Alles anzeigenHier mal ein anderes Beispiel.
In einem Chor haben wir Choräle von Bach gesungen. Haydn und Mendelssohn waren auch dabei. Alles eigentlich harmlos.
Davon wurden Schallplatten gepresst.
Als die CDs heraus kamen sollten die besten Stücke aus dem Schallplatten-Fundus auf CD erscheinen. Man machte eine Umfrage in den Gemeinden. Was war dann der Mehrheit wegen auf der CD?
Näher mein Gott zu dir
So nimm denn meine Hände
Hehr und heilig ist die Stätte.......usw
Ich glaube, das hat auch etwas mit musikalischer Bildung zu tun. Für die meisten Menschen ist Musik eben Unterhaltung und für anspruchsvolle und außergewöhnliche Stücke fehlt ihnen das Verständnis und Interesse. Was hatte ich schon für Diskussionen mit Supermarktleitern, weil ich mich jedes Mal über diese fürchterlich primitive und zudem noch laute Popmusik aufrege. Alle sagten mir, dass die Leute das hören wollen. Ein EDEKA-Leiter hatte monatelang auf jede Musik verzichtet, was für mich ein Segen war. Bis sich die Leute über die Stille beschwert haben. Die Menschen ertragen eben keine Ruhe mehr. Leute wie ich kaufen deshalb nur noch mit Ohropax ein.
Ich selbst hatte das Glück, einen wirklich tollen Musiklehrer in der Realschule zu haben, der mein Interesse für klassische Musik geweckt hat. Einstieg war der Feuervogel von Strawinsky. Auch nicht gerade leichte Kost. Aber ich habe dieses Stück so oft gehört, dass ich es selbst dirigieren könnte - könnte ich dirigieren. Barockmusik mochte ich damals noch nicht. Dann kam Rick van der Linden mit seiner Gruppe "Ekseption", der viele Themen von Bach verwendete. Erst als ich den vierteiligen wundervollen Spielfilm aus der DDR über Johann Sebastian Bach sah, wuchs mein Interesse und heute ist Bach für mich das größte Musikgenie überhaupt. Ich habe sein Gesamtwerk auf CD. Leider sind die meisten seiner Stücke schwer zu spielen. Bei mir reicht es gerade für die zweistimmigen Inventionen.
Übrigens: Ich höre gerade ein Orgelkonzert von Karl Ludwig Kreutz. Der ist Professor für Improvisation an der Musikhochschule Freiburg. Also da soll mir noch mal einer sagen, man bräuchte zum professionellen Improvisieren keine Ausbildung.