Zu kleine Orgel oder zu großer Spieler?

  • Hallo liebes Forum,

    nachdem ich mich seit kurzem mit Viernes zweiter Sinfonie beschäftige und häufiger den Schweller benötige, fällt mir auf, dass ich regelmäßig bzw. immer mit dem Knie gegen die Unterseite der Manuale stoße, da diese zu niedrig ist. Das nervt mich doch sehr und es ist auch nicht soo das angenehme Gefühl.
    Kennt ihr das auch?
    Habt ihr Ideen was ich machen kann, damit die Orgel irgendwie höher wird, aber Pedal auf gleicher Höhe bleibt?
    Dummerweise ist das Johannus-Pedal ein Pedal, welches an so eine Platte geschoben wird. Die Kontakte befinden sich leider nicht am/im Pedal sondern in der Orgel, daher wird das schwierig - denke ich jedenfall

    Habt ihr Vorschläge, was ich tun kann?

    Alternative wäre eine höhenverstellbare Bank, doch dann ist die Bank zu niedrig, da ich dann mehr mit dem Bein als mit dem Fußgelenk das Pedal spielen würde.

    Liebe Grüße
    Benedikt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Benedikt,

    ich bin auch ziemlich groß und kenne das Problem. Deine Johannus hat sicherlich die Abmessungen nach BDO. Daran etwas zu ändern bringt dann höchstens was zu Hause, aber die meisten Kirchenorgeln sind eben auch nach BDO angelegt und dort kannst Du nicht mal eben das Schwellpedal umbauen. Also helfen nur andere Lösungen.

    Früher hatte ich immer gerne die Orgelbank entsprechend meiner Größe höher gestellt. Damit wird das Problem mit dem Schwellpedal aber nur schlechter und an manchen Pfeifenorgeln gibt es auch keine Höhenverstellung - da hilft manchmal nur Klötzchen selbst mitzubringen.

    Mittlerweile handhabe ich das so, dass ich die Orgelbank nicht mehr höher stelle, sondern sie auf der Standardhöhe belasse. Dafür stelle ich sie aber etwas weiter vom Spieltisch weg. Das hat den Vorteil, dass die Knie dann nicht mehr so unter dem Manual eingeklemmt sind, sondern die Unterschenkel in einem flacheren Winkel nach vorne ragen. Damit ist es auch automatisch leichter noch ins Schwellpedal reinzukommen. Falls es mit ausgestrecktem Bein trotzdem nicht geht, dann das Knie etwas nach rechts drücken, damit das Bein einen leicht schiefen Winkel bekommt, dann muss es auf jeden Fall möglich sein.

    Der Nachteil ist natürlich, dass jetzt die Füße beim Pedalspiel in einem ganz anderen Winkel liegen. Die Fersen sind dadurch automatisch näher am Pedal. Das habe ich wieder kompensiert indem ich Schuhe meist weglasse und am liebsten in Socken spiele. Damit ist auch der Unterschenkel insgesamt nicht ganz so hoch und der Absatz stört dann nicht.

    Das ganze ist natürlich sicher nur suboptimal und man muss sich erst mal dran gewöhnen. Anfangs kam ich mir vor wie der Affe auf dem Schleifstein. Aber es geht mit der Zeit. Es gibt ja auch noch größere Organisten und die kriegen das auch hin. Viele davon drehen tatsächlich auch die Orgelbank nicht höher als normal.

    Ich denke der BDO wird sich irgendwann mal Gedanken um die jüngere, zumeist auch größere Generation machen müssen und auf lange Sicht die Maße anpassen müssen :-teacher:

    Bin gespannt was die anderen hier für Lösungen für sich gefunden haben.

    Gruß Michael

  • Danke für das interessante Thema und die Beiträge. Hat mich auch ans denken gesetzt.
    In Moment handhabe ich es auch so mit Tanzschuhe und Klotzen. Wobei an "mein" Dienstorgel es eine höhe Verstellbare Bank und höhe Verstellbares Notenpult gibt. Nur beim Unterricht muss ich Klotzen einsetzen. Mit der Schweller habe ich noch nie etwas gemacht, aber die Fusspistons bereiten mich schon Knie Problemen.

    Ich werde es auch mal probieren etwas tiefer zu sitzen.

    • Offizieller Beitrag

    Ja - wie schon gesagt - suboptimal :D

    Ich (193 cm) kompensiere das wieder etwas, indem ich etwas weiter hinten auf der Orgelbank sitze und nicht zu sehr an der Vorderkante. Dadurch werden die Oberschenkel etwas entlastet, sodass einem die Unterschenkel nicht zu schwer werden und auch wieder etwas mehr hängen. Dadurch wirkt man einer Krampfhaltung entgegen. Wenn dann die Arme zu kurz werden, dann den Oberkörper etwas nach vorne neigen. Dabei ist auch wieder die Sitzposition weiter hinten auf der Bank förderlich, damit man kein Übergewicht nach vorne bekommt.

    Also die bilderbuchmäßig aufrechte Sitzposition kann man als großer Organist wahrscheinlich vergessen. Aber wenn man seinen persönlichen Schwerpunkt dann endlich mal gefunden hat, sollte es möglich sein, alle Bedienelemente (Manuale, Pedal, Schwellpedal, Pistons...) einigermaßen zu bedienen, auch ohne dass es gleich aussieht wie der berühmte "Affe auf dem Schleifstein"

    z.B. so

    oder so .

    • Offizieller Beitrag

    Folgende Maße kann ich bei mir an verschiedenen Orgeln praktisch gleich abmessen:

    Abstand Oberkante mittlere Pedaluntertaste zur Tastenoberkante Untertaste 1. Manual = 75 cm
    Abstand Oberkante mittlere Pedaluntertaste zur Oberkante Orgelbank (Sitzfläche) = 54 cm
    Abstand Oberkante Orgelbank (Sitzfläche) zur Unterkante 1. Manual (Brett) unter Manualblock) = 12,5 cm

    Stellt man nun die Orgelbank höher, dann schrumpft vor allem das letztgenannte Maß zusammen, also bei 59 cm Sitzhöhe sind dann statt 12,5 cm für die Oberschenkel theoretisch nur noch 7,5 cm in der Höhe Platz. Außerdem sind die Augen dann höher und der Blick auf die Pedale, Schwellpedal und Fußpistons wird immer schwieriger bis unmöglich.

    Klar ist es angenehmer, wenn die Beine beim Pedalspiel leichter pendeln können, aber eben auch mit den genannten Nachteilen. Ich reguliere das jetzt nur noch über die andere Sitzposition und ggf. zurückschieben der Orgelbank, ohne aber die Orgelbank in der Höhe zu verstellen. Finde es klappt bei meiner Größe (193) noch recht gut. Es handelt sich ja auch nicht um Meter sondern nur um einige Zentimeter. Also geschätzt die Orgelbank etwa 5 cm weiter hinten als die kleine asiatische Konzertorganistin, die ansonsten viel z.B. an dieser einen Orgel spielt an der ich öfter mal übe. Zusätzlich sitze ich vielleicht noch max. 5 cm weiter hinten auf der Bank, macht also einen Unterschied von max. 10 cm die ich insgesamt weiter hinten sitze und damit schon einiges an "Körperüberlange" damit kompensiere. Ich habe aber auch gleichzeitig längere Arme, sodass ich persönlich kein Problem damit habe noch an die Manuale zu kommen.

    Damit fällt auch das ständige lästige Orgelbankverstellen weg, vor allem wenn ich mal vergesse nach dem Spiel zurück zu schrauben und diese gute Frau dann immer die Krise wegen mir bekommt :-pipe:


    Mich würde mal interessieren wie die oben genannten Maße bei euch aussehen.

    Gruß Michael

  • Meine Werte sind die folgenden:

    Abstand Oberkante mittlere Pedaluntertaste zur Unterkante 1. Manual (Brett) unter Manualblock) = 69,5 cm
    Abstand Oberkante mittlere Pedaluntertaste zur Oberkante Orgelbank (Sitzfläche) = 54 cm
    Abstand Oberkante Orgelbank (Sitzfläche) zur Unterkante 1. Manual (Brett) unter Manualblock) = 16 cm

    Bei mir müsste die Bank höher sein, aber dann komm ich gegen die Unterkante des Manualblocks mit dem Knie.. Bzw. habe eine komische Pedalspielweise bei zurückgeschobener Bank.

  • Bei mir beträgt der Abstand Oberkante mittlere Pedaluntertaste zur Oberkante Orgelbank (Sitzfläche) = 54 cm. Meine Bank ist leider nicht höhenverstellbar.
    Daher kann ich die Bank nur hochbocken, was ich heute Abend mal ausprobieren werde. :)