Welche trockenen Samplesets mit optimierter IR gibt es bisher?

Da ich ja die letzte Zeit nicht so überaus aktiv war, mal eine Frage ans eigene Forum:

Welche trockenen Samplesets mit optimierter IR gibt es bisher?

Ich habe schon lange u. a. das Rotterdam dry Set, aber dazu gibt es von SP leider keine optimierte Impulsanwort-Datei (IR) des originalen Kirchenraums. Auch bei den anderen trockenen Sets von SP bin ich mir nicht sicher, ob die separat bei SP erhältlichen IRs optimiert auf das jeweilige Set sind, da SP offensichtlich die IRs gar nicht selbst macht.

Von Prospectum gibt es seit Juni 2020 die Anloo 2 mit der passenden IR und einer Zusatz-IR. Die Demos hören sich richtig gut an. Allerdings hat ja Anloo schon von Haus aus sehr wenig Hall und ist deswegen schon in der Version 1 unkritisch und sehr schön. Ich weiß gar nicht, ob sich Version 2 für mich überhaupt lohnen würde.

Was gibt es denn derzeit noch am Markt für gute Dry Sets mit IR für Hauptwerk?

Zitat von regerfan

SP hat speziell für seine Dry-Sets Rabstein, Prag Baroque (Teynkirche), Zlata Koruna, Zwolle und Freiberg St. Petri IR-Dateien in seiner Sammlung bereitgestellt. Mit Ausnahme der beiden letzteren habe ich sie ausprobiert.

Wie findest Du die ersten drei mit IR? Prag Baroque und Zlata Koruna habe ich bereits als wet Set und finde die sehr schön. Rabstein dry könnte dann vielleicht ein Kandidat für mich werden. Die Klapmeyer reizt mich auch schon länger, aber dadurch, dass ich schon mehrere Barockorgeln in dieser Größenordung habe, schreckt mich dann doch der Preis ab.

Zitat von vpo-organist

Rotterdam Dry spiele ich mit dem Zwolle-IR.

Heute habe ich ehrlich gesagt das erste mal den Hall von Hauptwerk ausprobiert. Ist ja alles sehr gewöhnungsbedürftig gestaltet. Ich weiß auch nicht, ob ich alles richtig bedient habe. Die Rotterdam Dry hat sich mit den mitgelieferten IRs ziemlich bescheiden angehört. Da habe ich mir erspart komplett alle durchzuprobieren. Sind die käuflichen IRs von SP wesentlich besser? Und welche sollte ich mir außer Zwolle noch zulegen um die 50 € voll zu kriegen?

Im Anschluss an Rotterdam Dry habe ich Rotterdam Wet geladen. Das Set ist für mich ausschließlich mit Kopfhörer zu gebrauchen. Über Lautsprecher sprengt die enorme Akustik einfach mein Wohnzimmer in jeder Beziehung. Das macht gar keinen Spaß. Bei größeren Registrierungen auch ziemlicher Klangbrei, wie man es mittlerweile vielfach von großen Wet-Sets kennt. Da hatte ich mit der Dry Version und einem freien IR via VST-Plugin damals schon bessere Ergebnisse erzielt, soweit ich mich entsinne. Wäre natürlich schön, die Möglichkeiten der großen Orgel mal wieder öfter nutzen zu können, aber das Gesamtergebnis muss stimmen. In den letzten Monaten war ich völlig vom Nagold Set gefangen. Das passt einfach super in mein Wohnzimmer. Wenn ich mich mit der Rotterdam Dry an eine ähnliche Akustik annähere, könnte es was werden.

Heute habe ich mal konkret die bei Hauptwerk mitgelieferte St. Maximin IR mit dem Rotterdam Dry Set ausprobiert und an den Parametern rumgeschraubt. Das klingt doch nun schon wirklich sehr brauchbar. Viel besser als die Versuche mit den freien IRs vor ein paar Jahren. Ich habe heute auch nochmal Rotterdam Wet mit Kopfhörer und auch mit Lautsprecher ausprobiert. Rotterdam Wet kann man völlig in die Tonne treten. Meiner Meinung nach unbrauchbar. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich es so gut wie nie benutzt hatte.

Zitat von vpo-organist

Zwolle gerade für die Rotterdam, die sehr hallig ist. Im Nachhinein würde ich mich jetzt trauen, noch größeren Hall zu wählen.

Hattest Du auch mal St. Maximin und Caen IR mit der Rotterdam ausprobiert? Wie kommt das wohl im Vergleich?
Schade, dass ausgerechnet bei Caen und Zwolle kein Kirchengrundriss in der Dokumentation drin ist.

Die Týn Kirche in Prag ist auch bekannt für ihre gute Akustik (IR Tybal60).

Nachtrag:
Sehe gerade, dass Du die ja auch hast. Wie geht die mit Rotterdam?

Zitat von Mikelectric

Ich habe heute auch nochmal Rotterdam Wet mit Kopfhörer und auch mit Lautsprecher ausprobiert. Rotterdam Wet kann man völlig in die Tonne treten. Meiner Meinung nach unbrauchbar. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich es so gut wie nie benutzt hatte.

Mein vernichtendes Urteil über die Rotterdam Wet muss ich jetzt doch revidieren! Es ließ mir keine Ruhe, warum das Set plötzlich unbrauchbar ist. Auf Contrebombarde gibt es mittlerweile über 90 Seiten mit Demoeinspielungen. Also kann es doch gar nicht so schlecht sein. Beim Reinhören in einige Titel klingt das auch alles ganz anders als bei mir. Jetzt habe ich das Problem gefunden und beseitigt.

Schuld daran ist gewissermaßen Bret Milan, der mich gezwungen hatte, beim Update von HW4 auf HW5 alles neu zu installieren. Dabei ist mir dann im Stress ein kleiner Fauxpas passiert:
Ich hatte versehentlich statt alle Rear-Kanäle zu deaktivieren alle Front-Kanäle deaktiviert. Seither hatte ich das Set bis gestern nicht mehr gespielt. Das erklärt natürlich dieses hallige Gegrummel und die völlig substanzlosen, verwaschenen Pfeifentöne.

====> Einstellungen geändert und Set wieder für gut befunden...

...aber Rotterdam Dry mit IR hat berechtigte Vorteile! Wenn es allerdings richtig gut werden soll, muss man Ton für Ton einstellen. Mit einer IR vom original Aufstellungsort könnte man sich da vermutlich viel Arbeit sparen.

Zitat von vpo-organist

Beruhigend, dass nicht nur mir mal eine Fehlinformation rausrutscht. Aber wir haben auch den Mumm, das zu korrigieren, also alles gut

Achtung! Ich setz jetzt noch mal einen obendrauf in der Selbstbefleckung!
Nicht genug, dass ich das Wet-Set nur mit den Rear-Kanälen gespielt hätte - nein - zudem hatte ich auch noch den IR Hall aktiviert. War mir irgenwie nicht klar, dass wenn ich den Hall in den "General Settings" aktiviere, er natürlich nicht nur auf das vorhergehende Dry-Set wirkt, sondern auch auf das nachfolgende Wet-Set. Demnach war das nicht nur "Badenwannenakustik" sondern "ozeanisches Geblubber".

Zitat von Insulaner

...konnte deine Klangkritik Ich nun überhaupt nicht nachvollziehen. Schön, dass du den Einstellungsfehler gefunden hast, und dein gekauftes Set wieder geniessen kannst!

Mir scheint, ab einem gewissen Alter steht man ab und zu mal neben sich. Wie wird das wohl, wenn ich erst mal doppelt so alt bin? Stehe ich dann etwa zu dritt oder zu viert?

Zitat von Ex-Orgelbauer

Ich habe schon immer mal den Eindruck, dass, auch wenn ich schon viel mit den Einstellungen experimentiert habe, da noch Luft nach oben ist, was die Akkustik angeht.

Bringen die käuflichen IRs von SP da wirklich noch diesen Mehrwert, oder kann man sich das Geld sparen? Ich streube mich da ein wenig mind. 50 € für Dateien auszugeben, von denen ich nicht wirklich weiß, ob, und wenn ja, wie sehr sie mich da weiterbringen.

Mir geht es da genauso wie Dir. Im Moment kann ich auch nicht sagen, ob und für welche IRs ich jetzt 50 € verschleudern soll. Mit der mitgelieferten St. Maximin IR (Church09) hört sich das schon ganz gut an. Meine Gedanken gehen dahin, dass bei einem kompletten Satz IR Dateien einer Kirche meist mehrere IRs in Orgelnähe gemacht wurden, um für jedes Werk der Orgel eine eigene Akustiksituation abzubilden. Ich kann mir schon vorstellen, dass dann der Gesamtklang nochmal deutlich lebendiger wird. Wie ich das in Hauptwerk allerdings zuordnen kann, ist für mich im Moment noch ein Buch mit 7 Siegeln. Wahrscheinlich ein Horrorbuch. Es hilft vermutlich nur ein Sprung ins kalte Wasser, wie VPO Organist schon sagt.

Bei IA ist aber von 20 Räumen die Rede und nicht von 30. Aufgelistet sind dort allerdings 23.
Ja was denn nun?

Auf alle Fälle kauft man da auch die Katze im Sack. Nur ist die Katze teurer.

Eine spannende Frage. Bei SP steht, dass es sich um IR Dateien handelt, die durchaus auch in anderen Programmen funktionieren können. Es wird aber betont, dass eine Garantie auf Funktion nur für Hauptwerk gegeben ist. Vielleicht meldet sich ja noch jemand der es schon probiert hat.

Die IRs von Inspired Acoustic sind HW-verschlüsselt und mit einer iLok Registrierung verbunden. Damit fallen sie bei mir schon mal untendurch. Ich will doch nicht bei jedem Datenschnipsel zusätzlich vom guten Willen irgendeines Herstellers abhängig sein. Außerdem kann ich nicht klar erkennen, ob diese IRs für Orgelanwendungen optimiert sind. Das scheint mir eher nicht der Fall. Bei SP werden die IRs explizit für Positionen der Orgelwerke hergestellt. Mir nützt ja keine Position im Orchestergraben eines Schauspielhauses.

Jetzt bin ich ins Wasser gesprungen und habe die Katze im Sack geholt:
Von Sonus Paradisi die IRs von

- St. Maximin (StMax57) - zwar ist da schon eine von 4 Dateien bei Hauptwerk dabei, aber ich würde den Klang gerne noch mit der zweiten zugehörigen Halldatei bereichern, nachdem die Rotterdam dry ja mit der ersten Datei bei mir im Wohnzimmer schon ganz gut geklungen hat. Außerdem kostet diese IR unter 5 €.

- Zwolle (Zw74) - weil vpo-organist die empfohlen hat, dann kann sich das ja nur gut anhören außerdem habe ich schon das Set Zwolle Wet und komme da auch gut mit der Akustik klar. Demnächst also auch bei mir Rotterdam in Zwolle. Heißt das dann "Rolle" oder "Zwotterdam"?

- Caen (CN55) - Beim Sampleset Caen Wet merkt man ja schon, was das für eine klasse Akustik ist. In dieser Kirche wird sich jede Orgel gut anhören. Außerdem enthält das IR-Set eine außerordentliche Anzahl an Aufnahmen von verschiedenen Positionen. Damit lässt sich bestimmt jahrelang experimentieren um den optimalen Klang zu erreichen.

Mit "nur" diesen 3 IRs lag ich dann schon etwas über 50 € netto.
Weitere Kriterien für die Auswahl der IRs waren bei mir:
- Künstlichen Hall brauche ich nicht - dann kann ich gleich wieder mein Lexicon Hallgerät anschließen.
- Mir völlig unbekannte Kirchen in Tschechien, für die es auch kein Sampleset gibt, brauche ich auch nicht.
- Kleine Kirchen mit wenig Hall brauche ich nicht. Samplesets von Orgeln mit wenig Hall funktionieren eigentlich als traditionelles Wet-Set recht unkritisch.
- Die Dry + IR Technik bringt die größten Vorteile bei Sets großer Orgeln in großen Kathedralen. Ein Kirchenschiff von 100 m Länge war mein Mindestmaß.

Nach diesen ganzen Überlegungen war die Auswahl dann nur noch sehr sehr klein.

Bei Klang, der auf mathematisch exakten Algorithmen beruht, habe ich immer große Bedenken, dass die Orgeln dann wieder zunehmend steriler und synthetischer klingen. Durch die Sampletechnik wollt man ja gerade davon weg und es hat sich gezeigt, dass man dadurch leichter zu einem naturähnlichen Klang kommt, als mit Physical Modeling.