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ZitatAlles anzeigen[red]Original geschrieben von Subbass[/red]
Hallo Martin,
hier mein Bericht:Nach einigen Telefonaten, die meistens etwas demotivierend endeten (Antworten wie: "das ist zu kurzfristig", "im Sommer ist sowieso alles immer mit Terminen belegt" oder "Warum wollen Sie die Orgel spielen, Sie können sie doch hören...), durfte ich heute an der "Mönch"-Orgel der Klosterkirche Birnau 45 Minuten musizieren.
Hier der Link zu der Basilika Birnau:
http://www.birnau.de/Hier der Link zu weiteren Infos über die Wallfahrtskirche Birnau:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrtskirche_BirnauHier der Link zu der Info-Seite mit der Disposition dieser Orgel von Orgelbau Mönch aus Überlingen:
http://moench-orgelbau.de/disposition,moench-orgel-161,a,3Die Orgel von 1991 ist in ein für die Größe (III/P/39) sehr schmales Gehäuse gebaut, das den Klang nur durch die Prospektpfeifen in den Kirchenraum durchlässt; dadurch klingen die weit hinten, quasi im Nebenraum stehenden Register etwas leise und auch in der Klangfarbe gedämpft.
Die neobarocke Disposition der Orgel hat einzelne sehr schön klingende Register (z.B. Prinzipal 8' aus dem Hauptwerk), wirkt aber im Plenum unausgewogen; das Pedal bringt zu wenig Gravität (eine Posaune 16' fehlt hier auf jeden Fall und das Manualplenum ist eine eigenartige Mischung aus dumpfer Grundtönigkeit mit grell klingenden Mixturen und Aliquoten; es fehlt eine klare Klangmitte. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Orgel sehr verstimmt ist und sich kein einziges Zungenregister benutzen lässt, ohne die Ohren der Klosterkirchentouristen und des Organisten schwer zu beleidigen!
Der vollmechanische Spieltisch ist mit seinen Manubrien und seinen modernen Abmessungen nach BDO für einen "Hauptwerk-Organisten" sehr angenehm zu bedienen. Manual (C-g3)- und Pedalumfang (C-f1) sind groß genug, um alle Literatur spielen zu können. Lediglich die Manualkoppeln sind überraschend schwergängig, was sich aber mit ein wenig "Fingermuskulatur-Konditionstraining" bewältigen lässt.
Die Klosterkirche hat eine optimale Konzertakustik mit einem Nachhall von ca. 3-4 Sekunden. Die Orgel steht relativ hoch im Kirchenraum, so dass es praktisch keine schlechte Hörposition gibt, da sich der Klang gleichmässig verteilt.
Alles in allem ein eindruckvolles Erlebnis, für das ich der Klosterleitung dankbar bin!
Trotzdem fällt mir hier mal wieder auf, wie verwöhnt ich von dem optimalen Zustand der gesampelten Hauptwerkorgeln bin!!
Täuscht mein Eindruck, dass viele Instrumente in den deutschen Kirchen (mit Ausnahme der ständig als Konzertinstrumente gebrauchten Orgeln) in einem schlechteren Wartungszustand sind, als vor 20 Jahren? Liegt das vielleicht auch daran, dass immer weniger hauptamtliche Organisten eine 100%-Stelle haben und damit die Zeit für einfache Arbeiten, wie das Stimmen der Zungenregister? Hoffentlich geht da nicht auf Dauer wertvolle Substanz verloren!
Gruß
Thomas