• Rainer, du erwähnst die "synthetischen Cornett-Dispositionen: "aufdringlich und mitunter fast unerträglich breitem Klang"

    Für mich gehört ein gutes reales Cornett zu den eindrücklichsten Registern. Ich vergesse nie, wie ich in einer November-Nacht ins Freiburger Münster kam und die dortige Organistin mit einem Cornett und leiseren Begleitstimmen das lange Münster durchpflügte. Es ließ mich im positiven Sinne erschauern und ich vergesse den Eindruck nie. Er ist für mich bis ins Mark erschütternd und ich ziehe so etwas jeder symphonischen Großorgel vor.


    In Samplesets ist dies schwer zu vermitteln: Zu dünn, piepsig und mit wenig Durchschlagskraft wie meist darf das Cornett nicht sein. Habe lange das Richtige gesucht und in 2 guten Samplesets gefunden.

    Allerdings kommt erst mit guter Mehrkanalabstrahlung ein Teil des obengenannten Erlebnisses zustande. Das Cornett darf nicht flach aus 2 Lautsprechern vermengt mit anderem einen "synthetischen" Matsch erzeugen, sondern muss solo, getrennt ortbar und in schwingender Luft mit den Begleitregistern interagieren.

    Außerdem kommt bei solchen Registern erschwerend hinzu, dass die komplexen Einschwingungsvorgänge (u.a. Transienten) vom schwächstem Glied, den Lautsprechern, auch sauber und eben nicht künstlich verzerrt wiedergegeben werden müssen, möchte man daraus Genuss ziehen.

    Solche Lautsprecher bekommt man nicht geschenkt und muss sie für Orgel ganz gezielt auswählen, wenn man auf solche "Gags" Wert legt.

  • Muss mich korrigieren, was die Bärpfeife betrifft: zusammen mit der Rohrflöte und der Quintflöte klingt sie als auffällige Obertonbereicherung schön und beeindruckend.

    (Mein dummes, geschocktes Ersturteil war mangelnder Hör- und Registriererfahrung geschuldet 🙈, sorry)

    • Offizieller Beitrag

    Die Quinten 2 2/3' klingen ja mit einigen Grundtönen als Soloregistrierungen schön. Das gilt auch für ein Cornerr.. Keine Frage. Nur, man muss sie nicht auf jedem Manual disponieren.

    Wenn die Intonation nicht sorgfältigst durchgeführt wird klingt die Orgel im Plenum oder Tutti halt sehr quintig und damit breit.

    Einige Forenmitglieder konnten sich das Cornett in der Hybridorgel in Charlottenburg anhören. Ein Plenumklang mit dem Cornett war aufdringlich. Im Tutti ist es nicht nehr zu kräftig.

    Eine Möglichkeit, wenn man viele 2 2/3' Quinten und Cornetts disponiert ist, diese Register aus dem Registercrescendo und Tutti herauszulassen

  • Ich denke es kommt auf die Orgel an wenn es eine große ist mit sehr vielen Registern dann ist es nicht so schlimm. Aber ich verstehe schon wenn es eine kleinere Orgel ist dass es nicht so toll ist wenn es zu viele Quinten sind. die Orgel in meiner Umgebung hat eine 1 1/3 Sifflöte und ein 2 2/3 Nasarrd und das finde ich ausreichend an Quinten

  • Guten Morgen, Synthematophon 8'

    zuerst gefunden habe ich ein wunderschönes, durchschlagskräftiges Cornet bei der Haarlem von Voxus.

    (Nach einer Nacht mit Aufnahmen dieser Orgel - ich reagiere auf schöne Klänge mit meinem ganzen Wesen (siehe auch oben das Erlebnis im Freiburger Münster)- habe ich dieses teure Set mit einem Adventsrabatt gekauft.)


    Später dann bei der Prytanee von SP.

    Das letztere Set ist m.E. für jeden zu empfehlen. Kaum irgendwo sonst hat man bei kleinen Registrierungen so unmittelbar den Klangeindruck einer Hausorgel.

    (Man muss eventuell je nach Abstrahlung ein paar kleine Anpassungen in der Klangbalance dieser bemerkenswerten Orgel vornehmen)

    Das Cornet gibt es hier in sogar 3 Versionen (im Hauptwerk, als "eigenes Recit-Werk" und im Echo-Werk. So lässt es sich mit jeder Begleitstimmenkonstellation genießen.

  • Unabhängig davon kann ich die kritischen Anmerkungen von Rainer zu einem allzu breiten quintigen Klang bei manchen Orgeln, Intonierungen und Registrierungen absolut nachvollziehen.

    Verwendet man z.B. das Cornet bei der Haarlem in einer größeren Kombination, dann ist es (auch für meine Ohren) zu bestimmend, Es kann buchstäblich alles erschlagen und zu sehr ins Quintige färben.

    Darum verwende ich das Cornet z.B. bei dieser Orgel fast nur als Soloinstrument. Habe es dazu sogar etwas hochgedreht. Mit der MEL-Funktion in HW lassen sich damit schöne Sachen machen.

  • (Nochmals die Bitte, die Diskussionen bezüglich der Beckerath Orgel in einen eigenen Faden verschieben......)

    Schließe mich der Bitte an, insbesondere, da ich noch eine Anmerkung zu Beckerath-Orgel Hildesheim habe.

    Mit persönlich ist (habe nur die Test-Version mit dem GO-ODF von Andrew Hall) ist der Nachhall zu viel des Guten. Ich habe ja gerne die großen Orgeln in großen Kirchen, aber das ist selbst mir zu viel. Weiß ja nicht, ob das in der Original-Version mit HW anders ist, aber mir verschmiert der Klang zu sehr.

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Man kann sich die Aufnahmen der Beckerath auf contrebombarde anhören. Yolar z.B. verwendet in Stereo 100% Front, einen kleinen Anteil Diffuse und 0 Rear.

    Die Rears kann man bei einer solchen Orgel nur verwenden, wenn man sie getrennt abstrahlt. ( Nur) Dann sind sie ein weiterer großer Gewinn und Genuss.


    Das Entscheidende bei der Verwendung solcher Samplesets mit riesiger Akustik ist, dass unsere Hörverarbeitung in jedem Moment klar trennen kann, was Direktschall und was Raumreflexionen sind:

    a) Das Sampleset muss in mehrfacher Weise zwingend fortgeschritten konzipiert sein: Aus meiner Hörsicht können das (erst) seit relativ kurzer Zeit nur Sonus Paradisi und P- Grabowski. (Bei Grabowski allerdings leider noch mit einigen nervenden Programmierfehlern)

    b) We in #21 angedeutet hängt dies jedoch auch ganz erheblich von der Wiedergabekette ab. Hallfahnen sind wie Zungen höchst problematisch. Die ungeheuer schnellen, filigranen Schwingungen und Transienten dürfen nicht durch 'grobkörnige' Verstärker und meist noch viel problematischeren Lautsprechern bzw, Kopfhörern zu einem Interferenzmatsch verklebt werden (war ja auch z.B. Rainer schon des Öfteren kompetent erklärt hat).

    c) Bei guter Mehrkanalabstrahlung ist diese Durchhörbarkeit auch bei einem solchen Sampleset keinerlei Problem mehr: Im Gegenteil tritt dann der Direktschall sogar noch viel deutlicher aus dem Raumhall hervor als dies in etwas älteren Sets mit kleinerer Akustik geschah!


    Dies gilt somit alles erst bei aktuellen Sets von solchen, die dies auch können: Este (SP), Alessandria (PG), Beckerath (SP.....

    Alle früheren halligen Sets sind danach leider für mich enttäuschend, weil sie viel zu viele Artefakte erzeugen und schon bei viel geringerer Akustik zu "Verklebungen" neigen.

  • Was meinst du genau mit synthetischem Cornett, Rainer?

    Das würde mich auch interessieren. Wenn ich das Wort "durchschlagend" lese, denke ich automatisch an ein Zungenregister. Da spricht man aber m.W. zumeist im Pedal in 2' oder 1'-Lage vom Cornett.

    Alles andere sind ja gemischte Labialregister, zumeist (bei franz. Orgeln) bestehend aus Bourdon 8′, Prestant 4′, Nasard 2 23′, Quarte de Nasard (Quarte über dem Nasard = 2′) und Tierce (1 35′). Das ist doch das sog. Cornet décomposé. Im Deutschen auch zerlegtes Kornett genannt.

    Meinst Du das mit "synthetisch"?

    Hierunda male in george liste in evoltat

  • Ich denke es ist wie bei der Erfurd Büßleben Orgel von Piotr grabowski da gibt es ein 2' Cornett im Pedal das ein Zungenregister ist. Dann wird das auch so etwas sein aber mit einer durchschlagenden Zunge ( wie eine Harmonium Zunge)

    • Offizieller Beitrag

    Ein synthetisches Cornett besteht aus der Kombination mehrerer Labialpfeiffen und unterschiedlichen Fußlagen. In diesen ist oft der 2 2/3' sehr markant intoniert. Ich stelle demnächst einige Cornettmischungen ein.

    Das durchschlagende Cornett ( es gibt auch aufschlagende) ist natürlich ein Zungenregister, was allerdings sehr selten gebaut wird. Es klingt halt feiner als eine Cornettmischung

  • Ein synthetisches Cornett besteht aus der Kombination mehrerer Labialpfeiffen und unterschiedlichen Fußlagen. In diesen ist oft der 2 2/3' sehr markant intoniert. Ich stelle demnächst einige Cornettmischungen ein.

    Das durchschlagende Cornett ( es gibt auch aufschlagende) ist natürlich ein Zungenregister, was allerdings sehr selten gebaut wird. Es klingt halt feiner als eine Cornettmischung

    Also schon so, wie ich es vermutet hatte. Nur war mir bislang das Wort "synthetisch" in diesem Zusammenhang nicht bekannt.

    Der Vorteil französischer Cornett-Mischungen ist, dass hier mit dem Prestant 4' gearbeitet wird, alles andere sind ja Flöten. Damit nimmt man der Quinte etwas die Schärfe. Aber das ist halt die hohe Kunst der Intonateure. Kann nicht Jeder....

    Der Vorteil von Einzelregistern zur eigenen Cornett-Zusammenstellung liegt auch darin, dass man (soweit vorhanden) auch selbst das entsprechende 4' Register auswählen kann (also entweder Prestant oder Flûte douce/Flûte octav.) oder auch den 2' weglassen kann oder als Basis auch ein etwas stärkeres Register als Bourdon wählen kann (z.B. Diapason im Récit der Caen-Orgel)

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Das Quintenproblem besteht grundsätzlich. Jede Pfeife erzeugt außer ihrem Grundton (erster Teilton) eine Reihe weiterer Teiltöne mit geringeren Amplituden. Darunter auch den oft hörbaren dritten Teilton (die Quinte)

    Beispiele:

    8' Grundton.

    Der 1. Teilton ist 8'

    Der 2. Teilton ist 8/2 = 4'

    Der 3. Teilton ist 8/3 = 2 2/3'

    Der 4. Teilton ist 8/4 = 2'

    Der 5. Teilton ist 8/5 = 1 3/5'


    16' Grundton

    1. Teilton ist 16'

    2. Teilton ist 16/2 = 8'

    3. Teilton ist 16/3 = 5 1/3'

    4. Teilton ist 16/4 = 4'

    5. Teilton ist 16/5 = 3 1/5'....usw

    Gedeckte Pfeifen erzeugen einen srärkeren 2. Teilton als den Grundton und deutlich hörbaren 3. Teilton (Quinte). Besonders auch von der Intonation gewollt tritt der 3. Teilton ( Quinte) und oft der 5. Teilton ( Terz) stärker hörbar in Quintaden oder Quintadena etc hervor. Den Effekt kann man mit einem Sesquialter 2 2/3' plus 1 3/5' verstärken. Dieser zählt also zu den Obertonverstärkern.

    In romantischen Orgeln mit einer großen Anzahl von 8' Stimmen ist damit die Quinte 2 2/3' schon stark im inneren Teiltonaufbau der Pfeifen vertreten.

    Werden zu viele Quinten 2 2/3' disponiert und nicht sorgfältigst intoniert entsteht die Quintigkeit einer Orgel. Es geht hierbei immer um den 3. Teilton. Höhere Quinten haben kleinere Amplituden und fallen deshalb nicht ins Gewicht.

    Nimmt man für ein Cornett z.B. einen Prästant 4' , so muss der 2 2/3' weit mensuriert sein. Damit er "nur" die Quinte verstärkt und wenige eigene innere Teiltöne entwickelt. Exzellente Intonationen disponieren und intonieren den

    2 2/3' so gut, dass die Quintigkeit vermieden wird. Das erreicht man auch damit, dass man nur wenige 2 2/3' disponiert.

    Genug davon. Ist eine Wissenschaft für sich.

    Wenn Mike die Beiträge nicht verschiebt öffne ich einen neuen Faden. Z.B.

    "Quinten in der Disposition" und verschiebe selbst die Beiträge dorthin

    Gruß Rainer

  • Genug davon. Ist eine Wissenschaft für sich.

    Ja, und ein alltägliches "Problem" für mich, da ich mittels additiver Synthese (hier stimmt das Wort dann wirklich) bei AEOLUS die Register selbst zusammen bastel (vulgo "intoniere"). Da habe ich es selbst in der Hand, wieviel Quinte ich zulasse. Ganz einfach mittels Schieberegler. So einfach und schnell, da träumt jeder Intonateur davon.

    Hierunda male in george liste in evoltat

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das stimmt.

    In der alten Hammond-Orgel hat man sich das zu Nutze gemacht. Sinustöne ( ohne eigenen Obertongehalt) wurden in den Fußlagen

    16' 8' 4' 2 2/3' 2' 1 3/5' 1 1/3' 1'

    mit je einem Schieberegler (Zugriegel) in der Amplitude stellbar gemacht. Dadurch konnte man viele synthetische Klänge erzeugen. Geht mit Pfeifen halt nicht