Surroundorgel Samplesets mit Kopfhörer machen doch einen Unterschied !!

  • Es gibt ja nun von diversen Herstellern Surroundsamplesets im Angebot. Von verschiedenen Beiträgen im Netz und auch von einigen Verkäufern von Samplesets gibt es immer wieder zu hören es mache mit Kopfhörer keinen unterschied Stereo oder Surround zu laden.

    Deshalb mache es auch keinen Sinn die "rear" Dateien von Surroundsets überhaupt erst zu laden.
    So lange man nur einkanalig stereo fährt mag das auch zutreffen.

    Wer aber ein Multichannesystem betreibt, der kann mit einem sehr guten Stereokopfhörer sehr wohl einen Unterschied hören.

    Hierzu muß mann lediglich die anderen Kanäle auch physisch dem Kopfhörersignal zuführen.
    Z.B. kann das gehen mittel eines Mischpultes.

    Wenn alle 2,3,4, oder wieviel Kanäle eben benutzt werden tatsächlich in den Mixer eingespeist werden, klingt das ganze dann schon deutlich räumlicher als das normale Stereo Signal -das ist schon ein Erlebnis.

    Für dieses Erleben bedarf es zugegebener Maßen auch eines exzellenten Kopfhörers, der auch entsprechend empfindlich auflöst. In der Regel finden sich solcher Art Modelle alle jenseits der ca. 450,- Euro Schwelle. Aber das ist dann auch ein Genuß.

    Also wer Multichannel hat kann es ja mal ausprobieren.

    Gruß

    Oliver

    • Offizieller Beitrag

    Zunächst sollte man differenzieren - Multichannel ist nicht gleich Multichannel.

    1. Unter Multichannel verstehe ich in erster Linie die Ausgabe unterschiedlicher Gruppen von Pfeifen (z.B. in Werkstrennung) auf verschiedenen Ausgabekanälen. Dies kann über paarweise Stereokanäle oder auch über Monokanäle erfolgen. Zielsetzung ist dabei, verschiedene Teilbereiche der Orgel bei der Wiedergabe von unterschiedlichen Punkten aus abzustrahlen, um die räumliche Gestalt einer Orgel akustisch nachzuempfinden. Dabei entsteht ein vollkommen neues Klangbild, in einer Form wie es bei der Aufnahme nicht zwangsläufig vorgelegen hat. Der Klangraum wird also mehr oder weniger willkürlich neu gestaltet und man ist vom original Klangbild damit ein Stück weit entfernt.

    2. Demgegenüber ist der Ansatz der Surround-Abstrahlung ein gänzlich anderer. Hier versucht man die Orgel und den Raum insgesamt akustisch zu erfassen und über 2 Stereo-Mikrofonpaare als Front-Stereo- und Rear-Stereo-Signale aufzunehmen und auch genau so wieder über die Front- und Rear-Lautsprecher wiederzugeben. Dies ist so gesehen ein Spezialfall einer Multichannel-Anwendung.

    3. Weiterhin kann man ein "Multichannel" z.B. aus den Aufnahmen von 2 Stereo-Mikrofon-Paaren dazu verwenden um ein Mischsignal zu bilden, aus z.B. einer direkteren, trockeneren Pfeifenaufnahme und einer entfernteren, nasseren Aufnahme weiter entfernt im halligen Kirchenraum. Durch das Mischungsverhältnis von trockenem zu nassem Klangsignal, kann man dann näherungsweise eine virtuelle Hörposition im Klangraum über ein Lautsprecherpaar simulieren. Dies ist aber nicht mit Surround gleichzusetzen !!

    Zu beachten ist jeweils, was der Hersteller eines Samplesets bei der Aufnahme für eine Zielsetzung im Auge hatte. Dementsprechend wurden die Mikrofonstandorte und Aufnahmeverfahren ausgewählt.

    Man kann natürlich grundsätzlich mehrere Ausgangskanäle zusammenmischen und dann als Summensignal auf einem Kopfhörer ausgeben. Natürlich wird das auch immer anders klingen als ein Einzelkanal. Die Frage ist nur, ob dies im Einzelfall beim verwendeten Sampleset mit dessen vom Hersteller vorbestimmten Abstrahleigenschaften auch wirklich Sinn macht.

    Für das Zusammenmischen ist keinesfalls ein Mischpult zu empfehlen und auch nicht notwendig! Ein Mischpult, sei es noch so gut, bringt immer Verschlechterungen des Signals mit sich, da das Signal wieder von zusätzlichen Bauteilen beeinflusst wird.
    Der Mischvorgang sollte unbedingt direkt in Hauptwerk oder GrandOrgue stattfinden, dahingehend, dass man einfach für unterschiedliche logische Ausgangskanäle den selben physikalischen Ausgang anwählt. Dadurch werden die Signale verlustfrei noch innerhalb der digitalen Signalverarbeitung der Orgelsimulationssoftware zusammengeführt und gelangen danach unmittelbar zum D/A-Wandler (Soundkarte) und dann möglichst ohne weiteren Umweg direkt zum Kopfhörerverstärker.

    1. Ein Zusammenmischen von Multichannel-Kanälen im zuerst genannten Fall macht Sinn, bzw. ist zwingend notwendig, um über Kopfhörer überhaupt alle Werke der Orgel hören zu können.

    2. Das Mischen der Rear-Surround-Signale zu den Frontsignalen über Kopfhörer bei Surround-Samplesets macht keinen großen Sinn! Hierbei entstehen deutliche Interferenzen - also Abschwächungen von bestimmten Frequenzen und Verstärkung von anderen Frequenzen - dadurch hat das Summensignal dann einen ganz anderen, falschen Klangcharakter gegenüber den Einzelsignalen. Deshalb wir davon auch im Allgemeinen überall abgeraten.
    Natürlich klingt das anders - aber eben nicht natürlich. Andererseits tritt dieser Effekt aber auch bei der üblichen Surroundabstrahlung durchaus ebenso auf, wird dabei aber von der Akustik des Abhörraums überlagert. Surroundabstrahlung ist nicht unbedingt zu favorisieren wenn ein möglichst naturgetreues Klangbild erzielt werden soll - dementsprechend also nichts für Puristen. Es liefert aber dafür einen subjektiv größeren Effekt der Räumlichkeit, wenn es wie vorgesehen über 2 Lautsprecherpaare abgehört wird.

    3. Im letztgenannten Fall der Simulation einer Abhörposition über den Mischregler "Trocken/Nass" ist die Mischung wiederum wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Interferenzen zwischen den beiden gemischten Stereokanälen lassen sich hier zwar auch nicht gänzlich ausschließen, der Sethersteller wird aber dafür Sorge tragen, durch geeignete Aufnahmeverfahren und Nachbearbeitung die Interferenz-Effekte möglichst weit zu reduzieren. Hier steht der Wunsch der beliebigen wählbaren Abhörposition allerdings ebenso der absoluten Klangtreue kontraproduktiv gegenüber.

    Bei den derzeitigen Sets kann man aber auf die Nutzung der Surround-Kanäle und der Überblendfunktion verzichten und hat dann immer noch ein hochwertiges, reines Stereosignal zur Verfügung. Von dieser Möglichkeit mache ich persönlich bei meinen Sets einen regen Gebrauch ;)

    Gruß Michael