Jeder der schon länger mit Musik zutun hat und vielleicht auch schon den einen oder anderen Schüler hatte, der wird vermutlich diese Situationen kennen wo jemand mit seinen Eltern vor einem steht und die Eltern beginnen dann groß und breit vom Talent und der Begabung des Kindes zu schwärmen. Ich habe mich aber tatsächlich schon öfter gefragt ob es diese Begabung oder Talent tatsächlich gibt und wenn ja in welchem Maße es relevant ist um ein guter Musiker zu werden.
Tatsächlich gibt es ähnlich wie zu einem IQ Test auch Tests die eine Einteilung in der musikalischen Begabung ermöglichen soll. Ich persönlich halte davon aber nichts. Würde ich jetzt einen IQ Test durchführen, ich glaube mein IQ wäre noch hinter dem eines Steins einzuordnen. Nicht weil ich dumm bin, sondern weil mir die Fragen und Anforderungen nicht vertraut sind. Würde ich Fragebögen abarbeiten und das trainieren, dann würde mein IQ der vom besagten Stein übertroffen wird wohl in einigen Monaten in höchster Liga mitspielen. Nicht weil ich cleverer geworden bin, sondern weil ich es einfach geübt habe.
In meiner Ausbildung von C-Kirchenmusiker hatte ich nie großartige Probleme, aber im Grunde gab es drei Gruppen. Die erste Gruppe von Talentierten die es scheinbar recht leicht hatten und auch darüber bescheid wussten, dass sie ein "Talent" besitzen. Die zweite Gruppe waren diejenigen die scheinbar überhaupt kein Talent hatten und für jeden Erfolg hart und lange arbeiten mussten. Die dritte Gruppe war irgendwo dazwischen. Nun würde man annehmen, dass die talentierte Gruppe ja mühelos die Prüfung bestehen müssten und dann ein erfolgreiches Leben führen und die untalentierten es nicht schaffen und später vielleicht schlechte Hobbymusiker bleiben... Tatsächlich war es aber ganz anders. Diejenigen die von sich überzeugt waren ein Talent zu besitzen, die gingen recht entspannt durch, sie müssen ja nicht viel tun. Während diejenigen denen nicht alles so gelang hart gearbeitet haben um ihr Ziel zu erreichen. Bei uns war es so, dass in der Gruppe der talentierten ein gewisser Teil ausgestiegen ist, als sie auch einmal hätten für ein vorankommen arbeiten müssen. Auch von denen die es geschafft haben ist wohl keiner bei der Musik geblieben oder hat es zu mehr als einem besseren Laienmusiker gebracht. Ganz im Gegenteil hatten wir eine Teilnehmerin die scheinbar zehn linke Finger und zwei linke Beine hatte. Sie hatte aber den Ehrgeiz jeden freie Minute zu üben und hat es trotz ihrem scheinbar nicht vorhandenen Talent zu einer guten Konzertorganistin geschafft.
Meiner Meinung nach ist Talent ein nettes Wort womit man natürlich auch sehr viele sehr viel verdienen können. Aber ich sage es einmal so: 98% sind Fleiß und Arbeit und 2% Talent. Natürlich gibt es Menschen die einen besseren Bezug zur Musik haben und vielleicht etwas schneller voran kommen. Aber Talent oder Begabung alleine bringen einen nicht weiter wenn einem die Fähigkeit fehlt auch hart arbeiten zu können an einem Ziel. Ein Musikinstrument ist erst einmal nur ein Werkzeug. Genau so wie ein Hammer, Schraubendreher oder eine Bohrmaschine. Den Umgang damit muss man lernen. Spieltechnik und Fingerfertigkeit haben nichts mit einem Talent zutun, sondern es sind reine technische Abläufe die man trainieren kann und muss. Es käme ja auch keiner auf die Idee zu sagen, dass jemand ein Talent dazu hat ein Bild gerade an die Wand zu hängen, so was ist nämlich nur das Ergebnis von Übung und Erfahrung.
Also im Fazit würde ich sagen, dass ein Talent keine Rolle spielt beim erlernen eines Instrumentes. Ein Talent oder eine Begabung machen dann eher den kleinen Unterschied ob jemand nur ein ausgezeichneter Musiker ist, oder eine Musiklegende werden kann. Wobei da natürlich auch noch mehr Dinge wie Talent eine Rolle spielen.
BTW Wenn ich hochbegabte Wunderkinder (meist aus dem Asiatischen Raum) sehe, die mit 10 Jahren die schwersten Sonaten von Haydn auf dem Klavier spielen in Perfektion, dann werde ich sehr skeptisch. Zumal selbst wenn es klanglich gut wirkt, so passt die Bewegung der Kinder nicht zum musizieren, genau so wie der Gesichtsausdruck und so weiter. Sie führen dort irgendwas in Perfektion vor, was sie scheinbar nicht verstehen. Mal davon abgesehen dass ein 10 Jähriges Kind solche Musik niemals aus freien Stücken spielen würde und im normalfall auch garnicht könnte, sollte man eher mal den Eltern eine ordentlich Tracht prügel verpassen, dafür was sie ihrem eigenen Kind damit antun. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass selbst ausgezeichnete Musiker, die wissen was sie tun mit selbst leichten Sonaten von Haydn eine mehr als harte Nuss haben die sie knacken müssen. Ich habe hier auch den Band sämtliche Sonaten von Haydn... Ich habe nicht mehr als ein paar Takte gespielt bevor ich frustriert aufgehört habe und es nun als Mahnmal hier liegt meine eigenen Grenzen zu achten Ich kenne auch keinen der das Buch haben will
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