• Hallo,
    Michael hat bereits über seine Erfahrungen mit dem Lexicon 400 geschrieben. Ich möchte Geld sparen und überlege, mir das Lexicon MX 300 zu kaufen. Es ist unter 200 EUR erhältlich. Bietet wohl keinen Mehrkanal und so Sachen, aber das wäre mir egal. Ich kann sowieso nur über Kopfhörer spielen. Bei einer Anlage steigen mir die Nachbarn aufs Dach.
    Bis jetzt hatte ich mit Softwarelösungen versucht, diverse trockene Sample Sets nach zu verhallen. REAPER z.Bsp.
    Das funktioniert m.E. auch. Problem ist, wenn ich die Orgel mit REAPER im Hintergrund spiele, dauert es vom drücken der Tasten einen kleinen Zeitraum, bis der Ton kommt. So ist ein vernünftiges spielen nicht möglich.
    Deswegen Frage, passiert das bei einer Hardware Lösung wie Lexicon auch? :/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    das Lexicon MX-300 bietet im Wesentlichen die selben Möglichkeiten wie das MX-400, aber eben nur für 2 Kanäle (Stereo), was aber in den meisten Fällen auch ausreichen dürfte. Mein 400er hatte ich als Vorführgerät zum Preis des 300er bekommen, was ich mir natürlich nicht entgehen ließ ;)

    Ich hatte auch schon mit verschiedenen Softwarelösungen verhallt. Der Vorteil eines Hardware-Hallgerätes liegt vor allem in der noch einfacheren Handhabung. Es muss keine Zusatzsoftware installiert und bedient werden. Der Hall ist sofort verfügbar, belastet den Rechner absolut nicht und die wichtigsten Hall-Parameter lassen sich ganz einfach durch drehen an den Knöpfen einstellen.

    Vor allem den letzten Punkt schätze ich sehr, wenn ich mal eben etwas mehr oder weniger Hall einstellen will. Das geht bei einem IR-Hall eben nur durch auswählen einer anderen Impulse Response Datei. Und diese gibt es eben nur mit einer vorgegeben Hall-Länge eines Original-Raumes. Zudem kosten die guten IR-Dateien nicht gerade wenig Geld. Die Lösung mit Reaper und einigen frei erhältlichen IR´s hat mich nicht allzu sehr überzeugt. Genial klingt in meinen Ohren die IR-Software AltiVerb , die aber sehr teuer ist und eben auch eine Software-Lösung darstellt.

    Ein Lexicon Hallgerät ist allerdings nicht unbedingt auf die Simulation eines Kirchenhalls spezialisiert, sondern hat auch zahlreiche andere interessante Effekte, wenn man auch anderweitig gerne mit Klängen experimentieren will. Es ist für den allgemeinen Musiker-Einsatz im Studio und vor allem im Live-Einsatz konzipiert. Die voreingestellten Effekt-Presets sind zum überwiegenden Teil nicht für unsere Zwecke für die virtuelle Orgel geeignet. Man kann aber relativ einfach User-Presets abspeichern mit Parametern die man dann frei festlegen kann und die den eigenen Vorstellungen eines Kirchenraumes dann nahe kommen.

    Da ein Hardware-Hall den Rechner nicht belastet führt er also auch nicht zu Verzögerungen des Klangs! Er ist sofort verzögerungsfrei verfügbar.

    • Offizieller Beitrag

    Das soll aber nicht heißen, dass es klanglich das non plus Ultra darstellen würde. Der Hall ist recht annehmbar, aber es gibt sicherlich auch bessere Hardware-Hallgeräte, die dann aber auch unverhältnismäßig teurer sind. Die Bedienung ist einfacher (zumindest für manche User) als ein Software-Hall. Ein Software-Hall sollte aber heutige Rechner auch nicht sonderlich belasten und gerade in Verbindung mit einem trockenen Sampleset deutlich weniger Rechenlast erzeugen als ein vergleichbar großes "nasses" Sampleset. Insofern dürfte nicht unbedingt eine spürbar höhere Latenz entstehen, sondern im Gegenteil die Latenz niedriger hinzubekommen sein.

    Wichtig ist, bei der nachträglichen Verhallung wirklich ganz trockene Samples zu verwenden und nicht welche die lediglich "zu wenig" Nachhall besitzen. Mit diesen führt eine zusätzliche Verhallung m. M. n. nach nämlich nicht zu optimalen Ergebnissen sondern eher zu einem schwammigen Klangbild. Mit einem Set wie Rotterdam Marcussen dry erhält man in Verbindung mit nachträglicher Verhallung eine sehr große und flexibel verwendbare Universalorgel, die besonders auch bei üppigen Registrierungen spürbar besser klingen kann als ein nasses Set bei dem langer Nachhall von vielen Einzelsamples zum Tutti addiert werden muss. Voraussetzung ist aber eine gute Intonation des Sets und dass man sich damit abfindet, eben nicht den akustischen Eindruck genau dieser speziellen Orgel zu haben, sondern einfach eine schöne, hypothetische Orgel zur Verfügung hat. Überdies benötigt so eine Lösung im Vergleich nur sehr wenig Arbeitsspeicher.

    Auf sehr leistungsschwachen Rechnern ist der Hardware-Hall aber sicher die bessere Lösung. Die Geräte von Lexicon gehören in dieser Preisklasse m. W. nicht zu den schlechtesten.

  • für mich ist die Verhallung vor allem für größere, amerikanische Sets wichtig. Wangerin, Schantz etc.
    Hier wird explizit auch auf die Notwendigkeit eines Verhallers hingewiesen, wenn man nicht "trocken" spielen möchte. Außerdem bin ich am experimentieren von Theaterorgeln. Diese Sets sind generell "dry", würden sich aber mit einem guten Verhaller prima anhören. :)
    In sofern ... nix falsch gemacht. Das MX 300 ist bestellt und auf dem Weg zu mir. :D

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von emsig

    Was einem bei einem derartigen 'kollektiven' nachträglichen Verhallen, ob algorithmisch oder durch Faltung, aber immer klar sein muß: Das Ergebnis hat streng genommen wenig mit der echten Sache zu tun.

    Stimmt, man sollte sich nicht einbilden, wirklich den Klang der Orgel mit Namen XY aus Z zu hören. Allerdings trifft das in meinen Ohren auch nicht mehr bei Registrierung vieler Register gleichzeitig bei halligen Samples zu. Irgendwas scheint da in der Summe zu passieren, was mir den Klangeindruck deutlich verschlechtert gegenüber der realen Orgel. Hingegen bei nur wenigen Registern klingt das doch oft schöner mit halligen Samples als mit künstlichem Hall.

    Vielleicht ist ein Grund, dass die Register eben einzeln aufgenommen werden und somit mehr und stabileren Wind haben als bei einer Tutti-Registrierung an der realen Pfeifenorgel. Weiterhin addieren sich wohl die Reststörsignale und Artefakte in den einzelnen Hallfahnen der Samples ungünstig, oder bei größeren Orgeln gibt es wohl auch Laufzeitverschiebungen durch zwangsläufig unterschiedliche Mikrofonpositionen beim Samplen. Da finde ich beim Tutti den Klang mit künstlichem Nachhall oftmals erträglicher.

  • Womit wir eigentlich mal wieder bei dem Thema „virtuelle Orgel“ sind. Die Sample Sets des aufgenommenen Instruments werden NIEMALS so klingen, wie das Original!
    Hall-, und oder Faltungshall. Es bleibt eine Synthese! Und wer einmal „seinem Sample Set“ hinter her gereist ist und das Original hören, oder sogar spielen durfte, wird enttäuscht sein. Es erging mir so mit der Schyven/van Bever Orgel in Brüssel Notre Dame Laken. Was ich dort live hören durfte, macht mir jetzt noch eine Gänsehaut und ich werde den Klang nie vergessen.

    Mein heiß geliebtes und eigentlich größtes benutztes Sample Set der Schyven/van Bever Orgel kommt ans Original nicht heran. Egal, welche Nachverhaller zum Einsatz kommen.

    realer Kirchenklang und auch die Atmosphäre vor Ort im Raum sind durch nichts synthetisches zu ersetzen!