Ich mach hier mal ein neues Faß auf.
Zur "Rausch Quinte" steht in Wikipedia
Zählt die Rausch Quinte auch zu den Aliquoten?
Ich würde das als 2-fache Mixtur einordnen und nicht als Aliquot.
Ich mach hier mal ein neues Faß auf.
Zur "Rausch Quinte" steht in Wikipedia
Zählt die Rausch Quinte auch zu den Aliquoten?
Ich würde das als 2-fache Mixtur einordnen und nicht als Aliquot.
Ich habe den Unterschied zwischen Aliquot und Mixtur so verstanden, das Mixturen repetieren, Aliquote dagegen nicht. Aliquot-Register können prinzipalig wie auch flötig mensuriert sein. In diesem Sinne wäre eine zweifache Sesquialtera, eine dreifache Rauschpfeife und sogar ein fünffacher Cornett Aliquot-Register, wenn sie wie üblich nicht repetieren. Aber ich kann mich täuschen; da müsste man die Organologen fragen.
Mag schon sein, dass es unterschiedliche Definitionen gibt, aber auch eine schnelle Google-Suche brachte für mich das gleiche Ergebnis: Aliquoten (auch Mutationen genannt) sind einstimmige Pfeifenreihen, die keine Oktaven sondern Quinten, Terzen, Septimen usw. sind, - und es gibt was die Engländer Compound Stops nennen, d.h. Mischungen von zwei oder mehr Pfeifenreihen. Mixturen und Cornette haben dabei Pfeifenreihen unterschiedlicher Tonhöhen, siehe etwa hier https://en.m.wikipedia.org/wiki/Organ_sto…ble_organ_stops oder https://www.euleorgelbau.de/front_content.php?idart=18.
Keine Mixtur, da gleiche Tonhöhe, wäre ein Prinzipal 8' 2-fach (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Prinzipal_(Orgel) - oder ein Celeste 2-fach (https://en.m.wikipedia.org/wiki/Voix_c%C3%A9leste
Die allermeisten Mixturen repetieren, aber nicht alle , wie etwa die Progressio Harmonika (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Orgelregistern#P), aber wie VPO-Organist schon schrieb, können auch ganz einfach besetzte Register repetieren. Z.B. ein Clairon 4' repetiert schon mal in der höchsten Oktave in die 8' Lage, war mir letzt erst wieder bei einem Sample Set aufgefallen, habe jetzt aber vergessen, wo.
Man könnte auch ein Cornet (und auch die in der Eingangsfrage erwähnte Rauschquinte, oder eine Sesquialter II oder ein Tertian II) als eine Art Mixtur ansehen, immerhin ist der Übergang zwischen diesen Typen fließend, denn es gibt ja auch terzhaltige Mixturen und manche Sesquialter repetieren (Ich denke etwa an Schnitgers Quartsext-Cimbel https://www.orgelstiftung.com/l%C3%BCdingworth/a-schnitger/ ). Aber oft wird eben doch zwischen Cornetten und Mixturen unterschieden, da sie ja auch in der Registrierung unterschiedlich genutzt werden, erstgenannte eher solistisch bzw. im Grand Jeu und letztere zur Krönung des Plenums bzw. im Plein Jeu.
Meines Wissens (Joseph Goebel "Theorie und Praxis des Orgelpfeifen-Klanges")
ist die Unterscheidung Mixtur - Aliquote evtl. bzgl repetierend nichrepetierend etc etwas irreführend, da selbstverständlich sog. Aliquoten auch repetierend ausgeführt werden.
Die sog. Aliquoten-Skala beschreibt die einzelnen Grund- und Teiltöne (somit ist der Grundton bereits eine Aliquote)
1. Teilton ist der Grundton = C 8'
2. Teilton ist die Oktave = c 4'
3. Teilton ist die Quinte =. g 2 2/3'
usw
Somit sind Mixturen und Scharfs ( besonders die Buntzimbeln etc) auch Aliquoten-Reihen und verstärken die im Grundton enthaltenen Obertöne.
Während die üblichen Mixturen als Klangkrone im Plenum Prinzipalcharakter haben und dem Plenum die Krone aufsetzen, werden die meisten sog. Aliquotregister weit mensuriert.
Sie färben durch ihre Obertonverstärkung den Grundton und finden zu allermeist in Soloregistrierungen ihren Platz.
Würde man die hohen Teiltöne eng mensurieren entstünden weitere teils sehr hochliegende inneren Teiltöne, die dann bei mehrstimmigen Spiel ein Obertonrauschen entstehen lassen können. Außerdem lassen sich die weitmensurierten Teiltöne besser stimmen.
Besser wäre es, wenn man Registernamen wie Aliquote 2f. als z.B. Aliquote 1 3/5' + 1 1/7' oder anders als Terzsept 1 3/5' + 1 1/7' bezeichnet. Andere Aliquotenmischungen:
Septnone 1 1/7' + 8/9'
Terzian 1 3/5' + 1 1/3'
Sesquialter 2 2/3' + 1 3/5' usw
Eine weitere Unterscheidung ist, dass sich die herkömmlichen Mixturen meist auf den Grundton beziehen, die oftmals als Aliquoten (besonders die höher gelegenen) bezeichneten Register nicht grundsätzlich.
Beispiel: die None ist die Quinte der Quinte und gibt der Quinte mehr Farbe.
In wie weit man alle oder nur einige disponierte Obertonregister ins Tutti aufnimmt muss den Orgelbauern überlassen werden. Mich stört im Tutti bei vielen Orgeln ein sehr quärrendes Cornett o.ä.
Rainer
Wollte den Text editieren. Aber beim Speichern hat sich das System aufgehängt
Die Obertöne werden nicht weiter, sondern enger mensuriert um der Färbung durch eigenen Obertongehalt mehr Schärfe zu geben.
Rainer
Übrigens gibt es in dem Buch
"Einführung in den Orgelbau" VEB Breitkopf u. Härtel Musikverlag Leipzig
Artikel " die gemischten Farbregister" einige Erklärungen.
Aliquotenmischungen zur Nachahmung von Blasinstrumenten, z.B.
Kornett
2-5fach
Rauschpfeife
2f. Quinte 2 2/3' + Oktav 2'
Zink
3f. Quinte 2 2/3' + Terz 1 3/5' + Quinte 1 1/3'
Andere Aliquotenkombinationen ohne Instrumentalvorbild
Glöckleinton
2f. Oktave 2' + Oktave 1'
Rauschquinte
2f. Oktave 2' + Quinte 1 1/3'
Sesquialter
2f. Quinte 2 2/3' + Terz 1 3/5'
Dazu kommen früher nicht gebaute Aliquotenmischungen
Tertian
2f. Terz 1 3/5' + Quint 1 1/3'
Terzsept
2f. Terz 1 3/5' + Septime 1 1/7'
Sextan
2f. Sept 1 1/7' + Elfte 8/11'
Siebenquart
2f. Sept 1 1/7' + Mollterz 16/19'
Septimensesquialter
3f. 2 2/3' + 1 3/5' + 1 1/7'
Interessantere gemischte Farbregister (Aliquotenmischungen) mit sich dauernd abwechselnden Fußlagen sind eine Weiterentwicklung von W. Supper, der dem über lange Zeit nicht viel veränderten Orgelbau neue Impulse setzen wollte.
Diese Register besetzen in den tiefen Lagen sehr hohe Teiltöne, die dauernd repitieren und ständig ihre Teiltöne ändern.
Dazu gehören:
Buntzimbel
Obertöne und die
Paletta.
Hier ein Beispiel für das Register Obertöne (kann auch anders disponiert werden
Tasten
C - a
1f. 2/5'
b - e1
2f. 4/5' + 4/7'
f1 - cis2
3f. 8/9' + 8/10' (=4/5') + 8/11'
d2 - a2
3f. 16/10' (=1 3/5') + 16/13' + 16/15'
b2 - a3
3f. 32/19' + 32/20' (=1 3/5') + 32/21'
Dadurch ist der Klang sehr variabel und reizvoll, weil dauernd zwischen hohen Quinten, Terzen, Septimen, Nonen, Elftem und Dreizehnten abgewechselt wird.
Einige derartige Register nach Supper sind in der Ulmer Münsterorgel disponiert worden. Ich habe eine LP mit der Klangvorstellung dieser Orgel und habe die Wirkweise der bunten Farbregister kennen gelernt. Interessanter perlender Klang.
genug der Aliquotentheorie
Schönes Wochenende und Gruß Rainer