Philipp Furtwängler (1859), Sankt Petri, Buxtehude, Niedersachsen

  • In der wunderschönen, historischen Stadt Buxtehude in Niedersachsen, an den Toren Hamburgs gelegen, steht sie - eine der beiden großen Furtwängler-Orgeln die es auf der ganzen Welt gibt.

    Man findet dieses Trauminstrument in der großen St. Petri Kirche - einer gotischen Backstein-Basilika.
    Es handelt sich hierbei um ein drei-schiffiges Gotteshaus, dessen Mittelschiff eine Höhe von ca. 20 Metern aufweißt. Der Turm der Kirche - der höchste Punkt der Stadt - ist um die 75 Meter hoch.

    Zur Orgelgeschichte:
    Die erste Orgel, von der man weiß, stammt von Arp Schnitger. Es handelte sich um ein viermanualiges, barockes Instrument, welches im Jahre 1853 bei einem Turmbrand zerstört wurde - ein Glück.

    Die Orgel heute - von Philipp Furtwängler im Jahre 1859 erbaut - ist ein dreimanualiges, romantisches Instrument mit 52 Registern. Besonders daran ist, dass Furtwängler beim Bau der Orgel auch noch einige Register der Vorgänger-Orgel von Arp Schnitger verwendet hat, bzw. verwenden konnte.

    Die Furtwängler-Orgel der St. Petri-Kirche in Buxtehude konnte lange Zeit nicht mehr gespielt werden, weil die so genannten „Zinnpest“ die Orgelpfeifen beschädigt hatte. Sie galt als nicht restaurierbar. Erst durch den großen Einsatz vieler Buxtehuder Bürgerinnen und Bürger Ende des vergangenen Jahrhunderts, die Geld für eine Orgelrestaurierung sammelten, wurde sie schließlich von Firma Führer restauriert.
    In der Zwischenzeit wurde als "Übergangslösung" eine kleine, einmanualige Orgel als Chororgel in das Südschiff der Kirche gestellt. Diese hat sieben Register, und ist im barocken Stil von der Firma Hillebrandt gebaut worden. Das Obergehäuse ist das Gehäuse des alten Rückpositivs der Schnitger-Orgel in St. Cosmae Stade.
    1985 konnte die Furtwängler-Orgel nach der Restauration durch Fa. Führer dann wieder eingeweiht werden und wird seitdem fast jeden Sonntag im Gottesdienst gespielt. Ursprünglich war geplant diese Übergangsorgel nachdem die Furtwängler-Orgel wieder funktionsfähig war aus der Kirche zu entfernen. Das hat man glücklicherweise nicht gemacht, da dieses Instrument trotz seiner "Größe" hervorragend für die alten Meister geeignet ist.


    Der Prospekt (im neugotischen Stil) der Furtwängler-Orgel

    In den Jahren 2006/2007 folgte eine weitere Restauration durch Rowan West, bei der unteranderem alle Mixturen etwas abgeschwächt wurden, da dieses vorher relativ scharf klangen.

    Dazu ein Klangbeispiel:
    Vor der Resturation durch Rowan West klang die Orgel im Plenum so: KLICK HIER! :)

    Nach der Restauration: KLICK HIER! :)

    Hinweise zum Instrument:
    Hier folgen nun noch einige Hinweise zum Instrument:


      [li]Pedalklaviatur: Ich brauchte am Anfang eine Stunde in etwa, bis ich mich an das Pedal gewöhnt habe. Das Pedal hat Ähnlichkeiten zu Waltershausen[/li]
      [li]Sitzposition: Man muss dazu sagen, dass diese Orgel zu einer Zeit gebaut wurde, wo die Organisten noch kleiner waren, als die meisten Menschen heute groß sind. Von daher bekommt man nach 3-5 Stunden am Instrument leichte Verspannungen.[/li]
      [li]Koppeln: Da die Orgel komplett mechanisch ist, ist das Spiel auf dem ersten Manual mit den oberen beiden Manualen runtergekoppelt sehr ermüdend. Es geht aber wenn man sich dran gewöhnt hat.[/li]

    Die Disposition:


    Manual I
    Bordun 16'
    Principal 8' (P)
    Gemshorn 8'*
    Quintatön 8'*
    Rohrflöte 8'*
    Quinte 5 1/3'*
    Octav 4'
    Gemshorn 4'
    Rohrflöte 4'
    Quinte 2 2/3'
    Octav 2'
    Cornett III-V**
    Mixtur IV**
    Cymbel III**
    Trompete 16'

    Manual II
    Quintatön 16'
    Principal 8'*
    Hohlflöte 8'
    Gedact 8'
    Gamba 8'
    Octav 4'
    Gedact 4'
    Viola 4'
    Spitzquinte 2 2/3'
    Octave 2’*
    Mixtur IV**
    Scharf III**
    Spitzig II**
    Trompete 8'*

    Manual III
    Gamba 16'
    Geigenprincipal 8'
    Salicional 8'
    Spitzflöte 8'
    Rohrflöte 8'
    Dolceflöte 8'
    Flöte 8'*
    Octav 4'
    Salicet 4'
    Spitzflöte 4'
    Gedactflöte 4'*
    Waldflöte 2'*
    Harmonia I-II**

    Pedal Piano
    Violonbaß 16'
    Violoncello 8'
    Bordun 8'
    Pedal Forte
    Principalbaß 16'
    Subbaß 16'
    Quintenbaß 10 2/3'
    Principal 8' (P)
    Octav 4'
    Posaunenbaß 16'
    Trompete 8'

    Octavant Manual I
    Koppel II an I
    Koppel III an II
    Pedalkoppel (I an Pedal)

  • Ein wirklich schönes Instrument! Vorallem vom nachrestaurierten Klang des Boellmanns bin ich begeistert. ; )
    Gibts da denn auch Sampling-Möglichkeit? :D

    ...Aber wer weiß, vielleicht erfährt Hauptwerk ohnehin eine weitere deutsch-romantische Bereicherung im neuen Jahr 2014 - da kündigte sich schon wieder ein Set an...
    : "Die vielleicht klangschönste und fast vollständig original erhaltene große Walcker-Orgel des späten 19. Jahrhunderts (III,65) mit mechanischer Traktur und Barkermaschine in faszinierender Akustik." - hat jemand Lust, mit mir auf die Suche zu gehen? Wüsste wirklich gerne, wo dieses gute Stück stehen könnte. ; - )

    Edit:
    folgende Orgeln hab ich in meiner Datenbank gefunden:
    [D]Opus 31: St. Petersburg - St. Petrikirche - gebaut 1839 65 Register
    Opus 238: St. Petersburg - St. Petrikirche (Umbau) - gebaut 1869 65 Register[/D] 1917 vernichtet

    [D]Opus 34: Tallinn Reval - Olaikirche - gebaut 1842 65 Register[/D] Traktur pneumatisch, also auch nix..

  • Was mir bei der Disposition fehlt, ist eine Trompete 8' im Hauptwerk und generell ein paar Linguale. Eine Clarinette oder eine Hoboe sollte nicht zu viel verlangt sein. Ansonsten von der Dispo ganz nett.
    Die Klangbeispiele sind nur nicht besonders aussagekräftig, da bei einer deutsch-romantischen Orgel mehr Wert auf die Charakteristik der Einzelstimmen als auf ein Tutti gelegt wurde.

    florian:
    Ich tippe auf Annaberg-Buchholz . Ein Instrument, was mich sehr reizen würde, nur wird es wohl eines der Flagschiffe der Sample-Sets werden...

  • meisterhaft aufgespürt! ;)
    Tja, dass sie erweitert sein könnte im Nachhinein, daran hab ich garnicht gedacht ; ) Das wird se wohl sein - ah, wieder was worauf man sparen sollte.. *seufz*

  • Die Trompete im ersten Manual in 8-Fusslage braucht man da eigentlich nicht, da man a) die Koppel hat und b) ein Cornett hat, welches zusammen mit der 16-Trompete eine 8-Fuss-Trompete "vorgauckelt".
    Man kann eigentlich sagen: Die Orgel hat zwei Manuale und ein "Echo-" oder "Begleit-"Clavier.
    So ist es von Furtwängler überliefert worden. Daher ist der Abstand in der Höhe und Tiefe von M2 zu M3 größer als von M1 zu M2.

  • Ja das ist es. Das wurde im OAM Newsletter bekannt gegeben und da hats bei mir sofort klick gemacht. Das ist eine Orgel, die ihrem Titel gerecht wird :D

  • Zitat

    Original geschrieben von benediktwoll

    Ein Glück tat sie das nicht. Wunderschönes Instrument. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Spaß es macht, dort Brahms, Liszt und Mendelssohn zu spielen! :)


    Hahaha...das finde ich auch. 8-)