Beiträge von Gernot

    Liebe Forennutzer,

    ich habe zur Zeit viel zu tun - schreibe aber auch (hoffentlich) bald etwas, sobald ich Zeit finde.

    Kurz zu der Mehrwertsteuer: Ich habe vom Finanzamt die Information, dass beim Verkauf von Software der Ort der Leistungserbringung beim Kunden liegt und deshalb das sogenannte MOSS-Verfahren greift, bei dem jeder Kunde den in seinem (EU)-Land üblichen Steuersatz bezahlt. Man müsste dann theoretisch so viele verschiedene Bruttopreise angeben, wie es unterschiedliche Steuersätze in der EU gibt. Die Lösung ist, den Nettopreis anzugeben, dann die anfallende MwSt, und schließlich den Bruttopreis. Die Steuerberaterin, der ich das gezeigt habe, meinte, so sei es ok. Darauf muss ich mich als steuerrechtlicher Totallaie verlassen. Wenn jemand vom Fach ist und mich besser beraten kann, bin ich dafür natürlich dankbar.

    Und noch eine kleine Bitte: Ich bin bei Fragen per E-Mail erreichbar. Wenn Sie eine Frage haben, scheiben Sie mir gerne per E-Mail, weil ich nicht immer mitbekomme, was in den Foren geschrieben wird.

    Viele Grüße und bis bald :)

    Noch ein kleiner Nachtrag:

    >Kein Wunder, dass die angekündigte Wiegleb/Ansbach seit Jahren nicht erscheint?

    Das kommt daher, dass der Forschungs- und Entwicklungsaufwand enorm war, und dass die letzten beiden Jahre aus hinlänglich bekannten Gründen gerade auch für Familien sehr strapaziös waren. Nur drei Stichwörter: Maßnahmenwahn, Homeschooling, Ausgangssperren.

    Aber vielleicht eine kurze erste Demonstration der 'direct'-Kanäle des Mittelwerkes de Wiegleborgel:

    http://www.prospectum.com/media/organs/a…-15_Ansbach.mp3

    Was man schon hört:

    - Alle Klangdetails sind da/kristallklarer Sound, keine Verluste durch Denoising (da es kein Denoising mehr braucht), keinerlei Artefakte

    - Das Klangbild passt - jede Pfeife hat die korrekte Raumposition. Man kann mit Kopfhörer und geschlossenen Augen genau hören, wo die in der Orgel sitzen. Das wird nur über die IRs gemacht, es gibt kein Panning o.ä..

    - Der hier absichtlich noch dezent gehaltene Hall entwickelt sich gut/klanglich transparent und wandert nach dem Loslassen der Taste schön in die Kirche St. Gumbertus hinein.

    - Der Signal-Rauschabstand ist für Orgelsamples extrem gut - wenn man die Hallfahne herausschneidet und laut macht, hört manbestenfalls mp3-Artefakte.

    Was man noch nicht hört: Nachher wird die Hallmenge auch bei diesem 'direct'-Kanalpaar vermutlich noch etwas erhöht werden, und es kommt mindestens noch ein weiteres Kanalpaar hinzu, das die Größe und Wuchtigkeit des Halles von St. Gumbertus vervollständigt.

    Was man dazu wissen muss: Diese Samples wurden in VPOlab (die Nachfolgesoftware zu OPAL/MLP) mit einer sehr komplexen Engine gerendert, u.a. mit einer eigenen IR pro Pfeife, die man dann noch mit verschiedenen Parametern anpassen muss. Alleine die IR-Aufnahmen in St. Gumbertus haben, wenn ich mich richtig erinnere, die Hälfte der Gesamtaufnahmezeit benötigt.

    Das Set wird voraussichtlich als gerendertes Wet-Set angeboten werden, da eine adäquate Umsetzung in HW7 mangels geeigneter Fatungsengine derzeit noch nicht möglich wäre. (Siehe dazu auch meine Einschätzung des Ist-Zustandes und die "Wunschliste" an HW am Ende des dritten OKEY-Artikels)

    Meine Hoffnung ist, es zum Jahresende hin präsentieren zu können.

    Nachtrag: Ich habe gerade auf der SP-Website nachgeschaut, wie das Sample Set "Caen Dry v. 2.66" beworben wird:

    - Kein Hinweis darauf, dass die Samples neu und speziell für die Verwendung in einem dry+IR-Kontext aufgenommen und präpariert worden wären (sind sie vermutlich nicht), was für überzeugende Ergebnisse zwingend erforderlich wäre.

    - Kein Hinweis darauf, dass speziell auf diese Samples abgestimmte IRs von Saint-Étienne mitgeliefert würden und wie diese zusammen mit den Samples in HW zu gebrauchen wären.

    - Kein Hinweis darauf, dass HW zum momentanen Zeitpunkt (Version 7) nur rudimentärste Faltungsfähigkeiten aufweist (eine einzige True Stereo-IR pro Kanalpaar) und momentan nicht in der Lage ist, große Orgeln (jedenfalls deutlich größer als Anloo) mit adäquatem Faltungshall zu versehen.

    Statt dessen sehe ich den deutlichen Hinweis darauf, dass keinerlei(!!) Hall mitgeliefert wird ("External reverb must be added, such as Hauptwerk convolution reverb").

    Weiter sehe ich den deutlichen Hinweis darauf, dass der Hersteller selbst vom Kauf und Gebrauch des Sample Sets abrät ("Not recommended...").

    Wir haben da also offenbar eine Kombination aus ungeeigneten Samples und komplett fehlender Halldefinition - also ganz sicher KEIN dry+IR Sample Set, nicht mal ansatzweise!

    Wie soll damit - zumal in Kombination mit der für eine Orgel dieser Größe ungeeigneten HW-Faltungsengine - ein brauchbares Ergebnis zustandekommen, wenn keine der dazu nötigen Voraussetzungen erfüllt ist?

    Was fehlt, ist ein Hinweis, für welchen Verwendungszweck das Sample Set denn gedacht ist. Für den Einsatz in Kirchen/großen Räumen mit eigenem Hall? Für Tüftler zum Herumexperimentieren?

    Der Halbsatz "such as Hauptwerk convolution reverb" ist vielleicht etwas missverständlich, da ja gar kein passender Hall mitgeliefert wird und da -würde es ihn geben- in HW 7 dessen adäquate Nutzung in noch gar nicht richtig möglich ist...

    2) Die Artikelserie von Gernot Wurst (prospectum) in Okey, wo er dieses Verfahren als zukunftsträchtig darstellt, das bisherige Verfahren kritisiert und eine enorme Ressourcenvereinfachung beim Endanwender in Aussicht stellt. (Kein Wunder, dass die angekündigte Wiegleb/Ansbach seit Jahren nicht erscheint? - Trotzdem absoluten Respekt vor Forschungen und dem Ausprobieren neuer Verfahren und Modelle !)

    Einen wunderschönen guten Samstag Nachmittag :)

    Hierzu vielleicht zur Erläuterung:

    - Dry+IR ist die physikalisch und signalverarbeitungstheoretisch korrekte Art, Orgelklang zu modellieren - sage nicht ich, sondern das sagt uns die Realität, die wir in der Physik mit der Sprache der Mathematik beschreiben. Die Kausalitätsbeziehungen bei der Klangentstehung, die Eigenschaften Linearer Zeitinvarianter Systeme und der Irrsinnige Aufwand, der zum Lösen Inverser Probleme nötig ist, sind ebenso naturgegeben wie z.B. die Schwerkraft, die wir beobachten dürfen und in Demut zur Kenntnis nehmen müssen. So what der Liebe Gott eben non einmal die Welt gemacht. Die Diskussion kann an der Stelle anfangen, an der wir untersuchen: Wie gut beherrscht das denn der einzelne Hersteller, und wieviel Vorwissen bzw. Lernbereitschaft ist denn vorhanden?

    - Ich weise in den Artikeln deutlich darauf hin, dass der dry+IR-Ansatz methodisch anspruchsvoll ist und dem Sample Set-Hersteller Dinge abverlangt, für die man im wahrsten Sinne des Wortes erstmal "seine Hausaufgaben machen" muss. Vielleicht kann man hiermit anfangen https://www.kulturkaufhaus.de/de/detail/ISBN…ors-and-Modules, und dann damit weitermachen, über die Anwendung auf Orgelsamples nachzudenken. Ich tue das seit ca. 2007, incl. Eigenentwicklung der nötigen Tools.

    - "Pfeife + Hall = Orgelkang, so einfach ist es wohl nicht" - Richtig! Es muss heißen "Methodisch gut aufgenommene Pfeife + exakt für diese Pfeife ebenfalls methodisch gut produzierte IR", dann wird ein Schuh draus. Ich kenne Caen nicht, aber ganz allgemein kann man sagen: Irgendwelche Samples irgendwie zu verhallen, eignet sich zwar als 'proof of concept', wird aber höchstwahrscheinlich klanglich nicht der Griff nach den Sternen. Man muss schon wissen, was man wie machen muss, und warum. Das Mindeste wäre: Komplette Neuaufnahme der Pfeifen und der IR nach den nötigen Gesichtspunkten.

    - Als erstes Beispiel eines m.E. gelungenen dry+IR-Sets kann ich auf Anloo2 verweisen: Hier werden die im Artikel beschriebenen Eigenschaften und Vorteile exemplarisch vorgeführt. Das Feedback ist bisher sehr positiv - mit einer Ausnahme: Die Realisierung der doch noch sehr rudimentären Faltungsengine in HW als verstecktes Anhängsel ist wegen des damit verbundenen (vermeidbaren) Konfigurationsaufwandes eine Spaßbremse. Da besteht definitiv Verbesserungsbedarf.

    - Von der Wiegleb-Orgel gibt es erste Klangdemos, auf die bisher alle Hörer, inklusive dem geistigen Urheber des Wiegleb-Orgelprojektes in Ansbach, sehr positiv reagieren. Der Aufwand ist allerdings gigantisch, denn ich muss parallel zur Bearbeitung der Samples die ganzen Verfahren und Tools erschaffen, die nötig sind. Sowas kann man nicht kaufen. Aber keine Sorge - die Sache ist auf einem ziemlich guten Weg :)

    Vermutlich wird Ansbach allerdings wegen der mangelhaften Umsetzung des Faltungshalles in HW zunächst einmal in der Art eines konventionellen Wet-Sets erscheinen - es muss also all das vorberechnet und vorbereitet werden, das HW nicht bietet/kann. Dieser technologische Rückschitt um gefühlte 15 Jahre macht viel Arbeit und macht einige Vorteile der dry+IR-Technologie (z.B. geringer Speicher- und Polyphoniebedarf) zunichte, dafür bleibt aber die ein Großteil der tollen Klangqualität erhalten, und das Sample Set lässt sich genau so nutzen, wie man es von den alten Wet-Sets her kennt.

    Ich habe übrigens vor, das in den letzten knapp 20 Jahren zusammengekommene und erarbeitete Know How anderen Sample Set-Herstellern zugänglich zu machen, so dass die offensichtlich erheblichen Zugangshürden zu dry+IR gesenkt werden können.

    Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende!

    Hallo alle miteinander!

    Ich hatte eigentlich gehofft, nach fast 3 Monaten mit typischerweise 13-17 Arbeitsstunden pro Tag eine kurze Verschaufpause zu bekommen, aber das wäre ja auch zu einfach ;)

    Danke auf jeden Fall für den Hinweis - ich bin dran, das prüfen zu lassen und ggfs. die automatische Bruttopreisberechnung pro Artikel (die es ursprünglich gab - sie wurde dann herausgenommen) wieder einzufügen.

    Was hat es mit der Mehrwertsteuerersparnis auf sich?

    Ich wünsche eine schöne Woche :)

    Ich habe mich eine Zeit lang wissenschaftlich mit Modellierung (u.a. biomenchanische Modelle, aber auch Modellierung von Analogsynthesizern) auseinandergesetzt.

    Das Problem mit den Modellen ist, dass der Modellierungsaufwand überproportional zunimmt, wenn man es genauer/sauberer/detailreicher haben möchte.

    Nun machen aber gerade die Details den Reiz des Orgelpfeifenklanges aus.

    Also: Entweder es gelingt, die Details des Orgelpfeifenklanges auf einfache Weise zu beschreiben, oder die Modelle kommen nicht auf ein überzeugendes Qualitätsniveau, oder aber sie sind extrem rechenintensiv.