2) Die Artikelserie von Gernot Wurst (prospectum) in Okey, wo er dieses Verfahren als zukunftsträchtig darstellt, das bisherige Verfahren kritisiert und eine enorme Ressourcenvereinfachung beim Endanwender in Aussicht stellt. (Kein Wunder, dass die angekündigte Wiegleb/Ansbach seit Jahren nicht erscheint? - Trotzdem absoluten Respekt vor Forschungen und dem Ausprobieren neuer Verfahren und Modelle !)
Einen wunderschönen guten Samstag Nachmittag
Hierzu vielleicht zur Erläuterung:
- Dry+IR ist die physikalisch und signalverarbeitungstheoretisch korrekte Art, Orgelklang zu modellieren - sage nicht ich, sondern das sagt uns die Realität, die wir in der Physik mit der Sprache der Mathematik beschreiben. Die Kausalitätsbeziehungen bei der Klangentstehung, die Eigenschaften Linearer Zeitinvarianter Systeme und der Irrsinnige Aufwand, der zum Lösen Inverser Probleme nötig ist, sind ebenso naturgegeben wie z.B. die Schwerkraft, die wir beobachten dürfen und in Demut zur Kenntnis nehmen müssen. So what der Liebe Gott eben non einmal die Welt gemacht. Die Diskussion kann an der Stelle anfangen, an der wir untersuchen: Wie gut beherrscht das denn der einzelne Hersteller, und wieviel Vorwissen bzw. Lernbereitschaft ist denn vorhanden?
- Ich weise in den Artikeln deutlich darauf hin, dass der dry+IR-Ansatz methodisch anspruchsvoll ist und dem Sample Set-Hersteller Dinge abverlangt, für die man im wahrsten Sinne des Wortes erstmal "seine Hausaufgaben machen" muss. Vielleicht kann man hiermit anfangen https://www.kulturkaufhaus.de/de/detail/ISBN…ors-and-Modules, und dann damit weitermachen, über die Anwendung auf Orgelsamples nachzudenken. Ich tue das seit ca. 2007, incl. Eigenentwicklung der nötigen Tools.
- "Pfeife + Hall = Orgelkang, so einfach ist es wohl nicht" - Richtig! Es muss heißen "Methodisch gut aufgenommene Pfeife + exakt für diese Pfeife ebenfalls methodisch gut produzierte IR", dann wird ein Schuh draus. Ich kenne Caen nicht, aber ganz allgemein kann man sagen: Irgendwelche Samples irgendwie zu verhallen, eignet sich zwar als 'proof of concept', wird aber höchstwahrscheinlich klanglich nicht der Griff nach den Sternen. Man muss schon wissen, was man wie machen muss, und warum. Das Mindeste wäre: Komplette Neuaufnahme der Pfeifen und der IR nach den nötigen Gesichtspunkten.
- Als erstes Beispiel eines m.E. gelungenen dry+IR-Sets kann ich auf Anloo2 verweisen: Hier werden die im Artikel beschriebenen Eigenschaften und Vorteile exemplarisch vorgeführt. Das Feedback ist bisher sehr positiv - mit einer Ausnahme: Die Realisierung der doch noch sehr rudimentären Faltungsengine in HW als verstecktes Anhängsel ist wegen des damit verbundenen (vermeidbaren) Konfigurationsaufwandes eine Spaßbremse. Da besteht definitiv Verbesserungsbedarf.
- Von der Wiegleb-Orgel gibt es erste Klangdemos, auf die bisher alle Hörer, inklusive dem geistigen Urheber des Wiegleb-Orgelprojektes in Ansbach, sehr positiv reagieren. Der Aufwand ist allerdings gigantisch, denn ich muss parallel zur Bearbeitung der Samples die ganzen Verfahren und Tools erschaffen, die nötig sind. Sowas kann man nicht kaufen. Aber keine Sorge - die Sache ist auf einem ziemlich guten Weg
Vermutlich wird Ansbach allerdings wegen der mangelhaften Umsetzung des Faltungshalles in HW zunächst einmal in der Art eines konventionellen Wet-Sets erscheinen - es muss also all das vorberechnet und vorbereitet werden, das HW nicht bietet/kann. Dieser technologische Rückschitt um gefühlte 15 Jahre macht viel Arbeit und macht einige Vorteile der dry+IR-Technologie (z.B. geringer Speicher- und Polyphoniebedarf) zunichte, dafür bleibt aber die ein Großteil der tollen Klangqualität erhalten, und das Sample Set lässt sich genau so nutzen, wie man es von den alten Wet-Sets her kennt.
Ich habe übrigens vor, das in den letzten knapp 20 Jahren zusammengekommene und erarbeitete Know How anderen Sample Set-Herstellern zugänglich zu machen, so dass die offensichtlich erheblichen Zugangshürden zu dry+IR gesenkt werden können.
Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende!