• Hallo zusammen,

    in einem studentischen Projekt plane ich eine Vorrichtung zu entwickeln, mit der man das Anschlagverhalten von Orgeltasten messen kann. Bei der Auswahl von Kraftsensoren stellt sich die Frage, welche maximale Kraft bei üblichen Orgeln so vorkommen kann.

    Ich habe irgendwo mal etwas von 130g Tastendruck gehört / gelesen.

    Welche Kräfte / Gewichte (maximal) kennt Ihr hier so, die für das Niederdrücken von Tasten benötigt werden?

    Viele Grüße

    Michael

  • In der "Orgel Spieltisch Normen 2000" herausgegeben von Normenausschuss der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands steht:

    Tastendruckpunkt (ungekoppelt):
    Je nach Orgelgrösse, mindestens 1,2N (120 g), höchstens 2N (200 g)

    Haltekraft (ungekoppelt)
    Je nach Orgelgrösse, mindestens 0,8N (80 g), höchstens 1,5N (150 g)

    Koppeln:
    Pro angekoppeltes Manual soll sich bei günstigen Verhältnisse der Tastendruckpunkt um nicht mehr als 50% erhöhen.

  • Danke für die Info. Die Hochschulbibliothek soll dann mal versuchen, diese Norm zu besorgen.

    Heute haben wir eine pneumatischeWalcker mit 70 und meine UHT mit 130 g gemessen. Zunächst geht es darum, die richtige Kraftmessdose auszuwählen.

    Viele Grüße

    Michael

  • Die Idee von dem Projekt ist es eigentlich, nicht nur eine Kraft zu messen, sondern den Verlauf der Kraft über dem Tastenweg beim herunterdrücken. Dazu sollen die Studierenden eine Vorrichtung konstruieren. Wenn dass klappt und der Bau der Vorrichtung nicht zu teuer ist, kann man dann eine Kraft-Weg-Kurve für einzelne Tasten messen, das Ganze im Rechner aufzeichnen und auswerten. Vom Prinzip ist das dann sehr ähnlich einem Zugversuch, in dem Werkstoffkundler Fertigkeiten, Streitigkeiten und ähnliches für Berechnungen messen, daher auch eine schöne Aufgabe für angehende Ingenieure. Als Ingenieur will ich (manchmal) lieber messen als fühlen.Wie weit man das aufbohrt, muss man mal sehen, da gäbe es viele Ideen (z.B. ändern sich die Kraftverläufe mit der Geschwindigkeit des Tastendrucks, Koppel ja / nein, Anzahl Register, hohe Töne / tiefe Töne)

    Mich hat zu diesem Thema bewogen, dass z.B. Fatar-Tastaturen sich ganz anders anfühlen als UHT Tastaturen, ob wohl der als eine Zahl gemessene Tastendruck praktisch nicht auseinander liegt.

    Auch empfinde ich bei mechanischen Orgeln sehr starke Unterschiede im Anschlag, wobei ich da eher den klaren Druckpunkt meine als die Gesamtkraft. Ich finde es nicht so schlimm, wenn ich etwas fester zudrücken muss.

    Auf der Beckerrath-Orgel meines Orgellehrers, den ich zu Schulzeit hatte, habe ich oft lieber leer eine Koppel mitlaufen lassen, weil die Traktur mir sonst zu leicht ging.

    Weiß jemand eigentlich, wo man die Messgeräte der Orgelbauer bekommen kann, mit denen man den Tastendruck misst? Deren Messbereich würde mir zumindest eine Aussage über die maximal möglichen auftretenden Kräfte ermöglichen.

    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Dulzian,

    vielen Dank für die Infos, du bist ja ähnlich wie ich daran interessiert.

    Deine Daten sind interessant und zeigen schon, was alles Einfluss haben kann.

    Ich bin auch mal interessiert, ob man die einzelnen Systeme (UHT, Fatar, Dr. Syre aber auch mechanische und pneumatische Traktoren) an Hand von Messungen gut unterscheiden kann. Auch die Gleichmäßigkeit des Anschlags ist für mich ein Kriterium. Hier habe ich schon oft gehört (und auch mein Gefühl ist so), dass die Fatars da etwas schwächeln. Zu zwei Stunden Orgeln/Tag kann ich aber auch nur gratulieren, das schaffe ich höchstens in der Woche.

    Im ersten Schritt wollen wir die Vorrichtung konzipieren und wenn die benötigte Messtechnik entweder im Labor vorhanden oder von den Anschaffungskosten vertretbar sind, dann auch bauen. Messverstärker und Rechner sind vorhanden und verfügbar, bei den Sensoren müssen wir noch auslegen / auswählen / konzipieren etc.

    Messreihen gibt es dann später. Es gibt aber hier in der Nähe ein Tastaturmuster von Dr.Syre und eine Hauptwerkinstallation mit Dr. Syre. Selber habe ich UHT und Schlüssel zu einer pneumatischen Wacker und zeitweise Zugang zu mehreren mechanischen Orgeln. Mangel an Testobjekten besteht zunächst nicht.

    Erst will ich die Vorrichtung aber erprobt haben, bevor ich andere damit belästige. Meistens hat so etwas ja erst einmal ein paar Kinderkrankheiten.

    Im Internet habe ich übrigens folgendes gefunden:
    http://www.weiblen.de/messen/druckme…kontaktorwaage/
    http://www.weiblen.de/messen/druckme…gewichtsmesser/
    Da geht der Messbereich einmal bis 250 und einmal bis 500 g. Die Abschätzungen hier sind wohl realistisch.

    Also wird das mal der Startpunkt sein.

    Viele Grüße


    Michael