Restaurierung eines Harmoniums (1664)

  • Ich habe jetzt einmal über den Erbauer Albert Hofmann Halle versucht etwas zu erfahren. Herausgefunden habe ich folgendes:

    Gründung: 1895, Ende durch Tod: 1928. Also ein Erbauer der nicht sehr lange am Markt war. Daraus folgere ich, dass dieses Harmonium vermutlich zwischen 1900 - 1920 erbaut wurde.

    Ich habe mich also nicht geirrt, es kann nicht vor 1900 gewesen sein!

    Ein Finger zeigt auf den Mond.

    Schade für den, der auf den Finger schaut.

  • So, heute wieder etwas die Zungen gestimmt. Ich habe mir heute mal gute vier Stunden Zeit genommen und trotzdem im Grunde nur zwei schiefe Töne beseitigt. Bei so einem Harmonium ist das stimmen ja nicht so einfach, da ich kein Referenzregister habe. Ich muss also bei einem offensichtlich falschen Ton erst einmal schauen welches Register es ist. Nehmen wir mal fiktiv an ein F4 bei der 4` Flöte ist zu hoch, also Quinten sind z.B nicht korrekt, dann ist aber nicht sicher ob dieses F nun tatsächlich zu hoch ist, oder das B z.B zu tief. Daher muss das F mit allen anderen Register noch verglichen werden um zu schauen ob es tatsächlich dieser Ton ist und ob er nun tatsächlich zu hoch oder zu tief ist im Verhältnis zu den anderen Register...

    Natürlich könnte ich auch ein Referenzregister nun selber herstellen und alle anderen danach sauber stimmen. Aber der Aufwand dafür wäre noch sehr viel höher und zudem ist fraglich ob man da eine saubere Intonation hinbekommt. Rund 64 Zungen bei 10 Register wären 640 Zungen. Also einige Wochen Arbeit. Dann wären aber auch die zwei Schweberegister fällig die jeweils zwei Zungen pro Ton haben und der eine eben etwas tiefer und der andere etwas höher gestimmt ist. So ein Schweberegister habe ich einmal gestimmt vor vielen Jahren... Nun ja, ich sage es mal so: Einen Balg neu Beledern ist eine schreckliche Arbeit die kaum einer gerne macht und extrem Mühselig ist. Aber gib mit die Auswahl ob ich 4 Töne eines Schweberegister stimmen möchte oder 16 Balganlagen neu bauen möchte, ich werde mit Freude die Bälge anfangen :)

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Warum willst Du das Harmonium überhaupt "stimmen"? Die Zungen verstimmen sich im allgemeinen nicht ohne äußeren Einfluss. Wenn Zungen verstimmt sind, dann liegt es eher an Schmutzablagerungen, die sich im Laufe der Zeit dort angesetzt haben. Wenn Du diese sehr behutsam entfernst, sollten alle Zungen wieder in der ursprünglich gestimmten Tonhöhe klingen. Ich musste bei meinen Harmoniums allenfalls einzelne Zungen beistimmen, die ich ersatzweise für defekte Originalzungen eingebaut habe.

  • Warum willst Du das Harmonium überhaupt "stimmen"? Die Zungen verstimmen sich im allgemeinen nicht ohne äußeren Einfluss.

    Naja einige Zungen wurden bereits von jemanden ersetzt. Das Harmonium ist auf 432 Hz gestimmt und die ersetzten Zungen sind auf 440 Hz gestimmt. Da liegt man ja schon fast einen halben Halbton daneben. Nur wenn du diese Zungen dann stimmst muss es ja nicht nur zu dem Register passen, sondern auch zu den anderen. Besonders die hohen Töne sind auch anfällig, da hier schon kleine Änderungen z.B durch schmutz viel mehr bewirken wie bei einer tiefen Zunge. Vermutlich hat auch schon der eine oder andere Unwissende versucht zu stimmen. Auch wenn man Zungen ersetzt kommt man ja nicht um ein Stimmen herum, da sie sich nur im Instrument richtig eingliedern lassen.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Bei einem mehrspieligen Instrument kannst Du ja über eine andere Registerreihe stimmen. Ansonsten über die Oktave. Du musst Dir halt im Voraus darüber im Klaren werden, welche Zungen gestimmt werden müssen und welche noch in Stimmung liegen und Dich dann vor hangeln. Sollte es auf eine Komplettstimmung hinaus laufen, dann gute Nacht. Dann erst eine Stimmoktav anlegen und daran alle anderen Oktaven und Register abstimmen. Oder besser 11833 - da werden sie geholfen. ;)

  • Wenn ich die 1833 anrufe mit diesem Anliegen, dann bin ich auf Lebzeiten dort blockiert :)

    Im Grunde ist das stimmen für mich kein Thema. Von einem Orgelbauer bekomme ich regelmäßig Kisten mit Zungen die geprüft und gestimmt werden sollen. Dort kann das keiner mehr. Dazu habe ich eine kleine Vorrichtung also ein Kasten der Luft zieht. Da spanne ich die Zunge ein und kann direkt während sie vor mir einen Ton gibt bearbeiten. Dann sind die im Grunde gestimmt und müssen nur noch beim Endeinbau ganz fein angepasst werden. In einem echten Harmonium ist das primär lästig. Zunge raus, bearbeiten und annähern. Zunge zurück, testen und im zweifel noch viele Mal von vorne. Im Gegensatz zu einer Zungenpfeife oder gedeckten Pfeife hat man ja nur eine begrenzte Anzahl an Versuchen und dann war es das.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Dazu habe ich eine kleine Vorrichtung also ein Kasten der Luft zieht. Da spanne ich die Zunge ein und kann direkt während sie vor mir einen Ton gibt bearbeiten.

    Nach welcher Referenz stimmst Du diese Zunge dann? Wenn sie in der Windlade eingesteckt ist, hat sie höchstwahrscheinlich wieder eine andere Stimmung als auf dem Kasten.

  • Nach welcher Referenz stimmst Du diese Zunge dann?

    Ganz simpel nach einem Stimmgerät. Dann ist der Ton exakt und kann dann noch im Details gestimmt werden im Zielinstrument. Es geht da meist um Zungen die einen Halbton daneben liegen.

    Ich könnte auch eine Referenzzunge daneben spannen, aber das wäre in diesem Kontext ja sinnfrei.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium