- Offizieller Beitrag
Hersteller: Sonus Paradisi
GO ODF in Arbeit
ZitatAlles anzeigen07. Jun 2012, 23:52 Mikelectric
Re: Spanische Orgeln?... so, nun habe ich mich endlich dazu entschlossen, mich auf eine Spanierin einzulassen - gestern Abend habe ich sie gleich zu mir nach Hause gebeten - und zwei Stunden später ist sie auch schon eingetroffen - sie war wohl gerade noch in Tschechien gewesen. Eine liebenswerte "ältere Dame" aus Palma - jedoch durchaus rassig, aber eben auch mit ausgeprägten Eigenheiten - ich hoffe wir werden uns noch arrangieren ...
Nach langem überlegen und recherchieren habe ich mich also nun für diese spanische Orgel entschieden:
Caimari organ - Palma, St.AgustiFolgende Überlegungen gaben dabei für mich den Ausschlag:
Bisher habe ich kaum nennenswerte Literatur von spanischen Komponisten gefunden, die explizit für die spanischen Trompeten Stücke geschrieben haben. Die gängigeren erhältlichen Kompositionen stammen meist von Komponisten aus einer Zeit, wo spanische Orgeln noch gar keine horizontalen Trompeten-Batterien besaßen. Offensichtlich werden diese Stücke dann von unkundigen außerspanischen Organisten oft einfach mit Trompeten registriert, was ein kundiger spanischer Organist nie tun würde. Also sind diese Trompetterias zwar nett anzuhören, aber wohl damals eher mit Improvisationen gespielt worden?! Der große Improvisator bin ich aber nicht.
Es scheint also wichtig, doch eine ausreichende Fülle von charakteristischen Labialpfeifen zur Verfügung zu haben. Außerdem ist der Orgelbau auch in Spanien starken regionalen Einflüssen unterworfen und es gibt nicht wenige größere mehrmanualige Instrumente. Viele ältere davon wurden dann später nachträglich mit den Horizontaltrompeten erweitert, so auch die Orgel von Palma St. Agusti. Es handelt sich damit doch auch um ein charakteristisches Instrument, vor allem für die Region Katalonien.
Diese Orgel wurde für eine Klosterkirche gebaut und die Disposition eignet sich auch gut zum Spiel der Alternatim-Praxis, was mich persönlich auch sehr interessiert. Es ist also eine sehr flexibel einsetzbare Orgel, nicht nur mit Schwerpunkt auf der Trompetteria.
Was mich etwas irritierte, war die meiner Meinung nach mäßige Klangqualität gegenüber aktuelleren Sets. Nun - ich habe das Demo-Set jüngst dann nochmals ausgiebig gespielt und konnte eigentlich meine damalige negative Meinung zur Qualität nicht mehr so bestätigen - hatte ich möglicherweise zuvor noch das ältere Demo-Set V1 versehentlich verwendet??
Die wenigen gebotenen Register des Demo-Set V2 klangen eigentlich recht vielversprechend über den AKG K-701 ebenso wie über die Lautsprecher.Jedenfalls ist sie jetzt installiert und ich bin sehr angetan vom guten Klang der zahlreichen charakteristischen spanischen Register, von den Labialen ebenso wie von den Zungen. Es macht riesig Spaß in den für uns teilweise schon fast exotisch anmutenden Klangfarben zu baden. Man kann auf dieser Orgel auch trotz allem noch sehr gut außerspanische Literatur spielen und hat doch die diversen klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten einer spanischen Orgel zur Verfügung.
Für mich war es wohl vorerst die richtige Entscheidung - aber wer weiß - wenn mich das Thema längerfristig beschäftigt, wäre sicher noch ein 2. spanisches Set anderer Gattung nützlich
Gruß Michael
ZitatAlles anzeigen08. Jun 2012, 02:09 Mikelectric
Re: Spanische Orgeln?Hier noch ein Paar Link-Tipps, um sich eingehender mit den "Spanierinnen" zu beschäftigen, diese haben bei mir sehr zur Entscheidungsfindung beigetragen:
Gerhard Grenzing: Die Entwicklung der Spanischen Orgel
Gerhard Grenzing, HomepageGreifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde
Die folgenden Links übersieht man gerne!
Auf der Seite von OAM:
Einführung in Klangkonzept und Registrierungspraxis für historische spanische OrgelnAuf der Seite von Sonus Paradisi:
A comparison between the Palma and the Santanyí organs
A few notes about historical registration on the Santanyí organHätte mir jemand einen Tipp für Noten spanischer Komponisten, die für Trompetterias geschrieben wurden? Wenn möglich nicht so schwer zu spielen!
Gruß Michael
Zitatein User antwortete in etwa:
Gesamtausgabe von José Lidon - ISBN 9990051145380.
Die Stücke scheinen nicht allzu schwer, zwei bis dreistimmig.
Zitat08. Jun 2012, 15:10 Mikelectric
Re: Spanische Orgeln?Hallo,
besten Dank für den tollen Tipp!
José Lidon war offensichtlich ein Schwiegersohn des bekannten Orgelbauers Jordi Bosch (Santanyi). Er lebte wohl von 1746 - 1827 und damit in der Zeit, als die Trompetterias schon überall in Spanien verbreitet waren.
Beim Bodensee Musikversand habe ich den 2. Band für 29,95 gesehen siehe hier allerdings ohne ISBN-Nummer, insofern bin ich unsicher ob es die selben Noten sind. Ich werde in Anbetracht der Preise dieser vier Bände mal erst schauen, ob es nicht im Web noch irgendetwas gratis gibt.Grundsätzlich kommen evtl. spanische Orgelkomponisten ab etwa 1700 in Frage, da waren die Trompetterias dann schon recht verbreitet. Im großen Lexikon der Orgel (Laaber-Verlag) habe ich noch ein paar Namen entdeckt, die vielleicht auch in Frage kämen. Da muß ich noch etwas recherchieren.
Michael
ZitatAlles anzeigen08. Jun 2012, 16:26 Mikelectric
Re: Spanische Orgeln?Spanische Komponisten chronologisch:
um 1540 Gonzalo de Baena
1510 - 1566 Antonio de Cábezon
1541 - 1602 Hernando de Cábezon
1550 - 1617 Jéronimo
1564 - 1598 Francisco Peraza
1550 - 1626 Bernardo Clavijo del Castillo
1561 - 1627 Sebastián Aguilera de Heredia
1584 - 1654 Francisco Correa de Arauxo1601 - 1672 José Jiménez
1611 - 1679 Pablo Bruna
1644 - 1712 Juan Cabanilles
1657 - 1687 Gabriel Menalt
1660 - 1716 Sebastián Durón
1687 - 1755 José Elias1702 - 1768 José de Nebra Blasco
1719 - 1789 Joaquín de Oxinaga
1736 - 1801 Juan de Sessé y Balaguer
1742 - 1821 Félix Máximo López
1746 - 1827 José Lidón
1750 - 1815 Pedro Carrera y Lanchares1834 - 1910 Pablo Hernández
1844 - 1922 Enrique Barrera Gómez(Quelle: Lexikon der Orgel, Hermann J. Busch und Matthias Geuting, Laaber Verlag)