- Offizieller Beitrag
Liebe virtuelle Orgelfreunde,
die Frage ist, ob man wirklich mehr als zwei Kanäle unbedingt haben muss ?!
Vor Jahren war ich auch noch der häufig kursierenden Meinung erlegen, dass man möglichst viele Kanäle und Lautsprecher haben sollte um möglichst orgeltypisch abstrahlen zu können. Naja mit 8 oder mehr Kanälen abzustrahlen bringt schon einen gewissen Effekt bei manchem Set, das dafür geeignet ist.
Auch eine 4-kanalige Surroundabstrahlung bringt einen gewissen Effekt, bei dem man meint, mehr innerhalb des Klanggeschehens zu sein als nur davor.
Allerdings trat im Laufe der Zeit bei mir auch eine gewisse Ernüchterung ein. Die Mehrkanaligkeit hat nämlich nicht nur Vorteile. Abgesehen vom Mehraufwand der sich nicht zuletzt im höheren Anschaffungspreis widerspiegelt, gibt es durchaus auch akustische und andere Nachteile:
1. Mehrkanalabstrahlung ist automatisch auch immer Raumbeschallung im Gegensatz zum Nahfeldhören. D.h. die akustischen Eigenschaften des Raumes werden deutlich ins Hörgeschehen mit einbezogen. Und typische Wohnräume sind akustisch gesehen meistens recht miserabel.
2. Mehrere Lautsprecher die ähnliche Signale absenden verursachen sogenannte Interferenzen bei den Schallwellen. D.h. es gibt Auslöschungen und Verstärkungen von einzelnen Frequenzen im Raum, die das Klangbild gegenüber der ursprünglichen Aufnahme zum Teil deutlich verändern. Man hört also nicht mehr so ganz originalgetreu.
3. Die räumliche Wahrnehmung des Original-Kirchenraumes in der Aufnahme wird teilweise erschwert bis unmöglich. Bei guten Stereo-Samplesets wie z.B. von OAM hat man mit Kopfhörern oder Nahfeldmonitoren eine sehr natürliche Abbildung des Kirchenraumes, wie man ihn mit zwei Ohren auch im Original wahrnehmen kann. Es gibt also eine gute Ortung, aus welcher Richtung direkter Schall kommt und wo die Wände sind, die den Schall reflektiert zum Ohr weiterleiten. Bei den meisten Sets mit Surround-Fähigkeiten nehme ich eher den Raum als "halligen Sumpf" wahr, in dem ich kaum konkrete akustische Zuordnungen heraushören kann.
Erschwert wird eine Optimierung meist auch dahingehend, dass man die Art der Surroundaufnahme und den Standort der Mikrofone nicht kennt und deshalb auch bei der Aufstellung der Lautsprecher zu Hause darauf nicht eingehen kann. Was bleibt, ist eben lediglich noch eine hallige Beschallung von hinten, die den Eindruck vermittelt innerhalb eines Klangfeldes zu sein statt es nur "vor sich" zu haben.
4. Der Aufwand fürs Einrichten, Anpassen der Pegel, Ausintonieren von Raummoden usw. potenziert sich mit zunehmender Anzahl der Kanäle. Bei mehreren Sets wird das ganze schnell mühsam bis unerträglich.
5. Hört man das selbe Set auch mit Kopfhörer oder nur mit Stereolautsprechern, so muss man auch ein weiteres komplettes Setup jedes Sets mit allen Einstellungen separat anlegen, was noch einmal mehr Aufwand bedeutet.
6. Bei großen Samplesets stößt man mit Surround sehr schnell an die Grenzen von Arbeitsspeicher und CPU-Leistung, sodass man oft nicht mehr mit der erforderlichen Polyphonie spielen kann. Mitunter sind die Sets schon so groß, dass es praktisch keine adäquate Hardware mehr dafür gibt, bzw. die kaum noch bezahlbar ist.
So bin ich wieder dazu übergegangen vieles nur noch in Stereo zu installieren und zu spielen, bis auf wenige Sets, die noch auf Surround oder Multikanal eingerichtet sind.
Wie sieht das bei euch aus?
Habt ihr eine Surround- oder gar Multikanal-Abstrahlung in Benutzung oder schon mal gehört oder gespielt? Oder wünscht ihr euch so etwas zu haben?
Oder seid ihr mit Stereo vollauf zufrieden?
Gruß Michael