Pfeifenorgelsound vs. Lautsprecher-(Orgel)-Sound

  • Keine Sorge, ich bin hinreichend im Thema unterrichtet.

    Kannst gerne nach Berlin kommen und dir den Unterschied life anhören. Hab bisher nur erstaunte Gesichter gesehen.

    Also, herzlich willkommen in Berlin

    Danke für die Einladung. Ich war mehrmals in Berlin, schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das war hauptsächlich geschäftlich. Vor ein paar Jahren noch einmal als Tourist, auf der nostalgischen Tour. Ich glaube aber nicht, dass ich diese Reise noch einmal machen werde.

    Ich bin überzeugt davon dass Sie mir ein Beispiel für den Klang einer echten Orgelpfeife und eine Klangwiedergabe über einen Lautsprecher zeigen können, bei der der Unterschied deutlich hörbar ist.

    Anderseits, hier in Ede (ich bin kürzlich in das Dorf Bennnekom gezogen, aber das liegt in derselben Gemeinde) gibt es einen bekannten Hersteller elektronischer Orgeln, der an Tagen der offenen Tür eine kleine Hybridorgel zeigt, bei der Besucher raten müssen, mit welchen Noten echte Pfeifen oder elektronische gespielt werden.

    Ich habe hier in die Gegend auch Hybridorgeln gehört, deren elektronische Klänge bei normalem Hörabstand täuschend echt wirken. Das bedeutet nicht, dass Sie den Unterschied überhaupt nicht hören können. Man muss aber auch bedenken, dass eine Hybridversion aus Kostengründen gewählt wurde. Das heißt, es werden keine Lautsprechersysteme berücksichtigt, die teurer sind als echte Pfeifen.


    Zitat

    Klar, ein Lautsprecher erzeugt auch einen Schalldruck. Den Längsdruck einer Pfeife mit ihren physikalischen Eigenschaften kann er nicht oder nur schwer abbilden. Ich könnte hier noch die Unterschiede hinsichtlich akustischer Anpassung eines Klangkörpers (z.B. einer Orgelpfeife) an die Umgebung und des daraus resultierenden Strahlungswiderstandes im Vergleich zu einem Lautsprecher darlegen. Das verkompliziert aber zu sehr.

    Der Höreindruck beweist den Unterschied hinlänglich

    Dann sind wir uns doch einig, dass der Klang einer Orgelpfeife viel komplexer ist als ein Monosignal, das eine Schwingung nur in eine Richtung aufzeichnet. Ein Lautsprecher kann nicht mehr wiedergeben als das Signal, mit dem er gespeist wird. Für eine vollständigere Wiedergabe des Klangs reichen deshalb eine monophone Aufnahme und ein einzelner Lautsprecher nicht aus. Das kann man nicht allein dem Lautsprecher anlasten.

    Herzliche Grüße, Bas

    • Offizieller Beitrag

    Schon bei der Aufnahme eines akustischen Signals gehen viele Eigenschaften des Originals verloren. Der Schall kann z. B. nur in der Richtung des Mikrofons aufgenommen werden, aber nicht rings um das Schallobjekt herum gleichzeitig. Außerdem wird nicht nur das Objekt selbst aufgenommen, sondern auch der Raum, in dem es sich befindet, mit dessen spezifischen Eigenschaften der Reflexionen.

    Diese unvollkommene Aufnahme wird dann über eine ebenso unvollkommene Wiedergabesituation abgespielt. Ein Lautsprecher, der wieder nur in eine bestimmte Richtung strahlt, in einem Abhörraum, der eigene, vom Aufnahmeraum gänzlich unterschiedliche akustische Eigenschaften hat. Die Reflexionen des Abhörraums überlagern sich mit den Reflexionen des Aufnahmeraums. Unser Gehirn kann mit diesen vermischten Reflexions-Signalen nicht gut umgehen und es hört sich alleine schon deswegen weniger natürlich an, als das Original.

    Nichtsdestotrotz können Aufnahme und Wiedergabe für eine bestimmte Hörsituation optimiert werden. Ich kann z. B. eine Pfeife meiner Hausorgel trocken aufnehmen und habe das Mikrophon dabei genau an der Stelle, an der sich sonst meine Ohren am Spieltisch befinden. Anschließend setze ich mich wieder an den Spieltisch und spiele die gerade aufgenommene Pfeife über einen Lautsprecher ab, der ziemlich genau an der Position der echten Pfeife steht. Es ist mir so gut wie unmöglich, mit verbundenen Augen den Unterschied der echten Pfeife gegenüber der Aufnahme herauszuhören.

    Bewege ich mich allerdings von der Spieltischposition weg in Richtung einer Ecke des Raums, dann kann ich den Unterschied zwischen echter Pfeife und Aufnahme eher wahrnehmen, da die Aufnahme nicht für die Raumecke optimiert wurde.

    In Analogie dazu ein Gedankenexperiment mit einer optischen Aufnahme und Wiedergabe, statt einer akustischen. Ich mache an einem sonnigen Morgen ein Foto einer schönen Orgel in der Kirche. Aufnahmeposition frontal vor dem Prospekt. Noch in der Kirche sehe ich mir das Foto von der selben Position aus an, an der ich es gerade aufgenommen habe. Passt im Direktvergleich ziemlich gut mit der Originalansicht überein! Am späten Nachmittag stelle ich das Foto in meinem Wohnzimmer auf und betrachte es aus etwas Distanz. Schön, aber irgendwie trotzdem unstimmig. Das Licht in meinem Raum ist gedämpfter als auf dem Foto. Die Schatten auf dem Foto schlagen nach rechts, weil die Sonne von links durch das Kirchenfenster schien. Im Wohnzimmer schlagen die Schatten der Abendsonne nun gerade anders herum in den Raum. Ich bewege mich langsam um das Foto herum. Oh Schreck - von der Seite wird die Orgel ganz dünn und von hinten sieht es gar nicht aus wie eine Orgel, sondern wie ein weißes Blatt Papier. =O :D

    Die einen sagen, mein Foto sei so schön wie die echte Orgel. Die anderen sagen, mein Foto hätte nur wenig mit der echten Orgel zu tun. Wer hat Recht?

    Gruß Michael