Delay Einstellung einzelner Pfeifen oder Kanäle in HW nicht möglich?

  • Mit dem Einsatz eines externen mehrkanaligen Audio Interfaces habe ich jetzt auch die Möglichkeit mehrkanalige Samples über getrennte Lautsprecher wiederzugeben.

    Mit GO lässt sich die Zuordnung oder Routing z.B. der Direkt-, Diffuse- und Rückkanäle des Bückeburg SETs relativ intuitiv und einfach bewerkstelligen.

    Dabei lassen sich in GO zusätzliche Ansprechverzögerungen für die Register einstellen die bei den Rückkanälen den Raumeffekt noch etwas tiefer und authentischer und damit lebendiger wirken lassen.

    Die Ansprechverzögerung (in GO Trackerdelay genannt) kann dabei sogar für jeden Ton und jedes Register individuell angepasst werden. In den GO ODFs Giubiasco und Friesach sind an vielen Stellen solche Delay Anpassungen für unterschiedliche Töne vorgegeben. (siehe Screenshot)

    In HW scheint es diese Delay Einstellung einzelner Töne, Register oder Kanäle offensichtlich nicht zu geben, oder ich habe sie noch nicht gefunden. Zumindest findet man solche Delay Angaben auch nicht in den HW ODFs bei den gleichen Samplesets Giubiasco und Friesach. HW scheint in diesem Fall die Rohdaten ohne Anpassung zu verwenden.

    Davon abgesehen ist das Routing der Samplekanäle zu einzelnen Lautsprechergruppen in HW alles andere als intuitiv. Ich fürchte dazu ist ein intensives Studium des Handbuches oder Tutorials notwendig, um die verwirrende Vielfalt an Funktionen und Definitionen zu verstehen.

    ODF Auszug.jpg

    GO Orgeleinstellungen.jpg

  • ich habe inzwischen in Erfahrung gebracht dass diese Funktion derzeit von HW nicht unterstützt wird. Laut HW Entwicklung gibt es dazu zwar eine Anforderung, ob und wann die umgesetzt wird steht aber offen.

    Man kann ein Delay für rückwärtige Lautsprecher aber wie es scheint ersatzweise auch über ein leeres IR konfigurieren.

    https://forum.hauptwerk.com/viewtopic.ph...=155269#p155268

    Ich habe das noch nicht ausprobiert, da man dazu sehr tief in die Funktionsweise des "Rank Routing" und "Mixing" von Wiedergabekanälen in HW einsteigen muss.

    Zu den Mehrkanalfunktionen rund um das Rank Routing und Mixing gibt es zwar in YT ein Tutorial in Deutsch allerdings nur für HW 7 und auch nicht einfach nachvollziehbar.

    Seit kurzem gibt es aber eine umfassende Doku in Deutsch mit dem Titel "Mehrkanal Hauptwerk VIII" in der alle Funktionen rund um das Rank Routing von HW 8 sehr ausführlich und mit Screenshots beschrieben sind.

    Die Doku wurde zum Download ohne Anmeldung unter dem folgenden Link vom VPO Forum für jeden HW Nutzer zur freien Verfügung gestellt.

    OneDrive

  • das wird sicherlich auch noch nicht die letzte Version sein aber ungemein hilfreich.

    Mit den Erkenntnissen aus der Doku spiele ich wieder öfter mit HW anstatt mit GO auch wenn HW nach wie vor ein sehr unübersichtliches und gewöhnungsbedürftiges Bedieninterface bietet.

  • auch wenn HW nach wie vor ein sehr unübersichtliches und gewöhnungsbedürftiges Bedieninterface bietet.

    Ich finde, mit dem Touch-Menü ist die Bedienung erträglicher bzw. relativ gut geworden.
    Jetzt kann ich über den Recording-Reiter Aufnahmen machen und auch schnell die Registrierungen speichern und abrufen.
    Mir gefällt das besser als die zahllosen Large Controls auf dem Fenster, die immer nur im Weg stehen und was anderes verdecken.

    Wenn man sich daran gewöhnt hat, wo man im Touch-Menü hintippen muss, dann stellt sich ein gewisser Flow ein.

  • .....und mit der automatischen Einbindung des Novation Launchpad noch viel mehr.


    Habe mir unter anderem viele Funktionen in verschiedenen Farben auf das 64er Pad gelegt. Klasse.

  • Ich finde, mit dem Touch-Menü ist die Bedienung erträglicher bzw. relativ gut geworden.

    mit dem Touch-Menü sind die Funktionen zwar über eine einheitliche Oberfläche zusammengefasst, die komplexen Einstellungen im Detail bleiben aber nach vor unübersichtlich.

    Ein Unterschied ist auch ob ein einfacher Zugriff auf Funktionen zur Spielhilfe benötigt wird, oder ob man z.B. am Routing oder Mixing einzelner Register oder Pfeifen was einstellen möchte.

  • wenn die "raffinierten Hilfen" unübersichtlich und versteckt programmiert sind so dass man sie nur nach längerem Suchen und Probieren zu nutzen weiß, scheint das Bedienkonzept doch nicht ganz so raffiniert zu sein.

  • .....und mit der automatischen Einbindung des Novation Launchpad noch viel mehr.

    Habe mir unter anderem viele Funktionen in verschiedenen Farben auf das 64er Pad gelegt. Klasse.

    Wer will sich schon so einen hässlichen Apparat auf die Orgelbank legen. Das die Art von Anbindung möglich ist, ist nicht verkehrt.

    Wenn ich schon einen Touchscreen direkt neben den Orgeltasten habe, dann ist mir eine effiziente Bedienmöglichkeit am Screen lieber.


    Und wenn man schon 64 Taster braucht, dann könnte man doch glatt auf die Idee kommen, diese Funktionalität auf dem Touchscreen zur Verfügung zu stellen...

    Und wenn man dann noch um die Ecke weiter denkt, dann könnte man auf die Idee kommen, eine Tablet-Integration anzubieten, die die Novation-Funktionalität zu 100% ersetzt.

  • nochmal zurück zum eigentlichen Thema der Delay Einstellungen einzelner Register (Ranks) und Pfeifen in GO im Gegensatz zu HW.

    Die Funktion wird ja gerade in den GO ODFs von P. Grabowski wie schon erläutert häufig verwendet. Unzählige Pfeifen auch innerhalb eines Registers haben unterschiedliche Einträge von einer bis zu mehreren Millisekunden.

    Das bedeutet dass sich PG die Mühe gemacht hat für GO alle Register und Pfeifen auf gleiche Ansprache einzustellen. Welch ein Aufwand!? Oder gibt es einen anderen Grund für diese Einträge, bzw. kennt jemand andere Hintergründe für diese Einstellungen?

    Das gleiche Set für HW hat ja keine Anpassungen in dieser Art und spielt sich mit HW damit auch etwas anders. Die wav Dateien der Samples sind für GO und HW identisch soweit ich Stichprobenartig feststellen konnte.

  • Bei einer realen PO springen die Pfeifen ganz unterschiedlich schnell an.

    Insbesondere in der Spielerposition kommen bei großen Orgeln moch erhebliche Laufzeitunterschiede des Schalls hinzu.

    Wenn man z.B. auf einer ausgedehnten Orgel mit verschiedenen Werken spielt, dann kommen manche Pfeifentöne durchaus mit 15ms Verspätung allein aufgrund der Entfernungen von der Schallquelle an. Der Haupthall aus dem Kirchenraum setzt bei ausgedehnten Kirchen erst mit einem Predelay von vielleicht 50 bis xx ms ein..


    Das Schlimmste wäre für mich, wenn alle Töne bei der elektronischen Simulation in der Spielerperspektive gleichzeitig an mein Ohr kämen und der Hall, was in natura überhaupt nicht so ist, sofort und für alle Töne und Werke genau gleich einsetzen würde.

    Das wäre ja wie Füsis-Sakralgurgelorgel.:-)

    (und klingt, wie der Name schon sagt, wie so lebendig wie eingeschlafene Füße)

    Darum haben gute Samplesets ja u.v.a. auch verschiedene Perspektiven.


    Da mir klanglich nichts verhasster ist als stinklangweilige immergleiche synthetische Schleifen, verstärke ich mit vielen Mitteln diese wunderbaren "Unsauberkeitseffekte", die eine PO ausmachen, indem ich z.B.

    - die zufällige Verstimmung im Orgelpräferenzmenü hochdrehe,

    - bei vielen Orgeln das Windmodell verstärke,

    - die Orgeln mit ihren Releases doppelt laufen lasse - aber nicht genau gleichzeitig und mit vielen beabsichtigten unterschiedlichen Zufälligkeiten aus den 2 Hauptwerkinstanzen. was für mich eine sagenhafte Lebendigkeit erzeugt.

    (Endlich, endlich bei Samples!! )

    - die Instanzen so leicht gegeneinander verstimme, dass der Effekt unterhalb der wahrnehmbaren, störenden "Grausamkeit" bleibt, aber einen herrlichen, natürlichen "Dreckeffekt" bewirkt.

    - ein Gerät zwischengeschaltet habe, das mir 4 von allen Kanälen verzögert, den Haupthall mit einem höheren Predelay versieht, und das Anspringen einzelner

    Pfeifengruppen und Werken zu einem beeindruckenden und mich sehr beglückenden Erlebnis macht.


    Die störende Spielgefühl-Gesamtlatenz wird dabei NICHT erhöht. Die meisten Pfeifen springen - wenn sie nicht von HW insbesondere bei tiefen Frequenzen sowieso später kommen, mit sehr geringer technisch bedingter Latenz an.


    ((Wie war das mit dem Spontispruch: "Alle wollen zurück zur Natur, nur nicht zu Fuß." ;) ))

  • Bei einer realen PO springen die Pfeifen ganz unterschiedlich schnell an.

    das ist unbestritten, nicht nur einzelne Pfeifen haben unterschiedlichen Einschwingvorgänge auch die Obertöne einer Pfeife entwickeln sich unterschiedlich schnell was letztendlich auch von Bauart und Intonation bestimmt wird.

    Wenn also Samples von einer Orgel im einfachsten Fall nur 2-kanalig Stereo aufgezeichnet werden, ist der von Pfeife zu Pfeife unterschiedliche Einschwingvorgang ja im Sample enthalten. Insofern braucht es dann eigentlich keine zusätzlichen Korrekturen mehr mit einem Delay.

    Das könnte ich mir höchstens vorstellen wenn das unterschiedliche Einschwingverhalten der Pfeifen in den Originalsamples durch nachträgliches Bearbeiten eliminiert wurde. Um dann wieder einen lebendigen Orgelklang zu bekommen wäre ein nachgelagertes Delay wie in GO implementiert hilfreich.

    Das ist aber in den von mir genannten Fällen nicht so. Die aufgezeichneten Samples zeigen von Ton zu Ton unterschiedliche Delays bis der Ton eingeschwungen ist. Trotzdem wurden in den GO ODFs noch zusätzliche Delays definiert und in HW mit den gleichen Samples eben nicht

    verstärke ich mit vielen Mitteln diese wunderbaren "Unsauberkeitseffekte", die eine PO ausmachen

    natürlich kann man die Effekte zusätzlich verstärken, dann stellt sich aber die Frage warum unterstützt HW ausgerechnet dieses Stilmittel nicht mit einer geeigneten Funktion?

    Mit nachgelagerten zusätzlichen Geräten kann man zwar auch Delayeffekte und anderes einstellen, dann aber immer mit gleichem Delay für alle dem jeweiligen Kanal zugeordneten Pfeifen.

    Das macht den Klang nicht unbedingt authentischer, im schlimmsten Fall stellt sich im Zusammenspiel mit dem unverzögerten Kanal ein unschöner Echoeffekt ein wenn man es übertreibt.

  • Allgemein: Wer mit Kopfhörer/Nahfeldmonitoren eine Orgel-"CD" spielt (oder Aufnahmen machen will), für den wären meine o.g. Maßnahmen z.T. nicht empfehlenswert, teils störend., teils völlig unangebracht.

    Ganz anders in der erwähnten Spielerperspektive mit etlichen Kanälen im Raum.

    Hier ziehe ich den 3D-Raumklang der Werke und des Halls für mich herrlich etwas weiter auseinander.

    Man denke bspw. an Orgeln, die weit auseinander stehende Werke besitzen.....

    estepresb.jpg

    In der (meiner) Spielerperspektive übertreibe ich diesen Effekt nicht, dann würde er tatsächlich störend, aber ich will ihn spielend wahrnehmen.

    Für mich fördert dies in vorher ungeahnter Weise den Realismus z.B. beim Wechsel auf das Rückpositiv....😊

    .... und die erahnte, gefühlte Größe des Raumes.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab manchmal den Gedanken dass die Orgel zu Hause, egal ob mit HW, GO oder andere, besser, originaler und natürlicher klingen soll als das Original selbst. Erst dann kann man auf der Heim-Orgel ordentlich spielen......

    Ein gutes sample enthält alle Parameter des Originalklanges wie sygo beschreibt. Außer die gegenseitige Beeinflussung innerhalb der Lade usw.

    Mit einigen Nachbearbeitungen entfernt man sich ggfs vom Original. Es klingt nach eigener Klangvorstellung. Allg streben wir nach perfektem und fehlerfreien Klang. Ist aber ok. Jeder wie er es mag

  • Ich kann bestätigen dass der Klang einer virtuellen Orgel über mehr als nur 2 Kanäle deutlich an Authentizität gewinnt.

    Bis vor kurzem fand ich die Stereowiedergabe noch als völlig ausreichend, bis ich mich langsam herantastend, mit einem externen Audiointerface mit mehreren Kanälen, jetzt bei 6 Kanälen, also 3 Perspektiven angelangt bin.

    Mit den Einstellmöglichkeiten von HW konnte ich ein von mir oft gespieltes Stereo Sample Set auf drei Perspektiven mit zusätzlichem verzögertem IR Hall erweitern. Der 3D Klang öffnet einen großen Raum in dem sich der Orgelklang nahezu wie im Original entfalten kann, einfach großartig.

    Ich bin geradezu überwältigt und fasziniert von dem Klangergebnis. 2-Kanal Stereo dagegen klingt matt und wenig aufgelöst obwohl es das gleiche Set ist.

    • Offizieller Beitrag

    Die Samples entsprechen (gute Mikrofone vorausgesetzt und sämtliche Aufnahmen mit gleichem Standort der Mikrofone und gleicher Aussteuerung, Equipment etc) dem Originalklang an dem Standort der Mikrofone.

    Eine anschließende Bearbeitung durch den Hersteller des Sets mal ausgenommen. Das müsste eigentlich nur erfolgen wenn die o.a. Voraussetzungen nicht gegeben waren.

    Da man zu Hause den Klang des Sets nicht mit dem Original vergleichen kann ist es nahezu unmöglich durch Nachbearbeitung dem Original näher zu kommen.

    Wird das Set dagegen an mehreren Tagen mit unterschiedlichem Mikrofonstandort, anderer Aussteuerung etc aufgenommen ( was eigentlich nicht sein darf ), kann man durch Nachbearbeitung von Lautstärken das Set in sich stimmig machen und kommt so dem Original evtl näher.

    Da stimme ich zu.

    Das hab ich mit der C Coll in St Etienne, Cean auch getan. Da stimmten die Pegel der Manuale nicht zueinander. Auch ein Cromorne war lauter als die Trompette. Die Orgel klang nach der Anpassung in sich ausgeglichener. Ob ich damit dem Original näher gekommen bin würde ich nicht unbedingt behaupten

  • nochmal zurück zum eigentlichen Thema der Delay Einstellungen einzelner Register (Ranks) und Pfeifen in GO im Gegensatz zu HW.

    Die Funktion wird ja gerade in den GO ODFs von P. Grabowski wie schon erläutert häufig verwendet. Unzählige Pfeifen auch innerhalb eines Registers haben unterschiedliche Einträge von einer bis zu mehreren Millisekunden.

    Das bedeutet dass sich PG die Mühe gemacht hat für GO alle Register und Pfeifen auf gleiche Ansprache einzustellen. Welch ein Aufwand!? Oder gibt es einen anderen Grund für diese Einträge, bzw. kennt jemand andere Hintergründe für diese Einstellungen?

    Die Pfeifen einer Orgel befinden sich in unterschiedlichen Abständen (Millisekunden) vom Hörplatz. Das könnte ein guter Grund sein,oder?