Johannus Opus S: Taste defekt

  • Hallo zusammen,

    ich habe seit vielen Jahren eine Johannus Opus S, die mir bisher treue Dienste erwiesen hat. Nachdem mein Sohn nun auch das Orgelspielen lernt und seit einiger Zeit freiwillig mehrere Stunden an der Orgel verbringt, ohne dass ich ihn ständig drängen muss (an irgendeinem Tag hat es "Klick" bei ihm gemacht und er ist gar nicht mehr zu bremsen, finde ich Klasse), ist die mechanische Beanspruchung stark gestiegen und zeigt erste Konsequenzen:

    eine Taste im Hauptwerk ist defekt: sie lässt sich nun ohne Druckpunkt relativ leicht herunterdrücken. Ich habe die Orgel schon mal aufgeschraubt, aber mir ist es nicht gelungen, den Manualblock auszubauen, um mal hineinzuschauen (ich wollte jetzt aber auch nicht Stunden damit verbringen, irgendwelche versteckten Schräubchen zu suchen und hab es dann aufgegeben).

    Frage: lässt sich so etwas reparieren und mit welchen Kosten muss man wohl rechnen? Könnte man die beiden Manuale auch gegen neue austauschen, z.B. Fatar TP60 LW o.ä., so dass man dann auch gleich auf höherwertige Manuale wechselt? Ich gehe mal schwer davon aus, dass Johannus da keine Eigenentwicklungen einbaut, sondern irgendwelche Standard-Klaviaturmodule nutzt... Aber ob die zumindest elektrisch kompatibel sind, weiss ich natürlich nicht. Mechanisch wird man das wahrscheinlich noch hinbekommen.

    Alternativ schauen wir schon mal spaßeshalber nach einer neuen Orgel, dann aber dreimanualig. Mein Sohn hat sich schon gefreut, dass die Opus S langsam ihren Geist aufgibt. Klar, er muss es ja auch nicht bezahlen:).

    Danke für Tipps!

    Viele Grüße

    Markus

  • Frage: lässt sich so etwas reparieren und mit welchen Kosten muss man wohl rechnen?

    Natürlich, so wie ich es vermute wird es ein kleiner mechanischer Defekt sein. Ich kenne das Modell nicht, aber im Grunde funktionieren die Tasten über einen Mechanischen Kontakt (meist Drähte) und da kann einer auch mal brechen oder aus der Führung springen. Du müsstest die Manuale mal von unten betrachten.

    In der Regel lässt sich so was ohne große Probleme selber beheben.

    Alternativ schauen wir schon mal spaßeshalber nach einer neuen Orgel, dann aber dreimanualig. Mein Sohn hat sich schon gefreut, dass die Opus S langsam ihren Geist aufgibt. Klar, er muss es ja auch nicht bezahlen

    Dein Sohn sollte neben dem Handwerk auch lernen mit dem was er zur Verfügung hat das beste zu machen. Ich habe hier auch eine echte Orgel mit 5 Manualen in der Nähe, die Praxis ist ja eher die, dass man auf einem spielt, maximal auf zwei. Aber mehr Manuale sind eigentlich beim gewöhnlichen Orgelspiel überflüssig. Vor allem an modernen Orgeln wo man auf Knopfdruck verschiedene Registrierungen sofort hat. Und das dein Sohn nach weniger als 20 Jahren täglicher Übung bereit ist für Literatur die mehr als zwei Manuale benötight glaube ich ehrlich gesagt nicht.

    Lieber einen anständigen Spieltisch mit zwei Manuale die hochwertig und gut sind, aber auch gut klingen, statt drei Manuale die nicht so gut sind. Eine Midifizierung der alten Hardware wäre übrigens auch eine Idee.

    BTW fürs Leben lernen:

    Wenn man etwas besseres will als man hat, dann kann man natürlich die Eltern fragen, oder sich selber überlegen wie man mehr bekommen kann mit eigenen Einsatz wie einen Eigenbau oder etwas bestehendes Erweitern.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    eine Taste im Hauptwerk ist defekt: sie lässt sich nun ohne Druckpunkt relativ leicht herunterdrücken. Ich habe die Orgel schon mal aufgeschraubt, aber mir ist es nicht gelungen, den Manualblock auszubauen, um mal hineinzuschauen (ich wollte jetzt aber auch nicht Stunden damit verbringen, irgendwelche versteckten Schräubchen zu suchen und hab es dann aufgegeben).

    fehlt nur der Druckpunkt aber der Ton spielt wenn man die Taste betätigt?

    Meist sind die Manualblöcke nach oben klappbar damit man von unten herankommt.

    Schau mal nach, ob sich die Schrauben von unten unter den Tastenwangen befinden.

    Wenn ja, zuerst von hinten das Registerbrett über den Manualen abschrauben und herausnehmen. Dann sollten sich die Manuale hochklappen lassen.

    Die Gummiteile, die den Druckpunkt erzeugen gibt es als Ersatzteile und eine Reparaturanleitung kannst du vom Internet herunterladen.

    Wenn man schon soweit ist sollte man überlegen ob man die Manuale komplett mit neuen Teilen bestückt.

  • Ich hatte bei meiner Ahlborn-Orgel das gleiche Problem.

    Ich bin auch so vorgegangen, wie es Rainscho beschreibt.

    Wenn Du die Manuale von unten siehst, musst Du die Platine abschrauben.

    Auf den Platinen sind Kontaktmatten aus Gummi aufgesteckt.

    Pro Taste gibt es zwei Kontakte, das hat mit der AnschLagdynamik zu tun.

    Einer der beiden Kontakte ist durch häufige Benutzung eingerissen und klappt sich manchmal um.

    Dadurch kann kein Kontakt mehr entstehen und es erklingt kein Ton.

    Wenn Du keine Ersatz-Matte zur Hand hast, kannst Du die defekte Matte mit einer anderen Matte weiter oben oder unten austauschen.

    Das wäre der minimalste finanzielle Aufwand

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Markus,

    herzlich willkommen auf der MPS Orgelseite.

    Johannus hat normalerweise Fatar-Klaviaturen verbaut. Die verschiedenen Fatar Modelle haben teilweise andere Abmessungen und unterschiedliche Montagepunkte. Das wäre beim Austausch zu beachten. Evtl. ist dann mechanisch einiges anzupassen. Außerdem verwendet Johannus eine andere Ansteuerlogik. Das heißt, es ist darauf zu achten, z. B. die Fatar TP 60LW mit der richtigen Ansteuerlogik zu besorgen. Äußerlich ist das der Klaviatur nicht anzusehen.

    Die Druckpunktmatten verschleißen mit der Zeit. Dann wird zuerst der Druckpunkt bei den meistbenutzten Tasten weicher und fällt irgendwann ganz aus. Rainscho hat es ja schon angesprochen. Es müssen dazu auch alle Tasten aus der Klaviatur ausgebaut werden, um die Matten wechseln zu können. Wenn ihr es euch nicht selbst zutraut, könnt ihr das vom Service machen lassen.

    Eine Radikalkur wäre, alle Elektronik aus der Orgel rauszuschmeißen, 3 oder 4 (neue) Manuale einzubauen und die Orgel mit einer neuen Midi-Elektronik zu versehen. Damit kann sie als Midi-Spieltisch für Hauptwerk oder GrandOrgue verwendet werden. Allerdings dürfte euer Modell doch noch zu neu sein und zuviel Restwert haben. Es gibt aber hier im Forum etliche Berichte über solche Umbauten.

    Gruß Michael

  • Diese Kontakte bekommt man auch im Fachhandel recht günstig. Muss sie eben noch passend zuschneiden.

    markusd112 aber egal ob du nun reparieren willst oder neukaufen möchtest. Das alte Instrument werfe bitte nicht auf den Sperrmüll. Im Zweifel setze es bei Ebay Kleinanzeigen kostenlos oder für einen Symbolischen Betrag ein. Du wirst wenn du den Link teilst in einem Forum sehr schnell einen glücklichen Abnehmer dafür finden, auch wenn du es als Defekt verkaufst.

    Melodeum.de - Wissenswertes zu Harmonium

    • Offizieller Beitrag

    Ihr redet hier von den Kontaktmatten. Es hieß aber nicht, dass es keinen Kontakt mehr gibt, sondern, dass kein Druckpunkt mehr da ist. Die Druckpunktmatten befinden sich oben unter den Tasten. Diese sind auszubauen um an die DRUCKPUNKT-MATTEN zu kommen. :)

    https://www.pausch-e.com/shop/Gummimatt…tion-p184610070

  • Hallo zusammen,

    irgendwie kamen bei mir keine Benachrichtigungen über neue Antworten an... habe Eure Antworten grad erst alle gelesen.

    Also:

    • nein, natürlich werde ich die alte Orgel nicht wegwerfen, falls wir uns wirklich was neues zulegen. Zur Not stelle ich sie auch als zusätzlichen MIDI-Spieltisch in unsere Kirche in den Altarraum (wir haben unsere Pfeifenorgel kürzlich MIDIfiziert, so dass man über eine Funkstrecke jetzt auch von unten z.B. einen Chor begleiten kann). Wegwerfen wäre wirklich das letzte.
    • der Ton erklingt noch, es hat sich nur das mechanische Verhalten geändert, wenn man die Taste drückt: das geht nun viel leichter als bei den anderen Tasten
    • die klappbaren Tastaturblöcke kenne ich, das scheint hier aber irgendwie anders gelöst zu sein. Das Holz links und rechts ist nicht geteilt, sondern ein Teil... Ich hatte auch schon das Gehäuse offen und den Manualblock von innen gelöst, sowie die untenliegenden Schrauben abgemacht, aber der Manualblock ist scheinbar noch irgendwo anders verschraubt. Ich hatte dann meinen ersten Reparaturversuch erstmal abgebrochen
    • Eure Fotos, die Links und die Beschreibungen helfen mir schon mal sehr, wenn ich es wirklich selber repariere. Ich habe jetzt erstmal bei meinem Händler angefragt, ob man es reparieren kann und was es kostet.

    Viele Grüße

    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Danke für deine Beschreibung mitsamt den Fotos

    Es kommt aus meiner Sicht nur der Druckpunkt-Gummi infrage.

    Dann muss die entsprechende Taste ausgebaut werden. Dann aber alle anderen Tasten prüfen ob sich irgend ein anderer Druckpunkt marodisch anfühlt. Und diesen auch ersetzen. Besser: alle,

    Sind von der Rückseite betrachtet seitlich Tastaturrahmen und Gelenke an diesen zu sehen?

    Vielleicht lassen sich die Manuale innerhalb der Wangen klappen.

    Ansonsten kann u.U. der Manualblock auch als Ganzes herausgezogen werden. Dann die Manuale ausbauen.

    • Offizieller Beitrag

    Das sieht nach Fatar TP 60LF aus. http://www.fatar.com/Pages/TP_60L.htm

    Diese haben die von mir oben verlinkten Druckpunkt-Matten. Eine Matte pro Oktave. Eine Oktave Tasten sind also mindestens auszubauen. Wenn man schon mal dran ist, würde ich alle Oktaven tauschen, dann hat es ein paar Jahre Ruhe.

    Den Fotos nach zu urteilen, sind die Klaviaturen nicht zum klappen. Es müssen zuerst die schwarzen, einteiligen Klaviaturbacken gelöst werden. Diese müssten von unten durch die Tischplatte verschraubt sein. Zwei Schrauben üblicherweise vorne unter der Tischplatte, wo man von unten dran kommt. Wahrscheinlich nochmal zwei Schrauben hinten im Gehäuse. Dazu muss man die Rückwand abnehmen.

    Sind die Klaviaturbacken gelöst, dann ist entweder der Manualblock eine Einheit zum herausziehen, oder man kann die Backen dann abziehen und kommt an die Verschraubung der Manuale heran. Ich weiß nicht, wie es Johannus bei diesem Modell gelöst hat.

    Das Gute ist, dass bei euch vorraussichtlich direkt die Fatar TP 60LW passen müssten. Wenn ihr euch was ganz Gutes tun wollt, macht es wie ich und nehmt gleich welche in Echtholz (TP 63LW / 64LW /65LW). Das Spielgefühl ist unvergleichlich.

    https://www.pausch-e.com/shop/Klaviatur…turen-c46051152

    Der Service um die Klaviaturen richten zu lassen wird auch einiges kosten. Wenn die eine schon durch ist, wird es bei der zweiten auch bald los gehen.

  • Das untere Manual ist irgendwo noch verschraubt. Das obere Manual lässt sich leicht etwas nach oben kippen mit dem Drehpunkt an der seitlich sichtbaren Schraube. Das untere sitzt bomenfest und es ist nicht zu erkennen, wo es am Chassis festgeschraubt ist....

    Aber ich denke man sieht zumindest die Druckpunktsimulation und den Tastenkontakt.... Ich habe mich jetzt nur noch getraut, es weiter auseinanderzubauen, zumal ich keine Ersatzteile da habe, um sie gleich einzubauen...

    • Offizieller Beitrag

    Na also - damit habt ihr jetzt Mut, Unerschrockenheit und einen eigenen Akkuschrauber unter Beweis gestellt. Wozu dann also Geld für den Service ausgeben? ;)

    Jetzt sehe ich auch, dass es doch nicht die TP 60LF sind, sondern wohl die billigeren TP 8L. Da ist aufzupassen, wenn ihr sie durch TP 60 ersetzten wollt. Die Tasten sind geringfügig breiter. Dadurch sind die 5 Oktaven insgesamt ein paar Millimeter breiter als bei TP 60. Aber besser als andersherum. Mechanisch werden sie eben anders befestigt. Da wäre etwas zu basteln, oder die speziellen Chassy mitzubestellen. Ihr könntet Glück haben, dass die Holzbacken unverändert drüber passen. Ansonsten müsst ihr innen an den Backen etwas mehr aussparen.

    http://www.fatar.com/Pages/Chassy.html

    In Anbetracht dieser Tatsache würde ich mir direkt bessere Klaviaturen einbauen. Auf eurer Orgel wollt ihr sicher noch oft spielen und die eingebauten TP 8L sind nicht gerade der Knüller. Ich habe selbst noch 5 davon hier, die mal woanders eingebaut waren.

  • Ja und langsam stellt sich auch eine gewisse Routine ein, alle Schrauben zu finden und raus- und wieder reinzudrehen;)

    Also ich glaube, dann werden wir es vermutlich wagen und uns neue Klaviaturen bestellen, wenn die TP60 da elektrisch kompatibel sind. Leider finde ich nirgendwo irgendwelche technischen Datenblätter über die Fatar-Klaviaturen, die Herstellerwebseite ist da ziemlich dürftig. Wo findet man Datenblätter und technische Beschreibungen?

    Gibt es empfehlenswerte Händler, die auch etwas Know-How haben und wissen, welche Klaviaturen für meine Zwecke passend sind?