Surround vs. Semy dry

  • Ich hätte hier eine Anfängerfrage, die mir ja schon fast peinlich ist.

    Nehmen wir mal an ich möchte mir die "Billerbeck" kaufen. Davon gibt es zwei Samplevariationen. Surround und Semy-dry. Ich spiele vorwiegend mit Kopfhörer und ab und zu mit zwei Nahfeldboxen und Sub. Naheliegend wird man sich dann eher zum Semy-dry tendieren. Macht es dann klanglich einen Unterschied, wenn ich mit meinen Voraussetzungen das Sourroundset lade, auch wenn ich es nicht benutze? Preislich liegen die beiden Sets gleichauf. Wo genau würde der Unterschied liegen, wenn überhaupt? Meine Überlegen wäre ja, wenn ich später mal Lust auf Mehrkanaltechnik bekommen sollte, würde ich mich vielleicht im Nachhinein darüber ärgern das falsche Set gekauft zu haben. :?:

  • kommt halt darauf an, ob Du lieber trockene oder nassse Sets bevorzugst.

    Bei Surround kannst Du die rear Kanäle zusätzlich auf Deine Stereo Kanäle routen und hast dann entsprechenden Hall.

    Semi Dry macht Sinn, wenn Du wenig Hauptspeicher hast und mittels IR den Hall steuern kannst. Das ist meiner Meinung nach die bessere Variante.

    Mehrkanal habe ich persönlich aufgegeben. Ich hatte vermutet, dass für die rear Kanäle nicht so hochwertige LS benötigt werden und hatte mir die Reeze Rundstrahler dafür zugelegt.

    Vermutlich durch die Phasenschieberei war das Ergebnis hörbar schlechter als nur über meine Infinity. Deshalb Rolle rückwärts und alles wieder auf zwei Kanäle.

    • Offizieller Beitrag

    Bei mir liegt der Schwerpunkt eher auf dem Originalklang. Mir geht es darum, Orgeln aus den unterschiedlichsten Orgellandschaften virtuell ausprobieren zu können, an die ich live vermutlich nie, oder allenfalls mit viel Aufwand heran käme. Dabei macht es mir Freude, zu versuchen die Stücke der zugehörigen Komponisten zu analysieren, die typischen Registrierungen zu verwenden und dann zu spielen, soweit es meine Fähigkeiten eben erlauben.

    Die Erfahrungen bei dieser Herangehensweise haben mir in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sich Klangabstrahlungen mit mehr als zwei Schallquellen ungünstig auswirken und die aufgenommenen Klänge beim Abspielen mehr oder weniger verfälschen. Deshalb bin ich wieder weg von Abstrahlungen mit vielen Lautsprechern und selbst auf Surroundkanäle verzichte ich. Ich habe ja links und rechts auch nur jeweils ein Ohr und da gehört genau je ein guter Lautsprecher drauf. Entweder Kopfhörer, oder eben zwei Nahfeldmonitore nahe bei den Ohren.

    Für diese Anforderung finde ich nach wie vor reine Stereo-Samplesets mit Originalhall das Beste. Da man fast nur noch nasse Sets mit Surround bekommt, muss ich eben diese kaufen und alle Surroundkanäle lasse ich einfach weg. Trockene Samples in Verbindung mit IR sind sicher ein interessanter Ansatz. Das Problem ist aber m. M. n., dass die Summe der trockenen Pfeifensamples einer Orgel, eigentlich nicht die tatsächliche Intonation der Gesamtorgel widerspiegeln. Dabei ist es gerade die gekonnte Intonation im Raum, die einer Orgel erst die Gravität verleiht, die sie haben sollte. Ich besitze mehrere Samplesets sowohl in trockener, als auch nasser Variante. Will ich die trockenen Samples mit IR nutzen, dann muss ich mich erst mal stundenlang als Intonateur betätigen und am Schluss komme ich doch nicht zu einem originalähnlichen Ergebnis. Benutze ich dann eine andere IR, kann ich die Intonation wieder von vorne anfangen, weil in geänderter (IR-)Raumakustik nichts mehr passt.

    Aber jeder hat eben andere Anforderungen an seine virtuelle Orgel. Und so hat natürlich auch die Vielfalt der Samplesets und der Abstrahlungen ihre Berechtigung.

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    Es geht mir ja ausdrücklich nicht um ein "Hörerlebnis", sondern schlicht um die Reproduktion des in den Samples enthaltenen Orgelklanges. Ob ich dabei hinten, oben oder unten auch Schallereignisse wahrnehme ist für mich sekundär.

    Kurz und gut, da es mir nicht darum geht, die Originalorgel möglichst klanggetreu wiederzugeben, sondern stattdessen einen Klang meines maximalen Wohlgefallens zu erzeugen (wofür ich mich auch gern an dem Klang - in dem Zusammenhang hier Raumhall - der zu "beübenden" Orgel orientiere), werde ich mich sicherlich - wenn möglich - künftig mehr an Drysets (bzw. Semi-Dry-Sets) orientieren statt an Surround-Sets. Ich bin einfach flexibler, komme mit meinem betagten Rechner mit 32GByte bestens aus, habe so geringe Ladezeiten, dass ich schneller geladen habe als mir die Orgelschuhe angezogen habe, usw...

    Wir hören aber räumlich mit nur zwei Ohren. Dass für die Konservierung und Reproduktion räumlicher Klänge zwei Mikrofone und zwei Lautsprecher ausreichend sind, belegen ja die Kunstkopfaufnahmen. Meine beiden Nahfeldmonitore habe ich so positioniert, dass sie weniger vor mir sind, sondern eher seitlich. Bei einem bestimmten Winkel ist der Kopf dann so in das Klangfeld eingebettet, dass der Klang ringsherum aus allen Richtungen wahrgenommen wird und nicht nur von vorne. Mit zusätzlichen Surroundlautsprechern findet eine Durchmischung der Schallwellen mehrerer Lautsprecher statt und es gibt dabei für mich unnötige Interferenzen und damit Verfälschungen des konservierten Klangs. Zudem hält sich bei einem reinen Stereosystem der Installationsaufwand in Grenzen und der RAM- und CPU-Bedarf ist niedriger.
    Ich brauche weder besonders spektakuläre Klangeffekte, noch unterschiedliche Hörpositionen, noch den ganz großen Bums. Am liebsten sind mir Samplesets, bei denen der Hersteller auf zwei Kanälen versucht hat, den Klang in Spieltischnähe einzufangen. Oft ist das dann eben eine Symbiose aus real furchtbarem Klang am Spieltisch, wie bei etlichen Silbermannorgeln, wo der Organist eingepfercht zwischen Hauptwerk, Spieltisch und Rückpositiv die Orgel selbst denkbar schlecht hören kann, und einem etwas vom Spieltisch entfernteren, homogenerem Klang. Dafür ist der Samplesethersteller Klangkünstler, der mir eine virtuelle Illusion einer bestimmten Orgel verkaufen soll. In den Surroundsamplesets mit möglichst vielen Kanälen und den trockenen Sets mit IR sehe ich zum Teil eher das Abschieben der klanglichen Verantwortung an den Käufer. Wenn es nicht gut klingt, muss der Käufer eben Hand anlegen und intonieren, oder er hat halt zu wenige oder zu billige Surroundlautsprecher gekauft.

    Aber, deshalb sage ich ja, jeder hat eben andere Anforderungen an seine virtuelle Orgel.

    • Offizieller Beitrag

    Aber das kann man natürlich gerne auch anders sehen.

    Genau - ich sehe das anders. Mir geht es ja eher darum, den konservierten Klang der Pfeifen nicht mehr als nötig zu verfälschen und das erreiche ich auch noch mit minimalistischem Aufwand von nur zwei Lautsprechern. Am nächsten am Original bin ich sowieso mit dem Kopfhörer. Zwar werden Samplesets nicht mit Kunstkopf aufgenommen, aber trotzdem hat man bei Stereo mit Kopfhörer einen guten räumlichen Eindruck und fühlt sich ringsum vom Schall umgeben - auch völlig ohne Surround.
    Da ich aber nicht ständig Kopfhörer tragen will, geht das dann ja nur mit Lautsprechern. Bildlich betrachtet schiebe ich die beiden Ohrmuscheln des Kopfhörers ein Stück von meinen Ohren weg, damit sie mir nicht mehr lästig sind. Weil sie dann in ca. Armlänge Abstand zu leise wären, ersetze ich sie durch Nahfeldmonitore. Das ist natürlich gegenüber dem Kopfhörerklang auch nur suboptimal, da selbst bei zwei Lautsprechern schon Interferenzen auftreten und Raumeinflüsse zum Tragen kommen. Aber immerhin weniger als mit vier Lautsprechern.
    Bei zwei Lautsprechern von vorne, in traditioneller Stereodreieck-Aufstellung, hat man allerdings tatsächlich nicht mehr den Eindruck vom Schall umgeben zu sein, sondern nimmt ihn nur noch von vorne wahr. Bei beiden Lautsprechern links und rechts rechtwinklig zu den Ohren, tut sich dagegen vorne ein großes Klangloch auf. Der ideale Winkel für eine Rundumwahrnehmung des Klangs liegt irgendwo dazwischen und ist vermutlich ganz individuell von den eigenen Ohren abhängig. Das muss jeder selbst ausprobieren, wo der Punkt für die Rundumwahrnehmung liegt. Links und rechts auf dem Spieltisch und zu den Ohren gedreht ist schon mal gar keine so schlechte Ausgangsposition. Viele haben das alleine aus praktischen Gründen sowieso schon so stehen. In meinem Fall muss ich die Lautsprecher dann noch ca. 15 - 20 cm weiter vom Spieltisch weg, leicht in Richtung Bank verschieben. Da sie dann vom Spieltisch fallen würden, muss man sich eine Halterung überlegen.

    Ein großer Vorteil ist für mich auch, dass ich nicht zwei verschiedene Setups brauche, sondern jederzeit, im Prinzip sogar während dem Spielen, zwischen Kopfhörer und Lautsprecher hin und her schalten kann.

    Alles bis hier hin Gesagte macht aber nur Sinn, solange ich im Wesentlichen alleine ohne Zuhörer spiele. Mit Zuhörern in einem Zimmer oder gar einem Kirchenraum, kommt man um eine Raumbeschallung mit all ihren Nachteilen nicht mehr herum. Dann muss man auch klanglich noch mehr Kompromisse eingehen und entfernt sich damit schon relativ weit vom Klang der Originalorgel. Im Grunde genommen muss man dann schon eine "neue" Orgel kreieren, die mit dem verwendeten Abstrahlsystem auf den Raum intoniert werden muss. In dem Fall sind strikt trockene oder allenfalls "Semi Dry" Samplesets zu empfehlen.