Sub- und Superkoppeln in Pfeifenorgeln und/oder Samplesets

  • Es kommt m.W. drauf an, ob die Orgel eine zusätzliche Oktave eingebaut hat. Die Walcker in Doesburg hat bspw. Samples in der Superoktave, da kann der Superkoppler tatsächlich höher spielen als die normale Tastatur erlaubt. In den meisten Fällen bleibt der oktavierte Ton aber stumm, weil da nichts ist, was spielen könnte. Falls du die AVO Aeolian-Skinner unter HW hast, kannst du's mal ausprobieren. Der "Erzähler" ist dasselbe Register in 16', 8' und 4' Lage. Da könnten beide Oktavkoppeln eigentlich spielen, bei meiner GO-ODF klappt das aber in den Außenoktaven nicht, liegt evtl. an meiner ODF...

  • Bei der großen Walcker in Papenburg sind die meisten 8' und 16' Register in den Manualen II und III sowie dem Fernwerk (jetzige Chororgel) für die Superoktave ausgebaut, für die Suboktave gibt es keine zusätzlichen Pfeifen. Da es netterweise für II und III auch Superoktavkoppler an I gibt, konnte ich die entsprechenden Pfeifen gut einzeln samplen. Beim Fernwerk gibt es diese Möglichkeit nicht, und die elektronische Ansteuerung über ipMidi (was für eine Arbeitserleichterung bei der Aufnahme!) reicht nur 3 Töne über den normalen Kompass hinaus. Hab ich erst nicht verstanden, warum ausgerechnet da Schluss ist, liegt aber daran, dass die Steuerung in 8er Gruppen erfolgt, also 8x8 = 64 Tasten lassen sich damit ansteuern. Dort werde ich also die oberen neun Töne der Superoktaven aus den anderen Samples extrapolieren müssen, mal schauen, wie das wird. Da man diese Töne aber normalerweise nicht einzeln spielen kann, halte ich das für machbar.

    • Offizieller Beitrag

    Einige wenige Orgeln haben die zusätzliche Oktave nach oben oder unten tatsächlich ausgebaut. Der dadurch erforderliche Mehraufwand an Pfeifen kann durch Verwendung von Transmissionen wieder eingespart werden.

    Beispiel:

    Manual 1: Prinzipal 8' (mit 1 Oktave unter und über dem Manualumfang) kann als

    Pedal: Prinzipal 16'

    Manual 3: Oktave 4'

    in Transmission verwendet werden.

    Macht man sinnvoller Weise nur bei großen Orgeln wo evtl dadurch auftretende Tonlöcher nicht wesentlich auffallen.

    Ein weiterer Grund für eine Superoktavkoppel in romantischen Orgeln ist, dass oft ein 2' Register als höchste Oktave disponiert wurde und die Mixturen teils aus nicht oder wenig repetierenden tiefen Chören besteht. Der dadurch geringe Obertongehalt dieser Mixturen wurde vereinzelt durch höheren Winddruck versucht auszugleichen. Dies führte zu den sog. Schreipfeifen. Hier ist die Superoktavkoppel die bessere Lösung, selbst wenn sich die oberste Oktave wiederholt.

    Bei vielen Orgeln fehlt bei der Suboktavkoppel und Superoktabkoppel die jeweilige Oktave.

    Bei einem offenen 16' Register mit Suboktavkoppel hätte man die unterste Oktave in 32' Länge.

    Das ist teuer und braucht Platz

  • Die technische Umsetzung ist heute kein Problem bei einer elektrischen Traktur bzw. bei einer mechanischen Traktur. Führend sind hier als Anbieter Laufhuff mit dem Espressivo-System und Sinua. Bei einer mechanischen Traktur sind zusätzliche elektrische Tastenkontakte (welcher Art auch immer) und zusätzliche elektrische Magnete an den Laden erforderlich. Wenn sowieso elektrische Koppeln vorhanden sind, sind diese Magnete ja auch schon vorhanden. Außerhalb von Sub- und Superoktavkoppeln kann mittlerweile jede Art von Koppel realisiert werden.

    Ausbauten in die Tiefe sind aus Platz- und Materialgründen eher selten, sonst war die Erweiterung um 12 Töne im Diskant schon üblich und auch erwünscht, wenngleich dies nicht in jedem Manual (z.B. Hauptwerk) praktiziert wurde.

    Generell sollten diese Oktavkoppeln eher selektiv verwendet werden, da sonst - grob formuliert - ein sehr mulmiger oder schreiender Klang entstehen kann. Casavant baute um 1910 seine Sub- und Superpktavkoppeln im Great so, dass diese jeweils nur einen Teil der Register betrafen. Das Ergebnis war ein bereicherter, allerdings ohne die oben beschriebenen Problematiken behafteter Klang.

    3 Mal editiert, zuletzt von KleinerErzaehler (28. April 2021 um 20:54)

  • Bei der großen Walcker in Papenburg sind die meisten 8' und 16' Register in den Manualen II und III sowie dem Fernwerk (jetzige Chororgel) für die Superoktave ausgebaut, für die Suboktave gibt es keine zusätzlichen Pfeifen. Da es netterweise für II und III auch Superoktavkoppler an I gibt, konnte ich die entsprechenden Pfeifen gut einzeln samplen. Beim Fernwerk gibt es diese Möglichkeit nicht, und die elektronische Ansteuerung über ipMidi (was für eine Arbeitserleichterung bei der Aufnahme!) reicht nur 3 Töne über den normalen Kompass hinaus. Hab ich erst nicht verstanden, warum ausgerechnet da Schluss ist, liegt aber daran, dass die Steuerung in 8er Gruppen erfolgt, also 8x8 = 64 Tasten lassen sich damit ansteuern. Dort werde ich also die oberen neun Töne der Superoktaven aus den anderen Samples extrapolieren müssen, mal schauen, wie das wird. Da man diese Töne aber normalerweise nicht einzeln spielen kann, halte ich das für machbar.

    Nicht im deutschen, asber im amerikanischen Orgelbau und dessen Followern gibt es den Zug "unisono" off, d.h. man die hohen Pfeifen alleine spiele. Seifert hat soweit ich weiss - häufig Sinua verwendet. Vielleicht ist auf diesem Weg etwas möglich? (KE)

    Einmal editiert, zuletzt von KleinerErzaehler (28. April 2021 um 21:00) aus folgendem Grund: Nicht im deutschen, aber im amerikanischen Orgelbau und dessen Followern gibt es den Zug "unisono" off, d.h. man die hohen Pfeifen alleine spiele. SEifert hat soweit ich weiss - häufig Sinua verwendet. Vielleicht ist auf diesem Weg etwas möglich? (KE)

  • Welche Steuerung genau verwendet wurde, weiß ich nicht. Das Lustige ist ja, dass das Innere von modern aufgebauten großen Orgeln gar nicht so anders aussieht als eine Industrie-Anlagensteuerung :) Letztlich braucht es da vom Spieltisch nur noch ein LAN Kabel zur Orgel.

    Die Walcker hat jedenfalls keine Unison-Off. Da das Fernwerk auch keine Oktavkoppler an ein anderes Manual hat, kann man den erweiterten Tonumfang halt nicht getrennt anspielen.

  • @ VPO Ja, das sieht richtig aus. :)

    ReinerS Ja, die Zeiten von kilometerweise Kabelverlegung sind längst vorüber und damit auch der damit verbundene Arbeitsaufwand resp. Kosten. Wahrscheinlich ließe sich Sinua so programmieren, dass ein unisono off im Fernwerk möglich wäre. Da müsste man mal die Jungs in Ratingen fragen.

    LG

  • Und es geht es auch über Funk, so dass man beispielsweise vom Spieltisch unten kein Kabel mehr bräuchte zur Orgel auf der Empore bspw. Allerdings ist man diesem Bereich noch sehr vorsichtig

    Bei vielen Instrumenten die heute mit einem LAN-Kabel aus dem Kirchenschiff verbunden sind, gibt es dort an verschiedenen Positionen entsprechende LAN-Steckdosen.

  • Die Steuerung bei der Walcker/Seifert ist von Heuss. Klar wäre eine Programmierung eines unison-offs da möglich, aber für ein Sampling modifiziert man nicht mal eben die Software. Das kostet ja auch (und hätte ich bzw. dann die Kunden des Sets bezahlen müssen). LAN- Ports sind in der Tat an verschiedenen Orten installiert, so dass man den Spieltisch auch mal woanders hinschieben kann. Für den Orgelbauer zur Wartung gibts natürlich auch WLAN, das ergibt dann maximale Flexibilität.

  • Hallo Reiner, Danke für die Info. Schon erstaunlich mit dem Heuss-Setzer...

    Allerdings ist es so, dass die Setzersysteme von Laukhuff und auch Sinua interne Einstellungen für die sog. Intervallkoppeln zulassen, also keine neue/andere Programmierung benötigen.

    Ich bin gespannt auf das komplette Sample - Dein Verdienst! Es wird jedenfalls als Alternative zu Doesburg oder der Berliner Steinmeyerin auf dem Einkaufszettel stehen.

    Herzlichen Gruß

  • Danke für die Hniweise. Doesburg kenne ich durch Live-Erlebnisse und habe auch selbst drangesessen. Insofern sind da auch gewisse "Sentimentalitäten" vorhanden :)

    Ebenso bei Steinmeyer. In der Schlussphase ihrer beruflichen Existenz hatte ich -auch lokal bedingt - einigen Kontakt mit dieser Firma. Also abwarten und auf das Beste hoffen ...

  • Das ist doch alles okay. Ein Sample muss ja auch nicht dem subjektiven Höreindruck im Raum ensprechen. Als wir im vergangenen Jahr meine Pfeifenorgel neu intonierten, konnten sich Höreindrücke schon mit 20 cm Differenz ziemlich verändern...

    • Offizieller Beitrag

    Beim Fernwerk gibt es diese Möglichkeit nicht, und die elektronische Ansteuerung über ipMidi (was für eine Arbeitserleichterung bei der Aufnahme!) reicht nur 3 Töne über den normalen Kompass hinaus. ...... Dort werde ich also die oberen neun Töne der Superoktaven aus den anderen Samples extrapolieren müssen, mal schauen, wie das wird. Da man diese Töne aber normalerweise nicht einzeln spielen kann, halte ich das für machbar.

    Das ist bei jeder Mixtur die selbe Problematik. Die Intonateure gehen hin und bringen deshalb die unerwünschten Pfeifen zum Schweigen. Wichtig ist, dass die Pfeife aber in ihrer Position verbleibt, damit sich der Luftverbrauch innerhalb eines Mixturklanges nicht verändert, denn sonst hätte man keine Chance die Pfeifen in Kombination richtig zu intonieren. Ich, als Hobbyintonateur, habe mir für meine Walcker zu Hause verschieden dimensionierte Stäbe gemacht, die an den Enden Filzläppchen angebracht haben. Diese werden oben in die Pfeife geschoben und das Filzläppchen am Labium positioniert, sodass die Pfeife nicht mehr sprechen kann.

    Im Fall der Superoktave wäre die oberste Oktave so vorübergehend still zu legen, bis die Superoktave gesampelt ist. Falls die Entscheidungsträger das eben zulassen.

    Gruß Michael

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mal probeweise in der Friesach ein Register in einer zusätzlichen Wav-Datei gespeichert und eine Oktave tiefer gestimmt.

    Dann ein Stop "Suboktavkoppel" kreiert.

    Wenn das entsprechende Register gezogen ist und die Suboktavkoppel dazu (über eine AND-Funktion in der ODF-Datei) klingen beide Wav-Dateien.

    Ist natürlich speicheraktiv und mit einiger Programmierarbeit in der Odf-Datei verbunden