Zitat
Original geschrieben von Dulzian
Natürlich ändern Röhrenverstärker den Klang mehr oder weniger subtil, je nach verwendeter Betriebsart, in Richtung seidig/weich/warm (schwer zu beschreiben) - dass ist ja Sinn der Sache! :-music:
Eben, da liegt ja auch das Philosophische drin. Will ich das, oder will ich das nicht. Will ich einen Klang der mir gefällt, auch wenn er sich ein Stück weit vom Original entfernt hat? Oder will ich einfach nur das hören, was auch aufgenommen wurde? Der Röhrenverstärker liefert ein wenig etwas dazu, was vorher nicht da war. Das was dazu kommt ist subjektiv wenig störend, weil es harmonische Obertöne sind. Der Transistorverstärker liefert theoretisch im geringen Maße unharmonische Töne dazu. Aber beim guten Transistorverstärker ist das um Faktoren weniger was dazu kommt als beim Röhrenverstärker. Trotzdem halte ich diese "subtilen" Unterschiede für vernachlässigbar. Da muss ich lange hinhören um das zu erahnen. Und wenn ich es tatsächlich höre, dann kann ich davon ausgehen, dass der Transistor mehr die Wahrheit über die Aufnahme sagt und die Röhre eher schönt :L
Aber ist das nicht irgendwie Haarspalterei? Philosophie?
Beim Röhrenverstärker ist meines Wissens auch viel kritischer zu bewerten, welcher Lautsprecher da letztendlich dran hängt. Nicht jede Kombination klingt da wirklich gut. Das begründet sich aus der Ausgangsimpedanz, die bei der Röhre im Grunde genommen irrsinnig hoch liegt. Die bekommt man dann nur wieder per Übertrager (Trafo) reduziert. Heutige Lautsprecher haben aber niedrige Impedanzen von 4 oder 8 Ohm. Da ist ein Verstärker mit niedriger Ausgangsimpedanz gefragt, was der Transistorverstärker von Haus aus hat, auch ohne Übertrager im Ausgang.
Also ist beim Röhrenverstärker mit viel Aufwand evtl. ein Klang erreichbar, der zwar nicht ganz der Aufnahme entspricht, aber dem Ohr schmeichelt. Wenn man nicht aufpasst bei der Gesamtabstimmung Verstärker / Lautsprecher, dann kann's wohl auch in die Hose gehen. Also eher eine Lösung für Freaks - oder?
Die heutigen Nahfeld-Aktivmonitore bieten einem eine Lösung aus einem Guss. Sie haben in der Regel je einen eigenen Verstärker pro Lautsprecherchassis, in Verbindung mit einer aktiven Frequenzweiche, was durchaus auch theoretische und praktische Vorteile bietet, gegenüber Lautsprechern mit passiven Frequenzweichen aus Spulen und Kondensatoren. Zudem kann man diese vom Entwickler bereits klanglich abgeglichenen Aktivboxen vor dem Kauf gegeneinander Probehören. Selbst hier treten noch eklatante Klangunterschiede selbst im oberen Preissegment auf. Ich meine jetzt nicht "subtile" Nuancen.
Obwohl ich schon zeitlebens immer gerne Lautsprecher und Verstärker gebastelt hatte, so sagen mir meine Ohren und letztlich mein Verstand, dass ich mit guten fertigen Lautsprechern wie z.B. von Genelec schneller und unterm Strich doch kostengünstiger zu hochwertigem Klang komme, als über viel Probiererei verbunden mit zahlreichen Fehlkäufen von Einzelteilen. Nichtsdestotrotz laufen bei mir immer noch Eigenbauprojekte nebenher, alleine schon, weil es Spaß macht