Beiträge von classicconcept

    2007 war ich mit meinem Posaunenchor in der Funktion als Chorleiter und Organist unterwegs auf einer Konzertreise durch Finnland. Ich ergänzte das Bläserprogramm durch einige Orgelstücke. Als ich von Boellmann das "Priere a Notre Dame" spielte, fiel eine Prospektpfeife (auch noch Prinzipal 8') aus dem Prospekt und landete krachend auf dem Orgelspieltisch, knapp an meinem Kopf vorbei. Damit erledigten sich die restlichen Orgelstücke erst einmal.

    An meiner digitalen Orgel zuhause hängt unter anderem ein großer Subwoofer aus dem PA-Bereich. Irgendwann stellte ich fest, dass dieser furchtbar stinkt. Nicht nach verbrannter Elektronik, eher nach Ammoniak. Ich schaute mit einer kleinen Kamera durch die Bassreflexöffnung und stellte fest, dass sich im Gehäuse eine Maus eingemietet hatte. Mausefallen ignorierte das Mistvieh konsequent. Daher musste sie eben regelrecht verscheucht werden. Ich klemmte vom XLR-Stecker die Masse ab und schaltete den Subwoofer mit zwei 18-Zoll Bässen und 1.200 Watt Leistung an. Der Massebrumm war unglaublich, innerhalb kürzester Zeit flüchtete die Maus aus dem Lautsprecher. Gefangen habe ich sie trotzdem nicht, aber sie auch nie mehr in den Subwoofer reingekrabbelt.

    Vor dieser Überlegung stand ich auch vor einiger Zeit. Ich bin bei GO geblieben, ganz einfach deswegen, weil es problemlos auf meinem iMac 27 läuft. Ich bin mit der Performance der Software absolut zufrieden. Und ich habe keine Lust, mich ständig mit Updates rumzuärgern, wenn wieder etwas nicht funktioniert. Das kann mir mit meiner Konstellation nicht passieren, da mein Mac nur mit max. OS 13 läuft. Es ist ja auch in der Realität nicht so, dass ständig an der echten Orgel etwas geändert wird. Und selbst die digitalen Orgeln werden sehr selten mit Updates versorgt. Lieber übe und spiele ich mit Freude auf meinem visuellen Orgelsystem, als dass ich die Zeit in Systempflege investiere. Never touch a running System. Diese Weisheit gilt in meinem Hauptberuf (Tontechniker) erst recht.

    Ich spiele auf Instrumenten aus beiden Welten. In meiner Kirche steht eine dreimanualige Schmid-Orgel mit 32 Registern, die nach dem Umbau und der Neuintonierung sehr viel interessanter und wärmer klingt. Zuhause übe ich auf einer Ahlborn-Präludium III zusätzlich mit GrandOrgue mit einem sehr guten Lautsprechersystem. Beide Instrumente haben ihren Reiz. Was die eine Orgel kann, kann die andere nicht und umgekehrt. Eine Pfeifenorgel gegen eine digitale Orgel auszutauschen wäre für mich nicht denkbar, schon allein wegen der Wertigkeit eines echten Instrumentes. Was ich mir wiederum vorstellen könnte, wäre eine Kombination beider Welten.

    Ich habe mir mal viel Zeit genommen und meine echte Orgel mit den Klängen aus GO kombiniert. Natürlich war das sehr umständlich zu spielen, da meine Schmid keine Midi-Tastatur hat. Also habe ich die Sounds eben mit einem Keyboard angesteuert, das auf dem Deckel des Spieltisches lag. Bis aus der Kombi etwas vernünftiges rauskam war ein Tag vergangen mit Intonierung des Samplesets, verschiedenen Lautsprechern, und deren Position ausprobieren, Stimmung etc.

    Abends dann war ich erstaunt, welch großartigen Möglichkeiten eine solche Hybridorgel bieten könnte. Allerdings - das ist für viele Organisten eher nichts, das sie sich viel mit Computer-und Tontechnik auseinandersetzen müssten.

    Ich habe mal die eventuellen Umbaukosten für meine Orgel kalkuliert. Neben der Midifizierung von drei Manualen und Pedal käme das Rechnersytem mit 8-kanaligem Interface plus 9 Lautsprechern dazu. Ruckzuck kam ich auf ca. 30.000.-€, wenn ich vieles selbst machen würde. Der KV mit Pfarrer war jedenfalls sehr erstaunt über die neuen Klangmöglichkeiten und vielleicht gehen wir das Projekt ja mal an. Ansonsten bin ich auch so glücklich mit meinen Tastenkästen.

    Ich nutze forScore auf dem iPadPro und bin sehr zufrieden. Gegenüber Papiernoten gelten für mich folgende Vorteile:
    1. Ich habe immer mehr als 3.000 Stücke dabei, von der BigBand über Klaviernoten bis hin zur Orgel

    2. Stets eine gute Beleuchtung der Noten (auf der Bühne sehr wichtig)

    3. Schnelle Auffindbarkeit der Titel inkl. Erstellung einer Setlist

    4. Minimales Gewicht des Notenmaterials

    5. Mit dem Apple Pencil tolle Markierungsmöglickeiten

    6. In Verbindung mit dem AirTurner kann ich auch Stücke mit vielen Seiten selbst umblättern

    7. Absolute Zuverlässigkeit der App. In fünf Jahren hat sie mich kein einziges Mal im Stich gelassen.

    8. Audio-Aufnahme möglich, Metronom, Stimmgerät, Teilen-Funktion, alles dabei.

    Nachteile gibt es aber auch:

    1. Immer nur eine Seite ist sichtbar, Vorgucken also schwierig.

    2. Mit forScore kann man aber auch 2 iPads bedienen für die gleichzeitige Darstellung von zwei Seiten, ist halt teuer.

    Ich habe meine Ahlborn so konfiguriert:

    Prinzipale auf Kanal 1&2

    Zungen auf Kanal 3&4

    Pedal auf Kanal 5&6

    Schwellwerk auf Kanal 7&8

    Ich habe den internen Hall der Ahlborn abgeschaltet und lasse dies von einem lexicon-Hall erledigen. Anfangs war dies sehr unbefriedigend, da ich keinen wirklichen Raumhall erzeugen konnte. Ich überlegte mir, wie das Klangbild der echten Orgel im Kirchenraum entsteht und stellte fest, dass bei der künstlichen Hallgenerierung der Raum nach hinten fehlt. Das Problem konnte ich verblüffend einfach lösen: Ich lasse nun das Haltsignal ausschließlich von zwei Lautsprechern hinter dem Spieltisch und zwei weiteren vor dem Spieltisch abstrahlen. Der Effekt ist unglaublich echt. Dazu braucht es keine teuren Lautsprecher, um ein eindrucksvolles Raumgefühl zu erzeugen. Leider kann ich mit GO keine Multikanäle ausgeben, den passenden Digitalwandler mit 8 Ausgängen hätte ich.

    Ich habe eine Ahlborn Pr3, ebenfalls mit 8 Ausgängen. Dadurch kann ich verschiedene Registergruppen auf 2x4 Kanäle verteilen. Dies habe ich fast ausschließlich mit Aktivboxen der Marke Montarbo realisiert. Diverse Versuche mit Hifi-bzw. Studiolautsprechern haben gezeigt, dass gute Aktive aus dem PA-Bereich das bessere Ergebnis liefern. Zudem läuft zu meiner Ahlborn noch ein GO-System über Midi mit. Ich habe alle Register beider Systeme miteinander gekoppelt (über Midi) und solange aufeinander abgestimmt, dass ein authentischer, realistischer Klang dabei herauskommt. Die Abstimmung macht viel Arbeit, lohnt sich aber. Alle Kanäle meines Setups werden über ein digitales Mischpult klanglich bearbeitet und zu den entsprechenden Verstärkern/Aktivboxen geleitet. Das klanglich Ergebnis des Systems ist dermaßen gut, dass wir es kürzlich sogar für CD-Aufnahmen benutzen, wobei die Orgel hier allerdings nur Begleitfunktion hatte.

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    Ich habe mit meiner dreimanualigen, relativ langweiligen Schmid-Orgel (31 Register) mal einen wirklich provisorischen Versuch gemacht, Pfeifen und Elektronik miteinander zu verbinden. Nachdem meine Pfeifenorgel keine Miditastatur hat, habe ich ein Keyboard für die Rechneransteuerung genommen. Als Klangabstrahlung diente eine große Montarbo-PA (2x18-Zoll Subwoofer, 2x15 Zoll + 2 Zoll Hörner als Topteile). Ich habe einen kompletten Tag und viel Muskelkraft gebraucht, um das Testsetup inkl. Rechner (iMac, MOTU-Interface, GrandOrgue) zu installieren.
    Ich war sehr gespannt, wie die beiden Systeme miteinander harmonieren. Der allererste Eindruck war kein guter: Die beiden Instrumente mischten sich nicht und waren in der Stimmung unterschiedlich. GO nachzustimmend war nicht schwierig, schwieriger war vielmehr die Aufstellung der Topteile. Wir probierten einige Positionen und kamen schlussendlich darauf, dass die Lautsprecher wirklich direkt auf dem Orgelgehäuse stehen müssen, damit sich die Klänge mischen. Ein weiteres Problem war die Stereobreite der Samples, die viel enger klangen als die Pfeifen. Mit Hilfe eines SPL-Vitalizers gelang es mir, die Stereobreite zu erweitern. Zwar geht das zu Lasten der Phasengenauigkeit, fiel aber im Kirchenraum nicht auf.

    Dann die Pegelabstimmung: Es reichte nicht, die Gesamtlautstärke von GO anzupassen, ich musste die einzelnen Register komplett nachintonieren. Am nächsten Tag testete ich mein Versuchssetup mit frischen Ohren und das klang dann schon sehr eindrucksvoll und erweiterte meine Orgel um viele weitere Klangfarben.

    Einen entscheidenden Anteil trug dazu das Lautsprechersystem bei, das klanglich wirklich erste Klasse ist. Ob ich meine Orgel tatsächlich um elektronische Samples erweitere, steht noch im Raum. Ich habe das System einmal im Gottesdienst eingesetzt und die Reaktion der Besucher war klasse.

    Also denkt dran: wenn Grand Orgue dann auf Ubuntu Studio!

    Freut mich, dass es bei dir unter Ubuntu funktioniert. Ich habe mit GO beste Erfahrungen mit meinem iMac i7 (Bj. 2009!, 16GB, SSD) und einem MOTU-Wandler gemacht. Das System spielt latenzfrei und extrem stabil. Allerdings habe ich in der Mac-Version keinen Faltungshall, dafür einen hochwertigen Lexicon.

    Super! Das ist ja im Grunde das gleiche Prinzip, wie ich’s es mache. Die Digitaltechnik auf dem Gebiet der virtuellen Orgeln ist mittlerweile auf höchstem Niveau angelangt. Voraussetzung für eine authentische Wiedergabe ist halt immer ein entsprechendes Lautsprechersystem. Mit kleinen HiFi-Boxen kommt man da nicht weit. Aktive, hochwertige PA-Lautsprecher sind für die enorme klangliche Gewalt des Orgelklangs notwendig.

    Ist ja eigentlich auch logisch, die Akustik verhält sich in echt ja genauso. Ich habe angeregt durch diese Diskussion noch zwei weiter kleine Hall-Lautsprecher direkt an der Rückseite der Orgel installiert. Das macht noch mal mehr Raum. Als Hall benutze ich einen Lexicon MPX 550, der klingt recht amtlich.

    Ich habe anfänglich den Fehler gemacht, den Hall vom Lexikon zum trockenen Signal hinzuzumischen. Hall war nun da, aber kein Raum. Bis ich auf die Idee kam, den Hall über zwei separate Lautsprecher, die im Abstand von 3 Metern hinter meinem Rücken stehen auszugeben. Diese Lautsprecher geben tatsächlich nur das Hallsignal aus. Das Ergebnis ist verblüffend. Plötzlich bekommt der Orgelsound enorme Tiefe.

    Das ist wahr. Allerdings ist es auch so, dass wenn sich ein digitaler Orgler mit GO oder Hauptwerk beschäftigen will, muss er sich softwaremäßig schon ziemlich damit beschäftigen, damit man damit wirklich gut spielen kann. Die Standardprogramme auf meinem Lexicon sind schon sehr gut, da brauchte es nur ein wenig Feinjustage.

    Ich nutze auch GO, lasse aber alle rechenintensiven Aufgaben wie eben den Faltungshall außen vor und lasse die Hallberechnung lieber von einem einem externen Lexicon-Hallgerät erledigen. Da bekommt man mittlerweile gute gebrauchte Geräte für wenig Geld. So kann ich GO mit minimalem Pufferspeicher laufen lassen und habe keinerlei Latenzen. Auch ist es immer eine gute Idee, den Sound von GO über einen externen Digitalwandler laufen zu lassen. Erstens klingt es besser und zweitens minimiert dies auch die Latenzen. Ich habe einen MOTU mit 192 kHz am Laufen. Mit der höchsten Ausgaberate ist die Latenz merkwürdigerweise am geringsten.

    Ich habe meine Ahlborn Präludium III vor kurzem umbauen lassen: Die originale Tastatur wurde gegen eine von Fatar (Lange Version) getauscht. anfänglich ging sie mir etwas zu schwer, mittlerweile aber habe ich mich daran gewöhnt und möchte sie nicht mehr missen. Das Spielgefühl ist auf echtem Holz schon viel besser als auf Kunststoff. Billig ist die Aktion allerdings nicht. Knapp 2.000.-€ musste ich dafür hinblättern. Aber das ist eine sehr wertvolle Investition und macht das Instrument wirklich wertiger.IMG_1382.jpg