Hier die Kurzfassung:
Mehrkanalige Aufnahmen erfordern im Grunde nur mehr Aufnahme-Equipment. Es gibt keine allgemein gültige Regel, wo die Mikrofone platziert werden. Auch die Konfiguration der Mikrofone (XY, ORTF, AB, usw.) wird von unterschiedlichen Sample Set Herstellern sehr unterschiedlich gehandhabt. Kleine Änderungen führen z.T. zu massiv anderen Klangergebnissen. Hier ein Link zu einem interessanten YouTube-Video: How to mic a pipe organ.
Die Aufnahme ist der erste Schritt. Wie auch in der Fotographie: je besser die Aufnahme, desto einfacher die Nachbearbeitung und desto besser das Endergebnis. Pro Register benötigt man, je nach Nachhall 20 bis 60 Minuten (vorausgesetzt es ist ruhig, sonst wird es auch gerne einmal mehr).
Nun müssen die Samples vorbereitet werden. Dafür sind folgende Schritte erforderlich.
1. Entrauschen. Dies ist sicherlich der Schritt, der das meiste Know-How bzw. die meiste Erfahrung benötigt. Hier könne die Samples sehr einfach ruiniert werden. Der Sustain-Part ist i.d.R. (abgesehen von den ganz tiefen Tönen) relativ einfach zu entrauschen. Spannend wird es im Bereich der Hallfahne, weil der Ton irgendwann im Hintergrundrauschen verschwindet. Aus diesem Grund erfordern Aufnahmen, die anschließend mit einem IR verhallt werden nur einen Bruchteil der Arbeit. Vor diesem Hintergrund sind die als "preiswerte" Alternative zu Hauptwerk angepriesenen Sample Sets von Great Organ eigentlich viel zu teuer. Für Great Organ muss nur einen Bruchteil der Zeit aufbringen.
Während das Entrauschen etwas künstlerisches hat, sind die nächsten Schritte im Wesentlichen technischer Natur.
2. Schneiden der Samples. Dies erfordert leider auch ziemlich viel Handarbeit -- vor allen Dingen am Anfang des Samples. Schneidet man zu spät, ist die Ansprache futsch, schneidet man zu früh, hat man einen verzögerten Anschlag.
3. CUE-Marker setzen. Hiermit wird der Anfang der Hallfahne markiert. Dies muss für alle Release-Samples gemacht werden.
4. Loopen. Dies ist nur für die Sustain-Samples erforderlich. Mit drei bis sechs Loops ist man i.d.R. ganz gut bedient. Jeder Loop muss angehört werden! Aber auch weniger geht. Die schönen Sample Sets von Piotr Graboswki haben zum Teil nur einen einzigen Loop.
5. Eintragen der Tonhöhe in die WAV-Datei. Dies ist nicht unbedingt erforderlich. Alternativ kann auch die exakte Tonhöhe in der ODF hinterlegt werden oder man muss die Samples stimmen. Das Eintragen der Tonhöhe in die WAV-Datei ist aber mittlerweile bei den meisten Sample Set-Herstellern Standard.
6. Herunterrechnen der Samples auf 24-bit und 48 kHz. Die Aufnahme erfolgt meisten in einer höheren Auflösung, um bessere Signal-Rauschabstände zu bekommen.
Alles in allem ein ziemlich extremer Arbeitsaufwand. Ein kleines Rechenbeispiel für eine kleine Orgel mit 20 Registern (5 davon mit Tremulant):
(20 + 5) Register * 3 Releases * 61 Tasten (okay, das Pedal hat weniger -- aber es ja nur eine kleine Hochrechnung) * 3 Stereo-Kanäle = 13.725 Samples. Dazu kommen noch die Geräusche. Alle 13.725 müssen die oben angezeigte Schritte durchlaufen. Und dann hat man erst die Samples. Danach geht es an die Programmierung der ODF, was machmal noch einmal eine monatelange Arbeit ist.
Vor diesem Hintergrund sind die meisten Sample Sets ein wirkliches Schnäppchen, denn ein Massenprodukt ist ein Sample Set ja sicherlich nicht.
Ich hoffe, diese kleine Darstellung gibt einen kleinen Eindruck über den enormen Arbeitsaufwand, ein Sample-Set zu erstellen.