Tipps zur Auswahl eines Kopfhörer-Verstärkers

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    Kopfhörer und KH-Verstärker sind ein spannendes Thema. Mit keiner anderen Technik ist es m. W. sonst überhaupt möglich, ein Audiosignal so nahe am Original der Aufnahme zu reproduzieren. Wenn man mal Kopfhörer unter diesem Aspekt vergleicht, dann bleiben eigentlich nur sehr wenige Exemplare übrig, die diesem Anspruch annähernd gerecht werden. Der weitaus größte Teil der Kopfhörer geht im Klang doch meilenweit am Original vorbei, selbst in erschreckend hohen Preislagen.

    Diese Unterschiede kann man schon mit einem einfachen Kopfhörerausgang eines guten HiFi-Verstärkers oder direkt am Ausgang der Soundkarte wahrnehmen. Man hat also mit einem guten Kopfhörer wie z.B. dem AKG K-701/702 oder einem Beyerdynamic DT 880/990 selbst mit nur einem einfachen Verstärker schon einen enormen Vorteil. Gleichzeitig hat man damit auch ein Werkzeug in der Hand, mit dem man nun Klangunterschiede anderer Audiokomponenten beurteilen kann.

    Eine dieser Komponenten ist der Verstärker. Aber auch dieser kann nicht ein qualitativ schlechtes Signal am Eingang verbessern, sondern bestenfalls das Eingangssignal eben verstärkt und ansonsten möglichst unverändert wieder an den Ausgang geben. Es ist leider technisch unmöglich, das Audiosignal überhaupt nicht zu verschlechtern, als muß man schauen, daß diese "Verschlechterung" die der Verstärker hinzufügt wenigstens möglichst gering ausfällt.

    Ich würde mich bei der Auswahl des KH-Verstärkers möglichst nicht nur auf fremde Tests verlassen, sondern mit meinem "Werkzeug Kopfhörer" selber vergleichen. Der Preis muß hier nicht unbedingt auf die Qualitäten des Verstärkers Rückschlüsse ziehen lassen. Ein Verstärker für 19,95 kann sicher eine große Wahrscheinlichkeit bergen grobe Signalverschlechterungen in Form von deutlich hörbarem Rauschen und Brummen mitzubringen. Andererseits denke ich, müsste es durchaus möglich sein, für 19,95 selbst einen Verstärker zu bauen, der evtl. sogar besser ist als ein schlechtes Produkt, das für 500,- € käuflich zu erwerben ist.

    Bei einem fertigen Gerät würde ich vermuten, daß bei Markenherstellern erst oberhalb von 100,- etwas brauchbares zu erwarten ist. Allerdings fehlen mir hier die Erfahrungen um etwas Konkretes empfehlen zu können. Ich begnüge mich bisher mit selbst gebauten Verstärkern, bzw. meist auch mit dem Ausgang eines Vollverstärkers. Regelmäßig benutze ich damit meine 3 Kopfhörer die ich kurz vorstellen möchte: Der mittlerweile 28 Jahre alte (!) Beyerdynamic DT-880 ist nach wie vor meine Referenz. Die neueren Modell davon kommen m.M. kaum heran. Den AKG K-701 habe ich mir extra wegen HW zugelegt, ist wirklich sehr analytisch und neutral, ein Top-Tipp was Preis/Leistung betrifft, eigentlich kaum zu überbieten.
    Als preiswerten HW-Hörer für unterwegs (Klappbare Muscheln) habe ich nach vielen Vergleichen den AKG K-540 gefunden. Für rund 80,- € erstaunlich gut, um Klassen besser als andere Hörer zu diesem Preis, aber der Unterschied zur Klasse jenseits der 200,- € ist auch nicht wegzudiskutieren.

    Wer mit dem Gedanken spielt auch ein hübsches Sümmchen in einen KH-Verstärker zu investieren, darf auf keinen Fall die Signalkette zwischen der Sample-Datei und dem Verstärkereingang vernachlässigen! Hier sind natürlich feinste D/A Wandler und Vorverstärker oberste Pflicht. Es sollte auch selbstverständlich sein da nichts weiter in den Signalweg mit einzuschleifen, wie etwa Equalizer, Hallgeräte oder sonstige Klangvermurkser!

    Eine weitere Überlegung stellt der Hörvorgang als solcher dar. Jegliche Fremdkörper zwischen Kopfhörermembran und Trommelfell sind natürlich ungünstig. Also Haare zwischenrausziehen und die Gehörgänge vorher am Besten kräftig mit Domestos durchspülen und ausbürsten
    Um die feinen Unterschiede genau wahrnehmen zu können, muß man sich dann auch sehr auf das HÖREN konzentrieren. Also besser Augen schließen und Orgelspielen einstellen, denn das lenkt nur ab. Vielleicht habe ich aus diesem Grund auch noch nicht in einen allzu teuren KH-Verstärker für meine virtuellen Orgeln investert.

    Gruß Michael

  • Ich teste gerade den sehr günstigen LD Systems LDHPA4 – und war positiv überrascht. In Kombination mit dem (ebenfalls günstigen) Behringer Digital Reverb DR 600 und einem guten Kopfhörer wie bspw. dem Beyerdynamic DT 770 Pro (250 Ohm) lassen sich trockene Sets wunderbar spielen. Das geringe Rauschen, das hörbar ist, wenn man den Volume-Regler voll aufdreht (was nicht notwendig ist), stört jedenfalls mich in der Praxis nicht.

    Grüße! Christoph.

  • Also ich habe mit LD bisher auch nur gute Erfahrungen gemacht. Ich besitze das LD 8XS 2.1 System und bin davon hellauf begeistert. Guter Klang, durchschlagende Kraft und eine Preisleistungsverhältnis was sehr gut ist.

    Kannst du den Klang des LD Kopfhörers beschrieben?

    Gruß
    Martin

  • Hallo Martin,

    nur der Kopfhörerverstärker ist von LD, als Kopfhörer verwende ich einen Beyerdynamic DT 770 Pro (250 Ohm). Der Klang der Kombination lässt sich schwer beschreiben, ich empfinde ihn als sehr räumlich, voll und "rund". Ich konnte den Beyerdynamic bisher nur mit einem älteren, günstigeren Sennheiser vergleichen, der wesentlich flacher klang. Bei begrenztem Budget würde ich also eher in einen hochwertigen Kopfhörer und einen preiswerteren Kopfhörerverstärker investieren als umgekehrt. Der LD - ich dachte, ich teste ihn mal - hat mich wirklich positiv überrascht!

    Viele Grüße
    Christoph.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christoph,

    das hört sich ja ganz vielversprechend an. Wenn ich die Bewertungen z.B. auf Amazon dazu lese, dann gibt es wie fast immer ganz unterschiedliche Meinungen dazu. es scheint wohl öfter Probleme gegeben zu haben, die auf die mitgelieferten Netzteile zurückzuführen waren.

    Gibt es auch irgendwo einen Testbericht zu diesem KH-Verstärker? Am Besten noch mit technischen Messwerten? Auf die Schnelle hatte ich zu dem Modell nichts gefunden. Oder steht eventuell im Handbuch dazu etwas drin, wie die elektronische Schaltung intern aufgebaut ist, welche IC´s dazu eingesetzt werden o.ä. ?

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    Das Risiko ist bei dem Preis ja auch durchaus überschaubar. So wie es aussieht waren die Käufer, bei denen wirklich das richtige Netzteil beigelegt war, wohl auch alle recht zufrieden. Leider ist im verlinkten Handbuch kaum mehr an technischen Daten angegeben, als dass das Gerät Strom braucht und 4 Ausgänge hat - sowas macht mich dann immer etwas stutzig. :/

    Ein Foto vom Innenleben könnte natürlich auch recht aufschlussreich sein...

    • Offizieller Beitrag

    Suuuper - vielen Dank!

    Sieht schonmal gar nicht so schlecht aus - immerhin haben sie für das Geld jedem Ausgang sogar einen eigenen Operationsverstärker gegönnt. Leider kann ich aber die Beschriftung der ICs auf dem Foto nicht erkennen. Wenn man jetzt noch wüsste, um welchen Typ es sich hier handelt, dann könnten wir in einem Datenblatt die genauen Werte nachschlagen.
    Außerdem wurden Metallfilmwiderstände verwendet, vergoldete Klinkenbuchsen und ein paar Keramikkondensatoren. Über die Qualität der Potis kann ich nicht viel sagen, aber so ganz schlecht sehen die eigentlich auch nicht aus.

    Ich denke das Gerätchen könnte auch für mich interessant sein, um mal einen Direktvergleich meiner verschiedenen Kopfhörer durchführen zu können.

    Ich hab mir jetzt nämlich nach rund 28 Jahren den Beyerdynamic DT-880 zum zweiten mal gekauft und würde jetzt gern mal alt und neu gegeneinander antreten lassen - ich vermute "alt" gewinnt das Rennen :D

  • Zitat

    Original geschrieben von xyxy74
    leider ist das Handbuch recht spartanisch gehalten (als pdf-Datei abrufbar unter http://www.adamhall.com/de/LD_Systems_…nal_LDHPA4.html ). Auch einen Testbericht habe ich nicht gefunden. Ich hatte mich an den Amazon-Bewertungen orientiert und dachte, das kann man (trotz der Berichte über defekte Netzteile) mal riskieren.


    Wer wird denn solch einen Mist ohne jegliche technischen Daten kaufen (dabei auch noch äusserst leistungsschwach). Man zahlt hier logischerweise vorwiegend fürs Gehäuse und wahrscheinlich großmaulige, faktenfreie Werbung.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von orgelschläger

    Ich empfehle die LPA-Baugruppen von Funk (http://www.funk-tonstudiotechnik.de , http://www.funk-tonstudiotechnik.de/LPA-2S-Info.pdf) besser geht technisch nicht und das Preis-Leistungsverhältnis ist einzigartig.

    Macht wirklich einen guten Eindruck. Und das auch noch in der Tat für ein realistisches Geld.
    Allerdings sind diese Platinen laut der Preisliste überhaupt erst ab Ende Februar lieferbar. Hast Du die schonmal gesehen / gehört, oder bist Du dort gar involviert?
    Würde mich interessieren, welche OPs da verbaut sind. An dem Teil hätte ich wirklich großes Interesse. Für den Preis hab ich keine Lust wieder anzufangen Platinen selbst zu ätzen usw. :L

  • Habe den Vorgänger - immer wenn ein neuer/besserer OP herauskommt, wird er integriert. Sehr gut ist alles aber schon immer. Bei mir ersetzt er den enttäuschenden KH-Verstärker im Tascam DA3000. Die OPs sind sorgfältig abgeschliffen (China hört mit?), ich denke aber, er würde jedem technisch Interessierten auch hier Auskunft geben, ist ein echter Überzeugungstäter...

  • Klar, gute, symmetrische(!) Spannungsversorgung kommt noch dazu (die hatte mein Tascam schon (getrennt analog/digital), also reichte ein Loch fürs Poti). So klein wie die Platine ist würde ich einbauen, wo es nur geht.

  • Es geht ja um Line-Pegel, da sehe ich eigentlich weniger Probleme. Würde es erstmal so ausprobieren (aber ein Auge auf die Qualität der Stromversorgung haben, obwohl die geforderten max 1mV Restwelligkeit ja nichts besonderes sind)
    Nachtrag: die Poti-Befestigung hält problemlos die ganze Platine, sodass jeglicher Einbau wirklich einfach ist.