Linux als DAW? Ein Selbsttest über mehrere Monate

  • Den Artikel kenne ich, ich finde jedoch der Author betrachtet es etwas falsch. Er kommt im Grunde zu dem Fazit, dass Linux noch nicht für seine Zwecke reicht, jedoch meint er eigentlich nur, dass man unter Linux nicht mit der Software wie unter Windows 1zu1 arbeiten kann. Professionelle Musikproduktion klappt unter Linux, viele Tonstudios nutzen es. Es funktioniert eben anders als unter Windows.

    Wenn ich mal schaue als jemanden der gerne Partituren für Orchester erstellt, ich wüsste jetzt kein Programm welches unter Windows mein Rosegarden ersetzen könnte. Dort bekomme ich unendlich viele Notenzeilen, kann die Ausgabe über beliebige Backends laufen lassen und habe so mit den richtigen Soundpools und Linux Sampler hunderte Orchesterinstrumente die professionell Ton für Ton gesamplet wurden. Klar unter Windows gibt es ähnliche Software auch, jedoch zahle ich da für das Basisprogramm und ein paar Instrumente einen mittleren fünstelligen Eurobetrag und bin abhängig von dem Anbieter.

    Allgemein ist es kein fairer Test, wenn man seine Windowsplugins versucht irgendwie mit Wine ohne Erfahrung zum laufen zu bringen. Fair wäre es eine Aufgabenstellung zu nehmen die einmal mit Nativen Mittel unter Windows und mit Nativen Mittel unter Linux zu realisieren sind. Da würde ohne Trick Windows schon scheitern, weil es nativ keine Software mitbringt, während hunderte Audiotools in jeder Distribution enthalten sind. Und wenn man total pervers ist, dann kann man sogar nur mit der Konsole Audioediting auf höchster Stufe betreiben.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Simples Beispiel ich möchte eine Audio Datei konvertieren von WAV in MP3.

    Windows: Geeignete Software suchen und installieren, bei kostenloser Software wird man sich sonst etwas mitinstallieren. Software die sauber ist kostet Geld. Die Bedienung ist dann etwas in das man sich einarbeiten muss.

    Linux: "ffmpeg -i Datei.wav Ausgabe.mp3" (funktioniert mit allen Formaten inkl. Videos).

    Fair will ich aber bleiben, ffmpeg gibt es auch für Windows, aber die Installation und Nutzung ist dann nicht so angenehm, alleine schon wegen der schrecklichen Eingabeaufforderung und die Powershell ist nicht so leicht zugänglich und die 32 Bit Version funktioniert nicht mit der 64 Bit Shell und umgekehrt).

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Simples Beispiel ich möchte eine Audio Datei konvertieren von WAV in MP3.

    Windows: Geeignete Software suchen und installieren, bei kostenloser Software wird man sich sonst etwas mitinstallieren. Software die sauber ist kostet Geld. Die Bedienung ist dann etwas in das man sich einarbeiten muss.

    Linux: "ffmpeg -i Datei.wav Ausgabe.mp3" (funktioniert mit allen Formaten inkl. Videos).

    Sorry, aber das stimmt so nicht ganz. Man kann auch unter Linux "geeignete Software" installieren. Mit Audacity (läuft ja auch unter MacOS und Windows) sind das drei Mausklicks.

  • Das ist der Standardfall, keine Erfahrung damit zu haben. Unter Linux bekommt man zwangsläufig etwas Erfahrung mit dem, was unter der Haube läuft- aber wer will das denn? Kein normaler Anwender.

    Unter Linux _kann_ man unter die Haube schauen, _muss_ es aber nicht. Eine DAW wie Bitwig oder Ardour installiert man einfach und nutzt sie dann (Ardour läuft hier bei uns im Studio für el. Musik seit mind. 16 Jahren). Das selbe gilt für Videobearbeitung mit DavinciRelove - Profiqualität, beeindruckender Funktionsumfang und "rock solid" (hat übrigens den Audio-Code von Faichild, falls das jemandem etwas sagt). Als (auch) Sysadmin kann ich aus unserer Erfahrung sagen dass über die Jahre Linux-Audiostations _deutlich_ pflegeleichter sind als MacOS-Systeme.

  • Gibt es eine Chance, das unter Linux zum Laufen zu bekommen? Auch mehrkanalig?

    Zuerst solltest du bei einen der üblichen verdächtigen mal nachschauen:

    https://linux-hardware.org

    https://www.h-node.org

    Am einfachsten probierst du es aus, sofern deine Hardware keinen Sonderweg geht stehen die Chancen gut. Du kannst auch einfach mal ein Linux booten, Gerät (vermutlich USB?) anschließen und dir dir Bezeichnung mit lsusb anzeigen lassen und danach suchen bei Google.

    Mit Audacity (läuft ja auch unter MacOS und Windows) sind das drei Mausklicks.

    Natürlich, für mich ist es in der Praxis auf der Konsole aber schneller als Audacity zu starten, Datei laden, Exportieren und noch drei Dialoge. In der Zeit habe ich mit ffmpeg auf der Konsole schon dutzende Dateien umgewandelt. Audacity macht ja mit ffmpeg das gleiche nur eben grafisch. Audacity nutze ich momentan eh nur in einer alten Version wegen gewissen Änderungen im Datenaustausch mit dem Anbieter...

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Zitat

    für mich ist es in der Praxis auf der Konsole aber schneller als Audacity zu starten

    Aber genau das sage ich doch: jeder kann das so machen wie er/sie es will. Ich nutze natürlich auch nur die Konsole. Aber die Gegenüberstellung von Harlander (GUI vs. Konsole) stimmt so eben nicht.

  • Zitat

    Ich habe ein RME-Digiface. Gibt es eine Chance, das unter Linux zum Laufen zu bekommen? Auch mehrkanalig?

    Das ist sehr schade. Gerade das Digiface USB (von dem reden wir hier, oder?) ist (bescheuerterweise) nicht Class-Compliant (wird also auch unter MacOS nicht wirklich gut laufen). Soweit ich mich entsinne kann man den ALSA-Code patchen und ein Quirk einbauen (dazu gab's im Ardour-Forum mal einen Post), das ist dann aber wirklich Arbeit am Motor. Schade, bei uns waren die alten RMEs lange zeigt die Interfaces der Wahl für Linux. Ich habe hier gute Erfachrungen mit den Arturia AudioFuse Geräten (https://www.arturia.com/products/audio/audiofuse/overview), die kann man auch via Digitalanschluss erweitern. Da gibt's eine Steuersoftware die nur unter Wine läuft, die braucht man aber für den Betrieb nicht.

  • Da bin ich als alter Pinguin natürlich "opinionated", muss aber ehrlciherweise eingestehen dass mit PowerShell und noch mehr mit dem Windos Subsystem fpr Linux eig. kein Unterschied zwischen den Systemen mehr besteht. Trauriger Looser: MacOS mit eine Schrott-Terminal und einem Wechsel der Shell (zsh) nur weil sie panische Angst vor GNU-Software haben. Aber die Leute lieben's ja ;-/

  • muss aber ehrlciherweise eingestehen dass mit PowerShell und noch mehr mit dem Windos Subsystem fpr Linux eig. kein Unterschied zwischen den Systemen mehr besteht.

    Ja die PowerShell ist sehr mächtig und man kann damit ernsthaft und gut arbeiten. Was natürlich nervig sein kann ist die Tatsache dass die 64 Bit Version der Shell keine 32 Bit Programme ausführen kann und man dann extra die 32 Bit Fassung starten muss. Aber das sind Details. Mit dem Subsystem habe ich ehrlich gesagt noch nie gearbeitet, da ich es lieber nativ nutze und privat dafür keinen Einsatzzweck hätte. In Firmen mag das vermutlich ganz anders aussehen.

    Kann man mit diesem Subsystem eigentlich nur Konsole oder auch grafische Umgebungen nutzen?

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ein nicht Class-Compiant Interface wäre mir persönlich unter MacOS zu heiss. Ein Os-Update und ein Hersteller der keine Lust mehr hat schon wieder alle Treiber umzuprogrammieren und man hat plötzlich einen sehr teuren Briefbeschwerer.

    Aber das muss jeder für sich entscheiden.

  • Hälst du die audio ag für ein so "windiges" Unternehmen?

    Zumindest darf man vermuten das Linux Anwender bei einigen Produkten eher nicht im Fokus stehen. Wenn man jetzt anfängt mit Patches irgendwas selber zu basteln damit es funktioniert dann fällt einen das früher oder später auf die Füße bei einem Update

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Jeiin (oder jaain?). Die mir bekannten RME Treiber für Linux wurden nicht von RME direkt entwickelt, die Firma hat allerdings den Entwickler unterstützt. Was unter Linux immer läuft sind eben Class-Compliant Geräte (also Hardware die sich an den USB Audio Standard hält). Die waren früher (vor langer Zeit) eher selten, dann hat aber Apple gesagt dass sie (spez. unter iOS) nur noch solche Geräte unterstützen werden. Apples Ruf "lebt" ja gerade davon dass man sich nicht mit Treibern herumärgern muss. Für die meiste Hardware löst Apple das indem man ausschliesslich mit Aple Hardware arbeiten darf, bei Midi und Audiodevices geht das aber nicht. Seit Apple das so ex catedra entschieden hat gibt's fast nur noch standardkonforme Geräte, was den Linuxer natürlich freut. Um so verwunderlicher ist es das das Digiface USB hier nicht dazugehört.

    Zitat

    Hälst du die audio ag für ein so "windiges" Unternehmen?

    Nein, keinesfalls. Aber leider ändert Apple gerne immer mal wieder grosse Teile ihres Audiostacks und plötzlich funktionieren dann Programme nach einem Update nicht mehr. Natürlich stellt Apple allen (zahlenden!) Entwicklern Vorversionen zur Verfügung, aber Audio/Midi/Notation ist ein verschwindend kleiner Markt mit relativ geringen Margen und vergleichsweise kleinen Entwicklerfirmen. Die können nicht jedes Jahr ein Entwicklerteam abstellen um Apple hinterherzuprogrammieren (3 x ein (Jahresgehalt + Sozialkosten) will erst einmal erwirtschaftet werden ...).

    Manche Firmen verlieren dann irgendwann die Lust and dann sitzt man mit einem nicht-supporteden Gerät oder Programm da. Das passiert in der Apple-Audio und Multimediawelt immer mal wieder. Macht Apple manchmal auch selbst: Logic gab's vor dem Besitzerwechsel zu Apple auch in einer Windowsversion ...

    Anyway, just my 0.2$

  • Hört sich spannend an. Windows ist für mich nur im Moment kein Thema. Ich habe ja die Hoffnung dass es irgendwann weitere Microsoft Programme für Linux geben wird wie Office und vor allem Outlook. Im Grunde ist die Entwicklung hin zu Linux für alle ein Vorteil, egal ob Windows oder Linux Nutzer. Der Edge ist ja im Moment als Testversion für Linux verfügbar, diverse andere Programme auch der ausgezeichnete Editor Visual Studio Code der wirklich Spaß macht als Programmierer und so weiter.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Office365 läuft im Browser und Microsoft wird über kurz oder lang nur noch diese Version anbieten (wetten?). Edge für Linux macht überhaupt keinen da Edge inzwischen nur noch ein Chrome in Verkleidung ist. Da kann man dann gleich Chrome (oder besser noch Chromium) nutzen.

  • Ich nutze schon viele Jahre die Business Lösung von Microsoft und auch Word und co funktionieren im Browser sehr gut, aber es ist im Vergleich zu dem nativen Office doch immer noch stark eingeschränkt und vor allem im Browser langsamer. Auch bei Outlook gibt es eben große Unterschiede zwischen Browser Version und Offline Version die vor allem bei sehr großen Postfächern mit vielen Autofunktionen nützlich sind.

    Der Chromium ist zwar nett, aber seit Google ihn von dem Sync abgeschnitten hat unpraktisch auf mehreren Systemen, weil kein Datenaustausch mehr stattfindet. Ich nutze daher Vivaldi.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ich nutze schon viele Jahre die Business Lösung von Microsoft und auch Word und co funktionieren im Browser sehr gut, aber es ist im Vergleich zu dem nativen Office doch immer noch stark eingeschränkt und vor allem im Browser langsamer. Auch bei Outlook gibt es eben große Unterschiede zwischen Browser Version und Offline Version die vor allem bei sehr großen Postfächern mit vielen Autofunktionen nützlich sind.

    Die Browser-Lösung empfinde ich als enorm eingeschränkt. Ich habe mit Linux die ganzen Office-Pakete nicht installiert. Kompliziertere Word-Dateien sind der Horror im Browser geöffnet. Da ist gefühlt nichts mehr an der richtigen Stelle ...

  • Im Grunde wird es aber darauf hinauslaufen, dass immer mehr im Browser läuft. Durch Smartphones und co wurde das ja immer beliebter. Eine Anwendung schreiben die auf allen Plattformen laufen kann ist schon ein guter Ansatz und gerade JavaScript ist eine unheimlich mächtige Sprache und mit NodeJS quasi ohne Grenzen was man damit machen kann. Zugegeben, besonders schön finde ich die Sprache trotzdem nicht, man kann dort Dinge tun die man nicht tun sollte, zumindest dann nicht wenn man seinen Code noch Debuggen will :)

    Ich denke mir in einigen Jahren wird man kaum noch native Anwendungen finden, zumal die Anbieter so auch gleich ihr Abo vertreiben können und keiner die Wahl hat einmal zu kaufen und ewig zu nutzen :) Zwei Seiten einer Medaille.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium