wie übt Ihr? - Übetechniken

  • Hallo an alle,

    hier mal ein neuer Faden zum Thema Üben.
    In meinem Spieltischfaden wurde ja schon kontroverses über Sinn und Unsinn hoher Tastenkräfte für die Übeorgel zuhause geschrieben.
    Aus meiner Erfahrung als Flamencogitarrist weis ich: wenn ich die Wochen vor einem Auftritt nicht wirklich auch auf Kraft und Ausdauer übe, bekomme ich vermeidbare Schwierigkeiten beim Auftritt.
    Daraus schließe ich mal so eben, daß es durchaus Sinn macht, an einer härter eingestellten Orgel zuhause zu üben, um über die nötigen Kraft- und Ausdauerreserven zu verfügen. Musikalisches üben halte ich natürlich für mindestens genauso wichtig^^

    Bin gespannt auf einen fruchtbaren Gedankenaustausch :)

    LG, Ulrich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ulrich,

    meiner Meinung nach ist es gut, immer wieder an möglichst vielen verschiedenen Instrumenten zu üben um sich nicht einseitig nur an eine bestimmte Traktur bzw. Klaviatur zu gewöhnen. Je größer die Bandbreite von ganz leicht und präzise bis hin zu schwergängig und zusätzlich noch gekoppelt mit viel Kraftaufwand, umso besser.

    Manche Dinge lassen sich auf Orgeln mit ungünstiger Traktur auch nicht oder fast nicht mehr spielen. Bei schnellen Trillern ist bei schwergängigen, trägen Trakturen eben irgendwann Schluss. Aber mit viel Übung kann man die Grenzen zu diesem Punkt sicher noch etwas weiter hinaus schieben. Ich denke vor Konzerten wird es wohl ratsam sein die letzte Zeit dann nur noch auf dieser einen Orgel zu üben. Ich bin aber auch kein Konzertorganist, sondern nur ein Orgelfreak und so habe ich schon zu Hause ein gewisses Arsenal an Orgeln und Harmoniums gesammelt die auch teils recht unterschiedlichen Anschlag haben. Es hat natürlich nicht jeder den Platz und die Lust für so ein "Museum" aber zwei unterschiedliche Instrumente zu haben finde ich schon sinnvoll, wer sich das erlauben kann. Es gibt ja aber auch noch genügend Orgeln in den Kirchen. ;)

    Gruß Michael

  • Der Bereich Übetechnik auf der Orgel ist ja ein schier unendliches. Man kann und muss sicher auch zwischen Literaturspiel und Liturgischem Orgelspiel/Improvisation unterscheiden. Dann kommt bei den Organisten ja noch dazu, dass sie nicht immer auf "ihrem Instrument" (wie etwa ein Geiger oder Sänger) üben können/müssen.
    Ich stimme Michael zu, dass man an möglichst vielen verschiedenen Instrumenten üben sollte; wenn man die denn hat!
    Sinn macht auch Orgelüben am Klavier! Ich habe im Kopf, dass ein renommierter Organist einmal gesagt hat, dass er die meiste Zeit erst am Klavier übt (ca. 70%) und dann erst auf die Orgel geht (ich weiß nicht mehr genau, wer es war, ich meine aber, es war David Briggs).
    Für´s Einrichten der Noten (z.B. Fingersätze) muss man sicher nicht in die kalte Kirche gehen. Das mache ich oft auch so (habe noch keine virtuelle Orgel - aber bald" :-). Allerdings hat man in der Kirche am Abend oder Nachts mehr Ruhe als zu Hause, wenn ständig zwei Kleinkinder meinen auch mitspielen zu müssen.
    Das wechselnde Üben an verschiedenen Instrumenten gibt meiner Meinung nach einfach mehr Sicherheit. Jede Orgel ist doch irgendwie anders, auch wenn nach BDO-Norm gebaut wurde. Die eine hat Radialpedal, die andere hat keine verstellbare Orgelbank, bei der anderen kommt nicht genug Licht auf die Tasten des dritten Manuals. Selbst wenn ich ein "Leib- und Magenstück" spiele, braucht es immer etwas Eingewönhnung, bis man sich einigermaßen wohl fühlt.
    Kleinere Orgeln sind für´s Üben meiner Meinung von Vorteil. Wenn ich an eine größere komme, dann übe ich nicht, sondern "probiere rum". Ich habe zwei (reale) Orgeln zur Verfügung (III/36 und II/5). Mehr Spaß macht die erstere, effektiver ist die zweite :) .
    Das waren nur einige Gedanken zum Thema. Wie anfangs gesagt,.... ein unendliches.

  • Zuhause kann ich am Besten üben: Instrument o.k., Heizung gut, Getränke im Kühlschrank. Allerdings sind die Ablenkungsmomente ungleich größer als in der Kirche.

    Zur Übetechnik: ich übe taktweise bzw. im kurzen melodischen Zusammenhang: rechte Hand mit Pedal, linke Hand mit Pedal, beide Hände etc. Üben ist harte konzentrierte Arbeit. Alles andere ist Zeitvertreib.

    Natürlich habe ich bei meinem Orgellehrer auch die Schülerausrede versucht: Zu Hause hat es geklappt (32er Pedal)! Darauf er (Konzertorganist): Wenn man eine Stelle sicher beherrscht, spielt die Orgel keine Rolle. :-X

    Michael

  • Rübsam ist einer der ganz großen Könner. Und ich denke, wenn der Barbier was spricht dann wird es stimmen. Ich kann nur jedem empfehlen, sich ein paar CD's mit Rübsam's Einspielungen zu kaufen. Ein Glas Rotwein, Licht aus, Kerze an und Rübsam hören. Ein Traum.

  • Danke für den Link. Ich hatte es schon mal gelesen, war aber wieder schon lange her...

    Folgendes ist mir dort aber aufgefallen unter "Zu Regel 5":
    Es sollte zudem stets auch darauf geachtet werden, dass sich die Knie beim Spielen nicht berühren.
    Meiner Orgellehrer besteht darauf dass die Knie in Prinzip immer zusammen sind.
    Was ist euer Meinung dazu?

  • Es hängt ganz einfach ab vom jeweiligen Pedal. Und da gibt es bekanntlich Manches. Was?

    Dazu im Internet gefunden:

    "Konkav heißt soviel wie "Hohl, innen vertieft" (vgl. konkave Gläser), meint also das die mittleren Pedaltasten tiefer liegen als die höherliegenden äußeren. Ein einfach geschweiftes paralleles Pedal findet sich bei älteren Orgeln und ist meist die Standardvariante für Digitalorgeln, aber nicht so komfortabel zu spielen, da es eben flach ist.
    Wenn es auch nicht einfach geschweift ist, sind zudem die äußeren Obertasten gleich lang wie die inneren, ist es einfach geschweift, sind die äußeren länger. Das gängige BDO-Pedal ist hingegen meist konkav parallel oder eben doppelt geschweift (was das Gleiche meint), während das AGO-Pedal konkav radial oder eben dreifach geschweift ist. " :-idiot:

    also hängen die Füße mal so oder so, die Knie zusammen oder nicht- ich suche nach der einfachsten Spielmöglichkeit: gleiche oder ähnliche Stellen möglichst mit dem identischen Fußsatz und im Zweifel Spitze, Spitze und ohne Absatz spielen (bei Barock jedenfalls immer), denn damit funktioniert auch ein schönes Legato (wobei ich Spitze/Absatz gelernt habe und umgelernt habe)

    Michael

  • Früher habe ich mal gelernt :"was liegen bleiben kann, bleibt liegen" also orgeln ist Legatomusik im Wesentlichen. Das höre ich noch gut bei Aufnahmen von Marie-Claire Alain u. a..

    Mittlerweile darf man gerne aus einer zentrierten gedachten Mitte mit dem linken Fuß die linke Pedalseite bedienen und mit dem rechten die rechte Seite,(denn ein Buxtehude, Lübeck oder Bruhns muss nicht mehr mit den Füssen "zusammengenäht" werden).. Und legato funktioniert bei dem Spiel mit der Fußspitze mit dem Fussballen auch gut. Die Knie bleiben zusammen (und wenn wir uns mal in Weissenau an der Holzhey Orgel treffen, dann brauchen wir bei diesen Klötzen ohnehin diese Technik)

    Wenn ich andererseits in einem D-Dur Stück z. B. die D-dur (legato) Fuge von Rheinberger mit dem linken Fuß vom tiefen Pedal D auf das tiefe linke Pedal G muss, geht das mit dem linken Fuß nicht legato. Dann brauche ich den rechten Fuß und muss meine Körperhaltung verändern.

    Ich darf beim Orgelspiel zwei Arme/Finger und zwei Beine koordinieren. Gesteuert von meinen Hirn. Wenn ich das aus einer zentrierten Körpermitte heraus übe, gebe ich allen vier Gliedern die gleiche Chance. :-teacher::)


    Michael