Literaturtipp Carl August Kern Orgelfreund

  • Heute mal wieder ein kleiner Tipp, welchen viele vermutlich noch nicht kennen. Heute will ich den Orgelfreund vorstellen. Es handelt sich um mehrere Bände von Vor- und Nachspiele. Es handelt sich um relativ leichte, dabei aber stets gut klingende Orgelmusik. Wobei eine gewisse Erfahrung schon notwendig ist. Die Stücke lassen sich auch auf kleinen Instrumenten gut realisieren. Das schöne an den Noten ist, dass sich der Komponist auf zwei Notenzeilen beschränkt hat. Abschnitte die Manualiter sind und wo das Pedal zum Einsatz kommt, sind klar gekennzeichnet. Diese Bände sind auch sehr geeignete für das Studium.

    Es gibt jedoch einen Punkt zu beachten: Im Verlag Dohr ist eine "durch Ekkehard Koch kritisch revidierten Neueditionen" zu bekommen, während der B-Note Musikverlag einen Nachdruck anbietet. Beide Editionen unterscheiden sich und klingen auch teilweise unterschiedlich. Daher macht es durchaus Sinn, von beiden Ausgaben einmal die Probeseiten anzuspielen um dann zu entscheiden, was einem besser gefällt.

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    Carl August Kern war ein deutscher Komponist, Organist und Pädagoge, der vor allem für seine Kinderlieder und Orgelwerke bekannt ist. Kerns Kompositionen sind im Stil der Romantik geprägt.


    Zu beziehen sind die Noten bei:
    - Musikverlag Dohr: https://www.dohr.de/autor/kern.htm
    - B-Note Musikverlag: https://shop.bnote.de/de_DE/search?sSearch=August+kern
    - Diverse Internetarchive

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  • Zum Testen empfehle ich vorab aus dem jeweiligen Orgelmagazin Carl August Kern bei imslp -wenn ich richtig gezählt habe- die 99 kostenlosen Vor- und Nachspiele:

    Category:Kern, Carl August – IMSLP


    Und was die ansonsten auch preislich von mir bevorzugten Verlage Dohr und B-Note als Zugabe nicht anbieten, gibt es auch bei imslp:

    ein Trinklied!

    Wo gibt es das heute noch kostenlos?

    Haha- Hurra


    Michael

  • Ich persönlich würde zu der Ausgabe von Dohr greifen. Ich habe einen Band von B-Note und das Set Band 1-6 von Dohr. Bei der Ausgabe von Dohr wurden die Stücke eben neu gesetzt und sind daher vom heutigen Stand aus gesehen sehr viel besser zu lesen. Dafür ist es aber nicht mehr in allen Fällen das Original. Wobei mir grobe Abweichungen noch nicht aufgefallen sind. Vom Gefühl betrachtet gefällt mir der neue Satz aber besser.

    Es sind eben schöne Stücke, die man auch mal nebenbei auf Vortragsqualität bringen kann. Einen Teil der Sätze kann man it etwas Erfahrung und Übung meist einfach vom Blatt spielen. Der große Unterschied zu anderer "leichter" Literatur ist eben, dass diese auch noch gut und oft spannend klingt, während vieles aus der Rubrik leicht auch oft so klingt. Natürlich sind dort auch Stücke dabei, wo man sich einen Kopf machen muss, wie man es spielt und gerade die gerne mal vorkommenden 7-9 Stimmigen Abschnitte muss man ein paar Mal üben, aber es ist machbar ohne Tage oder Wochen mit einem Stück zu verbringen. Da kommen böse Erinnerungen an die Sonate in f-moll von Felix Mendelsohn... War es die Nummer 3? Nie wieder :)

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  • Nachdem ich jetzt alle Bände durchgespielt habe, möchte ich noch ein paar Worte zu der Registrierung und dem Temp schreiben. Es gibt hier keine wirklichen Angaben, außer dem Tempo. Ekkehard Koch merkt in seinem Vorwort jedoch an, dass die Tempis für heutige Verhältnisse wohl zu langsam sein werden und man als Grundschlag Halbe statt Viertel nehmen sollte. Er merkt ebenfalls an, dass dadurch die vorliegenden Stücke erst ihren Charakter und ihre Schönheit erhalten.

    Ich persönlich teile diese Auffassung nicht so ganz. Gerade das langsame, sinnliche fließen lassen macht doch auch einen besonderen Reiz aus. Die Hektik vermeiden und ohne Eile den Zuhörer und sich selbst durch die Stücke tragen lassen. Gerade die fehlenden Angaben über Phrasen und Betonungen geben dem Spieler die Möglichkeit verschiedene Artikulationen zu probieren und auch einmal kleine Pausen einzulegen, oder andere Stellen doch noch etwas langsamer oder auch schneller zu spielen. Auch die eine oder andere Verzierung will ganz intuitiv einfach gespielt werden, auch wenn sie nicht notiert ist.

    Natürlich ist dies nur meine Meinung an unserenm Orgeln. Wenn ich an einer kleinen Orgel im klaren Raum diese Stücke spiele, dann würde ich auch tendenziell schneller spielen. Wer aber eine größere Orgel in einem klangstarken Raum spielt, am besten mit streichenden Klängen, der tut gut daran langsam zu spielen und den Tönen die Zeit zu geben sich zu entfalten. Eine Predigt oder ein Vater Unser wird ja auch nicht besser, wenn man es in doppelter Geschwindigkeit ausführt. Seltsam dass aber genau dies bei Musik immer angenommen wird.

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    Da gebe ich Dir absolut Recht. Für mein Dafürhalten wird heute leider sehr oft sehr schnell gespielt, sodass sich der Pfeifenklang nicht ausreichend entwickeln kann und die Musik ihre wohltuende Wirkung verliert. Manche Organisten scheinen überhaupt keinen Sinn für Ästhetik zu besitzen und meinen ständig ihre akrobatischen Fingerfertigkeiten durch überaus schnelles Spiel unter Beweis stellen zu müssen.

    Musik, die meine Seele nicht berührt, empfinde ich als Krach.

    Nachdem ich mir jetzt die Notenbeispiele beider Verlage angesehen habe, würde ich auch zur Ausgabe von Dohr greifen, auch wenn die doppelt so viel kostet. Für mich als Nichtprofi ist das viel einfacher zu lesen. Mag sein, dass weniger auf eine Seite passt und man öfter blättern muss. Aber die Stücke sind ja eher kurz und passen vermutlich alle auf je eine Seite - oder?

  • Aber die Stücke sind ja eher kurz und passen vermutlich alle auf je eine Seite - oder?

    Die Stücke sind alle sehr unterschiedlich, da ist alles dabei von drei Stücke auf einer Seite und Stücke die über Sechs Seiten gehen. Das Blättern klappt aber für, da in der Regel am Ende eine Pause oder Registerwechsel steht. Von daher für machbar.


    Manche Organisten scheinen überhaupt keinen Sinn für Ästhetik zu besitzen und meinen ständig ihre akrobatischen Fingerfertigkeiten durch überaus schnelles Spiel unter Beweis stellen zu müssen.

    Das ist leider heute so. Die Kirchenmusik ist ein Leistungsfach, wo nicht mehr die Liturgie im Mittelpunkt steht, sondern die Person, die Leistung erbringt. Die Musiker profilieren sich gerne mit ihren Fähigkeiten. Natürlich sei es jedem der es kann gegönnt seine Fähigkeiten zur Schau zu stellen, aber die Liturgie ist nicht der passende Ort für so etwas. In einem Konzert kann das gerne gemacht werden. Vielen ist wohl nicht bewusst (und auch in der Ausbildung ist das kein Thema) dass der Orgelspieler ebenfalls an der Verkündigung mitwirkt. Während der Pfarrer mit Worten Predigt, Predigt der Spieler mit seinem Instrument.

    Davon abgesehen wäre es absurd anzunehmen, dass die Stücke früher auch so schnell gespielt wurden. Auch wenn "Experten" sagen, dass z.B Bach dieses Tempo wollte, es konnte mir noch keiner erklären wie dies damals den umgesetzt werden konnte. Wir haben hier einige Orgeln aus der Zeit von Bach. Ein paar wenige sind noch im originalen Zustand. Ein Exemplar ist besonders. Diese eine Orgel wurde im Zuge der Sanierung zurückgebaut. Technische Dinge wie der Barkerhebel wurden entfernt, da dies nicht dem ursprünglichen Bau entspricht und nachträglich eingebaut wurde. Nun hat man dort eine Orgel die technisch auf dem Stand ist wie zu Zeiten von Bach. Naja und nun spielt dort keiner mehr, weil die Tasten einen Druck von etwa 300 Gramm benötigen. Mit Koppel ist man bei knapp einem Kilo. Früher war dass ja auch mechanisch nicht anders machbar und wer versucht einen Bach im heutigen Tempo dort zu spielen, der wird mit gebrochenen Finger heimgehen. Man kann dort spielen, aber nur ganz langsam.

    Naja und ein anderer Punkt macht schnelles Spiel damals auch unwahrscheinlich. Als es noch keinen Strom gab, da war die Zeit zum üben an der Orgel sehr gering. Eine Person wie Bach wird es wohl möglich gewesen sein mal ein oder zwei Stunden an einer Orgel zu üben, der normale Spieler hätte aber selbst für Helfer sorgen müssen um überhaupt Wind zu haben. Daher war die Übezeit damals auf ein Minimum reduziert und geübt wurde wenn vorhanden an einem Pianoforte. Nur ist ein Pianoforte eben keine Orgel. Daher waren die normalen Musiker wohl überhaupt nicht in der Lage fachlich sowie technisch diese Leistung zu bringen.

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