Neue Hybrid-Orgel in der NAK Wilhelmshaven

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    Eine schöne Orgel. Stammt der Spieltisch von Mixtuur? Weißt Du Näheres wer das Instrument gebaut hat? Mich würde interessieren, wie die Pfeifen eingebunden sind. Laufen die quasi als Midi-Werk über einen Midi-Spieltisch oder ist es eher ein mechanische Traktur, die zusätzlich Midi integriert hat?

    • Offizieller Beitrag

    Bild anschauen. Da stehts drauf.

    Hatte ich vor lauter Schönheit des Gesamtarrangements ganz übersehen.

    Das heißt dann sicher auch, dass es sich um einen reinen Midispieltisch handelt und das Pfeifenwerk über elektrische (Midi-)Traktur angesteuert wird.

    Zitat

    Sauer. Die Orgel stand früher in der NAK Wittemberge (Foto). 15 echte Pfeifenregister sind spielbar.

    Weißt Du auch, ob die alten Windladen (vermutl. Schleifladen?) wiederverwendet wurden, oder ob das Pfeifenwerk auf neuen Kastenladen mit Magnetventilen steht?

    Es wurde eine Mixtuur-Tonabstrahlung (14.2) mit 44 Verstärkerkanälen a 180W eingebaut. Die Lautsprecher sind auf zwei Ebenen (3m, 5m) im Gehäuse verteilt. Abstrahl-Frequenzspektrum: 16 bis 25KHz; Setzeranlage: 32x999; Zimbelstern.

    Würde mich natürlich interessieren, was die für Lautspecher genommen haben.

    Stimmungsdifferenzen zwischen den Pfeifen und Samples werden über Sensoren registriert und angepasst, so dass es keinerlei Abweichungen gibt. Bei der Intonation wurde das Sampleset der Sauer angepasst. Die echten Pfeifen sind im Registercrescendo integriert.

    Geniale Lösung. Zuhause habe ich eine alte Walcker Orgel (Multiplex, 2/P 21) stehen, die ich auch gerne mal zur Kombinationsorgel erweitern würde. Aber das ist alles so ein Aufwand und ich habe noch so viele andere Projekte am laufen.

    • Offizieller Beitrag

    Bin gespannt, ob das mit den Sensoren in Wilhelmshaven richtig funktioniert.

    Wir haben in der NAK Berlin-Charlottenburg auch eine Kombinationsorgel.

    Fa. Hammer aus Hannover hat die gesamte Orgel gebaut. Der Spieltisch ist ein Werk von Laukhuf und enthält eine Ahlborn BAC.

    Gesamt hat die Orgel 2 Manuale und 45 Register, wovon m.W. 15 Pfeifenregister sind. Die Pfeiffenregister decken eigenständig das volle Plenum ab und die Computerstimmen ergänzen die Orgel mit Klangfarben. Trotz des alten Ahlborn-Systems der Klangsynthese klingt die Orgel insgesamt sehr schön.

    Um Temperaturprobleme zu minimieren steht das Hauptwerk sehr hoch oben unter der Decke des Kirchenraumes.

    Die Anpassung der Stimmung ist manuell und elektronisch möglich, funktioniert nicht immer zu 100% weil die Kirche relativ schnell hochgeheizt wird und dadurch die Pfeiffen (Materialträgheit bei schneller Temperaturänderung) und die spontan reagierende Elektronik zu Verstimmungen führen.

    Der manuelle Regler erlaubt eine Anpassung beim spielen.

    Viel Freude mit der Orgel in WHV!

    • Offizieller Beitrag

    Kann schon sein. Ich kenne die Kirche nicht. Falls ich wieder einmal nach Helgoland oder Borkum fahre werde ich sehen, ob man mal Zugang hat..

    Bei uns in Charlottenburg hängt die Orgel über dem Altar. Der Spieltisch befindet sich auf der mittleren Empore hinten. Das erlaubt, das Lautstärkenverhältnis Orgel/Gemeinde gut hören und optimieren zu können.

    Das Klanganalyse-Verfahren benötigt viel Rechenkapazität. Bei vollem Werk und sehr schnellem Spiel kleckert die Elektronik hinterher. Die CPU wahr seinerzeit nicht so hoch getaktet wie heute.

    Unkomplizierter ist statt der Klangsynthese die Verwendung von Samples. Speicherplatz kostet nichts und das gesamte System ist schneller.

    Spielt man zuerst ein Computerregister, stellt man fest, dass man den Ton im Werk hört. Ein Pfeifenregister entwickelt einen Längsdruck im Raum. Bedeutet, dass der Computersound im Werk zu hören ist. Der Pfeifenklang im Raum auf einen zuzukommen scheint und damit viel präsenter ist. Zieht man ein Samplesound und ein Pfeifenregister zusammen, fällt der Unterschied nicht mehr auf. Die Pfeife sorgt für den Längsdruck und das Sample für eine Färbung.

    Eine weitere Hürde ist der Zusammenklang eines Tremulanten für die Pfeifen und der Elektronik. Der heute oft verwendete Motor mit einem Exzenter für die Pfeifen bleibt irgendwie nach Abschalten stehen. Das weiss die Elektronik nicht. Es sei denn, man benutzt für die Pfeifen einen Schrittmotor und synchronisiert diesen mit dem elektronischen Tremulanten.

    Trotzdem ist die Kombiorgel, wenn vernünftig konzipiert, eine gute Lösung im Bereich der NAK

    Viele Grüsse aus Berlin

    Rainer

  • Da stolpert man doch über immer wieder Überraschendes :) Erst bei Durchsehen der Bilder, wo teils das Logo mit Kreuz und Sonne drauf ist, hat es bei mir bzgl. Akronym "NAK" geschaltet ...

    Und es kommt mir dabei ein schon ewige Zeiten zurückliegendes aber dennoch relativ traumatisches Erlebnis bezüglich Hybrid-Orgel wieder in den Sinn. Ein Studienkollege heiratete vor etwa 30 Jahren in Tübingen, wo sie damals in der "NAK" (übrigens ein architektonisch interessanter und gut erhaltener Bauhaus-Krichenbau in der Brunsstrasse) eine Weigle-Orgel mit "elektronischer Extension" hatten. Da der Hausorganist am Termin nicht verfügbar war, wurde ich gebeten, dort zur Feier des Tages zu "orgeln". Was nach einer Einspiel-Übung dann auch mit "Fest-Pubilikum" erst mal ganz gut anfing. Als junger Mensch fand ich die erste Hybridorgel, auf der ich spielen konnte durchaus noch interessant. Die Register der "Elektronischen Orgel" allein (damals gab es noch nichts vergleichbar digitales wie heute) klang zwar eher "bescheiden", auch wenn einzelne Stimmen mit Ansprechgeräuschen "aufgepeppt" waren, die Kombination mit den vorhandenen Pfeifenregistern führte aber zu einer erstaunlich guten Verschmelzung, abgesehen von einzelnen verstimmten Pfeifen, die neben der wohl stur wohltemperiert gestimmten Elektronik ein wenig "schwebten". Mit dem "Stimmknopf" konnte man die Elektronik weitgehend schwebungsfrei einstellen. Und das funktionierte in der vom Anlass her ziemlich voll besetzten Kirche zu Beginn auch (noch) ganz gut. Es gab dann einen längeren Predigtteil, und als es dann zum Hochzeitsfestakt mit entsprechendem musikalischem Auftakt durch die Orgel kam, war das Desaster programmiert. Die Temperatur in der Kirche stieg am frühen Nachmittag während der Feier um mindestens 4 °C ... Nach wenigen Takten war klar, dass die Orgel gefühlt um mindestens einen Viertelton in sich verstimmt war, das Abstossen der Elektro-Register war während des Spiels weder technisch noch musikalisch machbar, und einhändig zu improvisieren und gleichzeitig am Stimmknopf zu justieren war dann in dem Moment ein Stressfaktor zu viel. Also erst mal Blamage pur, Abbruch, Blutdruck und Puls auf 180 (und keine frommen Gedanken zur Technik ... ;) ), Nachstimmen des Setups vor erwartungsfroher Gemeinde ... pfffff, das war schon eine sehr einprägsame Erfahrung, auch wenn es danach wieder super bis zum Ausspiel nach der Feier weiter lief, und sich offenbar niemand wirklich über die "Stimmungs-Sondereinlage" befremdete.

    Seither habe ich einen Bogen um alles was "hybrid" war gemacht ...

    Was ich nicht wusste (und wegen Abwesenheit des lokal erfahrenen Organisten auch nicht vermittelt bekam) war, dass die Gemeinde diese "Stimmeinlagen" während Gottesdiensten offenbar durchaus gewohnt war. - Wenn es also für dieses thermische Problem heute Physik-basierte "Sensorlösungen" gibt, dann nehme ich das versöhnlich gerne zur Kenntnis... Ohne dynamische loop-back-Adaption wird es aus physikalischen Gründen nie wirklich zusammen funktionieren. Von daher sind die aus damaliger Sicht vergleichbar im "Luxus-Bereich" angesiedelten Gedanken zur Synchronisation mit dem realen Tremulanten technisch schon noch spannend...

    Wie ich mich inzwischen informieren konnte, wurde die damalige "alte" und elektronisch erweiterte Weigle-Orgel der Tübinger Kirche im Rahmen der Renovations- und Wiederherstellungsarbeiten der ursprünglichen Bauhausarchitektur komplett entfernt (die oben geschilderten Probleme sind unter dem Link

    https://www.nak-tuebingen.de/tuebingen/orgel

    nochmals sachverständig auf den Punkt gebracht) und durch ein rein mechanisches Instrument der Fa. Mühleisen ersetzt. - Mal sehen, wenn ich mal wieder nach Tübingen komme, ob es Gelegenheit gibt, diese Orgel mit dem charakteristischen breiten Prospekt vor der Glasfensterfassade zu hören bzw. die Traktur selbst in Bewegung zu versetzen ...

    Grüsse aus der Schweiz (zur Zeit Corona-Landesarrestzone)

  • Mal sehen, wenn ich mal wieder nach Tübingen komme, ob es Gelegenheit gibt, diese Orgel mit dem charakteristischen breiten Prospekt vor der Glasfensterfassade zu hören bzw. die Traktur selbst in Bewegung zu versetzen ...

    Ich konnte da schon zweimal anläßlich einers Orgelseminars üben und spielen, ich habe mich an dem Instrument sehr wohl gefühlt.

  • Das ist ja wirklich spannend ... Wir tauschen uns an anderer Stelle über GO-ODFs aus, und ich freue mich über die Vorarbeiten von Insulaner Oliver mit den Composite-VPOs um mich als Latecomer in GO einzufinden, und dann stellt sich heraus, dass wir schon in den gleichen "heiligen Hallen" Orgelerfahrungen gesammelt haben, zugegeben etwas zeitversetzt und offenbar an zwei verschiedenen Orgeln (von denen für die neuere aber offenbar doch noch alte Romantikstimmen zumindest teilweise übernommen wurden...), aber doch immerhin. Die Lage des Spieltisches war früher links rechtwinklig abgesetzt und ist gemäss den Fotos am heutigen Instrument mittig als Nische angelegt hinter dem Altar und wirkt durchaus ansprechend und aufgeräumt. Auch interessant finde ich, dass das mechanische Instrument noch heute offenbar mit dem ehemaligen Schöpfbalg autark betrieben werden können soll. - Eine nette Reminiszenz an die Bedeutung des Blasebalgs für jede Orgel ;) ... - ausser man hat diese sauber "gescannt" und braucht nur noch RAM und Midi für die destillierten Samples ...

    In Tübingen hat(te) es früher ja schon verschiedene interessante Orgeln. Geschichtlich ist vielleicht in diesem Zusammenhang noch interessant, dass von Weigle gleichzeitig wie in der NAK um 1930 herum auch die Orgel im Festsaal der Neuen Aula der Universität eingebaut wurde, wo viele musikalische Veranstaltungen und Konzerte stattfanden. Um diese inzwischen leider nicht mehr spielbare Saal-Orgel tobte in den letzten Jahren ein Restaurierungs- bzw. Finanzierungsstreit mit der Universitätsleitung und spendenwilligen Bürgern und Orgelfreunden... Im Moment erinnert nur der Prospekt noch an die Existenz. Schade, vor 30 Jahren war es noch eine spezielle Erfahrung, auch eine solche Konzertsaalorgel gelegentlich einmal bespielen zu dürfen. Das musste man sich damals aber als Student zuerst oft hart abverdienen als Hilfskraft beim Stimmen am Spieltisch durch stundenlanges "Tastendrücken" auf Zuruf der Orgelbauer...

  • Wäre es langfristig gesehen (nach Corona) für Euch denkbar, dass man in Wilhelmshaven an dieser Hybrid-Orgel mal ein Forumstreffen plant? Wer hat Interesse?

    Ist zwar "ewig" weg, aber Interesse wäre da! Idealerweise würde ich das dann mit einer ohnehin geplanten "Schnitger-Tour" verbinden (z.B. https://www.ostfriesischelandschaft.de/index.php?id=425), die wohl auch dieses Jahr ins Wasser fällt :(

    • Offizieller Beitrag

    Die Orgelbauer waren inzwischen da und haben vermutlich die durch Temperaturschwankungen verursachten Verstimmungen korrigiert.

    Die durch Temperaturschwankungen auftretenden Verstimmungen zwischen den Pfeifen und der Elektronik sind ein immer wieder auftretendes Problem bei Hybrid-Orgeln.

    Ein oder mehrere Temperaturfühler in der Orgel geben Temperaturwerte an die Digitaltechnik, die dann die Elektronik temperaturabhängig in der Stimmung hinterher steuert.

    Um Kosten zu sparen werden viele Kirchen der NAK häufig von z. B. Samstag auf Sonntag kurzfristig aufgeheizt. Oft wird dann bei Öffnen der Kirche stark gelüftet. Dabei entstehen auch innerhalb des Orgelgehäuses unterschiedliche Temperaturen. Wenn dann ein Temperaturfühler an der falschen Stelle angebracht ist oder bei mehreren Fühlern der Mittelwert gebildet wird und einer von ihnen extremen Schwankungen ausgesetzt wird kommt es zu diesen Problemen.

    Das eigentliche Problem dabei liegt nicht so sehr an der Hybridorgel sondern an den extrem schnellen Temperaturäderungen im Raum. Schnelle Temperaturänderungen verstimmen ja auch eine Pfeifenorgel erheblich.

    In unserer Kirche in Charlottenburg muss die Elektronik während des Gottesdienstes stets nachgestimmt werden. Wir haben die Automatik abgeschaltet und bedienen den manuellen Stellknopf

    • Offizieller Beitrag

    Kleiner Hinweis noch. Am 14. März sind voraussichtlich die Kirchen für Präsentgottesdienste wieder geöffnet. Coronabedingt finden zur Zeit nur Video-Gottesdienste statt

    Ich gebe dir Recht. Auf den Internetseiten der NAK-Berlin-Brandemburg ist kaum etwas über die Orgeln zu finden

    Die Orgel in Lichtenberg ist von der FA. Sauer Frankfurt/Oder 1979 erstellt. 30 Reg

    Die Orgel in Berlin Prenzlauer Berg 26 Reg auch von Sauer ähnlich der in Lichtenberg 1984 von Sauer.

    In Treptow steht eine Sauerorgel, gebaut von m.W. Walcker und restauriert 1953 von Sauer mit 30 Reg. Diese Orgel erhielt vor kurzer Zeit einen neuen Spieltisch und wurde komplett überarbeitet

    • Offizieller Beitrag

    Stimmt auch. Eine Zeitlang spielte die Orgel nur die Rolle der Begleitung des Gemeindegesang. Da wurde teils wenig Geld investiert. Ein Organist mit A, B oder C-Schein war nicht im Anforderungsprofil. Wer Klavier oder Harmonium spielen könnte übernahm die Gemeindebegleitung.

    Das führte auch dazu, dass über viele Jahre stets neue Elektronenorgeln angeschafft wurden weil einige ihren Geist Aufgaben. Für den Preis mehrerer elektronischen Orgeln hätte man eine kleine Pfeifenorgel einbauen können. Die hätte in der Haltbarkeit alles andere überboten.

    Es gibt ein Buch:

    Orgeln der Neuapostolischen Kirche

    von

    Dr. Jürgen Brandhorst

    ISBN 3-935452-63-2

    In diesem sind Dispositionen etc. vieler Instrumente in Deutschland, Österreich und Schweiz......beschrieben und bebildert. Ich hab ihn bei der Recherche im Bereich Berlin zur Seite gestanden.

    In der ehemaligen DDR gab es hauptsächlich ein Harmonium in den Kirchen. Einige wenige Elektronenorgeln waren auch vorhanden.

    Das führte dazu, dass Fa Sauer den Auftrag bekam mehrere "Serieninstrumente" zu konzipieren und zu bauen.

    Alle einmanualig und teils mit angehängtem Pedal. Ca 4-6 Register je nach Typ. Die waren betriebssicher.

    Erst seit neuerer Zeit legt man in der Kirche mehr Wert auf qualitativ höhere Musikdarbietung und dem entsprechend mindestens einem schönen Instrument im jeweiligen Bezirk.

  • Ich hatte heute auch mal die Gelegenheit an der Orgel zu spielen. Es macht schon Spaß an der Orgel zu spielen. Der Laie merkt sicher auch nicht, das die meisten Register aus dem PC kommen. Auch ich habe nicht so den Unterschied gehört….vor allem wenn man sich auf das spielen konzentriert. Das ist schon toll, was da heutzutage möglich ist. Trotz begrenztem Platz hat man ein große 3 Manualige Orgel.

    Nachteilig ist sicher das starten der Orgel. Da muss man schon 1-2 Minuten einplanen. Was ich noch etwas Gewöhnungsbedürftig fand, ist das Notenpult. Dadurch das oberhalb der Manuale noch eine Registerleiste angebracht ist, ist das Notenpult sehr hoch angebracht. Je kleiner man ist, desto schwieriger wird das mit den Noten lesen. Für mich ging es noch…aber vielleicht gewöhnt man sich auch daran, wenn man dort öfters spielt.

    Orgeln mit Hauptwerk sind auf jedenfall schon eine Option für manche Kirchen. Mir hat es gefallen, mal an so einer „großen“ Orgel zu spielen.