- Offizieller Beitrag
Die oft zitierten Klangunterschiede von Soundkarten halte ich teilweise für Haarspalterei und im Vergleich zu den gigantischen Klangunterschieden bei den Lautsprechern und Kopfhörern in vielen Fällen für beinahe vernachlässigbar.
Die spürbarsten Qualitätsunterschiede der Soundkarten beziehen sich mehr auf den möglichst geringen Anteil von Störsignalen den sie produzieren bzw. weitergeben, als auf den eigentlichen Klang.
Die oft gehörte Behauptung, daß die Samplesets schneller geladen werden sollen, kann ich gar nicht nachvollziehen - was soll das mit der Soundkarte zu tun haben? Das ist für mich, als ob eine Orgel schöner klingen sollte, nur weil der Organist heute einen bunten Hut auf hat. Vielleicht spielt er farbiger... ...oder es sieht einfach nur "schöner" aus.
Die Geschwindigkeit des Ladevorgangs wird einzig und alleine vom Computer und dessen CPU und Speichermedien vorgegeben. Ein evtl. auf der Soundkarte vorhandener Prozessor hat darauf absolut keinen Einfluß!
Viele Benutzer von virtuellen Orgeln wie ich, sind z.B. mit einer M-Audio Delta 1010 LT recht glücklich. Diese hat mich mal 150,- Euro gekostet. Es ist praktisch kein unnötiger Schnickschnack daran, es sind keine Störungen wahrnehmbar, keine Probleme in allen Rechnern bisher, 8-Analoge Ausgänge (+2 Digital), sehr "schnell" und nahezu Latenzfrei .
Allerdings: zum modernen Onboard-Soundchip von Realtek kann ich mit meinem Kopfhörer AKG 701 keinen Klangunterschied wahrnehmen (außer wenn ich den besagten bunten Hut aufsetze) und dieser macht auch 8-Kanal Ausgabe möglich, kostet keinen Cent zusätzlich und ist mit ASIO4ALL-Treiber bei mir genauso Latenzarm.
Aber ist eine teure Soundkarte nicht "klanglich besser"?
Die Unterschiede die man bei Soundkarten im Klang überhaupt wahrnehmen könnte, wenn man die entsprechende Anlage dazu hätte, verschwinden oft völlig im Störpegel. Ein nichtlinearer Frequenzgang, der so auffällig wäre, daß man ihn mit einem Equalizer korrigieren müsste, würde eher auf eine defekte Soundkarte hindeuten, selbst bei einer billigen 8,50 € Soundkarte.
Was man in zahlreichen HiFi-Foren lesen kann über die Klangunterschiede von Soundkarten, CD-Playern und Verstärkern ist m. E. zum großen Teil Kaffeesatzleserei. Wenn man genau nachhakt, was die Leute dann für Lautsprecher, Kopfhörer und Verstärker verwenden und wie sie ihre "Klangtests" durchführen, dann graust es einen.
Um Qualitätsunterschiede von Soundkarten herauszuhören ist eine hervorragende Abstrahlung und viel Know-How nötig, ansonsten ist es, wie die Zukunft in einer Glaskugel lesen zu wollen.
Wenn man klanglich und geschwindigkeitsmäßig für die virtuelle Orgel noch weitere Verbesserungen erzielen möchtest, dann ist die Soundkarte eher das letzte Glied in der Kette, wo es sich lohnt etwas zu investieren.
Am lohnendsten ist zunächst sich intensiver mit der Raumakustik auseinanderzusetzen !
Man kann die neuen Onboard-Soundchips nicht mehr mit den alten "Onboard-Krächtzwerken" früherer Zeiten vergleichen !
Man muß schon sehr aufpassen beim Soundkartenkauf, daß man nicht für teures Geld eine Karte bekommt, die letztlich sogar schlechter abschneidet als der Onboardsound den man vorschnell lahmgelegt hat.
Ich verwende z.B. den Asio4all-Treiber für die ALC-Soundchips und kann damit dann auch eine Latenz von 3 bis 5 ms einstellen ohne Probleme zu bekommen. Wenn meine Delta1010 eines Tages nirgends mehr reinpasst werde ich mir stark überlegen überhaupt noch eine Karte zu kaufen. Ich betreibe auch schon andere HW/GO PC´s mit ALC Onboard-Sound und vermisse da eigentlich ziemlich genau NULL-KOMMA-NULL gegenüber meiner Delta1010.
Das Problem ist eben häufig, daß der Onboard-Sound noch so verpönt ist, weil er früher oft auch wirklich furchtbar war. Deswegen meinen immer noch viele, man müsste viel Geld für einen guten Sound ausgeben - aber Irrtum. Viele Soundkarten sind heute schon schlechter als der moderne Onboardsound. Und wenn man dann noch bedenkt, daß Onboard auch noch 6 bis 8 Kanäle zur Verfügung stehen, die auch mit Hauptwerk angesprochen werden können - dann will das bisher noch kaum jemand so recht wahr haben.
Für die Hersteller und Anbieter von Soundkarten ist das natürlich ein gutes Geschäft :-O
Gruß Michael