1675/88 Hus-A. Schnitger Stade

  • Liebe Forengemeinde,
    an dieser Stelle möchte ich mehr oder weniger ausführlich das Sample-Set, aber auch die original Orgel vorstellen.

    1675 begann Berendt Huß mit dem Bau der Orgel. Unterstütz wurde er insbesondere von seinem Gesellen Arp Schnitger. Erster Organist war kein geringerer als Vincent Lübeck. Eben dieser stellte auch die Weichen zur Erweiterung durch Arp Schnitger. Nach mehreren romantisierenden Umbauten wurde sie 1972 durch die Orgelbaufirma Ahrend restauriert. Nähere Infos zur Geschichte finden sich auf der Website des Herstellers .

    Das Klangbild entspricht, wie zu erwarten, dem norddeutschen Barock. Besonders zu beachten sind die Zungen, die weitgehend original sind. Das Pedal hat mit dem 16' Principal eine gute Grundlage. Darauf baut sich ein Prinzipalchor bis zur Mixtur auf. Daneben befinden sich ein Subbas 16', sowie ganze 4 Zungenregister und ein Nachthorn 1'. An Soloregistern mangelt es nicht. Wem die weiche 16' Posaune nicht gefällt, kann auf den Dulcian der gleichen Fußlage ausweichen. Mir persönlich gefällt das Cornet 2' sehr gut, da es gut die Pedallinie zeichnet, ohne aufdringlich zu sein. Allerdings schadet es nicht die Trommet 8' dazu zu ziehen, wenn man im Manual ein kleines Plenum benutzt.
    Ein ebensolches findet sich im Rückpositiv, was auf großzügiger Prinicpal 8'-Basis steht. Als 16' findet sich hier ein Dulcian, neben 3 labialen und einem lingualen 8'er, welcher ebenso wie Sesquialter, Sieflöt 1 1/2 und Waldflöt 2' solofähig ist. Zur Begleitung würde ich eine 8' Flöte im Oberwerk oder Gedackt 8' und Flöte 4' im Brustwerk ziehen.
    Das Oberwerk ist hier das Hauptwerk. Es besitzt einen vollständigen Prinzipalchor ab 16', welchem nur die Quinte 2 2/3' fehlt. Dazu gesellen sich noch Trommet 16' und 8'. Flöten sind hier in 8' und 4'-Lage vertreten.
    Die Cimbel 3-fach ist als Soloregister zu gebrauchen, da sie sehr Terzhaltig ist und sich mit der Mixtur "beißt".
    Wer ein Terzplenum sucht, muss ins Brustwerk schauen:
    Hier findet sich die ganze Aliquotlage in Prinzipalmensur. Tertia, Nassat-Quint und Sedetz werden vom Scharff 3'-fach bekrönt. Als Basis dient ein Gedackt 8', was sich den Bass mit der Querfloit teilt. Am Spieltisch gut sichtbar, aber noch besser hörbar sind Krumphorn 8' und Schalmey 4', welche sehr kraftvoll ist.
    Es ist schon Atemberaubend, diese Orgel live zu hören und zu erkennen, welch Farbenreichtum in den 42 Registern steckt.
    Allerdings muss man Acht geben, nicht von den Wölfen zerfleischt zu werden:
    Die Orgel ist modifiziert mitteltönig gestimmt. Bei e-Moll kann es kritisch werden. Das wirft die Frage auf, warum Vincent Lübeck ein Präludium in E-Dur geschrieben hat, was bei dieser Orgel für nicht gerade kleine Schärfen sorgt.

    Die Aufnahmen fanden im Oktober/November 2008 statt. Ausgeführt wurden sie in für OAM typischer Qualität. Das Sample-Set ist dem original unglaublich nahe. die charakterischen Trakturgeräusche werden ebenso wie das Wichtigtste, die Register, bestens wiedergegeben.
    Dazu gibt es noch ein paar Erweiterungen:
    Die Manualkoppel BW-HW ist umschaltbar, sodass dasRP an das HW koppelt. Dazu kann der Tonumfang im Manual bis d''' erweitert werden; im Pedal bis f'. Wer mit der kurzen Octav Probleme hat, kann auf die herkömmliche Abfolge schalten.

    Abschließend möchte ich sagen, dass dieses Sample-Set m.E. sehr lohnenswert ist, denn hier wird ein fantastisches Instrument in sehr guter Qualität abgebildet. Wer also besonderen Gefallen an der Orgelmusik um Buxtehude, Hasse, Praetorius, etc. findet, sollte über dieses Sample-Set nachdenken, die Einschränkungen aber nicht außer Acht lassen.