- Offizieller Beitrag
Auch bei den virtuellen Orgeln sind die bisher umgesetzten Konzepte von Spieltischen kaum weniger vielfältig als bei den "echten" Pfeifenorgeln. Oft wird für den Spieltisch für die virtuelle Orgel sogar ein Originalspieltisch nachempfunden.
Bei genauer Überlegung sind die Anforderungen an einen virtuellen Orgelspieltisch aber doch oft etwas anders gelagert als im Original, sodass man vielleicht besser fahren würde, nur allenfalls eine gewisse optische Ähnlichkeit anzustreben und dafür mehr auf die Eigenarten der virtuellen Orgel einzugehen.
Folgende Fragestellungen kommen mir dabei in den Sinn:
[green]*[/green] Ein virtueller Orgelspieltisch sollte meist mehrere ganz verschiedene virtuelle Orgeln bedienbar machen können. Dabei ist einerseits eine individuell ausreichende Anzahl von Klaviaturen nötig, andererseits auch ein praktikables Bedienkonzept zur Steuerung der Register, Hilfsregister, Setzer, Schweller usw.
[green]*[/green] Für die Simulation der Orgel ist ein Computer von Nöten. Man kann diesen entweder ganz verschwinden lassen und ihn nur als eine Blackbox betrachten, die nach dem Einschalten der Orgel eben die Töne erzeugt. Oder man kann ihn ganz bewusst ins Bedienkonzept integrieren, und am Spieltisch Platz für einen Bildschirm, Tastatur und Maus usw. einplanen.
[green]*[/green] Eine echte Pfeifenorgel ist ganz nüchtern gesprochen meist dazu da, eine gewisse Anzahl von Personen zu beschallen. Der Klangeindruck an der Spieltischposition ist dabei meist ganz sekundär. Bei der virtuellen Orgel dagegen wird in vielen Fällen nur der Organist selbst beschallt - und dieser legt hier die Priorität auf den bestmöglichen Klang am Spieltisch. In sofern sollte der virtuelle Orgelspieltisch oft auch nach akustischen Gesichtspunkten konzipiert werden.
[green]*[/green] Der reale Pfeifenorgelspieltisch ist meist stärkeren Belastungen ausgesetzt durch wechselnde, häufige, und intensive Nutzung unterschiedlicher Organisten, sowie durch Temperaturschwankungen im Kirchenraum. Dabei sollte er dann 50 Jahre oder auch viel länger haltbar sein. Der Preis ist dabei weniger relevant, denn er wird von einer ganzen Gemeinde finanziert. Der virtuelle Spieltisch hingegen wird oft nur von einer Person bespielt, die ihn pfleglich behandelt, im gleichmäßig temperierten Wohnzimmer aufbewahrt und wahrscheinlich nur eine Nutzungsdauer von 10 bis max. 50 Jahren überdauern muss. Ein günstiger Anschaffungspreis ist deshalb oft ein wichtigeres Kriterium als die absolute Haltbarkeit.
[green]*[/green] Aus den angesprochenen Punkten ergibt sich zwangsläufig auch die weitere Frage, ob ein virtueller Orgelspieltisch nicht ein modulares Konzept haben müsste, um auf die vielen verschiedenen Anforderungen der Einzelnen Anwender, aber auch auf die sich evtl. im Lauf der Zeit wandelnden eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Außerdem wäre ein modulares Konzept auch nach und nach realisierbar, so wie es die eigene finanzielle Situation gerade ermöglicht.