- Offizieller Beitrag
Liebe "Orgelhörer",
"Unser Studio-Monitor-Lautsprecher gibt den Klang unverfälscht wieder!"
So oder so ähnlich werben viele namhafte Hersteller von Schallwandlern für ihre Produkte bei gutgläubigen Kunden.
Wer also seine virtuelle Orgel klanglich perfekt haben möchte und auf das Tragen guter Kopfhörer lieber verzichtet, der wird sich früher oder später mit dem Thema Nah- oder Fernfeld-Monitor auseinandersetzen müssen.
So auch ich, der von Jugend an Lautsprecher selbst gebaut hat und sich viel mit dem Thema HIFI beschäftigt hat, kam zu der Erkenntnis: "Kauf dir lieber mal ein Paar ordentliche Studio-Monitore!"
Da virtuelle Orgeln vermutlich, so wie bei mir, überwiegend in kleineren Räumen verwendet werden, kommen am ehesten Nahfeldmonitore in Betracht. So wie schon seit langem im HIFI-Bereich üblich, verlasse ich mich dabei kaum auf die Herstellerangaben oder auf Testberichte der einschlägigen Fachzeitschriften. Die Erfahrung hat mich gelehrt, mir ein eigenes Urteil über direkte Hörvergleiche zu bilden.
In meiner Nähe habe ich dann ein großes Musiker-Fachgeschäft gefunden, das zu meiner Freude in einem separaten Hörraum schätzungsweise 40-50 Nahfeldmonitore im Peisbereich von 100,- € das Paar bis ca. 4000,- € das Stück! zum Hörvergleich bereit aufgestellt hatte.
Da angeblich Monitor-Lautsprecher alle den Klang praktisch unverfälscht wiedergeben, interessierte ich mich zunächst für das günstigste Exemplar für 100,- € pro Paar.
Als Testmusik entschied ich mich für einen Jazz-Titel, der unterschiedliche Passagen von Gesang, Klavier, Kontrabass und Bläsern beinhaltete.
Meine Bemerkung "das klingt ja wie PC-Lautsprecher" erwiderte der Verkäufer mit Augenzwinkern: "Naja, so ganz richtige Studiomonitore sind das zu dem Preis natürlich auch noch nicht" - "Das hatte ich mir schon fast gedacht".
Dann bitte mal die für 300,- €/Stk. vom Hersteller X - aha, schon besser, und Hersteller Y zum gleichen Preis? - oh klingt ganz anders.
Also gut, dann die Preiskategorie um 800,- €/Stk. Verschiedene Hersteller, verschiedene Modelle - jedes klingt anders - keines so richtig gut !!
Dann eben die Geräte um die 1500,- das Stück - Fehlanzeige !! Jedes klingt ganz anders !!
Jetzt will ich es wissen - die Genelec für fast 4000,- € das Stück - die muß es können - die wird immer als Referenz-Gerät angepriesen.
In der Tat, das hört sich nun sehr ausgeglichen an - in keinem Frequenzbereich deutliche Resonanzen wahrnehmbar, im Gegensatz zu vielen anderen Boxen haben diese ein gutes Impulsverhalten, eine gute Tiefbaßwiedergabe und natürliche Stimmen, gute Ortbarkeit, kaum erkennbare Verfärbung und Dämpfung bei Hörpositionen etwas außerhalb der Lautsprecherachse.
ABER: Ist das so absolut richtig gehört? Oder hören die sich vielleicht auch nur wieder anders an als andere? Mir kommen große Zweifel!
Bei der Fülle der aufgestellten Lautsprecher könnte der unterschiedliche Standort sich ungünstig auswirken (Ecknähe des Raumes) Der freundliche Verkäufer hatte mir daraufhin ausgewähle Exemplare nach meinen Wünschen umgestellt. Ergebnis: trotz allem sehr große Unterschiede.
Fazit:
Gefallen habe mir die großen Genelec - selbst die sehr kleinen Genelec machen einen ausgeglichenen Eindruck aber eben ohne großen Baßanteil.
Sehr schön auch ein Paar Tannoy - allerdings bedingt durch das zentrisch im Woofer integrierte Hochtonhorn mit nur sehr schmalem verfärbungsarmen Hörwinkel.
Der Rest ist mir eher in keiner guten Erinnerung geblieben. Sehr enttäuscht war ich von den Marken SAMSON, ESI, KRK, ADAM, YAMAHA... ...und das in unterschiedlichen Größen und Preislagen.
UND JEDER STUDIOMONITOR GIBT DEN KLANG UNVERFÄLSCHT WIEDER
Der Verkäufer bot mir immerhin an, meinen Hauptwerklaptop einmal mitzubringen und nochmals damit zu vergleichen - VIelen Dank!
Mit meinem Bericht möchte ich keinerlei Werbung oder Abqualifizierung für bestimmte Hersteller betreiben. Ich möchte nur ermutigen selbst solche Hörvergleiche anzustellen und nicht blind Geld aufgrund von Werbeaussagen von Herstellern oder Testberichten dubioser Zeitschriften zu verschleudern.
Ein paar JBL Control One (Pro) für um die 100,- Euro das Paar mit einer kleinen feinen MOS-FET Endstufe sind auch sehr sehr gut als Nahfeldmonitor geeignet und weitaus preisgünstiger als mancher teure "Studio-Monitor". Außerdem weiß man bei dieser passiven Lösung wenigstens was für eine Endstufe man hat. Bei den Aktiven Nahfeldmonitoren bin ich mir auch nicht sicher, ob nicht selbst im mittleren Preissegment sehr billige Verstärker-IC´s (z.B. TDA 2030) oder Hybridverstärker verwendet werden.
"Ein Studio-Monitor-Lautsprecher gibt Geräusche wieder!" :p
Gruß Michael