• Hallo liebe Foristen,
    im Jahre 2012 hat die katholische Kirche Einbeck eine neue digitale Orgel bekommen (Monarke). Vorgänger von 1977 war eine elektronische Ahlborn-Orgel.
    Ich war so clever, vor dem Abbau noch ein paar Tondokumente einzuspielen. So habt ihr hier jetzt die Möglichkeit, den Klang vorher/nachher zu hören. Aufgenommen hab ich einige Choräle, jeweils mit ähnlichen Registrierungen:

    Foto vom alten Spieltisch:


    Im Anhang und 3 weiteren Posts die Dateien mit den Chorälen (sorry, noch die alte Nummerierung)

    Gruß,
    chilissimo

    ?️ One chili a day keeps the doctor away!

  • Oh ... Ich muß auch sagen, daß mir die Aufnahmen der alten besser gefallen als die der neuen. Diese weichgespülten holländischen Pseudorgeln...

    • Offizieller Beitrag

    Lieber chilissimo,

    vielen Dank für diesen interessanten Hörvergleich - das ist doch mal eine wirklich tolle Idee :-up:

    Die beiden Aufnahmen "alt" und "neu" klingen akustisch sehr unterschiedlich. Da bin ich mir nicht ganz sicher ob das wirklich nur alleine an den verschiedenen Orgeln liegt. Viel Einfluss könnte auch der Standpunkt der Orgel und des Aufnahmegerätes sowie das Aufnahmeequipment selbst haben.

    - In welchem zeitlichen Abstand sind die Aufnahmen denn entstanden? Tage, Wochen oder Jahre?
    - Steht die neue Orgel genau am selben Platz wie die alte?
    - Falls externe Abstrahlungen verwendet werden, sind es die selben wie vorher? Und wenn ja, wo standen die vorher und nachher?
    - Wurde bei beiden Aufnahmen genau das selbe Aufnahmegerät, Mikrofon usw. verwendet?
    - Ist die Aufnahmeposition genau identisch?

    Das Klangbild einer Orgel kann ja selbst innerhalb des selben Orgelkonzerts in einer Kirche äußerst unterschiedlich ausfallen, je nachdem, an welchem Standort die Aufnahme gemacht wurde. Deshalb klingen unsere Samplesets von einer bestimmten Orgel meist auch ganz anders, als Orgel-CDs die von der selben Orgel aufgenommen wurden.

    Wenn ich mich ausschließlich auf das Klangbild konzentriere und die schön gespielten Choralmelodien gedanklich wegblende, dann klingt für mich aber beides synthetisch und nicht nach einer Pfeifenorgel. Orgelmusik wird bei mir mit diesen Klängen nur wieder dadurch assoziiert, dass diese synthetischen Töne eben in Orgelmanier gespielt werden. Das Problem hatte ich bisher mit den allermeisten Sakralorgeln.

    Nach meinem Eindruck, der sich hier tendenziell wieder zu bestätigen scheint, klingen manche älteren analogen Sakralorgeln deutlich weicher und angenehmer fürs Ohr, als viele neuere Digitalorgeln deren Klangbild im Vergleich dazu oft dünner, schärfer und unharmonisch steril klingt.
    Die erste Generation Digitalorgeln mit Samplingtechnik hat dabei meiner Meinung nach auch noch deutlich mehr nach Pfeife geklungen, als die neueren Digitalorgeln mit Physical Modeling Klangsynthese.

    Also ich kann auch nur sagen, dass mir die Aufnahmen mit der alten Orgel wesentlich besser gefallen, als die neuen Aufnahmen. Bin aber wie gesagt nicht ganz sicher wie das zustande kommt. :/

    Gruß Michael

  • Zitat

    Original geschrieben von Mikelectric

    - In welchem zeitlichen Abstand sind die Aufnahmen denn entstanden? Tage, Wochen oder Jahre?
    - Steht die neue Orgel genau am selben Platz wie die alte?
    - Falls externe Abstrahlungen verwendet werden, sind es die selben wie vorher? Und wenn ja, wo standen die vorher und nachher?
    - Wurde bei beiden Aufnahmen genau das selbe Aufnahmegerät, Mikrofon usw. verwendet?
    - Ist die Aufnahmeposition genau identisch?

    Abstand der Aufnahmen betrug ca. 3 Wochen.
    Die Orgel steht an der selben Stelle, die neuen Lautsprecher sind auch an der selben Stelle.
    Ich habe auch das gleiche Aufnahmegerät benutzt, mit der selben Position und Einstellungen.

    ?️ One chili a day keeps the doctor away!

  • Das wollte ich jetzt nicht glauben!

    Ich hatte anfangs gedacht, daß alle Einspielungen von der analogen Orgel kommen.

    Wenn das Flagschiff Monarke so klingt, dann könnte man ja glatt vom Glauben abfallen!

    Hat sich den in der DO Fraktion so gar nichts getan?

    • Offizieller Beitrag

    Da bin ich echt platt - so krass hätte ich das nicht vermutet. Wenn offenbar die Randbedingungen für beide Aufnahmen ziemlich genau die gleichen waren, dann hören wir also nun tatsächlich den Unterschied zwischen einer 35 Jahre alten Ahlborn mit alter externer Abstrahlung und einer aktuellen Johannus Monarke mit zeitgemäßer externer Abstrahlung.

    In dem Fall muss ich feststellen, dass sich der Klang der Sakralorgeln in 35 Jahren insgesamt offenbar eher rückwärts entwickelt hat, obwohl die "Experten" angeblich jedes Jahr wieder einen um ein Quentchen besseren Klang heraushören wollen als bei den Modellen des Vorjahres.

    Nun denn, wenn ich Fotos vom Innenleben der aktuellen Orgelmodelle sehe und mir die billige Bauart und wahllose Anordnung der Lautsprecher gleich unangenehm ins Auge springt, dann wundert mich das auch ehrlich gesagt nicht. Und dafür muss man dann mitunter Preise in der Größenordnung eines gehobenen Mittelklassewagens hinblättern. :/

  • wahnsinn - da hat sich wirklich mehr nach hinten als nach vorne entwickelt in den letzten 30 Jahren... ich finde die Aufnahmen des alten Instruments wesentlich reizvoller, das neue klingt so lieblos, dumpf und fern... Ich bin wirklich entsetzt - die neue Orgel war sicher nicht billig, und klanglich kriegt man - wenn überhaupt - gleichviel wie mit der alten Ahlborn.

    Ob man sich da einiges Geld hätte sparen können, bzw. besser verwenden können, wenn man auf HW/GO gesetzt hätte? Hmm, böse idee ;-D : chilissimo, wie wäre es, wenn du mal an die Abstrahlung und die Monarke einen Hauptwerk/GO-PC dranhängst und ein paar Vergleichsaufnahmen machst - um zu sehen, was mit einem trockenen Sample-Set und HW da so möglich ist? :D
    Mich würde das wirklich wahnsinnig interessieren.


    liebe Grüße,
    Florian

  • Zitat

    Original geschrieben von florianf
    ... chilissimo, wie wäre es, wenn du mal an die Abstrahlung und die Monarke einen Hauptwerk/GO-PC dranhängst und ein paar Vergleichsaufnahmen machst - um zu sehen, was mit einem trockenen Sample-Set und HW da so möglich ist? :D
    Mich würde das wirklich wahnsinnig interessieren.

    Das würde mich in der Tat auch interessieren...
    Die alte Sakralorgel sah auch nicht verkehrt aus...immerhin hatte sie bereits freie Kombinationen...du hast die nicht zufällig in deinen privaten Besitz überführen können?

  • ähmm, ja, könnte ich vielleicht machen mit dem dranhängen von GO.
    Aber jemand muss mir erklären, wie ich das machen muss. :-shame:

    Bei dem Vergleich von alt und neu könnte ich mir noch als Fehlerquelle vorstellen:
    dass die neue nicht dieselbe - ich sag mal - "Lautstärke" beim Aufnehmen hatte.

    Noch mal zum Verständnis: dies ist nicht "meine" Orgel, ich bin da nur 3-4mal im
    Jahr zur Vertretung und hatte mit der Auswahl der neuen nix zu tun.

    ?️ One chili a day keeps the doctor away!

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von chilissimo

    ähmm, ja, könnte ich vielleicht machen mit dem dranhängen von GO.
    Aber jemand muss mir erklären, wie ich das machen muss. :-shame:

    Eine Möglichkeit wäre sicher mit dem Midi-Out der Orgel in ein Midi-Interfacekabel am Notebook zu gehen und mit dem Soundausgang des Notebook in den Audio-Eingang der Orgel zurück, damit GO auch über die selben Lautsprecher abstrahlt. Dabei ein möglichst trockenes Sampleset verwenden.

    Zitat

    Bei dem Vergleich von alt und neu könnte ich mir noch als Fehlerquelle vorstellen:
    dass die neue nicht dieselbe - ich sag mal - "Lautstärke" beim Aufnehmen hatte.

    Eine etwas andere Aussteuerung würde den Klang nicht sehr stark beeinflussen. Beide Aufnahmen scheinen außerdem in einem ähnlichen Pegel zu sein - von daher ist das sehr vergleichbar.

    Eine Fehlerquelle könnte sein, dass die Gemeinde nicht optimal beraten wurde, die neue Abstrahlung nicht so gut ausgewählt und eingestellt wurde, und dass die Orgel nur schlecht oder garnicht auf den Raum intoniert wurde. :-pipe:

    Zitat

    Noch mal zum Verständnis: dies ist nicht "meine" Orgel, ich bin da nur 3-4mal im
    Jahr zur Vertretung und hatte mit der Auswahl der neuen nix zu tun.

    Ich wollte Dir auch nicht geraten haben dafür verantwortlich zu sein :B

  • Krasses Beispiel!
    Warum vertrauen die Verantwortlichen da nicht den eigenen Ohren? Wo bleiben denn da die Sachverständigen? Dafür dann 20 kE hinblättern? Total verrückt!
    Ähnliches Beispiel hier in Paderborn in einer Vorstadtgemeinde. Einfach grauenhaft!
    Da wünscht man sich eine Pfeifenorgel mit 8'8'4 und angehängtem Pedal - meine Herrn!

    Notlösung:
    Robuste GrandOrgue-Orgel in 24bit/96kHz mit 8,5 Registern, komplett im Schweller. Habe ich gesamplet liegen, nur bekomme ich das nicht auseinandergeschnitten, geloopt und mit ODF gepackt. Ein Jammer!
    Pit

  • Wir wollten doch immer schonmal ein Gemeinschaftsprojekt machen. Pit, warum machst du nicht ein entsprechendes Thema auf, a la " Loopen und Schneiden " ? Chili hat das schonmal hinter sich gebracht und weiß zumindest wie das geht.