Delay Einstellung einzelner Pfeifen oder Kanäle in HW nicht möglich?

  • Da man die ODF von GO gut lesen kann lässt sich auch leicht feststellen dass es so ziemlich in jedem Set Anpassungen zur Intonation hinsichtlich Lautstärke, Stimmung und auch Delay für jeden Ton gibt. Die vorgegebenen Einstellungen der ODF werden zusätzlich auch in den Einstell-Dialogen von GO angezeigt.

    Können Sie einen Teil des Odf zeigen, in dem diese Verzögerungseinstellung programmiert ist? Ich bin gespannt, wie man das hinbekommt und ob es wirklich viel Arbeit ist.

  • Delay Angaben habe ich bislang in den GO Sample Sets der ODFs von Giubiasco und Friesach von Piotr Grabowski gefunden.
    Wenn man die ODF z.B. mit Notepad öffnet und nach Delay sucht, lassen sich die Einträge zu den jeweiligen Pfeifen leicht finden

    z.B. ODF Giubiasco:

    Bei 1145 Pfeifen finden sich Delay Werte zwischen 1-20ms

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    So wie ich Piotr verstanden habe sind die Delays eingefügt um das zeitgleiche Ansprechen der Pfeifen etwas unterschiedlicher und damit realer wirken zu lassen.

    Damit ist nicht der Einschwingvorgang einer Pfeife gemeint, der ja naturgemäß abhängig von Art, Dimension, Material, Mensur etc. immer unterschiedlich ist.

    Wenn man sich die Samples in einem Audioeditor anschaut findet man in der Wellenform eines Pfeifentones oft eine Vorlaufzeit x bevor der eigentliche Einschwingvorgang (Attackphase) als solcher beginnt.

    Die Vorlaufzeit x schwangt nach einigen Stichproben neuerer HW Samples von PG zwischen 2 ms bis zum Teil 60 ms für den Direktschall (Frontmikrofone), wobei extreme Vorlaufzeiten wahrscheinlich nur bei schlecht abgestimmten und intonierten Pfeifen vorkommen.

    Die Frage ist, wie wird er Aufnahmestartpunkt eines Samples festgelegt, also der Punkt an dem die Vorlaufzeit x beginnt.

    Ist das

    1. der Zeitpunkt mit Beginn eines Tastendruckes, oder

    2. der Zeitpunkt an dem die Taste vollständig gedrückt ist, oder

    3. mit einem Triggersignal was vor jeder Aufnahme eines Tones mit aufgezeichnet wird.

    Im ersten Fall würde man die von der jeweiligen Orgelkonstruktion (Traktur) abhängige Latenz zwischen Tastendruck und Öffnen des Pfeifenventils bekommen.

    Im zweiten Fall nur die Latenz vom Einströmen der Luft bis der Einschwingvorgang einsetzt.

    Im dritten Fall eine unabhängig davon festgelegte Startposition.

    Wenn die Sampler der einzelnen Töne immer mit 1-2 ms Sekunden Vorlauf aus der Gesamtaufnahme extrahiert werden, wäre die orgelspezifische Latenz verloren und könnte im Nachhinein nur über die ODF von GO wieder hinzugefügt werden (wie bei Giubiasco, Friesach etc.).

    Die neueren Samples für HW von PG scheinen dagegen die realen Vorlaufzeiten der Orgeln wie im Fall 1 oder 2 beschrieben zu enthalten. Siehe Beispiel Screenshot eines Samples von der Erfurter Predigerkirche mit einem Vorlauf von 60ms.

    grafik.png


    Falls die unterschiedlichen Latenzen der realen Orgelpfeifen für die virtuelle Wiedergabe nicht gewünscht werden, gibt es auch eine entsprechende Einstellung in den neueren HW Sets von PG zum Deaktivieren dieser orgelspezifischen Latenzen.

    Wie das technisch umgesetzt ist weiß ich nicht, möglicherweise über Marker in der Audio-Datei ähnlich wie die Marker für die Loops.

    Interessant wäre zu wissen wie das andere Sample SET Hersteller handhaben. In einem Set von SP habe ich nach einigen Stichproben bislang nur Vorlaufzeiten von 1-2 ms gefunden, was natürlich auch bedeuten kann dass die jeweilige Orgel eine durchweg geringe Latenz aufweist.

    • Offizieller Beitrag

    Übrigens ist nicht nur der Abstand zwischen Pfeife und Mikrofon wichtig.

    Ein Delay kann durchaus auch die Klangentwicklung im Raum beinhalten.

    Beim Aufnahmestart ist die Erfassung von Tastenbewegungen unmöglich. Wie will man den Beginn oder das Ende der Tastenbewegung erfassen? Dazu benötigt man Sensoren die mit dem Aufnahmegerät gekoppelt sind.

    Festgelegt wird m.E. der Beginn eines Tones rein elektronisch bei der Bearbeitung

  • Festgelegt wird m.E. der Beginn eines Tones rein elektronisch bei der Bearbeitung

    das wäre eine der Grundsatzfragen für die VPO. Wie authentisch soll die PO als virtuelle Orgel klingen? Da ja auch die gesamte Geräuschkulisse jeder einzelnen Taste, der Registerzüge und Windmaschine in den Samples aufgezeichnet wird, liegt es nah auch die natürliche Latenz der PO mit zu erfassen.

    Technisch lässt sich das sicher lösen, und ich denke jeder SET Hersteller hat da seine eigene Technik und Erfahrungen. Der Aufwand wächst natürlich für technisch perfekte Samples und spiegelt sich nicht zuletzt auch im Preis wieder.

    Informationen zum Samplen einer Orgel sind eher spärlich im Netz zu finden. Der Link unten gibt einen kleinen Einblick in so ein Projekt.

    Absamplen einer Orgel zur Verwendung als virtuelles Instrument - SAE Alumni Association Europe
    Probleme und Aspekte beim Absamplen einer akustischen Kirchenorgel zur späteren Verwendung als virtuelles Instrument anhand des Software-Samplers EXS24
    alumni.sae.edu

    Leider sind in dem Artikel die Screenshots der verwendeten Software sehr unscharf (vielleicht gewollt), sodass sich nicht erkennen lässt mit welchen Werkzeugen dort gearbeitet wurde.

  • Delay Angaben habe ich bislang in den GO Sample Sets der ODFs von Giubiasco und Friesach von Piotr Grabowski gefunden.
    Wenn man die ODF z.B. mit Notepad öffnet und nach Delay sucht, lassen sich die Einträge zu den jeweiligen Pfeifen leicht finden.

    Das ist klar. Die Verzögerungen können daher ziemlich einfach über das Odf hinzugefügt werden

    Zitat

    So wie ich Piotr verstanden habe sind die Delays eingefügt um das zeitgleiche Ansprechen der Pfeifen etwas unterschiedlicher und damit realer wirken zu lassen.

    Das macht Sinn.

    Die Simulation der Gesamtlatenz vom Tastendruck erscheint mir für Organisten interessant, die sich über HW oder GO auf Orgelaufführungen auf der echten Orgel vorbereiten möchten, insbesondere wenn es sich um eine Orgel handelt, die langsam reagiert. Wenn Sie es dafür nicht benötigen, ist meiner Meinung nach eine möglichst geringe Latenz immer noch vorzuziehen.

    Was mich interessiert, ist, ob das Hinzufügen der Zeitverzögerung aufgrund der unterschiedlichen Platzierung der Pfeifen zu einem realistischeren Klangbild mit mehr Tiefe führt. Zu diesem Zweck ist es aber nicht erforderlich, die nächstgelegenen Orgelpfeifen zu verzögern.

    Zitat

    Wenn die Sampler der einzelnen Töne immer mit 1-2 ms Sekunden Vorlauf aus der Gesamtaufnahme extrahiert werden, wäre die orgelspezifische Latenz verloren und könnte im Nachhinein nur über die ODF von GO wieder hinzugefügt werden (wie bei Giubiasco, Friesach etc.).

    Die neueren Samples für HW von PG scheinen dagegen die realen Vorlaufzeiten der Orgeln wie im Fall 1 oder 2 beschrieben zu enthalten. Siehe Beispiel Screenshot eines Samples von der Erfurter Predigerkirche mit einem Vorlauf von 60ms.

    Falls die unterschiedlichen Latenzen der realen Orgelpfeifen für die virtuelle Wiedergabe nicht gewünscht werden, gibt es auch eine entsprechende Einstellung in den neueren HW Sets von PG zum Deaktivieren dieser orgelspezifischen Latenzen.

    Es kann also auf 2 Arten geschehen, wenn man als Nutzer jedoch in beiden Fällen die Möglichkeit hat, die eingestellte Vorlaufzeit ein- und auszuschalten, ist es eigentlich egal, ob diese in den Samples oder im Odf verarbeitet wird.

    Zitat

    Interessant wäre zu wissen wie das andere Sample SET Hersteller handhaben. In einem Set von SP habe ich nach einigen Stichproben bislang nur Vorlaufzeiten von 1-2 ms gefunden, was natürlich auch bedeuten kann dass die jeweilige Orgel eine durchweg geringe Latenz aufweist.

    Ich kann nur für mich selbst sprechen. Bei meinem Sample-Set der Onderhorst-Kabinettorgel habe ich die Samples gleich zu Beginn des Einschwingvorgangs geschnitten und keine Verzögerung vorgenommen. Bei einer solchen Orgel gibt es aber kaum welche.

    Code
     
  • Was mich interessiert, ist, ob das Hinzufügen der Zeitverzögerung aufgrund der unterschiedlichen Platzierung der Pfeifen zu einem realistischeren Klangbild mit mehr Tiefe führt. Zu diesem Zweck ist es aber nicht erforderlich, die nächstgelegenen Orgelpfeifen zu verzögern.

    das wäre aber nur für eine bestimmte Perspektive der Mikros oder Hörposition am Spieltisch interessant.