Manuale flexibel zuordnen

  • Einen schönen guten Abend zusammen,

    jetzt schreibe ich hier auch meinen ersten Beitrag, nachdem ich schon über Jahre (noch ohne Account) sehr interessiert mitgelesen habe.

    Ich habe neulich ein Vorstellungsvideo der Paderborner Orgel gesehen. Da ich gerade selber einen Spieltischbau plane, ist mir eine Sache aufgefallen, die ich sehr interessant finde:
    Jedes Werk kann dort per Tastendruck einem bestimmten Manual zugeordnet werden.

    Ich habe lange gesucht in GrandOrgue, ob ich eine solche Funktion finden kann. Auch in der Anleitung und der Suche bin ich allerdings auf nichts gestoßen. Gibt es eine solche Funktion generell nicht?

    Alternativ könnte man doch bestimmt auch die ODF-Datei modifizieren, um dieses Verhalten im begrenzten Umfang zu erhalten. Also dahingehend, dass man weitere Koppeln ergänzt. Beispielsweise auch ein Schalter, der das Hauptwerk auf das Schwellwerk koppelt (was es normalerweise ja nicht in diese Richtung, nur in die Gegenrichtung, gibt). Allerdings setzt das die obige angedachte Funktion noch nicht vollkommen um. Das Hauptwerk ist hier ja beispielsweise immer noch fest auf dem 1. Manual verankert und kann nicht "ausgeschaltet" und nur auf ein anderes Manual gelegt werden. Würde das generell gehen? Wie kompliziert ist das umzusetzen?
    Eine weitere Erweiterung dieser Idee wäre es, "leere" Werke zur ODF-Datei hinzuzufügen. Nennen wir es mal "Leer1", "Leer2" und "Leer3" für einen dreimanualigen Spieltisch. Und dann wird "LeerX" fest auf das X. Manual gelegt (X aus {1;2;3}). Wenn man nun auf dem beispielsweise 1. Manual spielt, kommt kein Ton, da hier ja nur ein leeres Werk zugeordnet ist. Nun könnte man in einer bestimmten Situation nur das Schwellwerk auf das 1. Manual koppeln mit einem Schalter, der das Schwellwerk (dann 5.?) auf Leer1 (nun 1.?) koppelt. Wäre das als Ergänzung noch sinnvoll und umsetzbar? Damit sollte doch die Eingangs-Idee komplett umsetzbar sein, oder?

    Die "normalen" Koppeln wären dann wohl überflüssig. Man würde damit die Funktion der Koppeln erweitern.

    Ich freue mich auf eure Rückmeldungen und Ideen.

    Viele Grüße
    Heisenberg

  • Hallo,

    im Prinzip gibt's das schon. Man kann unter "Anzeige/Koppeln" z.B. die Koppeln vom II.Manual aufrufen, dort wählt man dann vom I.Manual (8) an und kann das erste Manual auf dem zweiten spielen. (Bei Bedarf auch das Pedal auf dem II. usw.) . Das ist eine "Lösung" ohne modifizieren der ODF.
    Deine beschriebene Problematik, dass das Hauptwerk nicht "ausgeschaltet" werden kann besteht allerdings noch. (es sei denn, ich habe noch was übersehen)

    Gruß, chilissimo

    ?️ One chili a day keeps the doctor away!

  • Hallo,

    hervorragend, vielen Dank für den Tipp! Da bin ich unwissend drübergestolpert und dachte, das betrifft die Oktave.

    Mit deinem Tipp habe ich auch entdeckt, wie beispielsweise das Hauptwerk aus dem unteren Manual entfernt werden kann. Öffnet man die Koppeln für das Hauptwerk (1. Manual), gibt es dort statt der 8 im Hauptwerk den Schalter "U.O.". Dieser bedeutet UnisonOff: "(boolean, required) If true, this coupler decouples the manual from the stops (turn it into a floating manual)." Also das Hauptwerk wird in dem Fall aus dem ersten Manual entkoppelt.

    Jetzt ist es so, dass hier beim Ausschalten des Werks die Anzeige (U.O.) leuchtet, wenn das Werk gerade ausgeschaltet ist. Bei den anderen Werken, die man auf das Manual koppeln kann, ist dies gerade umgekehrt (die Anzeige leuchtet, wenn ein anderes Werk in das Manual gekoppelt wird).

    Also will ich beispielsweise das Schwellwerk auf das erste Manual legen, dann muss ich das Hauptwerk entkoppeln und das Schwellwerk hineinkoppeln. Dann leuchten aber Hauptwerk und Schwellwerk, obwohl nur das Schwellwerk aktiv ist.

    Gibt es hier eine Möglichkeit, den Wert (true, false), in dem Fall des Hauptwerks, umzudrehen? Auch im Hinblick, wie eine LED-Leuchte eines Schalters dann gesteuert werden kann. Es wäre halt schön, wenn immer nur pro Manual das Werk leuchtet, das auch erklingt.

    Viele Grüße
    Heisenberg

  • Ich habe es nun geschafft, meine Idee vom Eingangspost komplett umzusetzen. Gerne teile ich das hier anschließend mit, falls jemand einmal die selbe Idee hat (und genauso Tomaten auf den Augen hat wie ich).

    Bei GrandOrgue werden generell bei jedem Sampleset 4 stumme Manuale bereit gestellt. Eins davon ist das Pedal, also bleiben drei weitere Klaviaturmanuale.

    Wir finden diese Manuale in digitaler Form unter Anzeige -> Coupler manuals and volume.

    Für die Umsetzung der Idee dürfen wir die physischen Manuale und das Pedal nicht allgemein über Audio/Midi -> Audio-Midi-Einstellungen -> Initiale MIDI Konfiguration zuordnen. (Wenn wir die Zuordnung hier allgemein aufheben, scheint diese beim bereits bestehenden Sampleset anscheinend weiterhin zu exisiteren. Ich musste hier komplett die Einstellungen des betreffenden Samplesets löschen. Aber dann war die ursprüngliche MIDI Konfiguration tatsächlich auch entfernt. Die Kombinationen können wir ja wiederherstellen, wenn wir sie davor gespeichert haben.)

    Das physische Pedal und die Klaviaturen wurden mit diesem Vorgehen noch nicht global zugeornet. Wir laden zuerst das gewünschte Sampleset. Hier öffnen wir die Anzeige der vier stummen Manuale über Anzeige -> Coupler manuals and volume. Nun müssen wir unsere physischen Manuale zuordnen. Also wie gewohnt: Rechtsklick auf ein gewünschtes Manual. Nun wählen wir Detect complex MIDI setup und befolgen die Anweisung in der üblichen Weise mit tiefstem und höchsten Ton. Ein physisches Manual ist nun einem stummen Manual zugeordnet. Dies wiederholen wir für weitere physische Manuale mit weiteren stummen Manualen.

    Spielen wir nun auf den Manualen, so sehen wir zwar, dass die Tasten der stummen Manuale auch virtuell gedrückt werden, es erklingt aber keines der gezogenen Register. Und das ist auch gut so. Das wollen wir ja gerade so.

    Nun kommen die Koppeln ins Spiel, mit denen wir beispielsweise das Hauptwerk unserer untersten stummen Klaviatur zuordnen können:

    Dazu wählen wir Anzeige -> Koppeln -> Koppeln coupling manual 2 aus. Wichtig bei der Auswahl sind hier drei Dinge:

    • Die Manuale werden von unten nach oben den virtuellen stummen Manualen nach durchnummeriert. Das Manual 1 ist also das Pedal! Deshalb ist die unterste Klaviatur hier auch Manual 2, das wir ausgewählt haben. Entsprechend wäre das oberste der drei Handmanuale das Manual 4.
    • Man könnte auch versucht sein, das zuerst auftretende Anzeige -> Koppeln -> Koppeln 2. Hauptwerk auszuwählen. Das ist hier aber falsch. Das 2. Hauptwerk ist bei uns gar keiner physischen Klaviatur zugeordnet. Das kann bei uns gar nicht bespielt werden. Das haben wir eingangs ja erst gar nicht unter Audio/Midi -> Audio-Midi-Einstellungen -> Initiale MIDI Konfiguration definiert, da dieses immer den Registern des Hauptwerks zugeordnet ist. Und dies ist hier ja nicht erwünscht. Wir wollen das Hauptwerk ja auch aus der untersten Klaviatur entkoppeln können.
    • Wir haben das coupling manual 2 ausgewählt, um zu diesem Manual nun weitere Werke dazuzukoppeln. Wir können also nun beliebige Werke auf dieses stumme Manual legen, beispielsweise das Schwellwerk. In die andere Richtung geht hier in diesem Fenster nichts. Also kann man zum Beispiel nicht das Hauptwerk auf das zweite Manual (wo üblicherweise das Schwellwerk ist) mit diesem Fenster koppeln. Dazu müsste man Anzeige -> Koppeln -> Koppeln coupling manual 3 (wenn das Schwellwerk auf das zweite Manual gelegt werden soll) öffnen und könnte nun das Hauptwerk dazuschalten. Das mag alls klar erscheinen, im Eifer des Gefechts kann man darüber schon mal stolpern, weshalb ich das hier explizit erwähne.

    Nun kommen wir dazu, wie wir Werke auf diese Manuale legen. Wir haben bereits das Fenster Anzeige -> Koppeln -> Koppeln coupling manual 2 geöffnet. Damit können wir beliebige Werke auf die unterste Klaviatur legen. Wollen wir das Hauptwerk auf diese Klaviatur legen, so benötigen wir die zweite Zeile mit dem Schild 2. Hauptwerk. Hier gibt es mehrere Optionen:

    • 16: Der Ton, der auf dem Manual gedrückt wird, erklingt in dem ausgewählten Werk (hier: Hauptwerk) eine Oktave tiefer.
    • 8: Der Ton, der auf dem Manual gedrückt wird, erklingt in dem ausgewählten Werk (hier: Hauptwerk) genau dort.
    • 4: Der Ton, der auf dem Manual gedrückt wird, erklingt in dem ausgewählten Werk (hier: Hauptwerk) eine Oktave höher.
    • BAS: Nur der tiefste Ton, der auf dem Manual gedrückt wird, erklingt in dem ausgewählten Werk (hier: Hauptwerk).
    • MEL: Nur der höchste Ton, der auf dem Manual gedrückt wird, erklingt in dem ausgewählten Werk (hier: Hauptwerk).

    Wir brauchen also die Koppel 8. Nun erklingt das Hauptwerk in der ersten Klaviatur.

    Wollen wir in der untersten Klaviatur zusätzlich das Schwellwerk erklingen lassen, so wählen wir im gleichen Fenster (Anzeige -> Koppeln -> Koppeln coupling manual 2) auch noch in der Zeile "Schwellwerk" die Koppel 8 aus.

    Wollen wir das Hauptwerk zusätzlich im Pedal erklingen lassen, so geht das nicht mit diesem Fenster. Wir öffnen Anzeige -> Koppeln -> Koppeln coupling manual 1 (die 1 steht wie bereits erwähnt für das Pedal). Hier wählen wir in der (zweiten) Zeile: "Hauptwerk" die Koppel 8 aus. Und natürlich soll auch das Pedalwerk im Pedal erklingen. Dazu wählen wir im selben Fenster in der ersten Zeile: "1. Pedal" noch die Koppel 8 aus.

    Ich hoffe, diese Beispiele machen deutlich, wie nun die weiteren Werke beliebig den "stummen" Manualen zugeschaltet werden können.

    Ein großer Vorteil dieser Variante ist, dass die Werke beliebig und in Sekundenschnelle auf die einzelnen Manuale verteilt werden können.

    Zudem sind wir nicht auf die Koppeln des Samplesets angewiesen. Wir können alle erdenklichen Koppelungen selber durchführen, egal, wie das Sampleset programmiert ist. Sogar verrückte Dinge wie das Legen des Pedals auf Handmanuale sind möglich.

    Auch Orgeln, die mehr als drei Handmanuale aufweisen, können hier mit lediglich drei physischen Handmanualen in (fast) vollem Umfang bespielt werden. Je nach Lust und Laune legt man sich einfach die Werke auf die Manuale, die man gerade braucht.

    Es sei erwähnt, dass diese Koppeln auch bei der Setzeranlage in gewohnter Weise gespeichert werden.

    Wir wollen noch darauf eingehen, wie diese Variante praktikabel genutzt werden kann:

    Wir haben gesehen, dass man hier mehrere Koppelfenster (Koppeln coupling manual 1 bis 4) öffnen muss, die sich zusätzlich auch nur in einer unscheinbaren Zahl unterscheiden, die auch noch für die Handmanuale wegen des Pedals um eins geshiftet ist. Das erschwert die Navigation über einen Bildschirm natürlich.

    Von Vorteil wären hier also beleuchtete Schalter, die in jedem einzelnen Manual (auch für das Pedal!) vorliegen. Pro Manual benötigt man bei einer im Original dreimanualigen Orgel vier Schalter. Also immer Anzahl der Handwerke plus Pedalwerk. Bei dem im Eingangsbeitrag verlinkten Video sind die Schalter zwecks Übersichtlichkeit beispielsweise auf den linken Klaviaturbacken angebracht.

    Mangels LED-Buttons meinerseits (da sich mein Spieltisch noch in der Planungs- und Bauphase befindet) konnte ich die Leuchtsignalfunktion noch nicht selber testen. Vielleicht ist von euch jemand dazu in der Lage und kann davon berichten, welche Vorteile aber auch Nachteile diese Umsetzung bietet.

  • Danke für das Video im ersten Beitrag. Sehr interessant.

    Einen interessanten Einblick bekommt man auch bei der Spieltischführung

    der Kölner Domorgel (145 Register, IV/P, Hauptorgel 92 Register, Schwalbennestorgel 53 Register). Insbesondere die Hinweise auf die Setzer in den Manualbacken und die Sequenzerbuttons fand ich sehr interessant:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Danke für die interessanten Videos. Das vermittelt auch gute Ideen. Die Sequenzerbuttons in den einzelnen Manualen gefallen mir, das übernehme ich vielleicht auch.

  • Ich kann Herrn Bönig nur zustimmen, dass die Setzer unter dem I. Manual denkbar unpraktisch sind. Unter dem 2. und 3. Manual sind die Setzer/Seq-Buttons wesentlich sinnvoller.

    Ich habe auch vor, einen Spieltisch zu bauen, bzw. nur die Manuale für ein vorhandenes Johannus-Gehäuse. Du kannst uns gerne Infos mitteilen. Hier ist der passende Faden dazu, falls du auch vorhast, die Manuale selbst zu bauen.

    Ja, das ist wirklich eine gute Idee. Ich bin inzwischen sogar schon so weit, dass ich überlege, die ganzen Setzerbuttons unter das zweite Manual zu setzen statt unter das erste (wie man das in der Regel kennt). Denn dann ist das ja von zwei Manualen (dem unteren und mittleren Manual) schließlich prima erreichen.

    Und ein praktischer Nebeneffekt: Die Verkabelung dürfte je nach Bauweise etwas leichter sein.

    Puh, also die Manuale werde ich mir nicht selber bauen, tut mir Leid. Die habe ich einfach von Fatar gekauft.

  • Ich hab mir auch die Setzerleiste unter das zweite Manual gesetzt.

    EOS-5D-Mark-III2834_5_6_7_8_Optimizer2.jpg

    Allerdings muss man dann darauf achten, dass die Knöpfe nicht zu sehr auftragen und man die Leiste entsprechend weit zurücksetzen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass man die versehentlich betätigt, wenn man auf den schwarzen Tasten spielt.

    piston_vergleich.jpg

    Links ist der LED Piston von Roman Sowa, der ganz schön aufträgt.

  • Ich hab mir auch die Setzerleiste unter das zweite Manual gesetzt.

    Allerdings muss man dann darauf achten, dass die Knöpfe nicht zu sehr auftragen und man die Leiste entsprechend weit zurücksetzen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass man die versehentlich betätigt, wenn man auf den schwarzen Tasten spielt.

    Links ist der LED Piston von Roman Sowa, der ganz schön aufträgt.

    Sehr schön gemacht!

    Ich habe es letztendlich dann doch unter das untere Manual gesetzt. Das war in meinem Fall einfach viel einfacher umzusetzen

  • Heisenberg : hab erst grade gemerkt, dass dein Beitrag schon etwas her war.

    @vpo-organist : die Artikulation auf dem Numa Nero KB (unteres Manual) ist erstaunlich gut für Orgelspiel. Ich würde sogar sagen, dass ich damit genauso gut zurecht komme, wie mit den oberen (UHT).

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mir auch die Setzerleiste unter das zweite Manual gesetzt.

    EOS-5D-Mark-III2834_5_6_7_8_Optimizer2.jpg

    Allerdings muss man dann darauf achten, dass die Knöpfe nicht zu sehr auftragen und man die Leiste entsprechend weit zurücksetzen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass man die versehentlich betätigt, wenn man auf den schwarzen Tasten spielt.

    piston_vergleich.jpg

    Links ist der LED Piston von Roman Sowa, der ganz schön aufträgt.

    Hab oft versucht solche Taster von Roman Sowa zu bekommen. Klappt nicht

  • ja, das hab ich auch von einigen frustrierten Numa Nero Besitzern gelesen. Meins war auch nach rel kurzer Zeit beim Service bei Syntax. Aber seitdem funktioniert es prima -seit ca. 10 Jahren. Das Numa Nero wird inzwischen nicht mehr gebaut.

    Bei Fatar scheint die QC nicht besonders gut zusein.