Die Frage ist nur, ob es schlüssig ist. Und wenn die Zuhörer von Musik keine Ahnung haben, ist der Versuchsaufbau auch nicht sinnvoll, da man zu höchst willkürlichen, stimmungsabhängigen Ergebnissen kommt.
Regeln werden nicht willkürlich oder dogmatisch, sondern aus Erfahrung gesetzt - so wie in der Grammatik. Wenn ich Musik als "Klangrede" (vgl. Harnoncourt) sehe, dann benutze ich die Regeln als Grammatik, um mich verständlich zu machen, nicht um der Regeln willen. Die Regeln haben dabei Funktionen (Sangbarkeit, Hinleitung, geplante Überraschungen (z.B. Trugschlüsse, mediantische Umdeutungen)), die ich bewusst einsetzen kann. Habe ich diese Regeln nicht, ist alles, was ich mache, Zufall. Da kann ich auch die Katze über die Tasten laufen lassen.
Und was den Rhythmus betrifft, unstimmige Takte und Schwerpunkte sind auch für nicht-Musiker schwer zu ertragen, es sei denn, sie sind halt komplett "taub".
Mein erster Orgellehrer hat sich vor vielen Jahren nach einem hingehudelten Präludium mal zurückgelehnt, mich angeschaut und nach ein paar Sekunden gesagt "...ein empfindsamer Mensch bekommt bei deinen rhythmischen Schwankungen einen Herzinfarkt" - und er hatte wohl recht. Der Takt ist der Puls der Musik, den ich beschleunigen kann oder dem ich mal durch einen Taktwechsel ein paar aufregende Extrasystolen verabreichen kann. Völlige Planlosigkeit verursacht in diesem Bild Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern.
Und was Quint-und Oktavparalleln etc. angeht, sind sie auch im Kontext zu sehen, und zwar nicht nur im zeitlichen - wir sind bei den Brucknerschen Hausregeln schon längst bei der wohltemperierten Stimmung angelangt, sodass Temperaturunstimmigkeiten kaum eine Rolle spielen. Bei Parallelen führe ich halt meist generell zu viele Stimmen in eine Richtung, was sich dann einfach schlecht anhört, während ich durch Gegenbewegung nicht nur Parallelen vermeide, sondern auch einen schlüssigen Satz hinbringe. Terzverdopplung ist übrigens nicht verboten, sondern z.B. bei der Parallelführung von Quartsextakkorden notwendig (alternierende Verdopplung von Grundton oder Terz).
Darüberhinaus geht es nicht um die Verdopplung an sich, sondern auch um den Klang, der erzeugt wird. Spiel doch mal einen Dreiklang und verdopple Grundton, Terz oder Quint - der Eindruck, die Stabilität und die Verwendbarkeit des Klanges sind jeweils anders, was man wiederum bewusst (also mit Wissen, nicht Vermuten) einsetzen kann.
Improvisation bedeutet eben auch (innere) Hören, dem eine Übung des äußeren Hören vorweggeht. Aktuelle Methoden betreiben deshalb Gehörbildung und Improvisation parallel.
Im Grunde ähnelt die Diskussion hier jetzt aber der Improvisation, die ihr vorschlagt, sie ist wirr, ohne Grundlage, jedes Argument atmet das Nichtwissen, das zur Tugend erhoben wird.
Ich hoffe, ihr quält mit dieser Art der Improvisation niemanden, der es besser versteht, aber nicht fliehen kann.