Die Klangparameter bei Aeolus

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    Aeolus erzeugt seine Klänge auf synthetischem Weg und zwar durch additive Synthese. Dieses Verfahren wird auch als Physical Modeling bezeichnet, bzw. gehört in diese Kategorie, soweit ich das bis jetzt verstanden habe ?!

    Auch ein Großteil der Hersteller von Digitalorgeln verwendet dieses, bzw. ähnliche Verfahren für ihre Klangerzeugung.

    Ist Aeolus lauffähig installiert, dann ist bereits eine fertige virtuelle Orgel geladen. Diese besitzt drei Manuale, Pedal und eine gewisse Anzahl zugehöriger Register. Die Klänge dieser Register wurden also schon früher entwickelt um das Programm sofort spielbar nutzen zu können. Diese Klänge sind aber durchaus veränderbar, bzw. lassen sich damit auch vollkommen neue Klänge generieren.

    Man kommt wie im folgenden beschrieben in die Bearbeitung der Klänge für jedes Register:


    Vielleicht hat ja der eine oder andere schon Erfahrungen mit der Klanggestaltung unter AEOLUS gemacht, oder möchte dies hier mit mir gemeinsam ausprobieren ?!

    Ich würde gern im Folgenden nach und nach ein paar Screenshots hier einbringen, da sich der interessierte Mitleser dann sicher mehr darunter vorstellen kann. Es darf mir auch sehr gern jemand zuvorkommen ;)


    Michael

  • Die Additive Synthese folgt der Erkenntnis, dass sich alle Klänge in Sinusschwingungen zerlegen lassen. Dieser Erkenntnis folgt der Umkehrschluß, dass sich jeder Klang reproduzieren lässt, wenn man alle am Klang beteiltenSinusschwingungen erzeugt. Praktisches Problem ist, dass man erst mal wissen muß, welche Schwingungen beteiligt waren an dem so schönen zu produzierenden Klang.

    Beim Physical Modeling geht man ganz anders vor. Man erzeugt ein mathematisches Modell eines Musik erzeugenden Instrumentes. Das ist wohl ein brillianter Ansatz. Der Haken ist der wie beim additiven Modell. Man muss jede Einflussgröße kennen und "mathematisch" beschrieben haben, um sie einbringen zu können. Erst dann wird es immer genauer.

    Obendrein kommt dann eben das, was die eine Orgel von der anderen unterscheidet. Die eine OrgelBauerIn macht es so, der andere so. Die eine Orgel klingt in diesem Raum geil, die andere verursacht Ohren....

    Das Kriterium ist eben das Ohr, welches wahrnimmt, was hinten raus kommt *fg,
    meine ich.

    Na ja, dann sicher "auch" das Marketing,. als Tool für den Kopf. *sfg
    Gruß
    PfeifenSammler


    [navy](Admin: Zitat entfernt - Anmerkung: Bitte nicht komplette Beiträge zitieren die noch dazu unmittelbar vor dem eigenen Beitrag stehen - dadurch wird die Lesbarkeit erschwert und der Thread unnötig lang. Zitate am besten nur auf die wirklich relevanten Textstellen benutzen auf die man mit der Antwort auch bezugnehmen will - Danke)[/navy]

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von PfeifenSammler

    Die Additive Synthese folgt der Erkenntnis, dass sich alle Klänge in Sinusschwingungen zerlegen lassen. Dieser Erkenntnis folgt der Umkehrschluß, dass sich jeder Klang reproduzieren lässt, wenn man alle am Klang beteiltenSinusschwingungen erzeugt. Praktisches Problem ist, dass man erst mal wissen muß, welche Schwingungen beteiligt waren an dem so schönen zu produzierenden Klang.

    Aha, dann ist also die additive Klangsynthese etwas anderes als Physical Modeling, wie Martin auch schon anmerkt.

    Nach dieser Darstellung handelt es sich also um eine Fourier-Analyse des Ausgangssignals. Damit wird das Frequenzspektrum des Signals ermittelt, welches dann mathematisch mit einer Fourier-Reihe beschrieben werden kann. Der umgekehrte Vorgang, aus dieser Fourier-Reihe wieder ein Signal bestehend aus allen Frequenzen zusammenzusetzen nennt sich dann Fourier-Synthese. Sehe ich das so richtig?

    Zitat

    Beim Physical Modeling geht man ganz anders vor. Man erzeugt ein mathematisches Modell eines Musik erzeugenden Instrumentes. Das ist wohl ein brillianter Ansatz. Der Haken ist der wie beim additiven Modell. Man muss jede Einflussgröße kennen und "mathematisch" beschrieben haben, um sie einbringen zu können. Erst dann wird es immer genauer.

    Wie kann ich mir hier das Modell vorstellen? Etwa so?:
    Die Grundschwingung der Pfeife ist ein Sinussignal, dem noch weitere sinusförmige, harmonische, ggf. auch unharmonische Obertöne in definierbaren Anteilen hinzugefügt werden können. Hinzu kommen überlagerte Hüllkurven, die z.B. die Ein- und Ausschwingvorgänge der Pfeifen beschreiben, sowie möglicherweise ein überlagertes Rauschen, das die Windgeräusche simuliert. Ähnlich wie das in Synthesizern bereits seit Jahrzehnten zunächst analog, dann digital realisiert wurde. Das ganze dann natürlich noch deutlich erweitert und auf Pfeifenklänge hin optimiert?

    Zitat

    Obendrein kommt dann eben das, was die eine Orgel von der anderen unterscheidet. Die eine OrgelBauerIn macht es so, der andere so. Die eine Orgel klingt in diesem Raum geil, die andere verursacht Ohren....

    Hier sehe ich auch ein großes Problem bei der Klangsynthese, dass der "Klangdesigner" mindestens gleichzeitig guter Orgelbauer und Intonateuer sein müsste und nicht nur Informatiker.

    Zitat

    Das Kriterium ist eben das Ohr, welches wahrnimmt, was hinten raus kommt *fg,
    meine ich.

    Das meine ich auch - wobei es natürlich die unterschiedlichsten "Lauscher" gibt ;)

    Zitat

    Na ja, dann sicher "auch" das Marketing,. als Tool für den Kopf. *sfg

    Es kommt mir heutzutage teilweise vor, als ob sich vieles fast nur noch um Marketing dreht - die Kunst dem Kunden etwas schönzureden was eigentlich nicht wirklich schön ist ;-D

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    Als Ausgangsbasis wird natürlich ein funktionierendes System mit lauffähigem Aeolus vorausgesetzt. Das folgende Beispielfoto zeigt Aeolus unter Jack, welches auf dem Linux-System "Ubuntu Studio 13.10" bereits standardmäßig installiert ist:

    [navy](zum vergrößern der Bilder diese anklicken)[/navy]

    Im folgenden Beispiel wird das Register "Principal 8" aus Manual I verwendet und dessen Parametermasken gezeigt.

    In die Bearbeituing der Klangparameter kommt man, indem man auf der Tastatur die "Strg"-Taste gedrückt hält und dann mit der linken Maustaste das Register "Principal 8" anklickt.

    An dieser Stelle möchte ich zunächst mal relativ kommentarlos alle verfügbaren Einstellungsmasken anzeigen. In die Funktion der einzelnen Parameter muss ich mich erst noch weiter hineindenken. Vielleicht kann aber jemand dazu schon etwas sagen, der damit schon Erfahrung gemacht hat.

    Zunächst erscheint die folgende

    [H2]Menümaske - "General / Vol / Tune"[/H2]


    [H2]Menümaske - "Harmonics - Levels"[/H2]


    [H2]Menümaske - "Harmonics - Attacks"[/H2]


    [H2]Menümaske - "Harmonics - Random"[/H2]

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von emsig

    Ich hoffe, daß sich niemand die Mühe gemacht hat, die alle Parameter von Hand auszutüfteln.

    Ich habe nur mal versuchsweise am Principal 8 herumgebogen. Es wird schnell deutlich, dass sich der Klang dann verändert, aber es ist in der Tat schwierig Zusammenhänge zu erkennen und bestimmte, gewollte klangliche Eigenschaften herbeizuführen.

    Zitat

    Sobald man einen Tongenerator mit Parametern hat, kann man ihn anhand echter Aufnahmen einer Pfeife automatisiert trainieren, um dem gewünschten Klang möglichst nahe zu kommen.

    Ist dafür irgendwo eine Funktion in Aeolus integriert? Oder evtl. als Zusatzsoftware verfügbar? Oder muss sich hier jeder eine eigene Software stricken, um aus Samples die Klangparameter zu "extrahieren" ?

    Ich vermute, die Klangparameter werden dann direkt innerhalb einer Dateistruktur eingetragen, wo dann auch die allgemeine Definition der Orgel geschieht !?

    Zitat

    Da die Parameter auch noch zeitabhängig sind, ist das eine hochdimensionale Optimierungsaufgabe, aber machbar. An der Stelle kann man ruhig ein bißchen Rechenzeit reinstecken. Im Idealfall hat gibt man in den Prozeß vorne ein Sampleset rein und bekommt hinten nach ein paar Stunden oder Tagen einen Parametersatz für Aeolus raus, der das Sampleset mehr oder weniger gut klanglich nachbildet, aber statt ein paar Gigabyte Sampledaten nur ein paar hundert Kilobyte umfaßt.

    Die Rechenzeiten sind ja bei den heutigen schnellen Prozessoren nicht mehr das allergrößte Problem. Die Speicherkapazitäten auch nicht mehr, weswegen ja die Sampletechnik derzeit auch bei den virtuellen Orgelprogrammen so boomt :D

    Zitat

    Eine (verlustbehaftete) Komprimierung sozusagen.

    Hier (verlustbehaftet) liegt wohl der Knackpunkt ;)
    Allerdings sehe ich auch durchaus Nachteile, die Raumakustik in jedem Sample zu haben und diese dann z.B. bei einem Tutti x-fach zu addieren, wie es bei Hauptwerk und GrandOrgue gemacht wird. Ebenso addieren sich hierbei Störgeräusche der einzelnen Pfeifensamples, die sich eben doch nicht 100%-ig aus den Samples eliminieren lassen. Dies sind die "Verluste" die man eben auch bei der Sampletechnik derzeit ertragen muss.

    Von daher ist der Gedanke durchaus reizvoll, die einzelnen Pfeifen auf einem mathematischen Weg beschreiben zu können und damit evtl. einige Probleme mit Hall und Störgeräuschen besser in den Griff zu bekommen. Allerdings wird man wohl bei der Vorgehensweise, die Samples 1:1 zu "mathematisieren" auch die unerwünchten Effekte der Samples womöglich mit übernehmen.

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    So ganz verstehe ich das jetzt nicht. Zu Beginn wurde ja gesagt, dass Aeolus eben kein Physical Modeling betreibt, sondern additive Synthese.

    In dem Fall könnte man doch ganz einfach hingehen und jede Pfeife samplen und jedes dieser Samples einer Fourier-Transformation unterziehen. Damit erhalte ich eine Fourier-Reihe, also eine mathematische Reihenfunktion n-ten Grades. Dies lässt sich auch auf numerischem Wege mit einem Computer in einer endlichen Zeit berechnen. Wenn ich das mit ausreichender Genauigkeit erledige, dann hätte ich doch eine überaus genaue mathematische Darstellung des Klangs, den ich dann jederzeit per Fourier-Synthese wiedergewinnen kann.

    Insofern verstehe ich auch die Klangparameter von Aeolus immernoch nicht so richtig. Ich kann mir nur zusammenreimen, dass man bestrebt ist, diesen Klang eben doch nicht unmittelbar aus transformierten Samples zu verwenden, sondern wohl über eine Handvoll Parameter versucht, diese Fourier-Reihe näherungsweise zu erzeugen. Sehe ich das so richtig ??

    Falls dem so ist, kann man vermutlich an diesen paar Parametern drehen bis man schwarz wird und wir doch niemals einen besonders realistischen Klang damit hervorbringen können. Es kann dann nämlich sicher nur ein sehr kleiner Teil des denkbaren Frequenz-Spektrums abgebildet werden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Mikelectric

    Ich habe nur mal versuchsweise am Principal 8 herumgebogen. Es wird schnell deutlich, dass sich der Klang dann verändert, aber es ist in der Tat schwierig Zusammenhänge zu erkennen und bestimmte, gewollte klangliche Eigenschaften herbeizuführen.



    Aeolus hat kein Model einer Pfeife dahinter, sondern nur die angezeigten Synthese-Parameter.

    Fons Adriaensen hat wirklich gut arbeit geleistet, damit Orgelklänge zu erzeugen - der Rest der Welt hat seine Schwierigkeiten damit.

    Zitat

    Ist dafür irgendwo eine Funktion in Aeolus integriert? Oder evtl. als Zusatzsoftware verfügbar? Oder muss sich hier jeder eine eigene Software stricken, um aus Samples die Klangparameter zu "extrahieren" ?

    Ich vermute, die Klangparameter werden dann direkt innerhalb einer Dateistruktur eingetragen, wo dann auch die allgemeine Definition der Orgel geschieht !?

    Sample-Export ist nicht vorgesehen - an welcher Orgel findet/braucht man so etwas?

    Pro Register gibt es eine binäre Datei (mit den im Dialog anzeigten Parametern). Weiters gibt es noch eine Text,datei die alles zusammenführt (=ODF Ersatz).
    Gegenüber HW/GO kann bietet das Drum-Herum nur rudimentäre Funktionen.

    • Offizieller Beitrag

    Dann wäre es ja doch wieder eine Nachbildung der klassischen analogen Klangsynthese auf digitaler Prozessorebene. Damit wohl doch eher Physical Modeling als Fourier-Transformationen ? :/

    Den Klangparametern nach zu urteilen würde das wohl auch eher Sinn machen.

    Oder ist Physical Modeling was ganz anderes? Glaube ich aber ehrlich gesagt nicht - ich denke es ist ein schöneres Wort für einen Synthesizer, welches das ganze traditionelle Geschehen etwas verschleiert und zum Wohle der Digitalorgelhersteller glorifiziert ;-D

    • Offizieller Beitrag

    Also versuchen wir mal den Klangparametern unter diesem Gesichtspunkt "Synthesizer" etwas auf die Spur zu kommen.

    Wenn ich mir in den Parametermasken nun die Diagramme anschaue, dann habe ich mich bisher immer gewundert, dass dort die X-Achsen nicht beschriftet sind. Bei genauerer Überlegung komme ich jetzt aber zu folgendem Schluss:

    X-Achse 36......96 ==> 61 Töne von Midi-Nr. 36 (C) bis Midi-Nr. 96 (c4)

    X-Achse 1........64 ==> Hier muss es sich wohl um den Grundton und die Obertöne handeln (1=Grundton 2...64=Obertöne)

    Bei den Y-Achsen sind die Maßeinheiten jeweils angegeben.

    Und auf einmal verstehe ich nun, was alle Parameter in den Diagrammen zu bedeuten haben :)


    [H2]Menümaske - "General / Vol / Tune"[/H2]

    In den Feldern oben werden Dateiname, Registername, sowie Copyright und Kommentare angegeben.

    In der Leiste darunter wird die Frequenz des Grundtones des Registers in Form der Fußzahl angegeben. Daraus errechnet sich dann für jede Pfeife die Frequenz ihres Grundtones.

    Ganz rechts wird dieses Register dann einem bestimmten Werk der Orgel zugeordnet (Pedal...)

    Die folgenden vier Diagramme beinhalten je zwei Parameter, die wohl nur willkürlich aus Gründen der Übersichtlichkeit so verteilt wurden. Diese zusammen 8 Parameter beziehen sich also auf den gesamten Tonumfang des Registers von Midi-Nr. 36 bis Midi-Nr.96. Diese Kurven kann man einfach mit der Maus bearbeiten. Es handelt sich im folgenden um:

    1. Volume => Lautstärkeverlauf vom tiefsten bis zum höchsten Ton

    2. Instability (c) => Vermutlich eine leichte Modulation der Grundfrequenz in Cent, damit der Sinusklang nicht zu statisch wirkt

    3. Tuning Offset (Hz) => Hier kann das Register in sich selbst verstimmt werden, vom tiefsten bis zum höchsten Ton - wird in der Regel wohl eher insgesamt auf dem Wert 0 belassen werden

    4. Random error (Hz) => Zufällige Pfeifenverstimmung in Hertz, kann ebenso über den ganzen Tonumfang variiert werden

    5. Attack time (ms) => Zeitdauer der Pfeifenansprache in Millisekunden (Einschwingvorgang)

    6. Attack detune (c) => Starke in Cent des Einschwingvorgangs, von höherem oder von tieferem Ton aus Einschwingen auf die Grundfrequenz

    7. Decay time (ms) => Ausschwingvorgang nach loslassen der Taste, Nachklingzeit des Tons

    8. Decay detune (c) => Ausschwingvorgang nach loslassen der Taste, Abfall nach höherem oder tieferen ton in Cent


    So - das dürfte wohl in etwas die erste Parametermaske gewesen sein :)

  • Hallo,

    zu 1) Korrekt.
    zu 2) Stimmt auch. Wenn die FFt alles aufnimmt. Tut sie aber nicht.
    Auch eine FFT will dem Ziel angepasst verwendet werden.
    zu 3) größte Chance auf Genauigkeit ist sachgerechte Vorgensweise nicht double double
    zu 4) man muss diese Kombination) der Parameter in ihrer Bedeutung verstehen

    dann klingt es.

    LG
    Pfeiefensammler


    Zitat

    Original geschrieben von Mikelectric


    1) Zu Beginn wurde ja gesagt, dass Aeolus eben kein Physical Modeling betreibt, sondern additive Synthese.

    2) In dem Fall könnte man doch ganz einfach hingehen und jede Pfeife samplen und jedes dieser Samples einer Fourier-Transformation unterziehen. Damit erhalte ich eine Fourier-Reihe

    3) Wenn ich das mit ausreichender Genauigkeit erledige...
    ,
    4) sofern verstehe ich auch die Klangparameter von Aeolus immernoch nicht so richtig. Ich kann mir nur
    zusammenreimen, dass man bestrebt ist, diesen Klang eben doch nicht unmittelbar aus transformierten Samples zu verwenden, sondern wohl über eine Handvoll Parameter versucht, diese Fourier-Reihe näherungsweise zu erzeugen. Sehe ich das so richtig ??

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original geschrieben von Offenbass

    Aber wie will man Aeolus weiterentwickeln ohne exakt zu wissen wie das Ganze zusammenspielt?


    Die Antworten von Pfeifensammler beziehen sich nicht auf meinen vorigen Beitrag über die Klangparameter, sondern auf meinen Beitrag weiter oben. Um das zu verdeutlichen, habe ich in seinem Beitrag den Zitieren-Block nachträglich grau hinterlegt. Die Auflistung 1, 2, 3, 4 bezieht sich also nicht auf die Parameter !

    Die Funktion der Parameter ist mir also schon relativ klar, auch wenn ich die übrigen Parameter-Seiten (bis jetzt) noch nicht näher erläutert habe. Diese weiteren Parameter beschreiben im Wesentlichen die Anzahl und das Verhalten der Obertöne.

    Damit wurde mir aber auch schnell klar, dass die "Simulation" des Orgelklanges doch eine sehr einfache, wenig komplexe ist. Der Klang basiert praktisch ausschließlich auf der Grundfrequenz mit einer bestimmten Signalform (z.B. Sinus) der dann entsprechende Obertöne zugefügt werden. Es wird versucht eine "Natürlichkeit" der Klangerzeugung zu simulieren, indem dann diverse Verstimmungen und "Zufallseffekte" hinzugefügt werden, die aber doch wenig mit der Realität zu tun haben. Dieses Modell halte ich wesentlich für zu einfach um auch nur annähernd realistische Orgeltöne erzeugen zu können.

    Man kann also Parameter verändern wie man will, das ganze muss zwangsläufig immer sehr piepsig und eben synthetisch klingen. Die Handhabung von Aeolus ist für den Normalverbraucher kaum geeignet. Es ist m. E. leider ausschließlich als Tool für Linux-Freaks zu betrachten. Nachdem offenbar auch keine Aussicht darauf besteht, Aeolus weiterentwickeln zu können, ist die Weiterverfolgung des Themas dann im Augenblick für mich wenig interessant.

    Man müsste also schon, wie Pfeifensammler auch angedeutet hatte, ein neues Konzept der Klangerzeugung erarbeiten und in dem Fall wohl auch in einer ganz neuen Orgelsimulations-Software verpacken.

    Gruß Michael

  • Halt, halt, nicht so schnell aufgeben.

    Ich bin leider heute erst auf dieses Forum gestoßen, aber vielleicht darf ich mitspielen. Ich habe ein wenig Erfahrung mit Aeolus und kann vielleicht etwas weiterhelfen.
    Ich halte gerade Aeolus für eine gute Plattform um mit der Klangsynthese zu experimentieren. Aber ich bin kein Musiker und kann leider c und cis nicht unterscheiden (aber ich höre sehr gern Orgelmusik). Dafür bin ich aber ein Physiker im Ruhestand und kann vielleicht etwas weiter helfen. Außerdem habe ich seit über einem Jahr Erfahrung mit Aeolus und kann auch die Quelle ändern und Übersetzen.
    Das Konzept der Klangerzeugung scheint mir ganz gut zu sein, wenn es auch durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Z.B. fehlt mir die Möglichkeit einen Rauschanteil hinzuzufügen. Das dürfte aber machbar sein. Aber es stimmt schon, nur mit (Verzeihung) planlosem herumspielen an den Parametern kommt man sicher nicht zu (musikalisch) brauchbaren Ergebnissen, dafür gibt es zu viele Möglichkeiten das Falsche zu tun. Aber gezielte kleine Änderungen an bestehenden Registern scheinen mir sinnvoll um ein Gefühl für die Klangänderung zu bekommen.
    Der beste Weg schein mir zu sein, bestehende Einzelsamples nach Fourier in die Bestandteile zu zerlegen und die Frequnzspektren zu vergleichen um ein Gefühl zu bekommen. Dafür gibt es zahlreiche Programme im Netz, u.a. Jaaa von Fons Adriansen, dem Autor von Aeolus. Das will ich mir einmal näher ansehen, da ich vermute, dass es für unsere Zwecke optimal ausgelegt ist. Aber mir stehen keine Samples zur Verfügung. Kann die jemand liefern? am besten geeignet sind jeweils etwa 2 Sekunden z.B. von allen cs; Die Zwischenwerte lassen sich interpolieren.
    Von einer vollautomatischen Erzeugung der Aeolus Parameter sind wir leider noch unendlich weit entfernt. Aber vielleicht kann man auch einmal dahin kommen...
    Übrigens sehe ich nicht das Ziel darin, eine gegebene Orgel möglichst naturgetreu nachzubilden (obschon das natürlich die ultimative Probe darstellt), sondern Aeolus bietet eben auch die Möglichkeit, konstruktive Begrenzungen im realen Orgelbau zu überwinden und damit neue Klangmöglichkeiten zu schaffen. Oberstes Ziel muss aber sein, dass es gut klingt. Hier stimme ich mit den Organisten überein: Das Ohr ist das Maß aller Dinge in der Musik. (Leider taugt meins nix).

    hanko

    • Offizieller Beitrag

    Ok, ok, ich klappe das Heft wieder auf :D

    Mit etwas Erfahrung im Hintergrund lässt sich vielleicht tatsächlich noch mehr aus dem ganzen machen. Ein paar Samples eines Registers meiner Haus-Pfeifenorgel könnte ich z.B. als Versuchsobjekte beisteuern. Wenn es tatsächlich Möglichkeiten gibt die Klangerzeugung zu verbessern, dann wäre das genau das, was ich bei Aeolus gehofft hatte. Es wäre ein spannendes Thema, die Klangsimulation an den Wurzeln zu verändern bzw. zu verbessern. Ein zusätzlicher Rauschanteil klingt absolut plausibel und wünschenswert.

    Nicht jeder braucht oder will das möglichst originalgetreue klangliche Abbild einer bestimmten Orgel. Die Situation in einer Kirche verlangt z. B. eher nach einem eigenständigen Instrument.

    Also schauen wir, was daraus werden könnte.

    Gruß Michael

  • Ok, Ich bin auf der Suche nach eiem geeigneten Klanganalyse-Programm. Jaaa sieht garnicht so übel aus, aber arbeitet nur (soweit ich das bis jetzt sehe) auf dem Mikrofoneingang. Das erfordert Life Aufnahmen. Ich will aber von Wave Dateien ausgehen, dann ist der Austausch einfacher.
    Eine andere Möglichkeit ist unter Linux Audacity. Das kann Waves, aber die Ergebnisdarstellung ist für uns nicht optimal.
    Ich suche weiter: Da von Jaaa auch die Quelle vorliegt, ließe sich dazu eine Wave-Eingabe anstricken. Aus Wave Dateien die Samples rausholen habe ich schon mal gemacht. Jetzt muss ich nur (!) noch hinter die Logik von Jaaa kommen. Was bei den Null kommentierten Quellen von FA immer in Arbeit ausartet.

    Auch hier danke für die freundliche Aufnahme

    hanko

  • Wer sich ausführlicher mit Fouriersynthese und digitaler Signalverarbeitung beschäftigen will, kann mal hier reinschauen:

    http://www.dspguide.com/copyrite.htm [navy]<Link vom Admin geändert>[/navy]

    Aber Vorsicht! es sind an die 700 Seiten auf englisch. Dafür ist es aber nicht zu mathematisch und darum für einen normalen Menschen verständlich geschrieben. Wir brauchen nicht alles davon!

    hanko


    [navy]<Anmerkung des Admin: der Link wurde geändert um direkt auf das Copyright-Vermerk des verlinkten Dokumentes zu verweisen. Er zeigt also inhaltlich auf das selbe Dokument, aber es ist dadurch die Rechtssicherheit für MPS Orgelseite gewährleistet>[/navy]

  • Hier ein Script, mit dem sich Aeolus automatisch starten lässt:

    #!/bin/sh
    /usr/bin/qjackctl -R -s &
    sleep 3
    /usr/bin/aeolus -u -J &
    #/usr/bin/aeolus -u -J -S /usr/share/aeolus/stops -I Aeolus2 &
    #/usr/local/bin/jkmeter &
    #/usr/bin/pavucontrol &
    #/usr/bin/rosegarden

    Für diejenigen, die sich noch nicht so auskennen: Den Text oben in einen Texteditor, z.B. gedit kopieren, an die eigenen Verhätnisse anpassen und abspeichern, z.B. als "orgelstart.sh". Diese Datei muss ausführbar gemacht werden (ganz wichtig!), d.h. im
    1. Datei-Explorer mit Rechtsklick auf den Dateinamen
    2. im PopUp Fenster Linksklick auf "Eigenschaften"
    3. unter dem Reiter Zugriffsrechte am unteren Ende
    4. einen Haken setzen bei "Datei als Programm ausführen".

    Das Script kann durch Doppelklick auf den Dateinamen gestartet werden (danach "Ausführen" klicken) oder es kann in einen Starter eingebaut werden und beim Systemstart schon ausgeführt werden (mehr dazu weiter unten).

    Zur Anpassung: Die erste Zeile muss so bleiben. Sie gibt an, welche Shell verwendet wird.
    Die 2. startet jack und muss den gültigen Pfad enthalten. Die Parameter: -R startet den Realtime Modus, -s startet sofort, & wartet nicht auf die Beendigung des Befehls sondern geht sofort zur nächsten Anweisung. (sonst würde der nächste Befehl erst nach Beendigung von Jack ausgeführt).
    Die 3. Zeile fürgt eine Pause von 3 Sekunden ein, damit Jack genügend Zeit hat zu starten.
    Die 4. Zeile startet Aeolus und muss den Zugriffspfad auf die ausführbare Datei enthalten. Angegeben ist der Weg zur Standardinstallation.
    In der folgenden (aukommentierten) Zeile ist eine Variante mit Verweis auf eine andere Stop-Definitionen gezeigt: Die Parameter: -u speichert die Binärdaten der Register (die sonst während der Flackerei der Register neu erstellt werden, was lange dauert, dauerhaft ab und lädt beim Start die gespeicherten Werte, was wesentlich schneller geht). -J schalte auf Benutzung von Jack. -S gibt den Pfad zum Stops Verzeichnis und -I gibt den Namen des speziellen Stop-Unterverzeichnisses mit der Definitionsdatei selbst an. Hier wurde als Beispiel die Disposition Aeolus2 gewählt, die auch mitgeliefert wird. Die Verzeichnisse entsprechen wieder der Standardinstallation.
    Die dann noch folgenden (auskommentierten) Zeilen würden einen Aussteuerungsanzeiger, einen Lautstärkeregler und einen Midi-Sequencer hinzufügen.

    Und wie geht das ganze vollautomatisch beim Einschalten? Kein Problem. (Was jetzt kommt, hängt stark vom vorhandenen Linux System ab. Ich beziehe mich hier auf Ubuntu Studio (12.04), das ich als das Bestgeeignete für unsere Zwecke ansehe.) Ganz oben links auf das kleine Ubuntu Symbol klicken und "Einstellungen" aufrufen, dann nochmal "Einstellungen". Im folgenden Fenster "Sitzung und Startverhalten" klicken. Unter dem Reiter "Automatisch gestartete Programme" erscheint eine Liste aller automatisch gestarteten Programme. Unten links den Button "Hinzufügen" klicken. Im nächsten Fenster ist das entscheidende Feld "Befehl"; hier den vollständigen Pfad auf die vorher erstellte (und getestete!) Script Datei eintragen. Und abspeichern. Wenn alles stimmt sollten beim nächsten Rechnerstart Jack und Aeolus automatisch starten.

    Viel Glück wünscht
    hanko

    • Offizieller Beitrag

    :A

    Lieber Hanko und werte Mitleser,

    hier kommt doch gleich der Physiker zum Vorschein, der es in der Regel schafft, selbst komplizierte Sachverhalte zu erforschen, logisch zu analysieren und dann auch noch sogar für geneigte Laien verständlich zu dokumentieren !

    Vielen Dank für diese detaillierten Ausführungen :-thanks:

    Damit wissen wir nun nicht nur wie so Manches funktioniert, sondern sogar auch noch warum! Und das nicht nur mit Aeolus, sondern auch mit Linux. Die Physik lag mir doch schon immer sehr am Herzen :)

    Wir müssen diese neuen Erkenntnisse wohl zunächst mal "verdauen", was Dich aber nicht daran hindern soll mit den "Forschungsarbeiten" weiter zu machen. Ich ahne, dass vielleicht noch einiges bewegt werden könnte.

    Ich hoffe es lässt sich ein geeignetes Tool zur Fourieranalyse finden. In meinem Studium hatte ich mich einiges mit der Simulations-Software "Spice" auseinandergesetzt, die solche Dinge konnte. Aber das ist schon lange her und ich weiß nicht, ob das noch aktuell gepflegt wird.

    Gruß Michael