Beiträge von Dieter Schuster

    Ja, die neueste/aktuellste Installation kann jederzeit im neuen Bauer-Music Orgel-Ausstellungsraum in Heusenstamm bei Offenbach besichtigt und gespielt werden.
    Wenn ich im Lande bin, komme ich nach Absprache/Terminvereinbarung auch gern dazu und stehe für detaillierte Infos und Auskünfte zur Verfügung.

    Viele Grüße
    Dieter Schuster

    Als 'wirtschaftlich Beteiligter' möchte ich gern ein paar weiter greifende Gedanken zum Thema Digitalorgeln im Allgemeinen und 'Nachbildung der Pfeifenorgel' im Speziellen einstreuen.

    Es wird angesichts der kontinuierlichen technischen und klanglichen Entwicklung von Digitalorgeln immer deutlicher, dass sich diese Instrumentengattung mittlerweile als eigenständiges Instrument sukzessive emanzipiert und seine ihm von Kirchen, Orgelsachverständigen und Organisten zugewiesene Position als Imitat oder Nachbildung verlässt. Parallel dazu und unabhängig davon ändern sich in vielen (wenn nicht sogar in den meisten) Kirchen die musikalischen Darbietungsformen und, nicht zu vergessen, auch die Struktur der aktiven Gläubigen, die sonntäglich Messen und Gottesdienste besuchen. Wie im richtigen Leben gilt auch für die Kirche: 'Nichts ist beständiger als der Wechsel', und das nicht erst seit Gestern.

    Dies macht auch die Notwendigkeit zum behutsamen aber kontinuierlichen Umdenken und zur Orientierung der Kirchenmusik an neue Anforderungen und Aufgaben deutlich. Historisch gesehen sind auch Pfeifenorgeln in Kirchen im Grunde genommen Instrumente der Neuzeit. Außerdem: Seit wann wurden in Sakralbauten Klaviere oder gar Digitalpianos eingesetzt? Wann gab es die ersten Gospel-Chöre, die ersten 'Praise Bands', die ersten Liederkreise zur Gitarre? Die Entwicklung neuer liturgischer Formen verläuft dynamisch und in immer kürzeren Zyklen, wenn global betrachtet in unserem hiesigen Kulturkreis vergleichsweise noch eher verhalten (was sich aber jederzeit rasch ändern kann und vermutlich auch wird).

    Um auf die Orgel und ihre kulturelle Bedeutung zurück zu kommen: Natürlich hat die Orgel hierzulande eine erheblich längere und historischere Tradition als in den anglo-amerikanischen, afrikanischen oder asiatischen Gebieten, und darauf können wir mit Fug und Recht stolz sein. Natürlich ist es gut und richtig, erhaltenswerte Pfeifenorgeln zu pflegen und zu erhalten, und dort wo es noch möglich und vertretbar ist, auch neue Pfeifenorgeln zu bauen und zu installieren. Als jemand, der mit Digitalorgeln seine Brötchen verdient, ist es mir allemal lieber, einen potentiellen Verkauf an einen Pfeifenorgelbauer zu 'verlieren' als an einen Anbieter einer ungeeigneten oder falsch konzipiteren Digitalorgel.

    Gleichwohl macht es in vielen konkreten Fällen (und das nicht etwa nur bei Haus- und Übungsorgeln) eine Menge Sinn, eine Digitalorgel seriös in Betracht zu ziehen: Nicht etwa weil eine Digitalorgel per se ein perfektes Imitat der (oder einer bestimmten) Pfeifenorgel wäre oder diese als 'Nachbildung' ersetzen kann oder soll, sondern als klare Alternative, die ihre eigenen Vorteile und musikalisch-kreativen Vorzüge keineswegs verbergen muss.

    Während eine Pfeifenorgel stets ein individuell konzipiertes und gebautes, gleichzeitig aber auch ein 'unveränderliches' Instrument darstellt, ist die Digitalorgel konstruktions- und systembedingt wandelbar und anpassungsfähig. Sie kann nicht nur einen bestimmten, definierten Klangcharakter oder eine dezidierte Orgelbautradition, eine einzige fixierte Temperierung oder Intonation darstellen - sie ist in all diesen und anderen Parametern flexibel und anpassungsfähig. So fein es sein kann, wenn eine Pfeifenorgel in einer bestimmten Gemeinde mitteltönig gestimmt ist und sich u.a. deshalb für die Darbietung von Konzerten mit dafür geeigneter Literatur explizit anbietet - was hat die Gemeinde davon, die bei beim Singen von Liedern in E-oder Des-Dur nur von dieser Orgel nur 'gewönungsbedürftig' begleitet werden kann? Was spricht andererseits dagegen, ein Orgelkonzert an einer Digitalorgel durch unterschiedliche, wählbare Dispositionen und Temperierungen so vielschichtig und -farbig zu gestalten, wie es mit einer Pfeifenogel nicht möglich wäre? Warum sollte sich eine Kirchengemeinde aufgrund begrenzter Budgets gezwungen sehen, sich für eine zu kleine Pfeifenorgel zu entscheiden, wenn die Größe und Akustik der Kirche im Grunde ein größeres, musikalisch vielseitigeres Instrument erfordern würde?

    Ich finde den häufig noch anzutreffenden Ansatz 'Eine richtige Orgel hat Pfeifen', oder 'Digitalorgeln werden niemals einer Pfeifenorgel gleich kommen' für zu kurz gegriffen, weil damit schechterdings Äpfel mit Birnen verglichen werden.
    Beide 'Darreichungsformen' haben ihen Platz und ihre Berechtigung, ebenso wie 'Mischformen' wie hybride Lösungen aus Pfeifen- und Digitalkomponenten.

    Viele Grüße
    Dieter Schuster

    Einen schönen guten Abend,

    Das ist eine dreimanualige Rodgers Infinity 361 und ein Consoli Pfeifenwerk (Prinzipalchor im HW und Flötenchor im SW). Die Klangabstrahlung befindet sich hinter den Pfeifen, werksgerecht verteilt.

    Das Pfeifenwerk kann auch von anderen Instrumenten in der Ausstellung gespielt werden, ebenso können auch andere Instrumente auf die Rodgers Audioanlage geroutet werden.

    An der gegenüber liegenden Wand hängt eine weitere Klangabstrahlungs-Einheit mit Johannus Audiokomponenten (1 x 10.1, 1 x 5.1) - siehe Foto. In Kürze werden noch eine Digital Snake (16 Kanäle) sowie ein MIDI Netzwerk installiert, dann können sämtliche ausgestellten Orgeln wahlweise auf alle bisherigen drei Audiosysteme geroutet werden, und alle Instrumente können (sofern es ihr MIDI Stop Change Protokoll zulässt) das Pfeifenwerk oder auch MIDI Expander anspielen.

    Viele Grüße!

    Einen schönen guten Abend allerseits !

    Um die allgemeine Neugier zum Thema 'Neues Tastenzentrum' und 'Kombinationsorgeln' ein wenig zu befriedigen, hier ein paar allgemeine Informationen.

    Zunächst als Anlage ein Foto der Kombinationsorgel im Bauer-Music Tastenzentrum - vor ca. 4 Wochen aufgenommen im ansonsten noch leeren Orgelsaal. Inzwischen ist der Neubau fertig, eingerichtet und mit Instrumenten ausgestattet, und am 9./10. November ist die offizielle Eröffnung.

    Die dort installierte Kombinationsorgel steht beispielhaft für den heutigen Stand der Dinge bei Hybridorgeln, jede verkaufte/installierte Digital-Pfeifen-Kombinationsorgel ist hingegen ein individuell konzipiertes Projekt. 'Beispielhaft' bedeutet sowohl die vollständige Integration der Pfeifenregister in alle Spieltischfunktionen der Digitalorgel, als auch die konstruktiv individuelle klangliche Verschmelzung beider 'Klangerzeuger' durch Auswahl und Intonation der Pfeifen- und Digitalregister. Dazu gehört, einstweilen wiederum nur beispielhaft (es gibt bei kombinierten Instrumenten zahlreiche Parameter, die aus zwei Klangerzeugern erst ein 'Instrument aus einem Guss' machen), die notwendige Flexibilität bei der Zusammenstellung der Disposition und Auswahl der passenden Samples, sowie ein hoher Grad an wirklich tief greifenden, effektiven Intonationswerkzeugen auf der digitalen Seite. Unverzichtbar ist auch die richtige Positionierung und Ausrichtung der 'digitalen' Klangabstrahlung - einfach ein paar Lautsprecher neben das Orgelgehäuse hängen, geht natürlich überhaupt nicht...
    Dass die Stimmung der Digitalregister automatisch - temperaturabhängig - an die Pfeifenregister erfolgt, ist heute selbstverständlich.

    Zu den bisher noch ein wenig ratlosen Fragen nach den handfesten Vorteilen einer Kombinationsorgel: Natürlich gibt es einen signifikanten Preisvorteil gegenüber einer 'reinen' Pfeifenorgel - das war aber schon immer so, wenngleich man sich in den frühen Jahren der Kombinationsorgel-Idee auch mit dem einen oder anderen Nachteil abfinden musste: Mangelhafte Klangverschmelzung durch früher 'unlebendige' Digitalstimmen, fehlende oder unbefriedigende Intonierbarkeit der Digitalregister, gewöhnungsbedürftige Integration der Pfeifenregister in die Spieltischfunktionen, erforderliches manuelles Nachführen der Digitalregisterstimmung u.a.
    Diese Nachteile sind, Technologie sei Dank, mittlerweile weitgehend überwunden - dagegen stehen vielmehr neue kreative klangliche Gestaltungsmöglichkeiten, die es in dieser Form bis vor Kurzem noch nicht gab. Nur ein paar wenige Beispiele:

    - spontaner Austausch von Pfeifen- und Digitalregistern 'on the fly' - z.B. durch Umrouten von Pfeifenregistern auf alle Klaviaturen
    - temporäre Oktavverschiebung von Pfeifenregistern
    - temporärer Ersatz von einzelnen Pfeifenregistern durch alternative Digitalregister
    - Erstellung von Schwebungen durch Überlagerung von Pfeifen- und Digitalstimmen auf einem Registerzug
    - Realisierung von Oktavkoppeln AUCH für Pfeifenregister durch Extention der hohen (oder auch tiefen) Oktaven von Pfeifenregistern durch digitale Stimmen
    - aktueller Dispositionsstatus einschließlich aller o.g. Beispiele in der Setzeranlage speicherbar.

    Wie vielfältig und kreativ diese neuen/heutigen Möglichkeiten sind, kann man im Grunde nur 'live' vor Ort und am Instrument entdecken und erfahren.

    Beim Blick auf die aktuelle Verbreitung und Qualität von Kombinationsorgeln hierzulande muss man feststellen, dass es in den 1980er/90er Jahren einen wenn auch nur kleinen 'Installations-Boom' gab, und demzufolge auch die Installationen aus dieser Zeit zwangsläufig noch als Maß aller Dinge betrachtet werden. Nachvollziehbar ist auch, dass so manche dieser Installationen klanglich und technisch nicht wirklich überzeugend für gelungene Kombinationsorgeln stehen und sich in der Folge in Fachkreisen die Überzeugung manifestiert hat, dass Kombinationsinstrumente 'nichts taugen'. Im Grund beginnt deshalb die Geschichte kombinierter Instrumente in diesen Jahren auf's Neue, zumal es in den letzten 10-15 Jahren nur noch wenige Neubauten gab. Tatsächlich ist dieses Thema heute aber interessanter und spannender als je zuvor, und dies keineswegs 'nur' aus finanziellen Erwägungen (Anschaffungskosten, geringerer Wartungsaufwand).

    Noch ein paar Gedanken zur ebenfalls hier aufgeworfenen Frage nach 'normalen' Händlern und Hauptwerk/GO: Hier wird im Digitalorgel-Handels- und Vertriebsbereich häufig noch 'gefremdelt' (wie übrigens auch umgekehrt), und dies sowohl angesichts der Andersartigkeit virtueller und Hardware-basierender Systeme, als auch unter kommerziellen Gesichtspunkten. Ich verstehe dabei allerdings auch die zu beobachtende, teils erbitterte Fraktions-Bildung nicht so recht, denn beide 'Darreichungsformen' haben ja ihre eigene Klientel, die sich aus wohl erwogenen Gründen für das eine oder eben für das andere System entscheidet. Die virtuelle Orgel als das Maß aller Dinge zu deklarieren wäre ebenso vermessen und einäugig als die 'Hardwarelösung' als allein selig machende Wahl zu definieren. Die technologische Weiterentwicklung wird die derzeit noch sehr unterschiedlichen Ansätze in Zukunft ohnehin näher zusammen rücken lassen. Ob oder wann 'konventionelle' Händler nun auch VPOs in ihr Angebot aufnehmen oder nicht, ist aus meiner Sicht wirklich relevant - jeder Kunde kann ja frei entscheiden, was und von wem er kauft, und wofür er sein Geld investiert.

    In deisem Sinne - viele Grüße aus Hessen ;)