Spieltisch Offenbass Doku

  • Lieber Mitforianer,

    endlich ist es soweit. Ich beginne mit dem Bau meines Spieltisches. Ziel sind 3 Man./Ped und ca 60 -75 Registerwippen.
    Beim Orgelbauer konnte ich 3 gebrauchte Klaviaturen erstehen...ca 80-90 Jahre sind sie alt. Die Untertasten sind mit Elfenit belegt. Bei der Bearbeitung dieser riecht es wie Bohnerwachs :) Die Farbe des Elfenit geht etwa ins Weiße mit bräunlich grauem Einschlag. Ich werde hier nach und nach (es eilt ja nicht ) über den Bau berichten.

    Ganz freundlich Hilfe erfahre ich bei meinem Projekt von Reinhard Weise vom Orgelbau Weise.
    Der Mann steht mir mit Rat, Tat und Material zur Seite und gibt Tips wo es geht.

    Einen herzlichen Dank an dieser Stelle !!!

    http://www.orgelbau-weise.de/

    hier ein paar Bilder der Ausgangssituation:

  • Zunächst sollte die erste Aufgabe sein, die Klaviaturen zu reinigen und die Substanz durchzusehen. Weiter geht es mit der Demontage des Blocks und dem Abnehmen der Tasten. Danach sollten eventuelle kleine Roststellen an der Klaviaturstiften entfernt werden um den Gang der Tasten leicht zu machen. Man kann die Stifte natürlich erneuern, ist in meinem Fall jedoch nicht nötig da man deren Zustand als gut bezeichnen kann. Somit habe ich mich mit ganz feinen Nagelfeilen ( die weichen anschmiegsamen aus der Drogerie eignen sich hervorragend ) minimale Rostansätze zu entfernen.

    So sieht das ganze demontiert aus...man sieht hier auch die Funktionsweise der Druckknöpfe:


  • Hallo Martin

    Wünsche Dir viel Erfolg mit deinem Projekt. Stecke ja selber gerade in ein ähnliches. Es gibt schon viel Arbeit aber es lohnt sich sicher!

    Gruss
    Erik

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Martin,

    das Reinigen der Klaviaturstifte habe ich auch bereits bei mehreren Klaviaturen exerziert. Teilweise waren da richtig dicke Krusten von Oxid (Rost) daran. Ich konnte diese recht gut mit Stahlwolle abrubbeln und anschließend mit sehr feinem Schmirgelleinen glätten. Einfach einen Streifen Schmirgelleinen schneiden in der Höhe der Stifte, halb um den Stift legen und abwechselnd mit beiden Händen den Leinen zügig um den Stift hin und her ziehen. Das passt sich dann sehr gut an die ovale Kontur an. Zum Abschluss habe ich mit einer Metall-Reinigungspaste (Kolossal für den Haushalt) die letzten feinen Verfärbungen auspoliert und anschließend mit einer Hauchdünnen Schicht von Ballistol (Harzfreies Waffenöl) gegen erneute Korrosion geschützt.

    Bei der Wiedermontage der Tasten kann man ja mittels der Klaviaturstifte einen gewissen Tastenausgleich herstellen. Evtl. verzogene Tasten lassen sich durch dezentes Biegen der runden Lagerstifte, an der Tastenvorderkante wieder waagerecht ausrichten. Das horizontale Tastenspiel kann man etwas minimieren, indem man die vorderen, ovalen Stifte etwas verdreht, wodurch sie gewissermaßen etwas "breiter" werden. So kann man evtl. eine neue Austuchung der Tastenlager hinausschieben

    Ob diese Tipps aber Orgelbauertauglich sind weiß ich nicht ;)

    Ich wüsche Dir aber noch viel Freude beim weiteren Spieltischbau!

    Gruß Michael

  • Einen Tipp zum Putzen habe ich dir (kommt von meiner Orgelbauer):
    Zum reinigen der Holztasten hole dir 24% Ammoniak und mische dies 1:2 mit Wasser.
    Jetzt bekommt du mühelos alle Fett- und Dreckspuren weg. Meiner Tasten waren auf der Seite teilweise richtig Schwarz von Fett und Staub. Jetzt sieht man wieder das blanke Holz.
    Bitte irgendwo im freien Putzen. Stinkt gewaltig!

  • :) ich weiß, daß das Drehen der Stifte gängige Praxis ist um das Spiel zu regulieren, aber kein Orgelbauer gibt es zu :)
    Ein paar Tücher werd ich ersetzen, ansonsten sind eigentlich alle in einem annehmbaren Zustand und brauchen nicht neu werden. Ich will nämlich nicht Stifte drehen müssen bis mir Holzspäne auf die Füße fallen. :/

    Aber danke für die Tips Michael...Ballistol ist eine Idee ! Ich habe bis jetzt Lackwachs genommen um Korrosion zu verhindern. Gleichzeitig werden die Stifte dadurch aalglatt.

  • Liebe Forumsmitglieder,

    mein nächster Schritt war nun die Tastenpolitur. Dabei gab es zu überlegen wie ich die Tasten dabei möglichst nicht im Material schwäche und möglichst keine Kratzer auf das Elfenit bringe. Hierbei halfen mir ganz einfache Ding. Mit von der Partie waren wieder vorbesagte Nagelfeilen und man höre und staune ... !!! Zahnpasta !!!. Die weichen Nagelfeilen gibt es in in mehreren Breiten und Körnungen von ganz grob bis so fein wie Leder. Diese habe ich genommen um die schrägen Tastenvorderseiten zu bearbeiten. Und siehe da...ein Ergebnis wie im Neuzustand. Für die Tastenoberseite habe ich dann die Zahnpasta genommen. Diese ganz feine " Schleifpaste " hinterließ weder Kratzer noch sonstige Problemstellen. Die Tasten glänzen wie neu und ein Materialabtrag kam so garnicht zustande.
    Zahpasta gilt meinerseits also als echter Geheimtip für das Tastenpolieren.
    Im oberen Bild sind die Stufen der Bearbeitung gut zu sehen..am oberen Manual ganz rechts sind die Tasten im " Alt-Zustand "...links sieht man das Ergebnis nach der Nagelfeilenbehandlung. Im unteren Manual auf der linken Seite ist ebenso das Nagelfeilenergebnis zusehen...auf rechten Seite ab dem schwarzen Knopf "Auslöser" sind die Tasten fertig poliert...

  • wundervolle Arbeit, nur weiter so! Ich verfolge dein Projekt mit großem Interesse :D
    Die Klaviaturen sehen ja spannend aus. Am rechten Knopf unter I steht Chororgel ab. ? Klingt ja gar nicht nach einem kleinen Instrument - wo war denn der Klaviaturblock leicht her? ;)

  • Hallo Florian

    die Arbeiten machen wirklich Spaß...man hat ja auch ein ritterliches Ziel vor Augen. Ja der Block hatte einst 4 Manuale aber es waren nur noch die 3 vorhanden. Für mich aber nur gut, da ich eh nur 3 wollte. Der Orgelbauer, möchte selbst gern wissen wo sein Vater die Klaviaturen einst ausbaute und eine neue Orgel dafür baute. Es gibt einen Knopf " Chororgel " und einen Knopf " Evangelienorgel " und den passenden Auslöser. Beim googeln nach solch einer Kombination kommt nur das Ergebnis des Stephansdoms in Passau. Aber daß er da herkommt kann ich mir nicht vorstellen. Der Orgelbauer sagte daß er aussieht wie ein alter Steinmeyer Klaviaturenblock. Aber er will mal schauen, ob er das rausbekommen kann.

  • Falls jemand von euch Kontakt zu Orgelbauern hat...wär es schön wenn ihr mal nach solchen Druckknöpfen die oben im Bild fehlen fragen könntet. Das scheinen Raritäten zu sein, aber ich möchte doch gern alle vollständig haben.

    Vielen Dank im Vorraus euch allen...

  • faszinierend, wenn du da den alten Passauer Spielblock hättest :D Diese Auslöser scheinen ja doch recht selten zu sein.
    Vielleicht ist er von Kuhn? Der hat in diesem Stift http://www.stiftberomuenster.ch/geschichte_orgeln/ mal renoviert, und da gabs eine Chor und eine Evangelienorgel. *schulterzuck*
    faszinierend auf jeden Fall. :)
    Was macht man eigentlich heute, wenn so ein Knopf kaputt ist? Werden da vllt Repliken wo hergestellt? Könntest ja mal (so halb-ernsthaft) bei Laukhuff fragen, ob sie Restbestände haben, in so nem Geheimkeller, wo die Schergen der Orgelbewegung keinen Zutritt hatten :D

    LG,
    Florian

  • Hallo Florian,

    die Orgelbauzulieferer hab ich schon durch. Es gibt solche Knöpfe nicht mehr. Es gibt nur noch die geraden ohne dies Deckelchen vorne. Ich schätze man baut dann einfach solche ein...aber so leicht will ich's mir nicht machen. Ich WILL diese Knöpfe. :)

    Die Klaviaturen stammen vom Orgelbauer Gunnar Schmid bei Kaufbeuren im Allgäu...mal sehen ob der was rausbekommt. Die Klaviaturenbacken sind ja doch nicht Allerweltsbacken. Sie sehen schon irgendwie speziell aus find ich.

    • Offizieller Beitrag

    Wo es eine Evangelienorgel gibt (normalerweise linke Seite), da gibt es doch im Chorraum gegenüber normalerweise auch eine Epistelorgel auf der rechten Seite. Ist dafür kein Absteller am Manualblock? Solche Orgeln sind doch üblicherweise in größeren Klosterkirchen vorhanden, um die liturgischen Gesänge zu untermalen.

    Könnte dann ausser Passau nicht z.B. auch die Basilika in Waldsassen oder noch etliche andere Klosterkirchen in Frage kommen?

  • Hast du schon einmal Richtung 3D Druck/Kopie gedacht?

    Die Technik ist gerade im Kommen. Eine Replikat eines Plastik-Knopfes (samt Modifikationen) sollte technisch kein Problem mehr sein.

    Ein eigener Drucker wird sich für einen Druckknopf sicher noch nicht auszahlen - vielleicht gibt aber es Dienstleister, die das leistbar anbieten.

  • Danke für den Tip Martin...

    Ich denke das ist eine praktikable Lösung falls sich diese Knöpfe tatsächlich nicht mehr beschaffen lassen. Man könnte sogar alle Knöpfe damit erneuern und die Beschriftung einer virtuellen Orgel anpassen. Denn die Knöpfe für Chor-und Evangelienorgel sind beim Projekt nicht wirklich brauchbar. Gibt es denn eine euch bekannte Möglichkeit, solche Knöpfe zu gravieren bzw zu beschriften?

  • Hallo Forum,

    ich habe mir im Vorfeld ewig lange Gedanken gemacht wie ich die knapp 180 Tasten kontaktiere. Verschiedene Überlegungen wie Minitaster und Hallsensoren habe ich verworfen, da Taster eine sehr begrenzte Lebensdauer haben beim Orgelspiel und Hallsensoren immer ihren Betriebsstrom verbrauchen. Auf Mikelectrics Tip mit Reedschaltern bin ich dann eingegangen und habe einen Versuchsaufbau mit 2 Typen Reedschaltern, einer Rasterplatine und einem Durchgangsprüfer gebaut.
    Siehe da...ich habe meine persönlich beste Lösung gefunden.
    Die Platine wird hinterher mit Langlöchern versehen damit ich mir den optimalen Tastengang bis zum Ton einstellen kann. Die Magnete und die Reedschalter sind also hinterher durch die Platine getrennt. Ich möchte sagen, daß ein, für meine Augen, sehr vertretbares Ergebnis beim Versuch entstanden ist was an Einfachheit und Optik kaum zu überbieten ist. In den Bildern seht ihr wie es dann einmal wird...dort ist der Magnet ins Hirnholz der Taste versenkt mittels einer 2,5 mm Bohrung und Verklebung mit Heißkleber im Loch. Den ausgequollen Heißkleber habe ich dann selbstredende mit einen Skalpell entfernt. Wie ihr also seht habe ich den Magneten nicht quer zum Reed angeordnet...nach langem Lesen über Reedschalter sind mir die Anordnungsmöglichkeiten klar geworden.


    So wird das hinterher aussehen...nur halt mit durchgezogener Platine und über 50 Reeds...

  • Hallo Offenbass.Manche Zeitgenossen,unter anderen Herr Ramin von WIRA riet mir von Reedkontakten wegen den "Klickklack" Geräuschen ab,obwohl ich meine dass zeitgleich zum Schaltzeitpunkt auch ein Ton erklingt und dieser weitaus geräuschvoller ist als ein klackender Reedkontakt.Zum anderen möchte ich nicht unerwähnt lassen,dass ein Orgelfreund im Arbeitskreis-Hausorgel auch eine Klaviatur mit Reedkontakten midifizierte und beim ersten Test einen Superton hörte.Es beeinflussten sich die meisten benachbarten Kontakte,da die Tastenteilung mit ca 12.5mm nicht unbedingt weit auseinander liegt.Zur Abhilfe des Problems hat er irgendwelche Abschirmungen dazwischen bauen müssen.Bin gespannt ob Du auch dieses Problem haben wirst.Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Anordnung,womit man experimentieren muss.
    MfG Jürgen

    Laternen gibt es überall....

  • Zitat

    Ich denke das ist eine praktikable Lösung falls sich diese Knöpfe tatsächlich nicht mehr beschaffen lassen. Man könnte sogar alle Knöpfe damit erneuern und die Beschriftung einer virtuellen Orgel anpassen. Denn die Knöpfe für Chor-und Evangelienorgel sind beim Projekt nicht wirklich brauchbar. Gibt es denn eine euch bekannte Möglichkeit, solche Knöpfe zu gravieren bzw zu beschriften?

    Vertiefungen/Erhebungen bis zu einen gewissen Mindestgröße (je nach Auflösung des 3D-Druckers) kann man gleich ins Druckmodell einarbeiten.

    Es gibt auch schon mehrfarbige 3D-Drucker.