Theater und Philharmonie (TUP) Essen Surround Sample Set

  • Hallo Hauptwerker!

    Wir haben heute das Sample Set Theater und Philharmonie (TUP) Essen freigegeben. Es ist ein 4-Kanal-Sample Set mit vielen photorealistischen und einfachen Bildschirmen. Ich finde, dass es ein großer Wurf geworden ist.

    Weitere Informationen sowie eine Kopie des Handbuches finden sich auf meiner Webseite: Theater und Philharmonie (TUP) Essen. Außerdem finden sich hier Fotos aller Bildschirme sowie ein Audio-Beispiel, welches die Konsole im Querformat zeigt. Dieses Set ist meines Wissens das einzige Set, welches Konsolen in zwei Ausrichtungen anzeigt. Im Querformat ist der mobile Spieltisch der Bühne, im Hochformat der mechanische Spieltisch der Orgelempore dargestellt.

    Die ODF und die Samples sind verschlüsselt und erfordern die Hauptwerk Version 5. Testschlüssel werden zum Selbstkostenpreis weitergegeben. Das Sample Set kann über mich bezogen werden. Ich biete auch deutschen Support!

    Viel Spaß beim Surfen.

  • Hallo VPO-Organist,

    Ich bin eigentlich Arzt, Professor für Kinderherzchirurgie, und Orgelenthusiast. Vor einigen Jahren habe ich mir einen Hauptwerk-Spieltisch bauen lassen -- mit zwei Portait-Monitoren. Nachdem ich mir die ersten Sets geleistet hatte, bin ich in die Hauptwerk-Programmierung eingestiegen, weil viele Sample Sets nur im Querformat vorlagen und damit etwa zwei Drittel meiner schönen Hochformat-Monitore schwarz blieben. Außerdem wurden manche Schalter so klein, dass man sie kaum noch lesen kann (z.B. Esztergom). Ich habe bei verschiedenen Sample Set-Herstellern angefragt, ob sie den Portrait-Mode nicht nachrüsten wollen, habe aber immer nur Absagen bekommen. Also habe ich mich selber daran gemacht. Als Wissenschaftler kenne ich mich mit Datenbanken aus -- daher war der Einstieg schnell gemacht. Seither sind eine Reihe von Erweiterungen erschienen, die ich über meine Webseite kostenlos anderen Hauptwerk-Benutzern zur Verfügung stelle.

    Mit der Aristide No. 1 habe ich dann das erste Sample Set veröffentlicht -- nach etwa anderthalb Jahren tüfteln. Nach und nach kamen dann von anderen Nutzern Anfragen, fehlende Funktionen in bestehende Sample Sets einzubauen. Da mich solche Aufgaben anspornen, bin ich immer tiefer in die HW-Programmierung eingestiegen. Im Laufe der Zeit kamen dann auch Anfragen von etablierten Sample Set-Herstellern, ob ich meine Erweiterungen nicht auch als offizielles Update freigeben würde und ob ich die ein oder andere Funktion einbauen könnte. Klar! Warum nicht? Eigentlich sogar besser!

    Das Essen Sample Set ist nun im Wesentlichen ein Baby von Roland van den Bergs und mir. Die Samples wurden in einem irren Aufnahme-Marathon von Marien Stouten aufgenommen und dann von Roland van den Berg nachbearbeitet. Ich habe die Graphiken zugesteuert und die ODF programmiert. Bert-Jan de Ward war der technische Berater. Da ich das Sample Set in- und auswendig kenne, lag es irgendwie nahe, dass ich den deutschen Support übernehme und dann das Sample Set auch direkt über meinen Webshop anbiete.

    Warum ist meine Webseite nur auf Englisch? Eine Webseite up-to-date zu halten ist eine Menge Arbeit. Eine Webseite in zwei Sprachen up-to-date zu halten ist mehr als doppelt so viel Arbeit. Da die meisten Hauptwerk-User mit Englisch klar kommen (und sei mit Hilfe von DeepL, dessen ich mich auch auf Webseiten bediene, deren Sprache ich nicht beherrsche), investiere ich meine freie Zeit lieber in die Entwicklung von tollen neuen Produkten für Hauptwerk.

    Beantwortet das Deine Fragen?

    Herzliche Grüße,

    Chris

  • Die Hauptwerk-Software läßt sich überhaupt nicht erweitern. Der Source Code ist nicht verfügbar. Es sind auch (abgesehen von der VST-Schnittstelle) keine Schnittstellen für Erweiterungen vorgesehen.

    Die Spielwiese für Entwickler ist die OrganDefinition, kurz ODF. Hier kann man viel machen, aber es ist extrem kompliziert, weil man jede Funktion mit einer simplen binären Logik abbilden muss. Verknüpfung von zwei Objekten ist noch einfach, Verknüpfungen mit mehreren Möglichkeiten können extrem kompliziert werden.

    Die ODF ist eine SQL-Datenbank. Seit Hauptwerk 5 ist nativer SQLite im- und Export möglich. HW4 setzte MySQL ein. Aufgrund von Lizenzschwierigkeiten war hier der direkte Datenbankzugang gesperrt. Ich habe mir damals Im- und Export-Tools selber geschrieben. Und da ich zwar mit Statistikprogrammen umgehen kann, aber kein (gelernter) Programmierer bin, habe ich meine Tools mit dem Statistik-Programm R programmiert. Das ist jetzt zum Glück nicht mehr erforderlich. Das Gros meiner Arbeit kann ich mit meist relativ einfachen SQL-Skripts machen.

    PAB und Essen kann man nur schwer miteinander vergleichen. Der Klang der beiden Sets ist sehr unterschiedlich! Die PAB besticht durch die schieren Möglichkeiten. Essen hat für eine Konzertsaal-Orgel eine wunderschöne Raumakustik, irgendwo zwischen PAB dry und PAB cathedral acoustics, eher am trockenen Ende. Es gibt für die Essen eine 14-Tage Testversion. Teste aber nur, wenn Dein Sparschwein voll ist. Ich bin sicher, dass Du sonst am Ende des 14-tägigen Testzeitraums todunglücklich wirst, wenn das Set nicht mehr funktioniert ;)

    Herzliche Grüße,

    Chris

  • Bezüglich der Demos rede ich mir seit Wochen den Mund fransig ;)

    Der zweite Kanal ist relativ weit weg von der Orgel aufgenommen. Das ist der Kanal der den Klang wirklich rund und nicht so typisch Konzertsaal-furztrocken macht.

  • Ich bin der Meinung, dass die Rechnung nach "€ pro Register" bisweilen etwas zu kurz greift.

    Bei der Litomysl zahle ich 2,80€ (wet) oder 3,80€ (dry) pro Register. Trotzdem wäre die Orgel jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl.

    Und was den "Bekanntheitsgrad-Zuschlag" angeht - um den gerne zu bezahlen muss man natürlich die Orgel kennen. Da oute ich mich hier mal als Ignorant, der relativ wenige (der verfügbaren, virtuellen) Orgeln kennt. Da ist tatsächlich die Groninger Arp Schnitger so ziemlich die erste, die ich tatsächlich kenne und auch schon live gehört habe. Andererseits, wenn mal jemand die Gewandhausorgel sampeln würde... oder sich jemand fände, der sich in der Nähe von Kufstein auf einen Berg stellt und die Heldenorgel sampelt :love: (oder wenigstens mal so ein IR anbietet:))

    Zur Orgel selber - mal ganz ignorant bezüglich Stilrichtungen und Klang würde ich die Orgel als "kleine Schwester" der PAB bezeichnen - perfekt für alle, die gerne eine Konzertsaalorgel haben möchten, denen aber 5 Manuale zu viel sind.

    Die ODF ist eine SQL-Datenbank. Seit Hauptwerk 5 ist nativer SQLite im- und Export möglich. HW4 setzte MySQL ein.

    Ich hab zu lange nicht mehr in ODFs geschaut. Ich kenne noch die guten alten Textdateien aus HW1/GO und dann kam doch, wenn ich mich richtig erinnere, mit HW2 so ein XML-Format?

  • Wenn dir alles an einer Orgel gefällt, dann ist Preis pro Register ein Anhaltspunkt, ob da der Hersteller im Vergleich zu anderen Sets (die in dein Beuteschema fallen) etwas über die Stränge schlägt. Dann entscheidest du dich aufgrund des Preises vielleicht für ein anderes Set. Wenn dir ein Set nicht gefällt, oder der Preis nicht in dein Budget passt, dann ist es eh wurscht.

    100% Zustimmung. Ich formuliere meine Anmerkung vielleicht mal ausführlicher: Für mich wäre der Gesamtpreis ausschlaggebender als der Preis pro Register, denn letztendlich kaufe ich ein Gesamtpaket. Wenn die Orgel aber z.B. viele Register hat, die sich aber sehr ähneln, dann ist das was anderes, als wenn ich eine Orgel mit wenigen Registern habe, die aber alle unterschiedliche Klangfarben haben.

  • Ich hab zu lange nicht mehr in ODFs geschaut. Ich kenne noch die guten alten Textdateien aus HW1/GO und dann kam doch, wenn ich mich richtig erinnere, mit HW2 so ein XML-Format?

    Richtig! Das native ODF-Format ist auch heute noch XML. Mit XML kann man Datenbankstrukturen beschreiben.

    Aus Wikipedia: XML ist eine Auszeichnungssprache zur Strukturierung textorientierter Informationen. XML-Datenbanken gehören deshalb zu den dokumentenorientierten Datenbanken.

    Intern arbeitet HW5 mit SQLite, HW4 arbeitete mit MySQL.

  • Die Daten liegen in einer relationalen Datenbank in Tabellen, im XML-Jargon in Nodes.

    Und lesbar ist bei XML relativ. Die Essen XML-ODF hat etwas mehr als 2 Millionen Zeilen Code. Bei mehreren Tausend Datensätzen (die größte Tabelle im Essen Sample Set hat 31.364 Datensätze) findet man sich in Tabellen dann doch etwas besser zurecht ;) Ein Tippfehler und die ODF startet nicht mehr.

  • Intern arbeitet HW5 mit SQLite, HW4 arbeitete mit MySQL.

    Kurz, wir sprachen über unterschiedliche Dinge und meinten irgendwie das gleiche :)

    Und lesbar ist bei XML relativ. Die Essen XML-ODF hat etwas mehr als 2 Millionen Zeilen Code. Bei mehreren Tausend Datensätzen (die größte Tabelle im Essen Sample Set hat 31.364 Datensätze) findet man sich in Tabellen dann doch etwas besser zurecht ;) Ein Tippfehler und die ODF startet nicht mehr.

    Das erinnert mich an ein Datenbankpraktikum aus dem Informatikstudium. Da gab es auch eine Aufgabenstellung, die sich mit XML befasste - einlesen, verarbeiten, ausgeben. Eine der Gruppen scheute sich die Beispieldaten an und schlussfolgerte messerscharf, dass man als Trennzeichen in XML am Besten den Zeilenumbruch benutzt und so die XML-Datei in ihre Bestandteile zerlegen kann.:wacko:

    Das böse Erwachen kam dann, als die für die Bewertung benutzte Datei keine Zeilenumbrüche aufwies (warum auch...):pinch:

  • oder sich jemand fände, der sich in der Nähe von Kufstein auf einen Berg stellt und die Heldenorgel sampelt :love:

    Passt zwar eigentlich nicht hierher, aber in der Tat gibt es ein Sampleset der Heldenorgel, erstellt im Auftrag der Stadtgemeinde Kufstein und nicht erwerbbar. Das Set dient dazu, Gastorganisten ein Vorbereiten ihrer Konzerte ohne die Beschallung des ganzen Ortes (und damit auch mehr Vorbereitungszeit) zu ermöglichen. Der Clou ist, dass der Klang im Orgelhäuschen fast nicht von der Orgel zu unterscheiden ist, denn: Im Orgelhaus hört man nicht den tatsächlichen Pfeifenklang: wegen der Latenz von ca. 1/3 Sekunde ist das Häuschen weitgehend schalldicht und der Orgelklang wird über Lautsprecher wiedergegeben. Zu diesem Zweck sind in den Pfeifenkammern entsprechende Mikros eingebaut, das Ganze klingt unten also sehr trocken. Im Zuge der Erneuerung der Mikrofonanlage (die alte war wohl ziemlich klangschwach) kam auch die Idee auf, ein Sampleset zu erstellen. Die Aufnahmen wurden mit exakt den Mikros gemacht, die auch den Ton beim Live-Spiel der richtigen Orgel fürs Orgelhäuschen aufnehmen, und die Wiedergabe erfolgt über dieselben Lautsprecher. (Ich fand die allerdings ziemlich mickrig, so etwas bessere Autoradioqualität). Der Effekt ist jedenfalls super, es klingt im Orgelhäuschen praktisch identisch (und im Ort hört man vom Üben nichts, die Orgel beschallt ansonsten ganz Kufstein plus Umgebung). Wer mal (wenn das wieder möglich ist) zum täglichen Orgelmittagskonzert in Kufstein ist: vielleicht zeigt einem der Organist ja mal die Hauptwerkinstallation. (Da ich das Sampleset erstellt habe, die Aufnahmen erfolgten durch ein Tonstudio vor Ort, kenne ich mich da jetzt bestens aus :)

  • Ich war bei der Auswahl dieses Instruments nicht beteiligt. Und ich habe es leider bis heute weder gesehen noch live gehört. Auf YouTube finden sich ja zum Glück reichlich Aufnahmen.

    Ich muss gestehen, dass dieses Sample Set meine Einstellung zu Konzertsaalorgeln geändert hat. Ich stand bislang auf dem Standpunkt, dass eine Orgel in einen Raum mit mehr Akustik gehört. Zitat eines Lehrers: "Eine Orgel muss schwimmen wie ein Fisch im Wasser". :) Und Kuhn hat offensichtlich einen tollen Job gemacht -- in jeder Beziehung!

    Wir haben die original Kuhn-Disposition auf Wunsch einiger User noch ein wenig erweitert: zwei leise Transmissionen aus dem Positiv ins Pedal sowie die Verfügbarkeit der Tuba auf allen Manualen. Außerdem habe alle Manuale Tremulanten und alle Divisionen sind schwellbar (sogar das Pedal ;)). Diese Flexibilität dürfte nur schwer zu schlagen sein.

    Die Akustik in Essen ist trocken, aber zum Glück bei Einsatz der zwei zusätzlichen Saal-Kanäle ein wenig "nass" -- zumindest nass genug für meinen Geschmack.

    Wie schon bemerkt, ist das Sample Set bereits seit einiger Zeit bei einigen Mixtuur-Installationen im Einsatz: in Wilhelmshaven und in Chemnitz.

  • Die Essener ist in Chemnitz mit 73 Registern angegeben?

    Im Osten ist halt Alles ein wenig größer ;)

    Das muss ein Tipp- oder Zählfehler sein. Wir hatten damals auch noch nicht die Transmissionen implementiert. Selbst wenn man die Koppeln mitzählt (diese sind an den Spieltischen mit durchnummeriert) kommt man nur auf 72.

    Das aktuelle Sample Set würde man korrekt mit 62+5 Register / 85 Ranks angeben.

  • Dabei kamen einige Dinge zu Tage. Im Schwellwerk die Tuba 8' gespielt, ab g2 war sie etwas kraftloser als im Bereich darunter. Die Tuba 8' im Rückpositiv hält die Kraft etwas besser in den hohen Lagen.

    Dieser Befund ist mehr als seltsam, da es sich um "echte" Transmissionen handelt. Es werden exakt die gleichen Samples mit den gleichen Voicing-Einstellungen abgespielt, egal, ob vom Hauptwerk, vom Positiv oder vom Schwellwerk.

    Das Schöne an Hauptwerk ist ja, dass man diese Dinge ggf. selber "korrigieren" kann. Ich gebe zu, ein wenig lästig, aber zumindest möglich.

    Wir haben alle Samples mit den gleichen Lautstärkeeinstellungen aufgenommen. Damit nimmt man bei den leiseren Samples gewisse Nachteile beim Signal-Rausch-Abstand in Kauf, behält aber auf jeden Fall die korrekten Lautstärken der einzelnen Register, sogar der einzelnen Einzelnoten.

  • Bisher waren die Konfig-Dateien doch verschlüsselt. Ist das jetzt mit SQLite nicht mehr so?

    Das hat nichts mit der von Hauptwerk intern verwendeten Datenbank zu tun. Die Konfigurations-Dateien (HauptwerkUserData/ConfigX-OrganSettings/OrganIDYYYYYY.OrganConfig_Hauptwerk_xml) waren noch nie verschlüsselt, nur die ODF und und die Samples.

    Ich dachte bei meiner Aussage an die Verwendung des Hauptwerk Voicing-Tools, mit dem sehr weitreichende individuelle Anpassungen gemacht werden können.

  • Etwas off-topic, ich weiß... Aber da Chris so eng mit Voxus verwoben ist, wollte ich fragen, ob du weißt, wann die Surround-Erweiterung für Dudelange erscheint; ich habe per Zufall gesehen, dass sie dieses Jahr für kurze Zeit im Voxus Shop zum Vorbestellen vorhanden war, dann aber wieder verschwand.

    Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden mit der Dudelange-Orgel und spiele sie sehr oft, sie ist tatsächlich sogar leichter zu spielen als das Original..

    Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die "most wanted" features für die Kuhnorgel sind; ich bin schon sehr am Überlegen, ob ich sie mir zulegen sollte; sie ist auf jeden Fall die erste Konzerthausorgel für Hauptwerk, die mir zusagt und die weit weniger synthetisch klingt als die anderen verfügbaren Konzerthausinstrumente.