was Jazziges.

    Kürzlich habe ich diese Playlist auf YT angeschaut:

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    . Die Sprachqualität von Borogrove ist zwar mies, aber seinen Ansatz mit vier Modi fand ich sehr interessant (wird im zweiten Video der Playlist erklärt), Modus 1 "speaking I" kommt ohne noch ohne Musiktheorie aus, aber schon bei der Folia, das er zu "speaking II" zählt, nutzt er Harmoniefolgen. Irgendwo fällt auch der Satz, dass Kontrapunkt und Harmonielehre sich ergänzen (müssen).

  • Sonst passieren einem die Fehler paralleler Quinten und Oktaven in der Stimmführung. Parallel-Führung ist in der klassischen Harmonielehre verboten.

    Ich gebe hiermit offen zu, dass mich das zuletzt im Studium gekümmert hat, als ich auf die Choralsätze Noten bekommen hab.

    Ansonsten gebe ich dir aber Recht, die Harmonielehre sollte man drauf haben, zumindest in den gängigen Tonarten. Deshalb macht man ja auch Fingerübungen, den Hanon rauf und runter, Tonleiterspielübungen, damit die Finger dann spielen können, ohne dass der Kopf groß denken muss.

    Da bin ich mir tatsächlich nicht so ganz sicher.

    Gibt man zum Beispiel einem Kind die Aufgabe, nur mit den schwarzen Tasten am Klavier zu spielen, dann könnte man das schon Improvisation nennen, frei von jeglicher Ahnung einer Tonart. Manchmal kommen dann vielleicht sogar Wohlklänge zufällig zustande. Das spielende Kind weiß weder von einer Tonart etwas, noch hat eine Vorstellung von Pentatonik. Warum sollte es also nicht gehen, nur weil wir (oder zumindest die meisten von uns), die wir improvisieren, von einer klassischen Tonalität ausgehen? Wäre mal ein spannendes Forschungsfeld...

    Nun ja, der Sinn des Improvisierens ist ja, bewusst Wohlklänge zu erzeugen - und dies gerade nicht dem Zufall zu überlassen. Klar, wenn ich lange genug auf das Klavier einschlage kommt irgendwann etwas schönes raus (oder ich nenne es halt alternativ "zeitgenössische Musik").

    Zwischendurch hatte ich zusätzlich ein paar Stunden Klavierunterricht bei einem Konzertpianisten. Er sagte mir allerdings, dass Improvisieren ohne Kenntnisse der Harmonielehre nicht möglich ist. Ein Freund von mir, der Konzertgitarrist ist, sagte das auch.

    Ist halt Handwerkszeug. Du solltest auch kein Haus bauen, wenn Du nicht weißt, auf welcher Seite Du den Hammer anfasst.

  • Schaut Euch mal die Improvisationen von dem jungen Kerl an - da schmeisst man doch seine Bemühungen über den Haufen und sagt sich, mit vergleichsweise null Talent lass ich's lieber, oder? Verdammt, wie kriegt der sowas hin??? Und so nen Präludium von Buxtehude schüttel ich auch nicht aus dem Ärmel...

    Hmm, oder sind das die wenigen wirklich Guten auf unserem Erdball?

    Vielen Dank für den Link. Den jungen Kerl (wieder ein Holländer) habe ich gleich abonniert.

    ABER: Der gute Mann studiert Musik, hat Meisterkurse u.a. bei Olivier Latry besucht und mehrere Wettbewerbe gewonnen. Also der spielt in einer ganz anderen Liga.