Intonation / Stimmtemperatur / Tonarten

    • Offizieller Beitrag

    Hier noch eine Überlegung dazu :evil:

    Centangaben_cembalo_universale.png

    Übertrage mal ein Stück von so was auf unser Tonsystem. Dann kann durchaus auch etwas unspielbares rauskommen :)

    Da wird bestimmt etwas unspielbares herauskommen

    Kenn ich, ist aber eher das Thema das Cis nicht gleich Des ist.:)

    Ich "durfte" mal eine Zeit lang auf einer Orgel spielen die in der Bachschen Stimmung stand.

    In einigen Tonarten nahm der sog. Orgelwolf bitterböse Rache.

    Ein Glück wurde sie dann in eine mitteltönige Temperatur umintoniert

  • Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, für jede Tonart eine reine Temperatur herzustellen. Man kann ja dann bei jedem Stück die passende Temperatur auswählen - heutzutage ja überhaupt kein Problem. Ich denke, dass da völlig neue Höreindrücke entstehen.

    Oder gibt es das schon?

    • Offizieller Beitrag

    Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, für jede Tonart eine reine Temperatur herzustellen. Man kann ja dann bei jedem Stück die passende Temperatur auswählen - heutzutage ja überhaupt kein Problem. Ich denke, dass da völlig neue Höreindrücke entstehen.

    Oder gibt es das schon?

    Es gibt eine Pfeifenorgel ( ich glaub in Kassel )wo abspeicherbare und leicht verstimmbare Töne möglich sind. Ein immenser Hardware Aufwand.

    Mit GO und HW ist das bestimmt machbar. Dann aber mit automatischer Ausgabe der Noten auf einem Bildschirm

    • Offizieller Beitrag

    Warum ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, für jede Tonart eine reine Temperatur herzustellen.

    ...

    Ich denke, dass da völlig neue Höreindrücke entstehen.

    Damit nimmt man den Tonarten das Wesen ihres Klangcharakters. Es bleibt dann nur noch eine langweilige Transponierung auf unterschiedliche Tonhöhen übrig. Der Wechsel auf eine andere Tonart bewirkt eben gerade, dass sich andere tonale Reibungen ergeben als in der vorherigen Tonart. Diese Reibungen erzeugen beim Hörer die unterschiedlichen Spannungen, die wichtiges Ausdrucksmittel in der Musik sind. Die heulenden Wölfe kann man auch bewusst einsetzen, um der Komposition eine besondere Dramatik zu verleihen. Das wäre dann nicht mehr möglich. Eigentlich sollte man jede klassische Komposition immer auf einem Instrument in der Stimmung spielen, für die der Komponist geschrieben hat, um zu erkennen, was er genau damit ausdrücken wollte.

  • zumindest geht das Tonsystem nicht so ganz auf. Im Grunde bringt es aber nichts darüber zu philosophieren, in 200 Jahren werden die Leute vor dem selben Problem stehen, wenn irgendwann die Stimmung anders ist oder neue Töne hinzukommen oder wegfallen.

    Es gab Dutzende Ansätze etwas neues zu probieren. Ich hatte mal die Idee ein eigenes kleines Instrument zu bauen um etwas zu experimentieren. Ein Manual nur mit weißen Taten und pro Oktave 7Töne. Jedes c war rot und jedes f blau für die Orientierung. Jeden Ton konnte man mit einem Schalter darüber einen Halbton erhöhen. So konnte man fast alle Tonleitern spielen und sogar ein echtes Glisando spielen. Im Grunde war es wie eine Harfe nur mit Tasten. Aber nach einer gewissen Zeit merkte ich welche Probleme durch die anfänglich geniale Idee entstanden sind.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Gerade deshalb sind viele unterschiedliche Intonationen entstanden. Alle erzeugen bei einigen Tonarten schöne musikalische Spannungen einerseits aber auch problematische Hörerlebnisse andererseits.

    Insgesamt ist das Intonationsproblem erst bei der Erfindung von Tasteninstrumenten entstanden. Einigen Orgelbauern ist eine etwas ungleich schwebende Stimmung gelungen ( ich verweise nochmals auf Josef Goebels )

    Insgesamt hat sich unser Ohr an die schwebenden Quinten gewöhnt. Die heutzutage bevorzugten Improvisationen unter Verwendung vieler Qinten und Quarten verlieren in reiner Stimmung sehr wahrscheinlich ihre besondere Ausdrucksstärke und Reize weil sie im reinen Stimmverhältnis zum Grundton eher klanglich verschmelzen und nicht eigenständig bleiben.

  • Bei der Bosch-Schnitger Vollenhove, die ich jahrelang gerne spielte, 415 Hz, musste unsere Tochter ihre Querflöte nur entsprechend der damaligen Zeit langsamer spielen und von oben runter pfeifen.

  • 415 Hz ist aber sehr tief gestimmt bei einer Orgel. Ich weiß jetzt nicht was der gewöhnliche Kammerton einer modernen Orgel ist, aber es wird vermutlich eher jenseits der 440 Hz liegen, alleine schon um eine höhere Brillanz zu bekommen. Unserer in der Bergkirche ist laut Stimmgerät auf etwa 451 Hz gestimmt. Im allgemeinen kommt es einem aber nicht so hoch vor. Nur wenn dort z.B Trompeten oder Flöten mitspielen soll, dann schwebt es sehr schnell unangenehm.

    Aber das kleinste Register ist auch ein 2", ich glaube darunter würde eine so hohe Stimmung auch irgendwann weh tun.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Leider kann man eine Orgel nicht so einfach mal umstimmen. Bei den meisten Instrumenten geht das ja ohne großen Aufwand. Wenn ich eine andere Stimmung an meiner Harfe spielen will, dann ist das eine Sache von 30 Minuten. Eine Orgel stimmt man nicht so einfach oder oft um :)

    Für eine Schallplattenaufnahme mit Chor und historischen Instrumenten musste ich einmal eine 1 manualige Orgel mit Pedal in 3 von gesamt 7 Registern für das Englisch-Horn umintonieren und nach drei Tagen der Aufnahme dann am Samstag Nachmittag wieder in die Originalstimmung zurücksetzen müssen.

    Sonntag musste das Instrument für die Gemeindebegleitung gesamt zur Verfügung stehen. Hab relativ spät zu Abend gegessen.

    Bei vielen Aufnahmen in der Ev Christus Kirche in Berlin-Dahlem hatten wir häufig Stimmungsprobleme zwischen Orgel und Oboe.

    Zur Zeit von Silbermann, J. S. Bach und anderen standen die Orgeln meist etwas höher in der Stimmung. Ein Musiziergedackt, eigens zur Begleitung der Stadtbläser intoniertes Register, war dann die Rettung, kostete aber einiges an Platz und Geld