Orgelunterricht + Preise

  • Hallo Ihr Lieben,
    gestern Nachmittag hatte ich meinen Termin zur Probe und Vorspiel bei einer Orgeldozentin in Leipzig. Anlass war, dass ich gerne besser und vor allem auch mal „vom Blatt“ auf der Orgel spielen möchte. Das Erlebnis, mal auf einer richtigen Kirchenorgel zu spielen, war überwältigend. :D Dazu hatte ich 2 auswendig gelernte Werke von Bach mitgebracht und nebenbei ein paar improvisierte Choräle aus dem KGB.
    Die Dozentin fand das ganze wohl recht nett. ABER!: sie meint, damit ich irgendwann wirklich auch vom Blatt spielen kann dauert es mindestens 3 Jahre mit Unterricht. ;(
    Bedeutet zu ihren Konditionen:
    Mindestens 2 Stunden bei ihr, zum vorspielen und lehren wöchentlich für 30 EUR
    Täglich wenigstens 2 Stunden üben alleine an einer richtigen Orgel (also, Kirche oder Konzertsaal)
    Sie weiß, dass ich GO/HW verwende und zu hause eine Spielanlage habe, aber hält davon nichts. Es gibt viele Kirchen in Leipzig und da auch Möglichkeiten, zum üben. Aber die wollen dafür auch Geld. Wenigstens 100 EUR, wenn ich das regelmäßig nutzen möchte.
    Musiktheoretische Kenntnis muss ich mir alleine aneignen und entsprechende Lehrbücher kaufen.
    Nun, das ganze hat mich auf den harten Boden der Realität gebracht … mit den Kosten hatte ich nicht gerechnet. Und auch nicht mit den Zeiten, welche täglich zum Üben erforderlich sind. Ich arbeite und kann nicht jeden Tag in eine Kirche fahren. Dazu habe ich ja meine Spielanlage zu hause. Hier könnte ich sicher 2 Stunden jeden Tag üben. Und eigentlich wollte ich auch kein Berufs-/oder Konzertorganist werden. Ich benötige lediglich Basics, für den Heimgebrauch.
    Deswegen hier die Frage, gibt es andere Möglichkeiten? :/

  • Naja, der Preis geht eigentlich in Ordnung.

    2 h wöchentlich für 30 Eu ist bei einer Dozentin nicht viel Geld. Aber braucht es das wirklich?

    Ich meine, 1h wöchentlich ist ausreichend, zumal Du ja berufstätig bist und nicht jeden tag 8h üben kannst.

    Das Du zu Hause nicht üben kannst, halte ich für ein Gerücht. Wenn Du einen BDO Spieltisch hast, kannst Du natürlich auch zu Hause üben. Ich habe es jedenfalls so gemacht und hatte keine Probleme damit bei meinem KMD.

    Die Musiktheorie gehört natürlich zu einem Unterricht dazu!!

    Du kannst halt alternativ mal bei den Kantoren anfragen, ob sie Dir Unterrricht geben. Dann hast Du in der Regel auch die Möglichkeit, auf der zugehörigen Orgel zu üben. Unser Kantor hat jedenfalls keine Benutzungebühr genommen!

    Ich habe schon viele historische Orgeln spielen dürfen (viele Silbermänner) und da ist nie ein Wort über Benutzungsgebühr gefallen (Ausnahme: Trost Waltershausen - da ist eine Gebühr von 15 Eu üblich).

    Mein nächster Tripp: Silbermannorgel in der Petrilkirche Freiberg.
    Da freue ich schon riesig drauf.

    LG Wolfram

  • Also daß du zuhause nicht üben kannst halte ich ebenfalls für ein Gerücht. Bei mir fand/findet der KMD es sogar recht nett, daß ich die Hymnus daheim habe. Ich nehme sporadisch hier und da auch immer wieder mal ein bis zwei Stunden Unterricht.
    Er sagt daß die heimische DO den Vorteil hat daß wir uns beide im Winter nicht den A.... abfrieren müssen. Und wir beide kommen gute mit der Hymnus zurecht was das Üben angeht. Der Hall wird dann abgedreht um Fehler exakt zu hören.

  • Naja,

    Leipzig scheint ja schon seit ewigen Zeiten ein besonderes Pflaster zu sein.

    Schon der gute alte Bach hatte so seine Sorgen mit dem ehrwürdigen Rat!

    Ich finde, wenn es stimmt, 200 Eu schon sehr überzogen. Natürlich muß eine Orgel gewartet werden, braucht Strom, muß alle Zeiten grundlegend übderholt werden.

    Wenn es wertvolle Instrumente sind, geschieht das aber auch zum großen Teil aus Steuergeldern! Warun soll also der kleine Michel ständig geschröpft werden?

    Das Beispiel Waltershausen ist in Ordnung, da zahle ich gern den kleine Obulus und kann aber die Orgel so lange ich will und kann traktieren.

  • 200 EUR/Std. in St. Nikolai ... denke auch, das ist übertrieben. Hier spielen ja vor allem auch junge Studenten, die soviel Geld gar nicht aufbringen könnten. Aber da mache ich mich gerne mal vor Ort schlau für Euch.
    Wegen dem üben am Originalinstrument meint die Dozentin, das wäre wegen der Anschlagsdynamik besser. Die würde ich auf meinen Keyboards der Spielanlage so nicht erreichen. Komisch, der Begriff Anschlagsdynamik ist mir eigentlich eher vom Klavier her bekannt und abgesehen davon unterstützen meine Keyboards diese Funktion. :/
    Na gut, sie wird das schon besser wissen. Ich schlafe erst mal paar Nächte drüber und entscheide dann, was ich weiter machen werde.
    Ich danke Euch für die Resonanz und wünsche schon mal guten Start in die neue Woche!
    Viele Grüße
    der Peter :-wave:

  • Anschlagdynamik gibt es bei der Orgel nicht, das ist Quatsch.

    Die Dame meint bestimmt den Punkt (bei einer mechanischen Ogel) wo das Ventil gerade öffnet.

    Profis können damit sicherlich die Artikulation verbessern.

    Du brauchst aber zuächst erst mal Basiswissen. Eine ausgefeilte Artikulation kommt erst mit dem sicheren Beherrschen der Stücke, da kann mann dann immer noch dran arbeiten.

    Moderne Orgeln habe eh einen elektrischen/elektronischen Spieltisch, da hilft Dir das dann auch nicht weiter.

    (Rötha hat übrigens zwei wunderschöne Silbermannorgeln - ich habe dort auch nichts bezahlt, lediglich die Kantorin mit einem Blumenstrauß und einer großen Tafel Merci "bestochen")

    Schöne Woche und Gruß nach Leipzig


    Wolfram

  • Eine Anmerkung habe ich noch:

    Wenn Du tatsächlich mit Keyboards arbeitest, solltest Du mal den Abstand einer Oktave messen und mit dem Klavier (so vorhanden) vergleichen. Nach meiner Erfahrung fehlt Dir ein halber cm gegenüber Klavier//Orgel.

    Das wäre dann ein Grund, tatsächlich am Originalinstrument zu üben.

    (Ich hatte am Anfang eine Yamaha HS6 als HW Spieltisch, da habe ich diese Erfahrung machen müssen. Außerdem haben die 20 Stummelpeale nun wirklich nicht zum Pedalüben getaugt.)

  • Also, alle drei Keyboards sind Yamaha PSR-E Serie (je 61 Tasten) für zusammen ca. 800 €.
    Die weißen Tasten 22 mm breit und 140 mm lang.
    Das Pedal stammt aus einer italienischen Dorfkirche, ist komplett aus Holz und wurde midi nachgerüstet und/oder gebastelt. Es ist recht „ausgelatscht“ und hat möglicherweise antiken Wert. Die 24 Pedale treten sich aber, für meinen Geschmack angenehm. Seltsamerweise habe ich für dieses Teil das meiste Geld bezahlt. Über 1.000 € .

  • 22 mm klingt erst mal gut, aber besser wäre, wenn Du mal eine Oktave mißt, bei 8 Tasten kann ein Meßfehler schon mal bei einer Oktave 5mm ausmachen.

    25 Pedaltasten ist nun allerdings zu wenig. Ich hatte bei meiner Anschaffung ursprünglich mit einer DO und 27 er Pedal geliebäugelt, bin aber heute heilfroh, daß ich 30 Pedale habe. Es ist schon schlimm, wenn man an historischen Orgeln einen eingeschränkten Pedalumfang hat, weil man dann viele Stücke nicht spielen kann.

    ich bereite mich z.b. für die Petrikirche mit dem Zöblitz Standardset vor. Da kann ich schon einige Stücke gar nicht spielen, weil eben bestimmte Töne am Orginal fehlen.

  • Also bei uns im Dekanat kostet der Unterricht beim KMD 15 Euro/45 Min. Bis 2014 kostete der Unterricht sogar nur 10 Euro/45 Min. Voraussetzung für den Unterricht ist jedoch, dass hin und wieder ein sonntäglicher Gottesdienst im Kirchenbezirk übernommen wird, der sogar noch vergütet wird. Dafür sind auch die Übungsstunden an der Orgel dann kostenfrei.

    Da ich berufstätig bin nehme in den Unterricht nach Bedarf wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe.

    Übrigens würde eine Stunde Orgeluntericht an der Musikschule im Nachbarort 35 Euro kosten. Die private Musikschule im Ort verlangt sogar über 70 Euro dafür.

    vg Alex

  • Zitat

    Original geschrieben von acadeus
    Voraussetzung für den Unterricht ist jedoch, dass hin und wieder ein sonntäglicher Gottesdienst im Kirchenbezirk übernommen wird,


    Ich denke das ist der Knackpunkt. Gerade in den grossen Städten gibt es anscheinend immer mehr Leute, die nur noch für sich spielen wollen. Dass die Kirchengemeinde dann Geld für die Orgelnutzung möchte, ist eigentlich nur logisch. Ich rede hier nicht von Leuten wie Klassikfan, die "mal" ein bestimmtes Instrument spielen wollen sondern solchen, die wöchentlich eine oder mehrere Stunden die Orgel blockieren. Die sollen für ihr Hobby ruhig etwas bezahlen.

    Unser Bistum verlangt übrigens 30 Euro im Monat für wöchentlichen Einzelunterricht + monatlich einen Theorietag + jährlich ein Intensivwochenende.

  • In einer Mischung - bestehend aus Achtung, Ehrfurcht und Anerkennung zum Komponisten und dem Interpreten – betrachte ich gerne hier dieses Video:

    http://www.contrebombarde.com/concerthall/playmusic/13346

    Es scheint mir ein Ideal zu sein, zu dem, was man braucht und können muss, um wirklich Orgel zu spielen oder es unter häuslichen Gegebenheiten überhaupt ernsthaft erlernen zu wollen! :/
    Die Spielanlage sieht schlicht aus, 4 Manuale, Pedal und Bildschirme rechts + links. Keine „Schnörkel“ und einfach eben praktisch. Aber ich mag gar nicht wissen, was sie gekostet hat … paar tausend Euro mit Sicherheit.
    Otto Normal Verbraucher kann sich so was jedenfalls nicht leisten. Im nächsten Leben vielleicht … ;(
    Da bleibe ich eben bei meinem zusammen gehalfterten „Spieltisch“ und dem nicht ausreichend großen Pedal, suche weiter nach einem älteren Dorfkantor, der mir Basics vermitteln kann, ohne große Kosten.
    Und selbst wenn das nicht gelingt, für paar Weihnachtslieder, Choräle oder auswendig gelernte größere Werke gereicht das autodidaktische Talent allemal. :)

  • Ich habe wieder mit Orgelunterricht in der katholischen Kirche begonnen und zahle 30 € für eine volle Stunde. Da ich selbständig berufstätig bin und ganz andere Stundenlöhne habe, ist das für mich o.k. Bei einem Schüler oder Studenten mag das anders aussehen.
    In der Kirche kann ich auf einer 3 manualigen Orgel üben, wenn keine Messen etc sind. Natürlich kostenlos.
    Zuhause habe ich eine Gloria Cantus 342 mit Hauptwerk. Einziges Problem ist das 32er Pedal.
    Daneben kann ich noch beinahe Tag und Nacht auf einer 2 manualigen Pfeifenorgel üben.
    Aus gesundheitlichen Gründen übe ich natürlich überwiegend im geheizten Heimbereich :-music:

    Als Übeintervall habe ich mal 3 Wochen vereinbart. 2 Orgelbüchleinchoräle und 1 Brahmschoral habe ich z. B. dieses Mal zu stemmen.

    Ich rate dringend in irgendeiner Weise Unterricht zu nehmen. Einmal der Druck und zum anderen habe ich in der Eigenarbeit mir z.B. mit ungelenken Fußsätzen viele Arbeit umsonst gemacht. Es macht auch sehr viel mehr Spaß wenn man vorwärts koimmt und Erfolge sieht. Soweit mal mein Statement.

    Michael