Baubericht - Cantorum Duo - Spieltisch

  • Vor ungefähr 3 Jahren beschloss ich das Cantorum Duo von Viscount zu kaufen und dafür extra einen Spieltisch zu bauen.

    Da ich alle Fotos vom Bau noch habe kann noch immer ein lückenloser Baubericht erstellt werden.

    Das Vorhaben umfasste den Bau des eigentlichen Spieltischs, das Pedal und die Sitzbank. Da ich einiges an benötigten Materialien schon auf Lager hatte probierte ich dieses Projekt so günstig wie möglich umzusetzen, indem ich so wenig wie möglich dazukaufen wollte. Insgesamt beliefen sich die Kosten dann auf ca. 3000.-€

    Zusätzlich zur internen Abstrahlung sollten auch die 4 Ausgänge des Cantorum genutzt werden. Die benötigten Boxen waren vorhanden, aber einen Verstärker dafür musste bestellt werden. Und natürlich auch einen Midiscanner für das Pedal. 2 sehr gut passende Schweller erhielt ich damals als Spende aus einer umgebauten Orgel.

    Gebaut wurde gemischt aus Eiche, Esche, Mooreiche, Wenge, etwas Glas und Antikkunstleder. Alles ist nur Massiv oder mit Tischlerplatte gebaut. Ich wollte da keine Span.- oder MDF-Platten haben.

    Einen richtigen Bauplan gab es nicht, nur eine grobe Vorstellung wie die Orgel aussehen sollte, mit einer Art Dach über dem Notenpult. Gebaut habe ich von unten nach oben und von daher mit dem Pedal angefangen. Dieser Anfang war recht einfach nach der Orgelbaunorm. Danach habe ich einfach die richtigen Maße des Pedals ermittelt.

    Da ich sparen wollte wurde auch alles beim Pedal selbst hergestellt: Federbleche, Anschlagfilze und sogar die Schenkelfedern, wobei ich für diese aber den Federstahl zukaufen musste.


    Den Anfang machten die Federbleche zum Nulltarif für die Tasten, die statt Federstahl bei mir aus Esche und GFK bestehen. Die Funktionsweise ist die gleiche und die Plättchen funktionieren nun schon seit 3 Jahren ohne Ermüdungserscheinungen. Das GFK- Material wurde angeschliffen und mit Pu-Leim auf die von Natur aus elastische Esche geleimt. Eine Sorge schon mal weniger.

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  • Das Eichenholz für die Tasten ist gerichtet und die Oberseite mit Esche belegt. So erhoffte ich einen größeren Kontrast zu den Halbtönen.

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    Die Oberfläche der gesamten Orgel sollte übrigens geölt werden.

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    Die Fräsmesser für die geforderte Rundung:

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    Hier ist schon gut der Unterschied der Esche zur Eiche zu erkennen.

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    Die Halbtonleisten bleiben unbelegt.

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    Ein Blick auf die fertig gefräste Rundung.

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  • Mit Hilfe eines langen Lineals aus Holzleisten wurde der Radius des geschweiften Pedals auf eine Schablone gezeichnet:

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    Diese wurde ausgeschnitten und alles Wichtige das zur Herstellung benötigt wird angezeichnet.

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    In der Zwischenzeit kam der bestellte 4-Kanalverstärker. Vom Klang her war ich damals überrascht, der kein Rauschen zu hören ist.

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  • Das kann ich gerne machen. Es ist mir noch so ungefähr bekannt wie lange ich daran rum gemacht habe.

    Es war dann am Ende doch um einiges länger als ich Anfangs dachte.:/ Dies lag aber vermutlich daran, weil ich keinen Plan machte sondern einfach drauf los baute.

    So ergab sich vieles erst nachdem einzelne Teilschritte erledigt waren. Zuerst das Pedal, das schon ein wenig das Thema vorgab. Danach die Orgelbank die das Thema des Pedals aufgriff. Der Unterbau der die Bank spiegelte und erweiterte usw..


    Dies hier ist die Biegevorrichtung für die Pedalfedern:

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    Ich brauchte zuerst 3-4 Versuche um heraus zu bekommen wie weit ich drehen muss damit die Feder am Ende des Tages stimmt.

    Die Schwierigkeit war auch, das man in einem Zug drehen musste, da sonst der Durchmesser der Feder nicht stimmte, oder es sogar leichte Knicke gab.

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    Im Endeffekt bekommt man dann, wenn alle Parameter stimmen, lauter gleiche Winkelfedern Marke Eigenbau.

  • Das waren einige Gründe und mehrere Faktoren die sich auftaten. Zum einen war der Wunsch zu wissen ob sowas selbst machbar wäre. Dann wollte ich was bauen was es so noch nie gab. Außerdem wollte ich eine Orgel, die ich einfach "nur" einschalten und losspielen kann und nicht wie beim Hauptwerkspieltisch zuerst alles laden musste, denn das dauerte ohne SSD immer recht lange. Das meiste Material hatte ich hier schon liegen und musste nicht mehr viel zukaufen. Da ich auch alle benötigten Maschinen und Werkzeuge im Keller habe, gab es auch mit der Verarbeitung keine nennenswerte Probleme, aber tatsächlich viel Zeitaufwand, mehr als ursprünglich geplant war.

    Apropos Zukaufen:?

    Zwischenzeitlich kam der Midiscanner fürs Pedal. Ich nahm diesen wieder von Pausch, da ich auch beim großen Spieltisch schon 2 davon hatte.

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    Magnete hatte ich noch liegen und die Reedkontakte sind von Conrad. Ich nahm wieder die Kleinen wie bei den Manubrien der Hauptwerkorgel.

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    Die Lautsprecher waren nicht eingeplant, mussten aber sein, da bei den Lautsprechern der vorhandenen Boxen, die mein Vater in den 70ern baute, die Sicken komplett zerbröselt waren.

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    Die Anschlusskabel zum Verstärker hatte ich auch schon gelötet. Leider um 10cm zu kurz wie sich später noch heraus stellte. ?

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  • Diese Problematik ist mir auch gut bekannt. Bei größeren Sachen in der Wohnung warte ich immer bis meine Frau im Urlaub ist.

    Letztes Jahr hatte ich mir extra eine to Do-Liste gemacht. Da standen dann 12 Punkte drauf. Sie war im Urlaub und ich durfte die ganze Zeit ackern.:D

    • Offizieller Beitrag

    Das war eine defekte zweimanualige Ahlbornorgel der Serie BAC. Elektronik komplett entfernt.

    Ich hab sie auf drei Manuale mit 64 Register umgebaut und komplett midifiziert.

    Registerwippen von Hoffrichter, die Kontakte von Ahlborn.

    Dann einen Schweller entfernt und eine Walze eingebaut. Einige Pistons zusätzlich eingebaut.

    Die MIDI-Komponenten zum Großteil selbst gebaut.

    Die Walze ist unschaltbar:

    * orgelinternes Crescendo

    * Crescendo über GO/HW

    * als Sequenzer

  • Im Keller wurde die Arbeit langsam etwas anspruchsvoller.

    Das Lagerholz für die Pedalbefestigung wurde gesägt und eine Schräge angehobelt.

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    Hier mit dem Hinterstück des Rahmens.

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    Das Führungsbrett das Tasten ist gesägt und für die Federn gebohrt. DSCF5776.JPG

    Die Führungstäbe sitzen...

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    ...und das überraschend gut.

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    Gebohrt wurde alles mit dieser Schablone. So war stets ein genaues, gerades Loch garantiert.DSCF5780.JPG

    Der Schiffshobel zum angleichen der Rundungen.DSCF5781.JPG


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  • Weiter ging es mit der Eckverbindung des Rahmens. Es sollte eine klassische Zinkenverbindung werden...

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    ...meine erste seit ca. 25 Jahren.

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    Für das Führungsbrett wurde etwas improvisiert.

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    Kurz auf Passung prüfen...

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    Verleimt wurden nur die Zinken. Das obere Holz ist nur aufgesteckt und von oben verschraubt. Das hat den Vorteil das jederzeit an die Rundstäbe zu kommen ist falls mal etwas sein sollte, denn diese sind auch nur eingesteckt.

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    Hier ist der nun fertige Rahmen, das wäre dann schon mal die halbe Miete.

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  • Es ist unglaublich, dieses handwerkliche Geschick - und dazu noch die Verwendung eines so spezielles Werkzeug wie ein Schiffshobel:

    Ich würde dem Verfasser ein gewisses handwerkliche Vorwissen unterstellen. Vermutlich hat er mal im Bereich Holz etwas gelernt.

    Ich habe selbst einige Jahre in einer Holzwerkstatt gearbeitet. Im Grund ist Holzverarbeitung ähnlich wie Metall was ich gelernt habe (Zerspanungsmechaniker). In jeder Grundausbildung im Bereich Holz gehört der Hobel in diversen Formen zum Grundwissen. Ein Hobel ist eigentlich kein Hexenwerk sondern einfach etwas Übung. Im Grunde ich es sogar sehr leicht wenn man einmal das Gefühl dafür hat. Okay, dass sagt sich immer leicht. Jeder der wie ich eine Ausbildung durchlaufen hat, der sagt mit der Feile und einem Hammer zu arbeiten ist ein Kinderspiel, dabei wissen doch alle die ähnliches gelernt haben wie mühsam es war seinen ersten Hammerkopf komplett per Hand zu feilen...

    BTW meinen selbstgefeilten Hammer aus der Ausbildung vor über 25 Jahren habe ich noch heute und er leistet seinen Dienst.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

  • Ihr habt meine volle Zustimmung!

    Ja, ich stamme aus einer Schreinerfamilie in 3. Generation, habe Schreiner gelernt und jahrelang auf dem Beruf gearbeitet. Daher ist auch die gut ausgestattete Werkstatt vorhanden, die immer durch weiter Maschinen und Werkzeuge erweitert wurde.

    Der Schiffshobel ist so ein Werkzeug das wirklich nur für Rundungen zum Einsatz kommt. Sowas kann tatsächlich mal jahrelang unbenutzt im Schrank liegen bevor es wieder zum Einsatz kommt.

    Ich muss gestehen das dieser Hobel seit dem Bau des Pedals noch nicht wieder benutzt wurde.